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Freitag, 14. Oktober 2016

[Rezension Hanna] Totenfang - Simon Beckett

Totenfang
Autor: Simon Beckett
Übersetzer: Sabine Längsfeld & Karen Witthuhn
Hardcover mit Lesebändchen: 560 Seiten
Erschienen am 14. Oktober 2016
Verlag: Wunderlich
Link zur Buchseite des Verlags

Die Reihe

David Hunter

Band 1: Die Chemie des Todes
Band 2: Kalte Asche
Band 3: Leichenblässe
Band 4: Verwesung
Band 5: Totenfang

Inhalt
Seit der forensische Anthropologe David Hunter im vergangenen Herbst bei Ermittlungen im Dartmoor unabsichtlich einen Skandal auslöste, bleiben für ihn die Aufträge aus. Erst Monate später meldet sich die Polizei aus Essex bei ihm. Eine Wasserleiche wurde in einer Flussmündung nördlich von Mersea Island gesichtet, die am nächsten Morgen bei Ebbe geborgen werden soll. Die Polizei steht unter Druck, denn sechs Wochen zuvor ist der Sohn einer wohlhabenden, einflussreichen Familie verschwunden. Dieser wird wiederum verdächtigt, mit dem Verschwinden einer Frau mehrere Monate zuvor in Verbindung zu stehen. David bringt sich nicht nur mit seinem Wissen, sondern bald auch mit weiteren Entdeckungen in die Ermittlungen ein. Denn die tückischen Backwaters haben so manches Geheimnis lang genug bewahrt.

Meinung
Endlich ein neuer Thriller rund um David Hunter! Fünf Jahre lang haben Fans wie ich sehnsüchtig auf einen neuen Fall gewartet, und ich habe mich riesig über die Nachricht gefreut, dass es nun so weit ist. Neugierig stürzte ich mich sofort in die Geschichte. Im Roman sind seit dem letzten Fall nur einige Monate vergangen, die für David allerdings höchst ernüchternd waren. Denn seit den Ereignissen im Dartmoor ist er als Unruhestifter in Verruf geraten. Auch die Universität scheint nicht sonderlich erpicht, jemanden mit seinem Ruf noch länger zu beschäftigen. Als auch noch bei ihm eingebrochen wird und ihm eine Party inklusive Verkupplungsabsicht bevorsteht, ist seine Frustration vollkommen. Doch da kommt die erlösende Nachricht, dass er für eine Leichenbergung angefordert wurde.

Im Nu war ich als Leserin wieder mitten drin in einer neuen Ermittlung. Nach wenigen Seiten macht sich David auf den Weg in die Backwaters und unterstützt bei der Bergung einer Wasserleiche. Dabei erhält man umfassende Einblicke in die Frage, was mit Leichen geschieht, wenn sie eine Weile im feuchten Nass gelegen haben. Bei den detailreichen Schilderungen wird jedem Hunter-Liebhaber das Herz aufgehen. Schnell fühlt es sich so an, als wäre unser liebster forensischer Anthropologe nie weg gewesen.

Zwar erhält David auch die Gelegenheit, sein Wissen im Labor auf die gereinigten Knochen anzuwenden. Das spielt in diesem Buch allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen ist er viel vor Ort unterwegs, macht wichtige Beobachtungen und Funde und erfährt in Gesprächen mehr darüber, was die Anwohner über die kürzlichen Ereignisse denken. Ständig erhält man eine neue Sicht auf die Dinge, was die Geschichte in Schwung hielt. Doch mit Zufall konnte die Masse an neuen Erkenntnissen bald nicht mehr zufriedenstellend erklärt werden, hier verlor die Geschichte für mich etwas an Glaubwürdigkeit.

Neben David Hunter fand ich auch Rachel Darby sehr sympathisch. Die Schwester der Vermissten behält trotz der angespannten Situation meist einen kühlen Kopf und versteht es sehr gut, die Lage zu analysieren. Andere Charaktere bleiben hingegen undurchschaubar und waren gerade deshalb interessant. Was geht im Kopf von Edgar vor sich, der sich um verletzte Tiere kümmert und auf andere Menschen kaum reagiert? Oder in dem von Sir Stephen, der von einer Hausdurchsuchung nichts wissen will?

Den Spannungsbogen fand ich überaus gelungen, da die Geschichte immer wieder in eine neue Richtung gelenkt wird oder Dinge in anderem Licht erscheinen lässt. Ich wage zu behaupten, dass es nahezu unmöglich ist, vorzeitig alle Zusammenhänge zu erraten, und doch fallen mit den entscheidenden Enthüllungen zum Ende des Buches hin alle Puzzlestücke an ihren Platz. Trotz ruhigerer Phasen konnte mich die Geschichte deshalb bis zum Schluss begeistern.

Fazit
Mit „Totenfang“ erscheint endlich ein neuer Fall für David Hunter, der zu überzeugen weiß. Ein kluger Handlungsaufbau mit vielen unvorhersehbaren Wendungen macht die Geschichte interessant, und auch wer auf neue Einblicke in die Welt der forensischen Anthropologie gewartet hat, kommt auf seine Kosten. Trotz eines Zuviel an Zufällen konnte mich das Buch durchweg fesseln. Ich spreche eine klare Leseempfehlung an alle Hunter-Fans aus!

Interesse an einer 2. Meinung? Zu Ingrids Rezension bitte hier entlang: KLICK!