Mittwoch, 10. August 2016

[Rezension Ingrid] Cache von Marlene Röder


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Titel: Cache
Autorin: Marlene Röder
Erscheinungsdatum: 28.07.2016
Verlag: Fischer KJB (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Lesebändchen

In ihrem Jugendbuch „Cache“ thematisiert Marlene Röder das Geocachen. Vor diesem Hintergrund hat die Autorin eine große Liebesgeschichte geschrieben, die auf ein für mich unerwartetes, verstörendes Ende hinsteuerte. Das Cover zeigt eine Szene aus dem Buch am Ufer eines Sees: drei Jugendliche, die die Hauptfiguren im Roman sind, bei der Suche nach einem Cache, also dem gesuchten Schatz. Die schwarzen Silhouetten der Cacher heben sich deutlich vor dem türkisfarbenen Wasser ab. Türkis ist auch eine der möglichen Lieblingsfarben des 16-jährigen Max, einem der Protagonisten, der bereits seit einem Jahr mit der gleichaltrigen Leyla zusammen ist. Die dritte Gestalt am See ist Red, der gerne mit seinem Schatzsuchernamen angesprochen wird und dessen tatsächlicher Name dadurch so geheimnisvoll ist wie er sich selbst gerne gibt.

Leyla hat Red durch Zufall auf dem S-Bahnhof getroffen als dieser auf der Suche nach einem sogenannten Nano, einem kleinen Behältnis beim Cachen, war. Er hat sie neugierig auf die Rätsel gemacht, die bei diesem Spiel gelöst werden müssen. Leyla hat ihrem Freund Max davon erzählt und ihn zum Geocachen mitgenommen. Während dieser aber mit der Schwimmmannschaft in Spanien im Urlaub ist, trifft Leyla sich öfters mit Red. Die beiden kommen sich immer näher. Als der Urlaub von Max vorbei ist, steht sie vor einer schweren Entscheidung.

Marlene Röder wählt bewusst das Präsens als Zeitform. Dadurch fühlt der Leser sich ihren Figuren viel näher. Die Autorin lässt zudem Max seine Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählen, so dass der Lesende dessen Gedanken und Gefühle teilen kann. In Rückblicken werden wichtige Szenen geschildert, die letztlich Leyla in die Situation geführt haben, sich zwischen Max und Red entscheiden zu müssen.

Max ist Einzelkind, lebt in einem Einfamilienhaus in Berlin und erhält viele Wünsche von seinen Eltern erfüllt, hat aber auch gewisse Ansprüche an ihn zu erfüllen. Red, der mit seiner alleinerziehenden Mutter dagegen in einer kleinen Wohnung lebt, ist charakterlich ganz anders als Max. Er neidet ihm seine Familie. Wenn ihn eine Sache fasziniert, dann lässt er nicht locker und setzt sich dafür ein, selbst wenn es gefährlich wird. Ob es die geheimnisvolle Art ist oder doch etwas anderes, kann Leyla, die oft auf ihre kleine Schwester Günay aufpassen muss, weil ihre Eltern als Kleinunternehmer arbeitsmäßig sehr eingespannt sind, nicht genau benennen. Vielleicht ist es auch die liebevolle Art mit der er Günay behandelt. Oder benimmt sich Red nur ihr zuliebe auf diese Weise?

Mit wenigen klaren Sätzen beschreibt Marlene Röder jede Situation so, dass der Leser sie sich gut vorstellen kann. Sie führt ihre Geschichte zu einem überspitzten unerwarteten Ende. Anklänge des Romans an die klassische Figur des Werther sind erwünscht. Während Goethes Roman mich aber auf den Schluss vorbereitet hat, war ich hier durch die gewählte Erzählperspektive enttäuscht. Das Umfeld war darauf nicht vorbereitet, kein Anzeichen dafür nach außen sichtbar.

Die Autorin zeigt in ihrem Buch, welche Auswirkungen Entscheidungen hervorrufen können. Worte können sehr verletzen. Für den einen können sie der Ausweg aus einem Gewissenskonflikt sein, für den anderen aber eine ganze Welt zusammen brechen lassen.

„Cache“ ist ein Buch, das mich betroffen zurückgelassen hat und noch lange nachwirken wird. Gerne gebe ich dazu eine Leseempfehlung für Jugendliche ab 14 Jahren und interessierte junge Erwachsene.


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