Donnerstag, 22. November 2012

Rezension zu Sybil Volks - Torstraße 1



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Titel: Torstraße 1
Autorin: Sybil Volks
Erscheinungsdatum: 01.11.2012
Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 9783423280044
Preis: 19,99 Euro


„Torstraße 1“ von Sybil Volks ist im dtv Verlag als Hardcover mit Schutzumschlag erschienen. Das Cover zeigt auffällig  das rote Kleid einer jungen Frau, wie es in den 1950er Jahren getragen wurde. In der Mitte des Titelbilds findet sich ein Fotoapparat, den die junge Frau umgehängt hat und der Bezug auf den Roman nimmt. Die Autorin erzählt in diesem Buch die wechselhafte Geschichte des Hauses Torstraße 1 in Berlin, von dem der Leser ein Foto in der linken oberen Ecke auf dem Cover abgebildet sieht, wie es zur Eröffnung des Kaufhauses im Jahr 1929 ausgesehen hat. 

Verbunden mit der Chronik des Hauses Torstraße 1 ist jedoch auch das Leben zweier Personen, die am Tag der Eröffnung geboren werden und deren Familien. Elsa kommt unerwartet zu früh während der Feierlichkeiten in der Packstation zur Welt. Elsa's Vater ist der Junior des jüdischen Kaufhausbesitzers und eine öffentliche Beziehung, gar Heirat, mit der nichtjüdischen Mutter Vicky, scheinbar unmöglich. Vicky, die im Kaufhaus als Verkäuferin angestellt ist, steht bei der Geburt Wilhelm, ein Zimmermann, der beim Bau des Kaufhauses geholfen hat und nun als Gast zur Eröffnung gekommen ist, zur Seite.  Während Wilhelm in der Packstation bei der Geburt hilft, wird seine Frau zu Hause von einem Jungen, den sie Bernhard nennen, entbunden.  Mit den unterschiedlichen Lebenswegen der Menschen ist aber auch die Geschichte der Deutschen verbunden, die gerade in Berlin durch die Mauer eine schmerzhafte Trennung erfahren hat. Von der Trennung in Ost und West sind auch die Familien von Vicky und Wilhelm betroffen. 

Sybil Volks gelingt es auf besondere Weise die wahre Geschichte eines bekannten Berliner Hauses mit der fiktiven Erzählung über zwei Familien miteinander zu verknüpfen. Begleitet wird die Schilderung von politischen Entscheidungen in Deutschland und spiegelt deren Konsequenzen speziell in Berlin wieder. Mit dem Wandel des Hauses versteht die Autorin es, ihre Figuren so zu zeichnen, dass diese die verschiedenen politischen Ansichten der jeweiligen Zeit in ihrem Handeln wiederspiegeln. So entsteht ein differenziertes Bild der  Auffassungen der Bürger in Ost- und West-Berlin und deren gelebten Alltags. Einiges an Zeitgeschichte wird leider recht kurz angerissen. Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Perspektiven der Familienmitglieder geschildert. Dabei wird aus einer familiären Situation heraus  immer wieder Rückblick gehalten auf die vergangenen Vorkommnisse. Zur besseren zeitlichen Einordnung hätte ich mir häufiger die Nennung einer Jahreszahl gewünscht. Sybil Volks schafft es durch liebevolle Details in Sachen wie Mode und Musik den jeweils typischen Zeitgeist einzufangen. Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und ich gebe gerne eine Leseempfehlung.
Vielen Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Dienstag, 20. November 2012

Rezension zu Bettina Szrama - Das Mirakel von Köln

Zunächst einmal möchte ich mich bei der Autorin dieses Buches bedanken, die alles dafür getan hat, damit ich in den Besitz des Buches kommen konnte!!! Ein Buch das der emons Verlag verschickt hat, ist tatsächlich auf dem Postweg verschwunden, so wie ein weiteres in dieser Zeit an mich versendetes Buch eines anderen Verlags auch :-(
Ganz herzlichen Dank für deine Mühe und das persönlich signierte Buch, Bettina!  



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Titel: Das Mirakel von Köln
Autorin: Bettina Szrama
Erscheinungsdatum: 30.10.2012
Buchausgabe: Taschenbuch
Verlag: emons Verlag
ISBN: 9783954510290
Preis: 11,90 Euro


 
Der historische Kriminalroman „Das Mirakel von Köln“ von Bettina Szrama ist im emons Verlag erschienen und umfasst inklusive Prolog und 22 Kapiteln 280 Seiten. Das Cover in düsteren Farben schaut aus wie der Ausschnitt aus einem historischen Gemälde und zeigt eine junge Frau auf dem Scheiterhaufen, von Flammen umzüngelt. Auffällig ist ihr Gesichtsausdruck, der nicht etwa wie zu erwarten wäre, schmerzverzerrt und gebrochen ist, sondern erlöst, entrückt und auf das Jenseits hoffend. Allein diese Szene wirft beim Betrachten des Buchs die Frage auf, wie es zu solch einem scheinbaren Widerspruch kommen kann.
Ostern 1622 wird im Kloster St. Klara in Köln die Äbtissin Benedikta im Todeskampf von der Nonne Sophia gefunden. Unterhalb ihres Herzens steckt ein Dolch. Selbstmord scheidet aus, da dieser zur Verdammnis in der katholischen Kirche führt. Sophia, die im Kloster für eine Heilige gehalten wird, kehrt in ihre Klosterzelle zurück und findet dort ihr Kruzifix vor, aus dessen Dornenkrone Blut fließt. Dieses Mirakel wird vom päpstlichen Nuntius für eine nähere Untersuchung beschlagnahmt. Einige Jahre später wird die junge, von Kind an fallsüchtige Christina Plum vom Generalvikar Bernard Fresenius auf seinem Weg zum Kloster dem auf sie einschlagenden Pöbel entrissen. Nicht nur wegen seiner Gutherzigkeit, sondern vor allem, weil ihm die Ähnlichkeit zu Sophia auffällt, nimmt er sie mit.  Bernard wurde vom Kurfürst mit der Untersuchung des Mirakels und der inzwischen an die Öffentlichkeit gedrungenen Gerüchte über das Vorkommen von Besessenheit mehrerer Klosterschwestern und der in St. Klara stattfindenden Teufelsaustreibungen beauftragt. Obwohl Christina nicht Nonne werden möchte, scheint es aufgrund der Umstände der beste Lebensweg für sie zu sein und es findet sich auch jemand, der ihre Ausbildung dort unterstützt.  Während ihres Aufenthalts im Kloster beobachtet sie voller Schrecken und Abscheu mysteriöse Vorfälle, die sich dort abspielen.  Sie versucht sich dem Klosterleben zu entziehen, gerät jedoch selbst in das Blickfeld der Verschwörer.
Die Untersuchung des Mirakels und die Zweifel an der Echtheit durch den päpstlichen Nuntius führten in der Realität in Köln zu Kompetenzgerangel mit dem Kurfürsten, der seinerseits verlangte das Kruzifix untersuchen zu dürften. Zur Wahrheitsfindung erhielt er die Zusage auch peinliche Befragungen anwenden zu dürfen. Auf diese Weise bezichtigten die der Tortur unterzogenen Personen  willkürlich andere der Hexerei. Doch diese Verhöre brachten in Köln einen Sumpf aus Verschwörungen und Ränkeleien zu Tage. Durch die Aussagen von Christina wurden die höchsten weltlichen und geistlichen Kreise der Stadt mit hineingezogen. Eine Übersicht der handelnden Personen vorne im Buch hilft dabei die Übersicht während des Lesens zu behalten.
Basierend auf dem Leben der historisch verbürgten Persönlichkeiten Sophia von Langenberg und Christina Plum baut Bettina Szrama eine spannende, fiktive Geschichte auf. Sie füllt mit ihrer Fantasie den Hintergrund der unbenannten, doch überlieferten Personen aus der Umgebung der beiden Protagonistinnen auf und verknüpft deren Schicksal miteinander. In glaubhafter Weise gelingt ihr die Darstellung des Gewissenskonflikts, den Christina durchlebt hat und der sie dazu brachte sich trotz mehrerer Möglichkeiten nicht der Flucht aus dem Kloster und der Stadt zu bedienen, sondern sich dem Vorwurf der Hexerei zu stellen und dadurch dem sicheren Tod entgegen zu gehen. Die Spannung erhält sich beim Lesen fortlaufend durch ständig weiter aufgedeckte Vorkommnisse im Kloster und der stets neuen Intrigen vieler Christina umgebenden Personen, die sich darum bemühten, sie selbst in diesen Sündenpfuhl hineinzuziehen.
Bettina Szrama hat die Sprache an die Historie leicht angepasst, was den Leser besser in die Lage versetzt, sich in das Geschehen hineinzuversetzen. Zum besseren Verständnis der Handlungsumgebung werden in einem Glossar auf den letzten Buchseiten einige wichtige Bezeichnungen und deren Bedeutung von Orten, Dingen und Titeln aufgeführt. Für mich stellt die Beschreibung der Ereignisse eine denkbare Art dar, wie sie sich damals tatsächlich zugetragen haben könnten. Daher empfehle ich diesen Krimi gerne weiter an alle, die spannende historisch begründete Romane mögen.



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