Freitag, 7. Februar 2014

[Rezension] Susanne Goga - Mord in Babelsberg


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Titel: Mord in Babelsberg (Band 4 der Leo Wechsler-Reihe)
Autorin: Susanne Goga
Erscheinungsdatum: 01.02.2014
Verlag: Deutscher Taschenbuchverlag
Buchausgabe: Taschenbuch
ISBN: 9783423214865
Preis: 9,95 Euro
Handlungsort: Berlin
Handlungszeit: Juni 1926

Der historische Kriminalroman „Mord in Babelsberg“ von Susanne Goga ist bereits der vierte Fall für den Berliner Kommissar Leo Wechsler, der den Leser mit in das Jahr 1926 nimmt. Auch diesmal wurde wieder wie bei den vorigen Bänden der Serie als Kontrast zur schwarz-weißen Grundgestaltung des Covers ein Modedetail durch Einfärbung hervorgehoben. Die junge Frau im Vordergrund trägt Mantel und Hut im Stil der 1920er. Sie steht vor dem Schloss der Pfaueninsel in Berlin und genau hierhin führt der Roman den Leser. 

Im Juni 1926 wird in einem Innenhof in Berlin-Kreuzberg eine Frau erstochen aufgefunden. Als Tatwaffe kommt nur eine rote Scherbe, die man am Tatort vorfindet, in Betracht. Auffallend ist die elegante Kleidung, die sie zum Zeitpunkt ihres Todes getragen hat. Kommissar Leo Wechsler und sein Team werden mit den Fallermittlungen beauftragt. Für Wechsler ist der Fall besonders brisant, denn er kennt die Tote von früher und müsste daher eigentlich die Ermittlungen an einen Kollegen abgeben. Ungefähr eine Woche später wird ein Regisseur auf der Türschwelle seines Hauses ermordet aufgefunden. Auch in diesem Fall war die Tatwaffe eine rote Scherbe. Obwohl kein Zusammenhang zwischen den Fällen zu bestehen scheint, deutet doch die Todesursache auf das Gegenteil hin. Für Leo Wechsler und seine Kollegen werden die Ermittlungen zur mühsamen Suche nach einem entscheidenden Hinweis. Parallel hierzu erfährt der Leser von einer jungen Frau die geistig verwirrt ist und daher in einer psychiatrischen Klinik vor den Toren der Stadt behandelt wird. Erst nach und nach ergibt sich, in welcher Verbindung diese Frau zu den beiden Fällen steht.

Diesmal ist Kommissar Wechsler in den zu ermittelnden Fall persönlich involviert. Er selber achtet bei Vernehmungen auf Untertöne und Körpersprache, glaubt aber, dass er es im vorliegenden Fall schafft, seine eigene Betroffenheit nicht nach außen zu zeigen. Doch seine Frau bemerkt ein verändertes Verhalten an ihm und zieht daraus ihre eigenen, falschen Schlüsse. Es gefällt mir immer äußerst gut, wenn die Ermittler in Romanen ein Privatleben haben durften, das auch in die Erzählung einfließt und das sich über die Bände einer Serie weiterentwickelt. So ergibt sich für mich dadurch ein abgerundetes Bild des jeweiligen Charakters. Hinzu kommt, dass die Autorin nicht nur gut recherchierte geschichtliche Hintergründe in ihre Wechsler-Romane einarbeitet, sondern auch das Alltagsleben beispielhaft anhand der Familie des Kommissars treffend darstellt, auch in Bezug auf die Gefühle der Personen.

Im vorliegenden Band schafft Susanne Goga es wieder die Atmosphäre der Großstadt Berlin in den 1920ern einzufangen. Interessanterweise führt dieser Gedankenausflug diesmal auch in die Glamourwelt und zu den Machern der damaligen Filmindustrie. Im Gegensatz zu den meisten Personen, die in diesem Roman mitspielen und die die Autorin sich nur erdacht hat, ist Kriminalrat Ernst Gennat eine zeitgeschichtliche Persönlichkeit. Sein Einsatz für die Berliner Kriminalpolizei fließt in die Erzählung mit ein. Neben seiner hervorragenden Arbeit als Kriminalist hat er die Berliner Mordkommission neu strukturiert und die Ermittlungstechnik wesentlich verbessert.

Obwohl es bereits der vierte Band mit dem Ermittler Leo Wechsler ist, kann man den Roman ohne Verständnisprobleme unabhängig von den anderen Bänden lesen. Wer die persönliche Verbundenheit von Leo Wechsler mit dem ersten Opfer jedoch besser einschätzen möchte, sollte Band eins der Serie gelesen haben. 

Mord in Babelsberg ist ein stimmiger Krimi, der sich dank des Schreibstils der Autorin flüssig lesen lässt. Für alle Freunde klassischer Ermittlungsromane vergebe ich gerne eine Leseempfehlung.

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