Donnerstag, 19. März 2015

[Rezension] Anna Quindlen - Ein Jahr auf dem Land

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Titel: Ein Jahr auf dem Land
Autorin: Anna Quindlen
Übersetzerin: Tanja Handles
Erscheinungsdatum: 02.03.2015
Verlag: DVA 
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Handlungsort: kleiner Ort im Osten der U.S.A.
Handlungszeit: Gegenwart


In ihrem Roman „Ein Jahr auf dem Land“ erzählt die Autorin Anna Quindlen von der Fotografin Rebecca Winter, die mit ihren beinahe 60 Lenzen einen radikalen Schnitt in ihrem Leben macht. Sie vermietet ihr eigenes Apartment in New York und mietet stattdessen für sich ein kleines Haus in einer ländlichen, waldreichen Gegend. Wie sich nach ihrer Ankunft herausstellt, ist das Haus nicht unbedingt so, wie sie es sich vorgestellt hat. Dieser Schritt zu einer so großen Veränderung geschieht nicht ganz freiwillig, denn die ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel sind fast aufgebraucht, ihre Bilder verkaufen sich eher schlecht. Hier erwartet sie sich neue Inspiration und einen neuen Schaffensschub.

Bereits das Cover des Buchs zieht den Leser ins Landleben hinein. Die Äpfel auf einem rustikalen Tisch mit einem soliden Messer geschnitten, wandern üblicherweise direkt in den Mund, denn hier erwartet man unveränderte, unberührte Natur. Diese Ansprüche stellt Rebecca an die von ihr gemachten Fotos: sie sollen ihren eigenen unverfälschten Blick auf Gegenstände, Menschen, Tiere und Szenen wiedergeben, eben so wie sie sie vorfindet.

Die Protagonistin ist in wohlbehüteten Verhältnissen großgeworden, um Geld brauchte sie sich keine Sorgen zu machen, auch später in ihrer Ehe mit Peter nicht. Gleichzeitig war sie eingesponnen in die Erwartungen, die an sie als Frau, Kind und Mutter gestellt wurden. Den großen Durchbruch hatte sie unerwartet mit einem Foto aus ihrem haushälterischen Alltag. Von den Werken dieser Zeit zehrt sie bis heute. Doch inzwischen ist ihr Sohn Ben erwachsen geworden, ihre Ehe geschieden, ihre Eltern pflegebedürftig geworden und auf ihre finanzielle Unterstützung angewiesen. Mit ihrem Umzug ahnt sie nicht, wie sich dadurch ihr Leben verändern wird. Hier hilft man sich schneller als in der Stadt mit tatkräftiger Unterstützung und kostenlosem Rat. Doch erst als sie in ihrer neuen Unterkunft einschneit lässt die Abgeschiedenheit sie die deutlichen Unterschiede zu ihrer Vergangenheit sehen.

Anna Quindlen schreibt mit leichter Feder einen unterhaltsamen Roman. Das Besondere an ihrem Schreibstil ist es, dass sie gerne auch einen Blick auf Nebensächlichkeiten wirft. Manchmal findet der Leser Randbemerkungen und in Klammern sogar zuweilen einen Blick in die Zukunft. Das hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin begleitet als allwissende Erzählerin ihre Protagonistin. Mit Feingefühl beschreibt sie die unterschiedlichen Situationen im Ereignisablauf. Allerdings diente die Inspiration im Beruf von Rebecca als Fotografin zwar dem Zweck, einer der Gründe für die Veränderung zu sein, blieb aber in seiner Darstellung eher dilettantisch. Neben Rebecca gibt es mit dem Dachdecker Jim, der Caféhausbesitzerin Sarah und dem Clown Tad noch weitere starke Charaktere, denen die Autorin ganz unterschiedliche Lebensgeschichten geschrieben hat, die sie alle in der kleinen Ansiedlung auf dem Land zusammenführt.

Das Handeln von Rebecca Winter kann Frauen ihres Alters ein Beispiel geben, dass es nicht zu spät ist, etwas Neues auszuprobieren, auch wenn es mit dem Herauslösen aus dem bisherigen Umfeld verbunden ist. Und nicht nur Mut, sondern auch ein offenes Herz kann zu neuen Erfahrungen gerade im Bereich der Liebe führen. Mir hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es gerne an weibliche, vor allem ältere Leser weiter.

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