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Samstag, 26. November 2016

[Rezension Hanna] Der dunkle Ritter - Maurizio de Giovanni


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Der dunkle Ritter
Autor: Maurizio de Giovanni
Übersetzerin: Susanne Van Volxem
Hardcover: 384 Seiten
Erschienen am 21. Oktober 2016
Verlag: Kindler


Inhalt
Auf das neu zusammengesetzte Team des Kommissariats Pizzofalcone wartet ein dramatischer Fall: Der zehnjährige Edoardo Cerchia, genannt Dodo, wird als entführt gemeldet. Auf einem Schulausflug seiner katholischen Privatschule in die Gemäldesammlung der Villa Rosenberg hat er gemeinsam mit einem Freund erst den Anschluss an die Gruppe verloren und ist dann einer unbekannten Frau aus dem Gebäude gefolgt. Jetzt fehlt von ihm jede Spur. Vermutlich geht es der Täterin ums Lösegeld, denn Dodos Großvater ist vermögend, mächtig und stadtbekannt. Aber warum ist der schüchterne Dodo ihr so bedenkenlos gefolgt?

Meinung
„Der dunkle Ritter“ ist mein erstes Buch von Maurizio de Giovanni. Obwohl es der dritte Teil der Reihe ist, wurde mir der Einstieg leicht gemacht. Nach einem Einblick in die Gedanken des Entführungsopfers und einem verbalen Schlagabtausch auf dem Kommissariat nimmt sich dessen Leiter Luigi Palma Zeit, über seine neu zusammengestellten Mitarbeiter nachzudenken. Dabei erfuhr ich die wichtigsten Fakten über sechs ganz unterschiedliche Charaktere. Und dann ging es auch schon los mit den Ermittlungen. Während Lojacono und Alex sich aufmachen, um einen Einbruch zu untersuchen, geht im Kommisariat der Anruf ein, dass ein Junge entführt wurde.

Schnell sind die Ermittler in Alarmbereitschaft und beginnen mit ihren Nachforschungen. Viele Anhaltspunkte gibt es nicht. Ein Überwachungsvideo zeigt in mangelhafter Qualität eine Person mit Kapuze, der Dodo folgt, und ein Mitschüler kann immerhin sagen, dass es eine blonde Frau war. Alle warten auf die Lösegeldforderung. In dieser Zeit lernt man Dodos zerrüttete Familie kennen, deren Reaktionen auf das Geschehen von hysterisch bis wutentbrannt reichen. Sämtliche Gespräche eskalieren nach kürzester Zeit, was durch die leitenden Ermittler, dem ungehobelten Aragona und dem cholerischen Romano, nicht eingedämmt wird. Vom Team des Kommissariats mochte ich die beiden leider am wenigsten, und mir war rätselhaft, wie man auf diese Art überhaupt Fortschritte verzeichnen soll.

Die Geschichte nimmt sich ausreichend Zeit, auch auf die anderen Teammitglieder einzugehen und Einblicke in ihr Privatleben zu geben. Bei einem sechsköpfigen Team plus Chef nehmen diese Abschnitte viel Platz ein und bremsen das Vorankommen der Ermittlungen aus. Die Einblicke halfen mir aber, das Verhalten der Charaktere besser zu verstehen. Am besten gefallen hat mir Alex‘ Geschichte. Sie leider sehr unter der Kontrolle durch ihre Eltern und kann besser zielen als alle Kollegen, weil sie auf dem Schießstand regelmäßig ihren Frust ablässt. Als jemand im Nu ihr Geheimnis errät, ist sie verunsichert, ob sie sich freuen oder besser nicht darauf reagieren soll. Auch auf dem Kommissariat erlebt man das ganze Team in Aktion. Parallel zum „großen“ Entführungsfall läuft die Ermittlung des eingangs erwähnten Einbruchs sowie Nachforschungen über verdächtig viele Selbstmorde in einem Viertel. Trotz des ruhigen Tempos wurde mir eine abwechslungsreiche Handlung geboten.

Die Sprache des Buches hat mir gefallen. Der Autor schreibt sehr poetisch und baut ganze Kapitel ein, in denen er über „solche und solche Nächte“ sinniert oder dass man sich vor dem Mai hüten solle. Immer wieder gibt er Einblicke in die Gedankenwelt Dodos, der in seiner Gefangenschaft mit seiner Actionfigur redet, die er mitgenommen hat. Gerade in Bezug auf seine Entführung bleibt ein Durchbruch aber lange aus und die Geschichte zog sich zunehmend in die Länge. Zum Ende hin ging schließlich alles ganz schnell. Leider werden bei allen drei Ermittlungen zwar die Hintergründe klar, doch ich erfuhr nichts über die Konsequenzen. Ich weiß nicht, ob der vierte Band hier noch mehr Klarheit bringt, aber für mich war das ein unbefriedigender Abschluss.

Fazit
In „Der dunkle Ritter“ muss das neu zusammengestellte Team von Pizzofalcone, Neapel in einem Entführungsfall ermitteln. Zusätzlich gibt es zwei kleinere Fälle und Einblicke ins Privatleben der Polizisten. Leider mochte ich die beiden Ermittler, welche die größte Rolle spielen, am wenigsten. Das wurde aber durch andere Teammitglieder aufgewogen, deren Probleme ich viel besser nachvollziehen konnte. Das Ende war für meinen Geschmack leider allzu offen. Ich vergebe drei Sterne für diesen literarischen Ausflug nach Neapel.