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Montag, 26. Januar 2015

[Rezension] Dave Eggers - Der Circle


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Titel: Der Circle
Autor: Dave Eggers
Übersetzer: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Erscheinungstermin: 14.08.2014
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Handlungsort: Kalifornien/USA
Handlungszeit: eine sehr nahe Zukunft


„Der Circle“ ist  ein Arbeitgeber der IT-Branche und die neue Arbeitsstätte von Mae Holland, 24 Jahre alt, die genau ihren Wunschvorstellungen entspricht. Ihren Job hat sie durch die Fürsprache ihrer Freundin Annie erhalten, die sie vom Studium her kennt und die inzwischen in einer führenden Position beim Circle arbeitet. Ihre Aufgabe besteht zunächst darin, möglichst schnell und gut Kundenanfragen zu beantworten. Dafür erhält sie von den Kunden ein Feedback. Mit der Zeit kommen immer mehr Aufgaben hinzu. Am Firmengebäude  wurde viel Glas verbaut. Aber nicht nur der Mensch bei der Arbeit wird für jeden anderen sichtbar, sondern durch das System werden nach firmeninternen Vorgaben die erreichten Werte der einzelnen Mitarbeiter ständig überprüft. Werden die Anforderungen nicht erfüllt, machen die Vorgesetzten sich Sorgen. In Gesprächen sollen Probleme aufgedeckt und gelöst werden.

Neue innovative Ideen, die das Unternehmen in die Zukunft führen, sind jederzeit willkommen. Mae ist begeistert, nimmt sich jeden Ratschlag zu Herzen und sucht sich ständig zu verbessern. Das Unternehmen strebt an, durch das Verknüpfen vieler Daten Transparenz zu schaffen mit dem Ziel von Sicherheit. Alle Nutzer des Internet sollen nur noch eine einzige Identität im Netz besitzen. So soll jeder eindeutig zu identifizieren sein. Dadurch soll es soll bald keine Verbrechen mehr geben, im Internet nicht und auch nicht in der realen Welt.  Von all diesen Neuerungen ist Mae sehr überzeugt. Doch einige in ihrem Leben wichtige Personen gehen nicht konform mit ihren Ansichten. 

Dave Eggers schafft dem Leser eine wunderbare Zukunft mit fantastischen Ideen, die sehr viele Sorgen der Menschheit lösen könnten. Da auch in unserer Realität schon vieles, vielleicht das meiste, umsetzbar erscheint, ist man im ersten Augenblick versucht zu glauben, das Schulprobleme gelöst, Krankheiten ausgemerzt und Verbrechen sofort aufgeklärt werden könnten. Doch dann regt der Autor durch geschickte Einflechtungen von Charakteren und dem Herbeiführen von Situationen immer wieder den Leser zum Nachdenken an. Bringt der Zugriff auf all diese gesammelten Daten nur Vorteile? Und möchte wirklich jeder in so einer gläsernen Datenwelt leben? Der Autor treibt seine Beschreibung in ihren Auswirkungen auf den Menschen bis auf die Spitze.

Interessant sind auch die familiären Hintergründe, die er sich für manche Charaktere wie beispielsweise Mae, ihrer Freundin Annie und auch den Mitarbeitern des Circle Kalden und Francis ausgedacht hat. Sicher ist Mae in einigen ihrer Reaktionen für mich ein wenig zu begeistert und überschwänglich. Genau das hat mir aber auch vor Augen geführt wie hektisch ihr Leben abläuft. Ihr bleibt keine Zeit ihre Emotionen zu verarbeiten, alle Entscheidungen müssen ohne langes Zögern getroffen werden. Das soziale Leben des Circle bietet nicht nur ständige Abwechslung, sondern wird genauso be- und ausgewertet wie die Arbeitsleistung.

Das Buch lässt sich einfach und flüssig lesen. Die Erzählung besteht lediglich aus einem Handlungsstrang und bleibt daher immer an der Seite von Mae. So erlebt der Leser mit, wie Mae sich immer mehr aus ihrer gewohnten Umgebung löst und von einer kühlen Arbeitsatmosphäre umschlungen wird, bei der Freundlichkeit gefordert, aber nicht unbedingt auch so gemeint ist. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung an alle, die sich gerne einmal in eine solch zukünftige Welt versetzen möchten, die gar nicht mehr so weit entfernt scheint. Mich hat der Roman auf jeden Fall zum Schaudern gebracht über die Möglichkeiten der Digitalisierung.


Mittwoch, 21. Januar 2015

[Rezension] Die Erfindung der Flügel - Sue Monk Kidd


Inhalt
Charleston, 1803: An ihrem elften Geburtstag erhält Sarah Grimké, die Tochter eines Plantagenbesitzers, die Slavin Hetty „Handful“ Grimké als Geschenk. Sie soll ihr als Kammerzofe zur Hand gehen. Doch Sarah ist die Sklaverei verhasst. Erst versucht sie, das Geschenk abzulehnen, dann, Handful die Freiheit zu schenken. Ihre Versuche werden von ihren Eltern vereitelt, stattdessen bringt Sarah Handful verbotenerweise das Lesen bei. Neben ihrem Wunsch, die Sklaverei abzuschaffen, hat sie auch für sich selbst größere Pläne als die einer Hausfrau und Mutter: Sie will Anwältin werden. Als Kind wird sie für ihre Ideen ausgelacht, doch Sarah ist bereit, einen steinigen Weg zu gehen, um sich selbst und ihre Ideen verwirklichen zu können.

Meinung
Zu Beginn der Geschichte lernt der Leser Sarah und Handful kennen, aus deren Sichten die Geschichte abwechselnd erzählt wird. Durch die Ich-Perspektive beider Sichten fühlte ich mich schnell mit den beiden Mädchen verbunden, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnte, obwohl sie unter demselben Dach leben. Die rebellische Sarah kann sich so manches erlauben und hat nur die Zurechtweisung durch ihre Eltern zu befürchten, während grobe Fehltritte von Sklaven auch mit Peitschenhieben oder dem Arbeitshaus bestraft werden können. Trotzdem leidet auch Sarah unter ihrer Rolle als Frau, die ihr nicht erlaubt, ihrem Berufswunsch nachzukommen. Die eindringlichen Worte der Geschichte ließen mich mit beiden Mädchen mitfühlen. Ich freute mich mit ihnen über jeden noch so kleinen Erfolg, den sie verbuchen konnten und durchlitt mit ihnen jeden herben Rückschlag.

Die Geschichte ist sicherlich keine leichte Kost. Das Thema städtische Sklaverei wird schonungslos angesprochen, und vor allem durch Handfuls Augen erfährt man, was es heißt, das Eigentum von jemand anderem zu sein. Indem die Autorin auch Handful eine Stimme gibt, konnte ich als Leserin das Geschehen durch sie noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen. Handfuls fiktive Geschichte wurde von der Autorin geschickt mit Fakten über die historische Person der Sarah Grimké verknüpft, wobei die Autorin sich auch bei Sarah einige Freiheiten erlaubt hat. In der Rolle der Tochter des Hauses kann Sarah gegen diese Missstände jedoch nur wenig ausrichten. Dies soll sich später ändern. Der Leser sieht Sarah heranwachsen, begleitet sie durch ihre Kindheit und jungen Erwachsenenjahre und kann so nachvollziehen, warum Sarah die Entscheidungen trifft, die sie schließlich zu einer der berühmtesten und berüchtigtsten Frauen ihrer Zeit machen werden.

Die Geschichte macht immer wieder größere Zeitsprünge, sodass der Leser Sarah und Handful in hohem Tempo heranwachsen sieht. Der Fokus der Geschichte liegt dabei vor allem auf bedeutsamen Ereignissen im Leben der beiden, die ihren weiteren Weg prägen. Da die Autorin sich weitestgehend an die historischen Fakten gehalten hat, zog sich dies für mich jedoch vor allem im Mittelteil ein wenig in die Länge, als Sarah nach dem rechten Platz für sich selbst sucht und sich mehrfach umentscheidet. Über ihr Leben am Höhepunkt des Erfolgs hätte ich hingegen gern noch ein wenig mehr erfahren. Den Zeitpunkt, an dem die Geschichte des Buches schließlich endet, fand ich sinnvoll und gut gewählt, denn hätte die Autorin Sarahs ganze Lebensgeschichte bis zum Ende erzählen wollen, wäre dieses Buch sicherlich noch um einiges dicker geworden.

Fazit
„Die Erfindung der Flügel“ zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass das Thema städtische Sklaverei schonungslos angesprochen wird. Durch die Perspektive der fiktiven Handful erlebt man die Schrecken der Sklaverei und ersten Ansätzen der Rebellion von Sklaven aus erster Hand. Durch die Perspektive der historischen Person Sarah Grimké erfährt man, wie sie vom kleinen Mädchen, das ihre Kammerzofe befreien möchte, zu einer einflussreichen Kämpferin gegen die Sklaverei und für Frauenrechte wird. Wer sich für diese Thematik interessiert, dem empfehle ich diese Geschichte, die mich durch die geschickte Verknüpfung von Fakten und Fiktion fesseln konnte, gerne weiter!

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Hardcover: 496 Seiten
Erscheinungsdatum: 19. Januar 2014

Montag, 19. Januar 2015

[Rezension] Toni Jordan - Neun Tage


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Titel: Neun Tage
Autorin: Tony Jordan
Übersetzerin: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Erscheinungsdatum: 15.09.2014
Verlag: Piper Verlag (Link zur Buchseite des Verlags)
Handlungsort: Melbourne/Australien
Handlungszeit: ca. 1939-2010


In ihrem Buch „Neun Tage“ schildert Toni Jordan Ereignisse, die an neun Tagen spielen. Es ist nicht die Geschichte einer einzelnen Person, sondern die Perspektive wechselt an jedem Tag zu einem anderen Protagonisten, der dann in der Ich-Form das jeweilige Kapitel erzählt. Auch die zeitliche Ebene wechselt jedes Mal und erst bei Kenntnis des gesamten Textes ergibt sich für den Leser der vollständige Zusammenhang eines Familienromans mit einigen Dingen über die man nicht gerne spricht. Bindeglied über die Zeiten und Personen hinweg sind eine Kette und eine Münze.

Der erste geschilderte Tag beginnt vor dem Zweiten Weltkrieg. Der noch junge Kip Westaway lebt mit seiner verwitweten Mutter, seiner älteren Schwester und seinem Zwillingsbruder in einem kleinen Vorort von Melbourne in einem kleinen Haus, das Eigentum der Familie ist. Um sich finanziell über Wasser zu halten und nicht zu den Ärmsten des Orts zu gehören, muss er genauso wie seine Mutter und seine Schwester arbeiten. Lediglich sein Bruder erhält die Möglichkeit, die Schule abzuschließen, um danach studieren zu können.  In dieser Zeit begegnet er der gleichaltrigen Annabelle zum ersten Mal. Sie wird seine spätere Frau, mit der er die Zwillinge bekommt. 

Das zweite Kapitel wird von Constanze, die eine der beiden Zwillingsschwestern ist, erzählt. Im Jahr 1992 ist sie als Psychotherapeutin tätig. Ihre Schwester hingegen hat mehrere Aushilfsjobs, unter anderem in einem esoterischen Laden. Ihr Leben unterscheidet sich deutlich von dem Constanzes. Auf dieser Basis blendet der Roman zwischen den verschiedenen Zeiten hin und her. Die letzten beiden Kapitel sind denn noch etwas Besonderes. Zunächst schildert der Enkel von Kip die augenblickliche Familiensituation in der Gegenwart und befriedigt so die Neugier des Lesers darüber, wie es den Familienangehörigen inzwischen ergangen ist. Das letzte Kapitel erzählt dann vom tiefbewegenden Schicksal eines weiteren Mitglieds der Familie nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, das die Zukunft der Familie bis in die Gegenwart überschattet. 

Die Autorin hat mich mit der Konstruktion ihres Romans beeindruckt. Obwohl sie sich auf genau neun Tage in einem sehr langen Zeitraum begrenzt, erzählt sie eine Geschichteüber vier Generationen hinweg. Sie versteht es dabei ein paar Details so auszulassen, dass man gespannt ist, diese Erzählstücke für sich aufzudecken, die kleinen Geheimnisse die bewusst zurückgehalten werden aufzudecken. Durch die Ich-Form der Erzähler kann der Leser an den Gedanken und Gefühlen der Charaktere teilnehmen. Jeder von ihnen hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Im Wechsel der Erzählsicht und in so mancher Erinnerung der jeweiligen Person, die die Ereignisse des Tages schildert, erhält man den Blick auf eine Situation aus zwei verschiedenen Standpunkten. Obwohl Familie Westaway nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens steht, begegnet der Leser in diesem Buch auch einem Blick der Familienmitglieder auf ihr eigenes Leben, der durchaus etwas Leichtigkeit in den Alltag bringt.

Interessant fand ich die Erklärung von Toni Jordan zum Foto, dass sie auf die Idee zu diesem Buch gebracht hat und im Anhang des Romans zu finden ist. Ergriffen und bewegt war ich von einer Aussage Kips, die er seinem Enkel ans Herz gelegt hat und die ich in Begleitung meiner Buchempfehlung gerne weitergeben möchte: „Jedes Mal, wenn du jemanden siehst, könnte es das letzte Mal sein. Nimm die Menschen, die du liebst, in dich auf,…“ (S. 235)


Donnerstag, 15. Januar 2015

[Rezension Hanna] Der Rosie-Effekt von Graeme Simsion



Inhalt
Don ist inzwischen mit Rosie verheiratet und die beiden leben gemeinsam in New York. Doch einige Monate nach ihrer Hochzeit überschlagen sich die Ereignisse, denn Rosie wird ungeplant schwanger. Doch damit nicht genug, denn Gene hat sich von Claudia getrennt und möchte auf Einladung von Don zu den beiden ziehen, was Rosie so gar nicht passt. Don versucht, sich auf seine Rolle als Vater vorzubereiten und gleichzeitig alle Probleme zu lösen, die aber nur mehr statt weniger werden. Das bringt ihn mehr als einmal bis an die Grenze eines zerebralen Systemabsturzes und darüber hinaus…

Meinung
Nachdem mich das „Rosie-Projekt“ im letzten Jahr begeistern konnte, hatte ich gar nicht mit einer Fortsetzung gerechnet, denn die Geschichte war in sich abgeschlossen und das Ende hatte mir gefallen. Als ich davon hörte, dass es nun eine Fortsetzung gibt, war ich dementsprechend kritisch. Schließlich hat meine Neugier aber gesiegt und ich wollte unbedingt wissen, welche neuen Herausforderungen in diesem Buch auf Don warten.

Das Buch setzt einige Monate nach den Ereignissen des ersten Bandes ein. Dons und Rosies erste Zeit in New York ist offensichtlich ohne nennenswerte Zwischenfälle verlaufen. Doch nun überschlagen sich die Ereignisse. Daran ist vor allem Rosies mehr oder weniger ungeplante Schwangerschaft Schuld. Schon Dons erste Reaktion auf Rosies Schwangerschaft ist unterhaltsam schräg und macht klar, dass die kommenden neun Monate für ihn zu einer echten Herausforderung werden. Zusätzlich muss Don auch noch mit verschiedensten anderen Problemen auseinander setzen. Durch den Strudel der Ereignisse zog die Geschichte im Nu in seinen Bann.

Dons ungewöhnliche Denkweise und die oft skurrilen, unterhaltsamen Reaktionen, die sich daraus ergeben, haben mich erneut bestens unterhalten können. Um Rosie und seine Freunde zu unterstützen, wählt er oft unkonventionelle Wege. Diese führen leider meist nicht zum gewünschten Ergebnis, und in der Folge braut sich allmählich eine mittlere Katastrophe zusammen. In einigen Situationen fand ich Dons Verhalten und die Reaktion seiner Umwelt allerdings sehr übertrieben. Außerdem kommt Rosie mir in diesem Buch trotz ihrer Schwangerschaft etwas zu kurz, vor allem vermisste die besonderen Momente zwischen ihr und Don, die im Vorgänger echte Highlights waren.

Gut gefallen haben mir die Geschichten rund um die Männerfreundschaft zwischen Don, Gene, Dave und dem in die Jahre gekommenen Rockstar George. Dons Freunde haben alle ihre ganz eigenen Probleme, und Don sieht sich in der Verantwortung, auch ihnen zu helfen. Doch auch im Setzen von Prioritäten muss Don noch viel lernen, und so tragen seine Hilfsversuche zum unterhaltsamen Chaos seines Lebens bei, das ihn an den Rand der Überforderung bringt und schließlich Schritt für Schritt gelöst werden muss.

Fazit
In „Der Rosie-Effekt“ muss Don sich damit auseinander setzen, Vater zu werden, und gleichzeitig noch einen ganzen Haufen an Problemen lösen, an deren Entstehung er selbst nicht ganz unbeteiligt war. Die schrägen Situationen, zu denen es durch sein ungewöhnliches Verhalten kommt, konnten mich erneut unterhalten. Trotzdem kommt das Buch nicht ganz an den Charme seines Vorgängers heran. Doch wen Don schon „Das Rosie-Projekt“ begeistern konnte, dem kann ich nur den Tipp geben: Lesen!

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Hardcover mit Schutzumschlag: 448 Seiten
Erscheinungsdatum: 28. Oktober 2014
Verlag: FISCHER Krüger
Link zur Buchseite des Verlags

Sonntag, 11. Januar 2015

[Rezension Hanna] Monsieur Blake und der Zauber der Liebe - Gilles Legardinier



Inhalt
Andrew Blake leitet eine Firma in London, die Metalldosen produziert. Seit seine Frau vor einigen Jahren gestorben ist und er sich in der folgenden Zeit von seiner Tochter entfremdet hat, ist er zunehmend unglücklich mit seinem Leben. Mit Hilfe seines Freundes Richard führt er daher einen ungewöhnlichen Tapetenwechsel durch: Er übergibt die Firma an seine Assistentin und nimmt stattdessen in einem Herrenhaus in Frankreich eine Stelle als Butler an, ohne seine wahre Identität zu enthüllen. In der „Domaine de Beauvillier“ herrscht eine kühle Atmosphäre, denn die Hausherrin und die drei Angestellten leben allesamt ihr eigenes Leben, ohne den anderen zu nah kommen zu wollen. Andrews Eingreifen sorgt dafür, dass sich dies bald ändert.

Meinung
Das Buch beginnt mit Andrews Entschluss, London und seiner Firma den Rücken zu kehren. Rasch wird die Übergabe der Firma und Andrews letztes Gespräch mit Richard erzählt, in dem er seinem Freund mitteilt, dass er nun tatsächlich nach Frankreich gehen möchte. So fand ich mich schon nach wenigen Seiten in der „Domaine de Beauvillier“ wieder und lernte deren Bewohner kennen.

Die Hausherrin sowie die drei Angestellten wirken zu Beginn eher kühl und distanziert, und so ist auch ihr Umgang untereinander und mit Andrew. Dieser sieht es jedoch gar nicht ein, sich still und unauffällig zu verhalten. Stattdessen macht er von Beginn an Verbesserungsvorschläge, was praktische Dinge, aber auch Zwischenmenschliches angeht. Mit seiner offenen und pragmatischen Art und seinem Sarkasmus ist er mir schnell sympathisch geworden.

Als Leser erlebt man Andrew in wechselnder Interaktion mit meist einem der anderen Charaktere. Die einzelnen Episoden – mal unterhaltsam, mal skurril, mal nachdenklich stimmend - die in kurzen Kapiteln berichtet werden, hängen nur locker zusammen, sodass das Buch bisweilen fast wie eine Kurzgeschichtensammlung wirkt. Dabei machen die Charaktere jedoch eine schleichende Entwicklung durch, und es hat Spaß gemacht, zu verfolgen, wie sie immer aufgeschlossener werden. Gleichzeitig fragte ich mich, wie lange Andrew seine wahre Identität noch geheim halten will und kann. Zum Ende hin kommt schließlich auch ein bisschen Spannung in die lockere Geschichte, denn die Charaktere müssen wichtige Entscheidungen treffen, die ihre Zukunft entscheidend prägen werden.

Was leider überhaupt nicht zum Buch passt, ist das Cover, das eine junge Frau mit zwei Vögeln zeigt. Zum einen steht mit Andrew ein älterer Mann im Mittelpunkt der Geschichte, zum anderen kommt im Buch kein einziger Vogel vor. Das französische Cover ziert hingegen eine Katze, was schon deutlich besser passt, denn der Kater Mephisto spielt in der Geschichte eine nicht unbedeutende Rolle.

Fazit
In „Monsieur Blake und der Zauber der Liebe“ wird in kurzen, unterhaltsamen Episoden davon berichtet, wie Andrew, der mit seinem eigenen Leben unzufrieden ist, die Menschen in der „Domaine de Beauvillier“ einander näher bringt und sich dabei auch selbst weiterentwickelt. Mir hat das Buch unterhaltsame Lesestunden beschert, weshalb ich diese absolute Wohlfühl-Geschichte gerne weiterempfehle!


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Taschenbuch: 416 Seiten
Erscheinungsdatum: 21. Juli 2014
Verlag: Goldmann Verlag
Link zur Buchseite des Verlags

Donnerstag, 8. Januar 2015

[Rezension] Terence Conran - Einfach entspannt wohnen


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Titel: Einfach entspannt wohnen
Autor: Terence Conran
Erscheinungsdatum: 29.09.2014
Verlag: DVA Verlag 
Buchausgabe: Hardcover

Terence Conran ist ein Meister seines Fachs. Bereits 1983 wurde der heute 83-jährige Designer für sein Lebenswerk zum Ritter geschlagen. In seinem Buch „Einfach entspannt wohnen“ lenkt Sir Conran den Blick auf die schlichte Ausgestaltung des jeweiligen Wohnraums, damit einzelne Elemente durch ihre Farbe und ihr Muster auf diese Weise besondere Aufmerksamkeit finden.
 
Copyright: DVA Verlag
In meist großformatigen Fotos zeigt der Autor dem Leser eine Raumausgestaltung, die geprägt ist durch Möbel und Accessoires ohne Schnickschnack (Foto oben: Blickfang Kissen, schlichte Holzhocker), bei der die Funktionalität im Vordergrund steht. Er kombiniert Altbewährtes mit Neuem. Dadurch erreicht er eine gewisse Zeitlosigkeit. Bevor Terence Conran sich einem der sechs großen Kapitel Kochen, Essen, Entspannen, Arbeiten, Schlafen und Baden zuwendet, geht er in seiner Einführung auf wesentliche Grundlagen ein, die seine Ideen tragen. 

Copyright: DVA Verlag
Der Leser merkt sehr schnell, dass es Sir Conran hier nicht darum geht die ausgestalteten Räume zu präsentieren, sondern seine Gedanken zu Materialien, Formen und Nützlichkeit zu vermitteln und für den Leser anwendbar zu machen. So findet sich auf einigen Seiten alltägliche Gegenstände wie beispielsweise ein Bügelglas, ein Sessel oder ein Espressokocher (siehe Foto rechts). Der Autor beschreibt deren Vorzüge und nennt seinen bevorzugten Hersteller. Deren Webseiten findet der Interessente in einem Adressverzeichnis am Ende des Buchs.   

Speziell für „Einfach entspannt wohnen“ hat Sir Conran einen Schrank entworfen, der auf dreierlei Art genutzt werden kann. Eine ausführliche Beschreibung zum eigenen Nachbau des ansehnlichen Stücks findet sich im Internet auf einer von ihm genannten Seite. Besonders charmant vom Autor finde ich es, dass er dem Leser immer wieder die Türen seines Landhauses öffnet und dadurch Einblick in seine Lebensart und die seiner Familie gibt. So bleibt die Darstellung im Buch authentisch. 

„Einfach entspannt wohnen“ beinhaltet ein Design, das von mir bevorzugt wird und mich daher vollends begeistern konnte. Mir als Leser wurden dabei noch einige interessante Inspirationen geboten, die ich bei Gelegenheit umsetzen möchte.

Mittwoch, 7. Januar 2015

[Rezension Hanna] In deinen Augen - Maggie Stiefvater





Inhalt
Nur durch die Verwandlung in einen Wolf ist Grace in letzter Sekunde mit dem Leben davongekommen. Sehnsüchtig wartet Sam nun darauf, dass sie sich in einen Menschen zurückverwandelt. Cole versucht währenddessen weiterhin, das Geheimnis hinter den Verwandlungen zu lüften und herauszufinden, wie man sich bewusst verwandeln kann. Als die Leiche eines Mädchens im Wald gefunden wird, nutzt Tom Culpeper den Vorfall, um eine Genehmigung für die endgültige Auslöschung des Wolfsrudels zu erhalten. Kann der Plan noch aufgehalten werden?

Meinung
Nachdem der für mich eher mittelmäßige Band mit Grace‘ Verwandlung in einen Wolf spannend endete, war ich neugierig, ob das Trilogiefinale an dieses Niveau anknüpfen kann. Im Prolog erfährt man, dass die Wölfin Shelby, die allmählich völlig außer Kontrolle gerät, erneut einen Menschen angegriffen hat. Um wen handelte es sich, und was wird das für Konsequenzen haben?

Diese Fragen werden erst spät gelüftet. Stattdessen fokussiert sich die Geschichte zunächst auf Grace, die in ihrer menschlichen Form zu Sam zurückkehren will, sich aber zu schnell wieder in einen Wolf verwandelt. Ein großes Thema ist daher das gegenseitige Vermissen und die Gefühle der beiden zueinander. Das führte zu so manchem emotionalen Moment. Leider wirkten die Herausforderungen, die immer wieder auf die beiden zukommen, für mich recht konstruiert, denn in meinen Augen haben sie ihr Happy End schon im ersten Band so gut wie gefunden. Ich hoffte daher sehr, dass Maggie Stiefvater noch neue Themen und andere Charaktere in den Fokus der Geschichte rückt.

Die Geschichte zwischen Cole und Isabel bot hierzu einiges an Potenzial. Die beiden sind wie Feuer und Eis und geraten immer wieder aneinander, können aber auch nicht ganz ohne den anderen. Gleichzeitig sind die beiden emotional aber beide ein bisschen verkorkst und kommen gefühlsmäßig daher nur sehr langsam weiter. Das ändert sich hoffentlich noch im Spin-Off „Schimmert die Nacht“, das bald erscheint.

Auch aus anderen Themen hätte man noch mehr machen können. Geärgert hat es mich, dass das Thema Shelby so nachlässig behandelt wurde. Diese richtet seit Beginn der Geschichte riesigen Schaden an, trotzdem erwägt keiner, dass sie Konsequenzen tragen muss. Auch hätte ich gerne mehr von Rachel gesehen. Froh war ich hingegen darüber, dass Grace‘ Eltern keine große Rolle spielten, denn schon ihre kurzen Auftritte haben mich gehörig genervt.

Die drohende Auslöschung der Wölfe brauchte etwas Spannung in die Handlung, die für mich so manche Längen hatte. Auch wenn die Planung ihrer Rettung immer wieder in den Hintergrund gerät, warteten hier einige überraschende Enthüllungen auf den Leser, welche die Situation der Wölfe in neues Licht rückten. Im großen Finale steht schließlich alles auf den Spiel und so mancher trifft eine gewagte Entscheidung, die mich hat mitfiebern lassen. Das Ende empfand ich als runde Sache, die mich versöhnlich stimmen konnte.

Fazit
„In deinen Augen“ fokussiert sich erneut auf Grace und Sam sowie Cole und Isabel, die sich neuen Herausforderungen stellen müssen. Ich mag die Pairings noch immer sehr, aber insgesamt gab es für mich zu wenig Neues in dem Buch. Stattdessen setzt Maggie Stiefvater auf Bewährtes, das für mich allmählich seinen Reiz verlor und daher zu einigen Längen führte. Mit dem spannenden Finale konnte die Autorin mich dann aber noch einmal begeistern, sodass das Buch von mir drei Sterne erhält.

*Werbung* Weitere Informationen zum Buch

Taschenbucg: 496 Seiten
Erscheinungsdatum: 14. Januar 2015
Verlag: Script5

Sonntag, 4. Januar 2015

[Rezension] Ursula Niehaus - Die Stadtärztin


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Titel: Die Stadtärztin
Autorin: Ursula Niehaus
Erscheinungsdatum: 03.11.2014
Verlag: Droemer Verlag 
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Handlungsort: Ulm
Handlungszeit: 1531-1561



Agathe Streicher, um 1520 geboren, lebt mit ihrer Mutter und den Geschwistern in Ulm. Trotz des frühen Tods vom Vater geht es der Familie aus finanzieller Hinsicht gesehen sehr gut. Bereits als Agathe ein Kleinkind war, wurde ihre älteste Schwester von Verbrennungen, die sie sich in der Küche zugezogen hat, entstellt. Nun muss sie erleben wie ihre wenig ältere Schwester während des Bildersturms in Ulm an den Folgen eines Unfalls verstirbt. Neugierig steht sie in Nähe des Baders der versucht ihre Schwester vor dem Tod zu retten. 

Etwas mehr als zwei Jahre später geschieht auf offener Straße erneut ein Unfall, den sie beobachtet. Das Opfer wird auf ihr Einwirken hin in das örtliche Seelhaus gebracht. Hier werden Kranke gepflegt, die sich keine ärztliche Hilfe leisten können.  Agathes Interesse ist geweckt und fortan packt sie gegen das Wissen und den Willen der übrigen Familienmitglieder dort mit an. Ihr Wunsch, Ärztin zu werden, bleibt ihr jedoch zunächst versagt, da ausschließlich Männer studieren und diesen Beruf ausüben dürfen. Sehr viel Wissen eignet sie sich vermutlich durch ihren Bruder an, der Mediziner wird. Und entgegen allen Konventionen und Standesregeln ist es im Jahr 1561 so weit, dass sie den Arzteid auf die Ulmer Ordnung ablegt und als erste Ärztin Deutschland offiziell praktizieren darf. 

Wie es dazu kam, erzählt Ursula Niehaus in ihrem  Buch „Die Stadtärztin“.  Nur wenig ist von der historisch verbürgten Person Agathe Streicher bekannt, doch die Autorin füllt das Leben der Ärztin mit so viel Fantasie aus, dass es genauso gewesen sein könnte. Trotz aller Widrigkeiten gelingt es Agathe mit Intelligenz und Mut ihren Willen meistens durchzusetzen, obwohl ihr Auftreten auch einige Male in der Öffentlichkeit nicht unbedingt positiv auffällt.  Neben der Protagonistin begegnet der Leser noch einigen weiteren bekannten Persönlichkeiten der damaligen Zeit, allen voran Kaspar Schwenckfeld, der mit seiner Lehre Agathe sehr beeinflusst hat.  

Nebenbei erfährt der Leser auch sehr viel über die Geschichte und historische Entwicklung der Stadt Ulm im 16. Jahrhundert sowie über die religiösen Auseinandersetzungen zur damaligen Zeit. Einige Fakten hat die Autorin in Bezug auf die Begegnung einiger Personen auch hier wieder mit ihrer eigenen Vorstellung angereichert um den Roman interessanter zu gestalten. Das ist ihr sehr gut gelungen. Außerdem hat Ursula Niehaus die Behandlungsmethoden der damaligen Zeit gut recherchiert und beschreibt sie an einigen Stellen detailreich, was ich persönlich äußerst interessant fand. Am Ende des Buchs hat die Autorin ein Glossar zusammengestellt mit einigen Begriffen, die heute eventuell nicht mehr unbedingt jedem Leser bekannt sind. 


Das Buch liest sich locker und leicht.  Die Dialoge werden in aller damals gebotenen Höflichkeit geführt und sind  in unserem heutigen Hochdeutsch abgefasst. Der Roman ist so abwechslungsreich geschrieben, dass keine Längen aufkommen und er durch immer wieder neue Entwicklungen spannend bleibt. Wer gern historische Romane liest ist hier bestens aufgehoben.

[Rückblick Ingrid] Meine Top 5 aus 2014



Liebe LeserInnen,

nachdem Hanna ihre Top 5 aus 2014 gekürt hat, hatte ich Spaß daran, mir selbst einen Überblick über meine gelesenen Bücher in 2014 zu verschaffen. Und wie das bei Entscheidungen ist, bei denen die Besten ermittelt werden, gibt es von mir zuerst einmal eine Shortlist, sozusagen die Top 10, in der Reihenfolge, in der ich die Bücher gelesen habe:
  • Hab und Gier von Ingrid Noll (Diogenes)
  • Das unerhörte Leben des Alex Woods von Gavin Extence (Limes)
  • Siebenschön von Judith Winter (dtv)
  • Bob, der Streuner von James Brown (Bastei Lübbe)
  • Das Rosie-Projekt von Graeme Simsion (Krüger)
  • Ich und die Menschen Matt Haig (dtv)
  • Die Achse meiner Welt von Dani Atkins (Knaur)
  • Die vergessenen Träume von Ellen Sussmann (Limes)
  • Die andere Hälfte der Hoffnung von Mechtild Borrmann (Droemer)
  • Das Dorf von Arno Strobel (Fischer)
So, das war die schwierigste Aufgabe, mich zu entscheiden, welche Bücher ich in der Top 10 aufliste. Sicherlich hätte ich noch mindestens fünf weitere Bücher hier unterbringen können. Im folgenden präsentiere ich euch nun meine Top 5 in der Reihenfolge von 5 bis 1 nach meinem persönlichen Geschmack:

Platz 5:

 "Die vergessenen Träume" von Ellen Sussmann hat mir ein schreckliches Geschehen ins Bewusstsein gerufen, dass mir bisher nicht präsent war. Hintergrund der Geschichte bilden die Bombenanschläge auf Bali im Jahr 2003.  An diesem zerstörten paradisischen Ort begegnet man Jamie und Gabe und dem Ringen der beiden mit verschiedensten Gefühle: Verlust, Liebe, Hoffnung, Trauer.

Platz 4:

Gavin Extence hat mich mit seiner Geschichte über einen Jungen, der von einem Meteoriten in seinem Zimmer am Kopf getroffen wird im Buch "Das unerhörte Leben des Alex Woods" von Gavin Extence überzeugen können. Auch die weitere Entwicklung im Leben von Alex ist sehr ungewöhnlich und daher besonders lesenswert. Ein Buch, das auch zum Nachdenken anregt.

Platz 3:

"Hab und Gier" von Ingrid Noll ist für ein perfekt durchdachter Roman. Als Leser kann man sich vom schwarzen Humor, den verdrehten Moralvorstellungen der Charaktere und dessen Konsequenzen unterhalten lassen. Wer will, kann sich gedanklich aber auch intensiver mit dem Material auseinandersetzen – zahlreiche Szenen laden sicherlich zu allerlei kontroversen Diskussionen ein

Platz 2:

So lange her und doch so nah. "Die andere Hälfte der Hoffnung" von Mechtild Borrmann brachte mir das Unglück von Tschernobyl wieder in Erinnerung und den Morgen an dem ich im Büro davon erfahren habe. Unsinnigerweise habe ich dann aus dem Fenster geschaut, doch Radioaktivität lässt sich nicht sehen! Das die Stadt in der Ukraine liegt, gar nicht so weit entfernt von Kiew, habe ich nicht gewusst, beim Unfall im April 1986 war das alles für mich in der weit entfernten UdSSR. Bei unseren Nachbarn lebt seit Sommer eine junge Frau aus Kiew als Au-Pair. Und plötzlich rückte nicht nur die damalige Katastrophe, sondern auch die aktuelle Geschichte des Buchs ganz nah.

Platz 1:

Don, der mit ausgefeilten Listen in Fragebogenform im Buch "Das Rosie-Projekt" von Graeme Simsion seine Herzensdame sucht, konnte nicht nur das Herz von Rosie, sondern auch meins erobern. Das Buch ist auf eine ganz eigene Art humorvoll und ein unglaublich schönes Lesevergnügen.

Und ihr so? Kennt ihr die Bücher? Möchtet ihr noch das ein oder andere davon lesen? Was waren eure Jahreshighlights?

Eure Ingrid

Samstag, 3. Januar 2015

[Rückblick Hanna] Meine Top 5 aus 2014


Hallo liebe Leser,

das alte Jahr ist schon vorbei, und heute habe ich endlich meine persönliche Leseliste 2014 vervollständigt. Eigentlich wollte ich keinen Jahresrückblick machen, doch beim Blick auf all die tollen Bücher, die ich im letzten Jahr gelesen habe, habe ich große Lust bekommen, euch zumindest meine Top 5 Bücher des Jahres 2014 vorzustellen. In diese noch eine Reihenfolge zu bringen, fällt mir absolut schwer, denn sie alle haben mir ganz besondere Lesestunden beschert und zeichnen sich durch ganz verschiedene Dinge aus.


Bei den Luna-Chrroniken hat mich "Wie Monde so silbern" (Band 1) schon im Dezember 2013 begeistern können, und im Januar 2014 hat mich "Wie Blut so rot" (Band 2) genauso mitreißen können. Bei dieser Reihe begeistert mich vor allem die futuristische Welt und die einzigartigen Charaktere, die immer zahlreicher werden und denen die Autorin allesamt genug Platz für Entwicklungen einräumt. Das ganze Jahr über habe ich daher sehnsüchtig auf "Wie Sterne so golden" (Band 3) gewartet, der mich erneut überzeugen konnte, auch wenn der zweite Band vorerst mein Favorit bleibt. Mit "Wie Schnee so weiß" erscheint dieses Jahr das große Finale und auf englisch gibt es außerdem noch ein Extra-Buch über die böse Königin, das hoffentlich auch übersetzt wird.

"Eine Liebe über dem Meer" ist einer von vielen sehr tollen Liebesromanen, die ich 2014 gelesen habe. Warum ich ausgerechnet diesen zum Highlight küre, liegt an der besonderen Form des Romans, die mir im Kopf geblieben ist. Es handelt sich um einen Briefroman voller Romantik und Dramatik, den ich euch absolut ans Herz legen kann.

"Ich und die Menschen" hat mir Marie von Wortmalerei ausgeliehen, und ich habe diesen Roman geliebt und verschlungen. Dieses Buch bietet einen unvergleichlichen Blick auf die Spezies Mensch und eine Handlung, bei der Freude, Hoffnung, Enttäuschung und Leid eng beieinander liegen und ein positiver Grundton trotz allem erhalten bleibt.

Heiß erwartet von mir wurde im Jahr 2014 "Die Seiten der Welt" von Kai Meyer. Anfang April habe ich eine Lesung von Kai Meyer besucht, bei der dieser einen ersten kleinen Auszug aus dem Buch vorlas, und für mich war sofort klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Fünf Monate später hielt ich das Buch endlich in den Händen, und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die fantastische Welt, die Kai Meyer hier geschaffen hat, konnte mich ebenso begeistern wie die Figuren. Inzwischen wurde eine Fortsetzung für 2015 angekündigt, auf die ich mich schon sehr freue.

Last but not least ein Buch, das mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. In "Der Circle" zeichnet Dave Eggers ein mögliches Bild einer nicht allzu fernen Zukunft, in der die Welt unter der Leitung des Mega-Konzerns Circle auf maximale soziale Vernetzung und lückenlose Informationsteilung zusteuert. Die Geschichte wird aus der Sicht von Mae erzählt, die neu beim Cirlce anfängt und die Entwicklungen aus nächster Nähe erlebt. Der Roman ist stark überzeichnet, wirft aber wichtige Fragen auf, zum Beispiel wie viel Vernetzung und Öffentlichkeit man selbst für sinnvoll und nötig erachtet.

Kennt ihr schon eins der Bücher oder möchtet es noch lesen? Und was waren eure Highlights in 2014?

Liebe Grüße, Hanna

[Rezension Hanna] Marmorkuss von Jennifer Benkau



Inhalt
Jarnos großer Traum ist es, eine Ausbildung zum Fotografen zu machen. Mit einer Canon, seinem wertvollsten Besitz, ist er daher auf der Suche nach dem perfekten Motiv zum Thema „Sehnsucht nach Wärme“, denn beim zugehörigen Wettbewerb winkt einer der seltenen Ausbildungsplätze. Als Urban Explorer geht er auch in den entlegensten Ecken der Stadt auf die Suche. Eines Tages findet er in einer verlassenen Villa eine Marmorstatue, die ihn gedanklich nicht mehr loslässt. Warum übt sie so eine starke Anziehungskraft auf ihn aus?

Viele Jahre zuvor will Klara Lehrerin werden. Gleichzeitig ist sie aber heimlich mit Johan verlobt, was aufgrund des Lehrerinnenzölibats nicht sein darf. Bald wird sie sich zwischen Beruf und Ehe entscheiden müssen. Doch dann tritt eine geheimnisvolle Zauberin in ihr Leben, und nichts ist mehr, wie es war. Was will sie von Klara?

Meinung
Der erste Teil des Buches wird abwechselnd aus der Sicht von Jarno und Klara erzählt, von deren gänzlich verschiedenen Leben man schnell einen ersten Eindruck gewinnt. Während Jarno auf der Suche nach dem perfekten Motiv so manches Wagnis eingeht, verläuft Klaras Leben in geordneten Bahnen – wenn da nur nicht das Dilemma Beruf oder Ehe wäre. Klaras Kapitel waren etwas kürzer, doch sie ist mir gleich sympathisch geworden. Jarno hingegen ist ein ungewöhnlicher Charakter, dessen Ausflüge dem Leser zu Orten mitnehmen, die man selbst wohl eher nicht aufsuchen würde. Er machte es mir nicht immer einfach, ihn zu mögen. Zwar wirkt er absolut aufrichtig, doch er traf immer wieder Entscheidungen, die auf mich kurzsichtig und undurchdacht wirkten.

Die Abschnitte von Jarno und Klara enden immer mit Sätzen, die vom jeweils anderen ergänzt werden, und so flog ich mühelos von der Gegenwart in die Vergangenheit und wieder zurück. Für beide spitzt sich die Situation immer weiter zu, und der in der Buchbeschreibung versprochene Dornröschenkuss rückt allmählich näher. Auf dem Weg dorthin zogen sich für mich vor allem Jarnos Kapitel etwas in die Länge, und zum Zeitpunkt des Kusses ist die Geschichte tatsächlich schon fast auf der Hälfte angelangt.

Nach dem von mir heiß ersehnten Kuss tritt die Geschichte leider noch stärker auf der Stelle als zuvor. Zu Beginn fand ich es noch unterhaltsam, Klara bei ihren ersten Tagen in der modernen Welt zu begleiten, doch bald hat sich diese eingefunden und die Geschichte dreht sich mit den immer gleichen Fragen im Kreis. Gespannt wartete ich darauf, dass die böse Zauberin und ihre Magie für Wirbel sorgen werden, doch leider spielte das eine sehr viel kleinere Rolle als von mir erhofft. Auch das Thema Fotographie, das in Jarnos Leben zu Beginn eine so große Rolle einnahm, rückt nach seinem Aufeinandertreffen mit Klara leider stark in den Hintergrund.

Zum Weiterlesen motivierten mich die wunderschönen Momente zwischen Klara und Jarno, in denen alle Probleme für kurze Zeit in den Hintergrund rückten. Obwohl die zwei nicht nur vom Typ völlig unterschiedlich sind, sondern auch aus unterschiedlichen Zeiten stammen, stimmte die Chemie zwischen ihnen. Im großen Showdown zieht die Autorin schließlich alle Register und konnte mich mitreißen und begeistern, sodass ich das Buch mit einem guten Gefühl beendet habe.

Fazit
„Marmorkuss“ baut auf der Idee des Dornröschenkusses eine ganz eigene Geschichte auf. Während Klara mir gleich sympathisch wurde, war Jarno ein interessanter und ungewöhnlicher Charakter, bei dem ich aber häufig meine Schwierigkeiten hatte, seine Entscheidungen nachzuvollziehen. Für so manche Längen wurde ich mit schönen Momenten zwischen Klara und Jarno sowie einem tollen Showdown entschädigt. Ich vergebe daher gute drei Sterne.

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Hardcover mit Schutzumschlag: 432 Seiten
Erscheinungsdatum: 14. Oktober 2014