Freitag, 1. August 2014

[Rezension] Barbara Wendelken - Das Dorf der Lügen

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Titel: Das Dorf der Lügen
Autorin: Barbara Wendelken
Erscheinungsdatum: 14.07.2014
Verlag: Piper Verlag
rezensierte Ausgabe: Taschenbuch
Handlungsort: Martinsfehn (Nähe Leer/Ostfriesland)
Handlungszeit: Gegenwart




So ruhig und friedlich wie auf dem Titel des Taschenbuchs „Das Dorf der Lügen“ von Barbara Wendelken bleibt es in diesem Kriminalroman nicht. Auch spielen im Krimi Schafe keine Rolle, wohl aber ein Kaninchen am jeweiligen Tatort. Das beschauliche, ostfriesische Martinsfehn in der Nähe von Leer ist der Handlungsort der Erzählung. Die dunklen Wolken auf dem Cover stehen für das Unheil, das sich über dem Örtchen ausbreiten wird. 

Es ist November als die beiden Kommissare Viktoria Engel und Oliver Dellbrink zum verlassenen Claassen Hof fahren, weil sich dort jemand herumtreiben soll. Bei schlechten Wetterverhältnissen und Dunkelheit verliert Viktoria die Beherrschung als ihr Kollege einen Schrei ausstößt, um sie vor Unebenheiten im Boden zu warnen. Sie, die erst wenige Wochen im Job ist und fast all ihren Kollegen den Kopf verdreht, gibt einen Schuss aus ihrer Dienstpistole ab und trifft den erst 16jährigen Rouven Kramer, der sich in der Remise des Hofs ein Lager eingerichtet hat. Der Junge ist sofort tot. 

Viktoria glaubt sich daraufhin schon am Ende ihrer kaum begonnenen Karriere und bittet daher Oliver, mit ihr zusammen den Tatort umzugestalten, damit es aussieht als ob sie den Schuss in Notwehr abgegeben habe. Zunächst funktioniert der Plan, doch dann scheint jemand Rache an Viktoria nehmen zu wollen. Kann es sein, dass einen Zeuge beim Mord auf Classens Hof gab? Doch der erste Anschlag auf Viktoria bleibt nicht der letzte und ist erst der Auftakt zu weiteren unbegreifbaren Taten, die auch den Leser mit den Betroffenen mitfühlen lassen.

Die Autorin schafft in diesem Krimi glaubhafte Charaktere von einem dem Mittelalter zugeneigten Ehepaar, das Pfeil und Bogen und entsprechende Kleidung selbst herstellt, über eine Pastorenfamile bei der man zunächst nicht hinter die Fassade schauen kann bis hin zum Polizeirevierleiter, der seiner verstorbenen Frau immer noch verbunden ist. In diese Martinsfehnsche Idylle kommt mit Nora van Heerden von der Mordkommission aus Leer frischer Wind ins Dorf. Im Gegensatz zu den Ortsbewohnern geht sie unbefangen an die Befragungen heran. Doch sie erreicht wenig, weil man ihr als Fremde nicht traut und sich jeder vor weiteren Rachetaten seiner Mitbürger zu schützen sucht. Die Ermittlungen gehen nicht voran und dadurch ergeben sich im mittleren Teil leichte Längen. Das Privatleben der Ermittler bildet einen wichtigen Hintergrund für den Verlauf des Geschehens. 

Der eigentlichen Handlung hat Barbara Wendelken einen Prolog vorangestellt, bei dem der Leser das erste Mordopfer kennenlernt wie er gemeinsam mit einer weiblichen Person ein Getränk mixt, das die Sinne schwinden lässt. Von Beginn an stellen sich die Fragen, welche Bedeutung dem Trank zukommt und ob die Mitwirkende vielleicht die Person ist, die für die weiteren Taten nach dem ersten Mord verantwortlich ist. Die Autorin versteht es geschickt die Auflösung bis zum Schluss zu verbergen. Der Krimi hat mir gut gefallen und ich gebe gerne eine Empfehlung an Leser des Genres. 

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