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Samstag, 23. Mai 2015

[Rezension Hanna] Tiefer Fall - Annelie Wendeberg




Inhalt
Gemeinsam mit Sherlock Holmes ist es der Bakteriologin Anna Kronberg gelungen, eine ganze Bande von verbrecherischen Medizinern auszuheben, die tödliche Bakterien an Armenhäuslern getestet haben. Der Kopf hinter der Organisation, Professor James Moriarty, reagiert auf diesen Erfolg mit seiner ganz eigenen Form der Rache. Er findet Anna in ihrem Versteck und entführt sie in sein eigenes Haus in London. Mit ihrem Vater als Druckmittel zwingt er sie, mit der Entwicklung eines biologischen Kampfstoffes zu beginnen. Anna befindet sich in einem Dilemma, aus dem nur ein Weg herausführt: Sie muss Moriartys Vertrauen gewinnen. Doch wie sie selbst ist er Meister auf dem Gebiet der Manipulation…

Meinung
Das Buch ist von der ersten Seite an hochspannend, denn Anna erwacht mit einer Pistole an der Schläfe. Sie wird von James Moriarty und einem seiner Handlanger entführt, um für ihn einen biologischen Kampfstoff zu entwickeln. Mit Hochdruck analysiert Anna, wie ausweglos ihre Situation wirklich ist, und als Leser kommt man nicht umhin, gemeinsam mit ihr nach Schlupflöchern in Moriartys perfidem Plan zu suchen. Doch allmählich wird klar, dass sich dieser gleich mehrfach abgesichert hat.

Bleibt Anna eine Möglichkeit, sich auch nur im Geringsten gegen Moriartys Anweisungen und Vorstellungen zu werden? Während die Tage in Gefangenschaft unaufhörlich voranschreiten und Anna zwingen, die gefährlichen Forschungen voranzutreiben, stellte ich mir diese Frage immer wieder und sollte bald Antworten bekommen. Anna wird bei ihren Versuchen, sich trotz ihrer Gefangenschaft möglichst viele Freiheiten zu erkämpfen, höchst kreativ. Moriarty und Anna verhalten sich wie Katz und Maus in ihrem Bestreben, einander zu manipulieren, was zu interessanten Wortgefechten führt. Aber wie weit ist Anna wirklich bereit zu gehen, um ihr Ziel zu erreichen?

In diesem zweiten Teil stehen psychologische Aspekte klar im Vordergrund der Handlung. Anna muss sich in ihrer Gefangenschaft arrangieren, darf in ihrer verzwickten Beziehung zu Moriarty keinen Fehler begehen und befindet sich durch ihre Forschungen in einem Dilemma. Einen zu klärenden Kriminalfall, den ich erwartet habe, gibt es hingegen nicht. Auch Sherlock Holmes tritt nur vereinzelt auf. Ich würde mich freuen, wenn er im nächsten Teil wieder stärker eingebunden wird.

Annas Forschungen auf dem Gebiet der biologischen Kampfstoffe werden für Laien verständlich erklärt. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen wird man in ihre Überlegungen mit einbezogen und lernt zu begreifen, wie gefährlich ihr Tun ist. Dieses Buch ließ mich in menschliche Abgründe blicken. Anna balanciert auf einem schmalen Grat zwischen notwendigem und verwerflichen Tun, während man sich bei Moriarty fragt, wie viel Mensch und wie viel Monster in ihm steckt. Zum Ende hin steigt die Dramatik der Situation noch einmal stark an. Das Buch endet in einem ruhigen Moment, der wie die Ruhe vor dem Sturm wirkt und mir schon jetzt große Lust auf den dritten Band, „Die lange Reise“ macht, der im Oktober 2015 erscheint.

Fazit
In „Tiefer Fall“ erwartet den Leser ein psychologisches Duell zwischen der Bakteriologin Anna Kronberg und ihrem Entführer James Moriarty. Während Anna Schlupflöcher aus ihrer scheinbar ausweglosen Situation sucht, haben mich ihre Forschungen mit gefährlichen Bakterien gleichzeitig fasziniert und erschreckt. Die Geschichte wird in ruhigem Tempo erzählt und hat bei mir vor allem durch die bedrohliche Atmosphäre einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Begebt euch in die Höhle des Löwen – ein spannendes psychologisches Kräftemessen erwartet euch!

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Titel: Tiefer Fall
Autorin: Annelie Wendeberg
Übersetzer: Kathrin Bielfeldt und Jürgen Bürger
Taschenbuch: 336 Seiten
Erscheinungsdatum: 11. Mai 2015
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Link zur Buchseite des Verlags


Die Reihe

Anna-Kronberg-Krimis

Band 1: Teufelsgrinsen (Rezension)
Band 2: Tiefer Fall
Band 3: Die lange Reise (vsl. Oktober 2015)
Band 4: Der irische Löwe (vsl. Januar 2016)