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Mittwoch, 8. Oktober 2014

[Rezension Hanna] Der Ozean am Ende der Straße - Neil Gaiman


Inhalt
Aufgrund einer Beerdigung kehrt ein erwachsener Mann in seinen Heimatort zurück. Nach dem Gottesdienst soll er zu seiner Schwester fahren, doch stattdessen macht er sich aus einem Impuls heraus auf den Weg zum Gehöft der Hempstocks, wo früher seine Freundin Lettie wohnte. Auf dem Hof begegnet er einer alten Frau, die ihm den Weg zum Ententeich weist, an den er sich wieder erinnern kann. Doch kaum steht er vor diesem, kommt seine ganze Erinnerung zurück: An Lettie, ihren Ozean und die geradezu unglaublichen Ereignisse, die sich ereignet haben, als er sieben Jahre alt war.

Meinung
Zu Beginn des Buches hatte ich überhaupt keine Ahnung, welche Richtung die Geschichte einschlagen wird. Zunächst erfährt man nur, dass ein Mann in seinen Heimatort zurückkehrt und sich an seine Kindheit erinnert. Gleich zu Beginn fällt auf, dass auf Namen weitestgehend verzichtet wird. Man erfährt weder den Namen des Protagonisten, noch den seiner Schwester oder seiner Eltern, nicht den Ort der Handlung und auch nicht wer an jenem Tag beerdigt wurde. So bleibt die Geschichte geheimnisvoll, dieser Mann könnte fast jeder sein.

Nach einigen unverfänglichen Kindheitserinnerungen wird die Geschichte aufgrund eines Todesfalles interessant. Dieser führt nämlich dazu, dass der Protagonist Lettie Hempstock kennenlernt, die erste Person mit einem Namen in diesem Buch – warum das so ist, wird man mit der Zeit herausfinden. Lettie wirkt gleich sympathisch, macht jedoch einige mysteriöse Andeutungen, bei denen ich mich begann zu fragen, wie viel davon sie erfindet und was sie ernst meint. Sie wohnt mit zwei weiteren Hempstock-Frauen auf einer Farm, die wahrlich wunderlich ist. Und so nehmen langsam Dinge ihren Lauf, die nicht ganz natürlich sind.

Allmählich kristallisiert sich in der Geschichte ein roter Faden heraus. Mit der Anstellung des neuen Kindermädchens Ursula Monkton wird ein Spannungsbogen geschaffen. Diese ist nämlich nicht das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheint, und es kommt zu dramatischen Szenen. Der Autor lässt seiner Fantasie freien Lauf – wundert ich mich anfänglich noch über Letties rätselhafte Bemerkungen, wirken bald die unglaublichsten Dinge absolut plausibel. Erklärt wird dabei jedoch so gut wie nichts, hier ist eigene Kreativität gefragt. Das Ende lässt ebenfalls Raum, um die Geschichte weiterzuspinnen und erlaubt verschiedene Deutungen.

Fazit
„Der Ozean am Ende der Straße“ besticht durch seine leicht lesbare und dennoch poetisch wirkende Sprache. Mit dem Charakter des Kindermädchens Ursula Monkton kommt auch Spannung in die Geschichte. Gut gefallen haben außerdem mir die Illustrationen im Buch. Ich würde das Buch am ehesten als Märchen für Erwachsene bezeichnen, nicht nur aufgrund der Brutalität einiger Ereignisse (das kommt in Märchen ja schon mal häufiger vor), sondern vor allem aufgrund des großen Interpretationsspielraums, der dem Leser gegeben wird. Ich fand das Buch interessant, stellenweise hat es mich aber auch verwirrt und nur bedingt fesseln können. Ich vergebe daher knappe 4 Sterne.

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Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Erscheinungsdatum: 8. Oktober 2014
Verlag: Eichborn Verlag
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