Montag, 29. Juni 2015

[Rezension] Mario Giordano - Tante Poldi und die sizilianischen Löwen

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Titel: Tante Poldi und die sizilianischen Löwen
Autor: Mario Giordano
Erscheinungsdatum: 12.03.2015
Verlag: Lübbe Verlag
rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur
Handlungsort: Sizilien (Italien)
Handlungszeit: Gegenwart




„Tante Poldi und die sizilianischen Löwen“ ist ein turbulenter Kriminalroman aus der Feder von Mario Giordano. Doch zunächst einmal beginnt die Geschichte ziemlich ruhig. Erzählt wird sie von dem fiktiven Neffen der Protagonistin Poldi, dessen Stelle in meiner Vorstellung beim Lesen immer vom Autor des Buches eingenommen wurde. Nach Angabe von Mario Giordano trägt der Roman tatsächlich autobiographische Züge, wurde aber zum Vergnügen des Lesers mit entscheidend erheiternden Elementen fiktiv aufgefrischt. Die sizilianischen Löwen im Titel spielen übrigens eine wichtige Rolle im Zuge der Ermittlungen.

Tante Poldi ist kräftig gebaut dabei aber nicht zu groß, trinkt gerne und eher regelmäßig einen über den Durst, trägt ständig eine schwarze Perücke und legt viel Wert auf angemessene Kleidung für jeden Anlass. Die Abbildung auf dem Cover kommt meinem Bild von ihr sehr nahe. Kurz vor ihrem 60. Geburtstag äußert sie den Wunsch, schwermütig wie sie manchmal ist,  sich ins Jenseits zu saufen und das mit Meerblick in der Nähe der Familie ihres verstorbenen Ex-Mannes in Sizilien. So packt sie ihre Koffer und reist in Begleitung ihres Neffen zu ihrem Wunschziel. Mit Hilfe der Familie findet sie bald ein passendes Häuschen. Auf den Innenseiten der Klappen finden sich zur besseren Einordnung der Handlungsorte zwei sehr schön gestaltete Karte von Sizilien beziehungsweise von einem Teil der Insel.

Poldis schriftstellernder Neffe besucht sie einmal im Monat und ihm erzählt sie jedes Mal was sich inzwischen ereignet hat. Hin und wieder hilft ihr der junge Valentino. Als dieser eines Tages nicht erscheint, beginnt sie sich Sorgen zu machen. Schließlich begibt sie sich auf die Suche und findet, wie sie es schon geahnt hat, seine Leiche am Meer. Sie hat auch schon eine Vermutung, wer der Täter sein kann, aber ihr fehlen die Beweise. Statt die Aufklärung des Falls dem zuständigen und wie Poldi findet attraktiven Commissario Montana zu überlassen, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln. 

Mit Tante Poldi erschafft der Autor einen ganz besonderen Charakter. Ihr Bayrisch, in das sie ungewollt in gewissen Situationen verfällt und in dem sie ihrem Neffen ihre Geschichte erzählt, ist zwar für einen Rheinländer wie mich gewöhnungsbedürftig, aber es gibt der Geschichte eine besondere Note. Hin und wieder bedient Poldi sich unkonventioneller Methoden bei ihren Ermittlungen. Sie ist keine rundum liebenswürdige Figur, wurde mir im Laufe der Erzählung aber immer sympathischer. 

Mario Giordano nimmt den Leser mit auf eine Reise nach Sizilien und lässt ihn dort an den Schönheiten der Insel wie auch an den Lebensgewohnheiten der Sizilianer teilhaben. Ein Schreibstil mit belebter Sprache und Dialoge mit Wortwitz machen das Buch zu einem lesenswerten Kriminalroman. Der letzte Satz lässt auf eine Fortsetzung hoffen, bei der man vielleicht auch erfährt, was sich eigentlich in Tansania ereignet hat.  

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