Dienstag, 26. August 2014

[Rezension Hanna] Legend von Marie Lu


Das Buch ist Teil der Legend-Trilogie:

Band 1: Legend
Band 2: Prodigy
Band 3: Champion

Inhalt
In der Zukunft ist Amerika gespalten: Die Republik im Westen kämpft unerbittlich gegen die Kolonien im Osten, und dies ist in allen Bereichen des Lebens spürbar. In der Republik muss sich jedes Kind mit zehn Jahren einem Test unterziehen, der über seine Zukunft entscheidet. June ist bislang die einzige, die ein perfektes Ergebnis von 1500 schaffte, eine Laufbahn im Militär ist ihr sicher und sie steht trotz ihrer fünfzehn Jahre nun schon kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung. Day hingegen ist dank einer spektakulärer Einbrüche und Überfälle der meistgesuchte Kriminelle der Republik. Er ist beim Test durchgefallen und nur knapp dem Tod entronnen. Als June ihn als Mörder ihres Bruders identifiziert, setzt sie alles daran, ihn gefangen zu nehmen.

Meinung
Das Buch hat mich von der ersten Seite an begeistern können, denn das Ausgangsszenario gefällt mir außerordentlich gut. Das Leben und die Überzeugungen von June und Day könnten unterschiedlicher nicht sein. Da beide die Geschichte abwechselnd erzählen, konnte ich mich auch in beide Charaktere gut hineinversetzen und ihre Beweggründe nachvollziehen.

Mit der Erkrankung von Days Bruder sowie der Ermordung des Bruders von June gewinnt die Geschichte rasend schnell an Spannung und ich war bald im Strudel der Ereignisse gefangen. Ich litt und hoffte mit beiden Protagonisten und wurde durch grausame Szenen erschüttern, die mich vor der Einstellung des Militärs zurückschrecken ließen.

Nach und nach erhält man immer mehr Hinweise auf Geheimnisse, die geradezu unglaublich scheinen. Sollten diese tatsächlich stimmen? Während Day zutiefst davon überzeugt ist, kann June dies gar nicht richtig glauben und ich brannte darauf, die Wahrheit herauszufinden. Bei einigen Geheimnissen war es mir aber etwas zu unglaublich, dass diese so lange geheim gehalten werden konnten.

Die Szenen, in denen Day und June aufeinander treffen, gehörten zu meinen liebsten. Gerade die Unterschiedlichkeit der beiden macht es so interessant, die beiden im Umgang miteinander zu erleben. Auch Gefühle sind im Spiel – verworrene, widerstreitende Gefühle – welche die ganze Situation zu einem einzigen Pulverfass machen. Zum Ende hin konnte ich das Buch nur noch schwer zur Seite legen und wurde atemlos zurückgelassen. Ich musste einfach gleich weiterlesen, und zum Glück lag der zweite Teil, „Prodigy“, schon bereit.

Fazit
„Legend“ überzeugte mich mit seinem Ausgangsszenario und zwei Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auch wenn einige Geheimnisse geradezu unglaublich waren, tauchte ich immer tiefer in die Geschichte ein und fieberte darum, dass June und Day die richtigen Entscheidungen treffen. Dystopienfans sollten sich die Geschichte auf keinen Fall entgehen lassen!

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Taschenbuch: 304 Seiten
Erscheinungsdatum: 2. Februar 2012
Verlag: Penguin

Montag, 25. August 2014

[Rezension] Fredrik Backman - Ein Mann namens Ove

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Titel: Ein Mann namens Ove
Autor: Fredrik Backman
Übersetzung aus dem Schwedischen: Stefanie Werner
Erscheinungstermin: 21.08.2014
Verlag: Fischer Verlag (Krüger)
rezensierte Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Handlungsort: Siedlung in Schweden
Handlungszeit: Gegenwart



So wie auf dem Cover stellt man sich Ove vor: den achtsamen Blick auf „seine“ Wohnsiedlung gerichtet und Ausschau haltend, ob sich jeder entsprechend den Vorschriften des Eigentümervereins verhält. Schon früh morgens zieht der 59-Jährige seine Runde entlang der Häuser der Siedlung zu den Parkgaragen und schaut nach Auffälligkeiten. Er hat nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens gestanden, doch nachdem seine Frau vor einem halben Jahr verstorben und sein Arbeitgeber ihn just in den Ruhestand geschickt hat, hält er seine Lebensaufgaben für erledigt und sieht keinen weiteren Sinn in seinem Leben. Und darum bereitet er alles für seinen würdigen Abgang vor.

Doch Ove hat nicht mit den neuen Nachbarn gerechnet. Denn in das Nachbarhaus zieht eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Sie ist hochschwanger und er handwerklich überhaupt nicht begabt. Nicht genug, dass diese Familie seine Hilfe benötigt, es erscheint auch noch eine weitere Nachbarin mit der er eigentlich seine Freundschaft vor Jahren beendet hat und bittet ihn um einen Gefallen. Ove hat plötzlich alle Hände voll zu tun, doch den Plan, seiner Frau in die Ewigkeit zu folgen, gibt er nicht so schnell auf. 

Ove musste schon ab seinem 16. Lebensjahr ohne Eltern auskommen, nachdem beide verstorben waren. Lange Jahre war er vorher schon mit seinem Vater allein. Und weil er es nicht anders kennt und weil er denkt, dass es gut für ihn ist, übernimmt er die Maxime und Prinzipien seines Vaters. Vor allem hält er sich an Recht und Ordnung, mischt sich nicht in Streitigkeiten ein und schwärzt andere nicht an. Doch seine Gutmütigkeit wird ausgenutzt, solange bis seine unterdrückte Wut in Rache umschlägt, denn es gibt nichts das er weniger mag, als reingelegt zu werden. Aus einem schmächtigen Jungen wird durch die Arbeit die er verrichtet im Laufe der Zeit ein kräftiger Mann. Seine Frau ist ihm in all der Zeit ein Wegweiser, von der er als einzige Kritik annimmt. Sie gibt diesem manchmal raubeinigen, prinzipientreuen, hin und wieder nörgeligen Menschen Halt im Leben. Für sie hat er gelernt, sich mit Behörden auseinanderzusetzen und nicht aufzugeben. 

Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Zunächst ist die Geschichte so aufgebaut, dass Oves Vorbereitungen zum Selbstmord gut vorankommen. Zum Ende des siebten Kapitels stellte ich mit Schrecken fest, dass es nun soweit zu sein schien, dass Oves Vorhaben Erfolg hat. Die einzelnen Charaktere sind liebevoll gestaltet. Ove wurde mir sympathisch, nur sein Hang dazu, manchmal gewaltsam einzugreifen, mochte ich nicht. Das Zusammenspiel der Nachbarn war sehr realistisch dargestellt. Ove hat viele Tiefen in seinem Leben erfahren. Trotzdem ist der Roman nicht nur melancholisch, denn durch die Einmischung der Nachbarn, und auch einer Katze, in Oves Leben kommt es immer wieder zu heiteren Situationen die die ernste Stimmung mühelos überlagern. 

Die Story „Ein Mann namens Ove“ scheint mitten aus dem Leben gegriffen und ist doch ungewöhnlich. Es ist ein Buch, das in Erinnerung bleibt und auf jeden Fall eine Leseempfehlung wert.

Freitag, 22. August 2014

[Rezension] Markus Heitz - Exkarnation: Krieg der Alten Seelen

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Titel: Exkarnation - Krieg der Alten Seelen
Autor: Markus Heitz
Erscheinungsdatum: 01.08.2014
Verlag: Droemer Knaur Verlag 
rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur
Handlungsorte: Leipzig, Monte Carlo,Wien u.a.
Handlungszeit: (fantastische) Gegenwart




Das Buch „Exkarnation – Krieg der Alten Seelen“ von Markus Heitz ist ein Fantasythriller und der erste Band einer Dilogie. Auf dem Cover ruht eine Hand auf einem Totenschädelfragment. Dieses Bild lässt mich stutzen, um einen Zusammenhang zum Titel zu finden und wirft dadurch bei mir die Frage auf, ob in diesem Teil des Körpers die Seele verortet werden kann. Denn um Seelen, genauer gesagt Seelenwanderer geht es in diesem Buch. 

Claire besitzt seit über zehn Jahren ein kleines irisches Café in Halle. Eines Tages beobachtet sie vom Fenster aus, wie ihr heimkehrender Ehemann Finn überfallen wird. Sie ruft die Polizei, rennt hinaus und wird von einem Wagen überfahren. Ihre Gedanken bleiben bei Finn, dem sie zu Hilfe eilen möchte. Doch ihre Seele löst sich vom Körper, sie spürt eine weitere Existenz in ihrer Nähe und findet sich plötzlich in einem Rettungswagen liegend im Körper der Selbstmörderin Lene von Bechstein aus Leipzig wieder. Nicht nur dieser Umstand stellt ihr bisheriges Leben vollständig auf den Kopf. Von den Ärzten im Rettungswagen wird sie als „Anastasia“ angesprochen. Schnell wird klar, dass etwas schiefgegangen ist. Doch was ist geschehen? Claire macht sich nach einer ersten Phase der Verzweiflung auf den Weg herauszufinden, ob sie wieder in ihr altes Leben zurückkehren kann.

Unterdessen trifft die frühere Wer-Kreatur und Wandlerjäger Eric von Kastell, in dem ein Dämon schlummert, in der Spielbank Monte Carlo auf das Wandelwesen Nadeschda und ihre Tochter. Doch nicht nur er hat Interesse an der Beseitigung der Wandelwesen. Durch seine Aktion gelangt er in den Fokus von Unbekannten, genauso wie seine Partnerin Sia und deren Nichte Elena.
Auch wer noch keines der Bücher des Autors gelesen hat, wird in diesem Thriller der Handlung mühelos folgen können. Markus Heitz erklärt seine Figuren und ihre Fähigkeiten ausführlich und fantasievoll. Im Prolog schildert er die Vorbereitungen einer Operation nach neuestem Stand bei der die Seele des Auftraggebers in den Wunschkörper geleitet wird, wenn es denn so wie geplant funktioniert. Was der Leser bereits früh erfährt, wird für Claire erst im Laufe der Geschichte offensichtlich und dennoch bleiben zum Schluss einige Fragen offen. 

Doch zunächst geht Claire der Frage nach, warum ihr Ehemann sterben musste. Natürlich ist es ein Schock für sie, sich in einem fremden Körper wiederzufinden. Der Leser kann gut das Entsetzen nachempfinden und ihre Verzweiflung als sie merkt, dass ihre nächsten Angehörigen und Bekannten sie so nicht erkennen werden und sie daher ihr bisheriges Leben nicht einfach fortsetzen kann. Aber wem kann sie sich anvertrauen? Sie stellt fest, dass selbst diejenigen, die ihr angeblich helfen wollen, längst nicht nur gute Absichten verfolgen. Das macht diesen Thriller so spannend und abwechslungsreich. Auch im zweiten Handlungsstrang treffen Wesen aufeinander, von denen der Leser sich kein abschließendes Bild davon machen kann, ob die Ziele der Einzelnen oder der Gruppierungen dem Wohl der Menschheit oder nur dem eigenen Gelangen nach Macht gelten. Und selbst diese verschiedenen Handelnden beobachten sich gegenseitig, um zu ergründen, ob ihre Absichten die gleichen sind.

Nebenher spinnt Markus Heitz auf einfallsreiche Weise dann noch die Geschichte des Bernsteins weiter sowie noch andere mythische Überlieferungen. Mit jedem Wechsel einer Seele in einen weiteren Körper erwirbt diese eine neue Eigenschaft. Auch in dieser Hinsicht kann der Leser auf den Einfallsreichtum des Autors und seinen diesbezüglichen Ausführungen gespannt sein. Im Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass „Exkarnation“ kein Thriller für Feinfühlige ist. Das Buch wurde mit einigen Cliffhangern zum Ende geschrieben, so dass eine Fortsetzung unweigerlich zu folgen hat. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne an Fantasyfans weiter.

Donnerstag, 21. August 2014

[Rezension Hanna] Die Achse meiner Welt von Dani Atkins

 
Inhalt
Kurz bevor Rachel und ihre Freunde ihr Studium in verschiedenen Städten antreten, treffen sie sich ein letztes Mal im Restaurant ihres Heimatortes Bishopsford. Doch der Abend soll schrecklich enden: Ein außer Kontrolle geratenes Fahrzeug rast ins Restaurant. Rachel schafft es nur dank ihres besten Freundes Jimmy aus der Gefahrenzone, der dafür selbst sein Leben lassen muss.

Meinung
Fünf Jahre später kehrt Rachel für die Hochzeit ihrer Freundin Sarah nach Bishopsford zurück. Sie leidet körperlich und geistig noch immer unter den Konsequenzen jener fatalen Nacht und bricht schließlich mit starken Kopfschmerzen zusammen. Als sie aufwacht, muss sie erkennen, dass sie offensichtlich in einer perfekten Version ihres Lebens gelandet ist…

Der Klappentext und ebenso der Prolog machten mich neugierig auf Rachels Geschichte. Wie ist es wohl, in einer perfekten Version seines Lebens zu landen? Wie wird Rachel sich verhalten? Doch bevor der Leser dies herausfindet, wird er Zeuge des schrecklichen Unfalls, der Rachels Leben zerstört. Die ersten Kapitel haben mich emotional sehr berührt und gut konnte ich nachvollziehen, wie Rachels Leben durch den Unfall dauerhaft geprägt wird.

Nach dem Unfall springt das Buch fünf Jahre in die Zukunft. Rachel hat den Verlust Jimmys immer noch nicht verkraftet und alle Pläne, die sie damals hatte, über den Haufen geworden. Doch damit nicht genug: Ihr Vater ist an Krebs erkrankt, und sie selbst hat immer häufiger starke Kopfschmerzen, die auf ein neurologisches Problem hindeuten. Rachels ist wirklich nicht zu beneiden, und ihre Beschreibungen der Situation stimmten mich nachdenklich.

Als Rachel schließlich in einem anderen Leben erwacht, könnte der Kontrast nicht größer sein. Alles ist gut, nein, perfekt! Im Gegensatz zum Leser, der sich darauf dank des Prologs schon vorbereiten konnte, kann Rachel das alles gar nicht glauben. Sie geht mit der unglaublichen Veränderung auf ihre ganz eigene Weise um. Während ich Rachel auf ihrem Weg begleitete, nach Erklärungen zu suchen, habe ich mich auch selbst gefragt, wie ich in ihrer Situation wohl auf solch eine zweite Chance reagieren würde.

Das Buch wirft die Frage auf, inwiefern man sich an sein Leben gewöhnt und versucht, daran festzuhalten. Kann man loslassen und den Sprung ins Unbekannte, Verheißungsvolle wagen? Neben Rachels Suche nach Erklärungen nimmt auch die Liebesgeschichte einen großen Raum ein. Sie hat mir gut gefallen, auch wenn die Charaktere sich ziemlich stereotyp verhalten und ich mir noch etwas mehr Romantik gewünscht hätte. Nach dem traurigen Anfang und dem erleichternden Mittelteil voller Fragen und Veränderungen wartet schließlich ein Ende auf den Leser, das einfach perfekt zu dieser Geschichte passt.

Fazit
„Die Achse meiner Welt“ berichtet von einer geradezu unglaublichen zweiten Chance, die Rachel in ihrem Leben erhält. Doch wie reagiert sie auf eine so viel perfektere Version ihres Lebens? Das Buch spinnt die Idee auf interessante Weise weiter. Ich vergebe vier Sterne und kann diesen Roman über Verlust und Wiederfinden weiterempfehlen.

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Taschenbuch: 320 Seiten
Erscheinungsdatum: 1. August 2014

Montag, 18. August 2014

[Rezension Hanna] Das Rachespiel von Arno Strobel



Inhalt
Der Softwareentwickler und Familienvater Frank erhält eines Tages einen mysteriösen Brief, der nichts weiter enthält als einen USB-Stick. Dieser enthält nicht mehr als eine mysteriöse Nachricht: Am nächstes Tag soll er um 12 Uhr eine bestimmte Webseite besuchen. Nach einigem Zögern folgt Frank dem Aufruf und erhält eine wahnwitzige Aufgabe mit der Drohung, dass bei Nichtausführung ein Mensch sterben wird. Frank hält all dies für einen schlechten Scherz, der sich jedoch schnell als bittere Realität herausstellt. Die nächste Aufforderung der Webseite befolgt er und fährt zu einer alten Bunkeranlage. Dort trifft er auf drei Freunde aus seiner Kindheit, die wie er ein Teil des perfiden Spiels sind. Wer steckt hinter der Sache? Und was hat das alles etwas mit dem Geheimnis zu tun, dass die vier seit Jahren teilen?

Meinung
Das Buch startet äußerst vielversprechend. Man lernt den Protagonisten Frank kennen, als dieser gerade den USB-Stick mit der rätselhaften Nachricht erhält. Schon der Countdown auf der Webseite weckte meine Neugier: Was erwartet Frank? Wer hat ihm diese Nachricht gesendet? Schon bald muss Frank feststellen, dass die Nachrichten mehr als nur leere Drohungen sind und weitere alte Freunde von ihm involviert sind. Die Bedrohlichkeit der Situation wurde so schnell spürbar.

Mir dem Aufbruch der vier alten Freunde zum Bunker spitzt sich die Situation bedeutend zu. Die Blauäugigkeit, mit der alle Charaktere zur Bunkeranlage fahren, ohne auch nur irgendwem Bescheid zu geben oder eine Nachricht zu hinterlassen, fand ich allerdings nicht nachvollziehbar und daher das Zustandekommen der folgenden Situation recht konstruiert.

Im Bunker beginnt das eigentliche Rachespiel, das alle Charaktere an ihre physischen und psychischen Grenzen treibt. Frank und die anderen drei Charaktere sind dabei recht einfach gestrickt und ihr Verhalten wurde daher schnell vorhersehbar. Dennoch bringt das System der Aufgaben, die man lösen muss, um sich selbst und seine Familie zu retten, Spannung ins Geschehen. Als Leser wurde man zum miträtseln animiert, was mit den kryptischen Nachrichten wohl gemeint sein könnte. Nachdem Ort und Spielregeln jedoch festgelegt sind, kommt nur noch geringfügig Neues ins Spiel und der Reiz der Situation ließ bei mir allmählich nach. Die Charaktere irren durch den Bunker und müssen sich Fragen, wer kooperieren wird und wer die anderen hintergeht. Interessant fand ich dabei, wie sich die Beziehungen zwischen den Charakteren unter dem Druck der Situation langsam veränderten.

Durch die Rückblicke in die Kindheit der Charaktere erfährt man nach und nach mehr über das Geheimnis, das die vier teilen. Dadurch konnte man als Leser auch spekulieren, wer wohl hinter dem Rachespiel steckt. Die Situation spitzt sich schließlich weiter zu und wie die Charaktere fieberte man als Leser dem entgegen, was am Ende der Nacht wartet. Leider fand ich die Auflösung nur wenig glaubhaft und den Abschluss recht abrupt, weshalb das Buch für mich nicht absolut rund war.

Fazit
„Das Rachespiel“ gewinnt seine Spannung vor allem durch die Aufgaben, welche die Charaktere in gruseligem Umfeld lösen müssen, um ihr Leben und das ihrer Familie zu retten. Dabei stellt man sich als Leser vor allem die Frage, wer hinter diesem Spiel steckt und wird zum miträtseln animiert. Trotz einiger Schwächen und einer mich nicht ganz zufriedenstellenden Erklärung hat mir das Buch im Großen und Ganzen Spaß gemacht. Es wird Fans des Psychothrillers sicherlich unterhalten können.

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Taschenbuch: 352 Seiten
Erscheinungsdatum: 20. Januar 2014
Verlag: Fischer Taschenbuch
Link zur Buchseite des Verlags

Donnerstag, 14. August 2014

[Rezension Hanna] Das Lavendelzimmer von Nina George


Inhalt
Jean Perdu lebt in Paris und ist Inhaber der Literarischen Apotheke, eines Bücherschiffs. Eines Tages zieht in der Wohnung gegenüber die frisch geschiedene Catherine ein, die nicht einmal mehr Möbel besitzt. Die Besitzerin des Hauses bittet Perdu, Catherine doch wenigstens einen Tisch zur Verfügung zu stellen. Doch in seiner karg eingerichteten Wohnung steht nur ein Tisch, den er nicht braucht. Zum ersten Mal nach einundzwanzig Jahren betritt er das Lavendelzimmer seiner Wohnung, in dem so viele schmerzhafte Erinnerungen schlummern an eine Frau, die ihn ohne Abschiedswort verließ. Und ein Brief, den Perdu nie gelesen hat – bis jetzt. Er muss erkennen, dass er all die Jahre eine falsche Schlussfolgerung gezogen hat. Daher beschließt er, sich auf eine Reise zu begeben…

Meinung
Zu Beginn des Buches lernt man Perdu kennen, der eine ganz außergewöhnliche Buchhandlung betreibt. Mit seinem Bücherschiff, auf dem er Bücher als Medizin für und gegen alle erdenklichen Gemütszustände verkauft, ist er mir gleich sympathisch geworden. Er verfügt über eine außerordentliche Beobachtungs- und Einfühlungsgabe und sammelt in Gedanken ständig neue Einträge für seine „Große Enzyklopädie der kleinen Gefühle“.

Früh lernt man auch Perdus skurrile Nachbarn kennen, vor allem die Besitzerin des Hauses, in dem er lebt, hat im Blick, was alle Bewohner so treiben. Außerdem ist da Perdus neue Nachbariin Catherine. Sie ist frisch geschieden, und von Beginn an knistert es zwischen ihr und Perdu, doch nach 21 Jahren hat er immer noch nicht gänzlich mit seiner alten Liebe abgeschlossen, die ihn ohne Abschied verlassen hat. Der Brief, den Perdu dank Catherine findet, ändert dann seine Sicht auf die Dinge. Er erkennt, dass er nur durch eine Reise mit seiner Vergangenheit abschließen kann.

Völlig überraschend für den Leser, aber auch für Perdu selbst, verlässt er ohne große Vorbereitungen auf seinem Hausboot Paris. Was folgt ist eine Reise voller amüsanter Zwischenfälle. Gelegentlich wird aber auch ein nachdenklicher Ton angeschlagen. Perdu ist auf seiner Reise nicht allein, von Beginn an ist sein Nachbar Max bei ihm, ein Autor, der nach dem ersten großen Erfolg nun von einer Schreibblockade geplagt wird. Im Laufe der Reise kommen noch weitere Passagiere dazu, sodass sich eine Reisegesellschaft mit ganz unterschiedlichen Charakteren bildet, die ich nur zu gerne über die Flüsse begleitet habe. Alle haben ihre Ecken, Kanten und Geheimnisse, sodass es während der Reise zu so mancher interessanter Enthüllung kam. Lediglich Perdus ehemalige Liebe, die durch seine Erinnerungen und Auszüge aus ihrem Tagebuch stets präsent ist, ist mir nicht sonderlich sympathisch geworden.

Zum Ende hin wird das Buch noch einmal nachdenklicher. Wie viel Erinnerung an die Vergangenheit sollte sein und wie kann man mit dieser Vergangenheit abschließen? Wie kann man wieder nach vorne blicken und sich ins Leben stürzen? Die letzten Kapitel konnten mich sehr berühren, es war traurig und schön zugleich.

Fazit
„Das Lavendelzimmmer“ hat mich mit seiner bildhaften Sprache und seinen vielschichtigen Charakteren überzeugen können. Gemeinsam mit den Protagonisten denkt man über die Bedeutung der Erinnerung nach und wie wichtig es ist, auch nach vorne zu blicken. Dabei richtet das Buch seinen Blick auch auf die kleinen, schönen Dinge und Gefühle, die das Leben erst lebenswert machen. Ich empfehle das Buch an Leser weiter, die sich auf eine humorvolle und gleichzeitig nachdenklich stimmende Reise quer durch Frankreich begeben möchten.

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Taschenbuch: 384 Seiten
Erscheinungsdatum: 1. April 2014

Mittwoch, 13. August 2014

[Rezension] Ellen Sussman - Die vergessenen Träume

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Titel: Die vergessenen Träume
Autorin: Ellen Sussman
Übersetzerin: Veronika Dünninger
Erscheinungsdatum: 28.07.2014
Verlag: Limes Verlag
rezensierte Ausgabe: Leseexemplar
Handlungsort: Bali/Indonesien
Handlungszeit: 2002 und 2003



Der Roman „Die vergessenen Träume“ von Ellen Sussman wartete für mich inhaltsmäßig mit einer Überraschung auf. Die  Geschichte führte mich zurück ins Jahr 2003. Die nordamerikanische Reiseleiterin Jamie Hyde kehrt ein Jahr nach den Bombenanschlägen auf Bali, die über 200 Tote und eine ebenso hohe Anzahl Verletzte forderten, nach Kuta an den Ort des Geschehens zurück. Sie möchte an einer Gedenkfeier für die Opfer aus Anlass des ersten Jahrestages dieses terroristischen Akts teilnehmen. Gleichzeitig ist sie aber auch auf der Suche nach dem Mann, der sie schwer verletzt aus dem Chaos gerettet hat, das unmittelbar nach der Explosion der Bomben entstand. Doch außer seinem Namen weiß sie wenig von ihm. Während sie sich auf die Suche nach ihm begibt, begegnet sie ihrer längst überwunden geglaubten Vergangenheit. Denn sie gibt sich selbst die Schuld am Tod ihres damaligen Freundes, den sie nicht mehr aus den Trümmern retten konnte.

Aufgrund des Covers glaubte ich zunächst an einen Liebesroman an einem paradiesischen Ort. Doch so unerwartet wie Bali mit den Anschlägen konfrontiert wurde, so unerwartet traf mich deren Beschreibung während des Lesens. Manchmal glaubte ich zu spüren, wie die Autorin, die vor Ort recherchiert hat, selbst betroffen war. Es gelingt ihr sehr gut dieses Gefühl durch ihren Schreibstil, eine klare Sprache ohne große Ausschmückungen mit treffenden Dialogen, zu transportieren. Erst dadurch versteht man, was dort zerstört wurde. 

Der Roman ist in drei Abschnitte eingeteilt. Er beginnt im Jahr 2003 mit der Rückkehr von Jamie nach Bali. Dieser Teil sowie der dritte sind im Präsens geschrieben, dies gibt das Empfinden unmittelbarer Nähe. Beim Lesen des ersten Abschnitts tritt schon nach kurzer Zeit die Frage auf, was ein Jahr vorher genau passiert ist und warum Jamie immer noch so verletzt wirkt. Die Antworten finden sich im zweiten Abschnitt, der auf die Ereignisse ein Jahr vorher zurückblickt und im Perfekt geschrieben ist. So erhält nicht nur Jamie sondern auch der Leser Abstand zu den Anschlägen. Und dennoch gelingt eine Distanzierung nur ansatzweise. Zurück blieb bei mir eine tiefe Betroffenheit, wie sie auch Jamie weiter mit sich trägt.

Mit Jamie und Gabe hat Ellen Sussman zwei starke Charaktere geschaffen. Jamie liebt ihre Unabhängigkeit, daher ist sie auch so gerne als Reiseleiterin unterwegs. Das Auseinanderbrechen der Ehe ihrer Eltern hat sie geprägt und so umgeht sie eine feste Bindung. Nach den Anschlägen ringen verschiedene Gefühle in ihr, Verlust ihrer Liebe, Schuld, Hoffnung auf eine Zukunft. Gabe, ihr Retter im Chaos, kann ihre Gefühle nachvollziehen, denn auch er hatte einen Verlust zu verkraften und hat auf Bali einen Neuanfang geschafft. Bei beiden ist der Kampf darum, den jeweiligen Verlust mental zu verarbeiten, deutlich spürbar.

„Die vergessenen Träume“ ist ein Roman, der den Leser an einen paradiesischen Ort mitnimmt und eine Story mit ernstem Hintergrund entwickelt die berührt. Für mich eine unbedingte Leseempfehlung!



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