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Montag, 21. November 2016

[Rezension Ingrid] Der Mann an der Reling von Barbara Brandt


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Autor: Barbara Brandt (Alias von Klaus Brandt)
Titel: Der Mann an der Reling
Erscheinungsdatum: 11.10.2016
Verlag: amazonpublishing 
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch 

„Der Mann an der Reling“ ist der Engländer Robert Bowman im gleichnamigen Roman von Barbara Brandt, dem Pseudonym von Klaus Brandt. Die Geschichte des Buchs nahm mich als Leser mit in die Normandie, einer Gegend Frankreichs die bekannt ist für ihre herrliche Apfelblüte und ihren Äpfeln aus denen Calvados und Cidre hergestellt wird. Das Cover bringt den Leser also direkt hinein in die Erzählung.

Die schon betagte Iris Neufchatel sitzt auf dem Balkon ihrer Wohnung im Seniorenheim und schaut einem jungen Zwillingspaar beim Spielen zu. In ihr werden Erinnerungen an ihre zur Melancholie neigende Zwillingsschwester Sally wach. Ihre Gedanken schweifen zurück zu einer Zeit als sie bereits mehrere Jahre verheiratet, jedoch kinderlos ist und sie Sally zu Verwandten nach England begleitet hat. Danach fährt sie allein zurück und begegnet auf der Fähre nach Frankreich Robert, der ihr auffällt, weil er in kurzen Hosen an der Reling steht. Schnell merken die beiden, dass sie sich weit mehr als nur gut verstehen. Bereits zwei Wochen später besucht Robert Iris zu Hause. Er ist als Location Scout auf der Suche nach passenden Filmorten. Iris bietet ihm die Wohnung im Gästehaus an. So beginnen vier unvergleichliche Tage für die beiden. Schließlich siegt der Verstand über die Liebe. Doch zehn Jahre später findet Iris im Vermächtnis ihrer Schwester ein Foto auf dem Sally und Robert zu sehen sind. Wie kann das sein? Kannten die beiden sich?

Schon auf den ersten Seiten merkt der Leser, dass die Erinnerung Iris manchmal im Stich lässt. Sie wiederholt sich häufiger und stellt die geschilderten Ereignisse in Frage. Manches erzählt sie in zwei verschiedenen Versionen. Der Autor stellt in seinem Roman klar, dass die genaue Erinnerung belanglos ist. Wichtig ist es, dass eine Geschichte die Möglichkeit hat sich in vielerlei Fassung erzählen zu lassen, die sich aufgrund von Zufälligkeiten ergeben können. Unsere eigenen Wünsche lenken dabei die Gedanken. Barbara Brandt schildert die Geschehnisse mit großer Leichtigkeit und spart nicht mit Fantasie, wenn Robert eine seiner zahllosen Geschichten den Zuhörern erzählt. Auch Iris weiß nicht, was davon wahr oder gelogen ist.

Zum Freundeskreis von Iris und ihrem Mann gehören interessante Personen. Es sind meist Engländer wie Iris, die hier eine neue Heimat gefunden haben. Die Protagonistin ist als junge Frau im Gegensatz zu ihrer Zwillingsschwester kokett und schlagfertig, was zu amüsanten Dialogen führt. Robert scheint ungebunden und lebenslustig. Er hat außergewöhnliche Ideen, die er auch gerne voller Übermut in die Tat umsetzt. Iris und Robert schalten in ihrer Zweisamkeit die Folgen für die Zukunft aus. Die Erinnerungen von Iris an die kurze Zeit ihres Zusammenseins nehmen weite Teile des Romans ein. Aus der Inhaltsangabe ist ersichtlich, dass Iris das Foto mit Sally und Robert finden wird.  Unbewusst ist daher immer eine gewisse Erwartungshaltung während des Lesens vorhanden, die nicht nur eine Antwort auf die Frage sucht, ob die Affäre aufgedeckt wird sondern darauf wartet, dass Iris das Foto in die Hände fällt und hierzu eine Lösung aufdeckt. Ich hätte die Geschichte noch etwas spannender gefunden, wenn ich nicht durch den Text auf der Buchrückseite von dem Foto erfahren hätte, sondern durch einen entsprechenden Prolog im Roman.

Zum Ende hin nimmt die Spannung des Romans deutlich zu. Außerdem konnten mich einige unerwartete Wendungen überraschen. Mir hat der Roman gut gefallen und daher empfehle ich ihn gerne weiter.