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Freitag, 8. Mai 2015

[Rezension Hanna] Tante Poldi und die sizilianischen Löwen - Mario Giordano



Inhalt
Mit sechzig Jahren ist Tante Poldi nach einem Tapetenwechsel. Von München zieht es sie nach Sizilien, wo sie sich mit Meerblick totsaufen will. Eine Wohnung mit den richtigen Schwingungen ist bald gefunden. Ihr Plan vom Sterben wird jedoch fürs erste von der sizilianischen Familie ihres verstorbenen Mannes vereitelt, die sich zum Ziel gesetzt haben, ihr zu neuem Lebensmut zu verhelfen und sie deshalb ständig besuchen. Dann verschwindet auch noch Valentino, der ihr bei Reparaturen im Haus zur Hand geht. Poldis Entschlusskraft ist geweckt: Sie wird herausfinden, was mit ihm geschehen ist! Auf eigene Faust beginnt sie mit den Ermittlungen. Ob das gutgehen kann?

Meinung
Gleich zu Beginn des Buches erwartete mich eine siebenzeilige Kapitelüberschrift, die mich neugierig machte. In dieser wird schon einmal zusammengefasst, auf was man sich im folgenden Kapitel so freuen darf, größtenteils allerdings so vage ausgedrückt, dass man die ganze Bedeutung erst am Kapitelende verstehen kann. Auf den ersten Seiten nimmt der Autor sich die Zeit, Tante Poldi und ihren Umzug nach Sizilien zu beschreiben. Poldi ist aufgrund ihres Verhaltens und bestimmter Vorlieben ein sehr spezieller Charakter, der wohl vor allem durch seine Skurrilität unterhalten soll. Ich merkte leider gleich, dass ich mich schwer damit tun würde, diese exzentrische Persönlichkeit wirklich sympathisch zu finden.

Das Buch ist aus der Sicht von Poldis Enkel geschrieben, der seine Tante immer wieder in Sizilien besucht und sich dabei von ihr auf den neuesten Stand bringen lässt, was ihre Ermittlungen betrifft. Die Einschübe über das eigene Leben des Erzählers, in dem er sich er sich vergeblich als Autor versucht, sind dabei sehr kurz gehalten, sodass Poldis Geschichte klar im Vordergrund steht und mit nur kurzen Unterbrechungen erzählt wird. Dadurch fiel es mir leicht, in die Geschichte einzutauchen.

Mit jeder Seite, auf der Poldi tiefer in die Ermittlungen einsteigt, gefiel mir das Buch besser. Der Autor nimmt den Leser mit auf eine spannende Spurensuche voller Witz. Da trifft Poldi zum Beispiel auf einen Hölderlin zitierenden Italiener, holt ihre Demonstrationsfähigkeiten von 1968 aus der Mottenkiste und wickelt den attraktiven Commisario Montana so um den Finger, dass er Interna ausplaudert und schließlich tatsächlich auf sie angewiesen ist. Ständig gibt es neue Erkenntnisse, was mein Interesse wach hielt und bei mir für ein zügiges Lesetempo sorgte.

Mit Tante Poldi bin ich leider während des gesamten Buches nicht ganz warm geworden. Den abgedruckten bayrischen Akzent fand ich zum Lesen anstrengend, ihr dauerhaftes Perückentragen merkwürdig und ihre Alkoholsucht trotz humorvoller Darstellung eher traurig. Mein Spaß am Kriminalfall ließ das aber in den Hintergrund treten, sodass ich die Geschichte gern gelesen habe. Es bleibt bei einer übersichtlichen Zahl von Verdächtigen, die es dem Leser ermöglichte, eigene Spekulationen anzustellen. Das Ende ist schließlich plausibel, lässt keine Fragen offen und auch der Witz kommt nicht zu kurz.

Fazit
„Tante Poldi und die sizilianischen Löwen“ ist ein Kriminalroman voller Witz. Die äußerst skurrile Protagonistin ist sehr gewöhnungsbedürftig. Ihre Ermittlungen auf eigene Faust konnten mich aber gut unterhalten. Das hohe Tempo und die neugierig machenden Kapitelüberschriften konnten mein Interesse an der Geschichte dauerhaft aufrechterhalten. Wer nach einem humorvollen Krimi sucht, den man gemütlich in der Sonne lesen kann, der sollte Tante Poldi einmal kennen lernen.

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Klappenbroschur: 368 Seiten
Erscheinungsdatum: 12. März 2015
Verlag: Bastei Lübbe
Handlungszeit: Gegenwart
Handlungsort: Sizilien
Link zur Buchseite des Verlags