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Freitag, 17. März 2017

[Rezension Hanna] Ein geschenkter Anfang - Lorraine Fouchet


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Ein geschenkter Anfang
Autorin: Lorraine Fouchet
Übersetzerin: Sina de Malafosse
Hardcover: 368 Seiten
Erschienen am 17. März 2017
Verlag: Atlantik

Inhalt
Joseph und Lou sind als Frührentner von Paris zurück auf die Île de Groix gezogen. Doch nach einer kurzen, unbeschwerten Zeit kam Lou mit nur sechsundfünfzig Jahren ins Pflegeheim und verstarb bald danach. Zurück bleibt ein einsamer, zweifelnder Jo, der sich um seine beiden Kinder nie sonderlich gekümmert hat. Das will Lou in ihrem Testament ändern. Sie trägt ihm auf, dafür zu sorgen, dass sie glücklich sind. Erst dann dürfe er ihren letzten Brief lesen. Jo weiß nicht so recht, wie er das angehen soll, denn vor allem sein Sohn beginnt nach Lous Tod, den Kontakt aufs Nötigste zu reduzieren. Mittels Google Alerts und hilfsbereiten Freunden beginnt er, erst einmal mehr über das Leben seiner Kinder in Erfahrung zu bringen…

Meinung
Das Cover des Buches zeigt eine Küste mit Leuchtturm in Hintergrund, an der ein Mann mit einem Mädchen spielt. Die Kulisse passt gut zur Île de Groix sein, auf der ein Großteil der Geschichte spielt. Die abgebildeten Menschen könnten Jo mit seiner Enkelin Pomme sein, wobei letztere mit ihren zehn Jahren eigentlich schon zu alt für das gezeigte Kind ist.

Das Buch startet bedrückend mit der Beerdigung von Lou. Sowohl Jo als auch Pomme sprechen währenddessen in Gedanken zu ihr und teilen mit ihr, was ihnen durch den Kopf geht. Um den Leser gleichzeitig abzuholen, erzählen sie Lou Dinge, die sie eigentlich wissen sollte. Dadurch wirkte die Sprache auf mich etwas holprig. Das gibt sich aber bald und ich fand immer besser in die Geschichte hinein.

Die Autorin hat Charaktere erschaffen, ich die ich mich schnell einfühlen konnte. Jo fühlt sich von Lou allein gelassen; er kann mit ihrem Auftrag wenig anfangen und hat auch wenig Antrieb, allein weiterzumachen. Aufheiterungsversuche seiner Freunde und seiner Enkelin Pomme sind nicht sonderlich erfolgreich. Jo zieht sich zunehmend zurück und es kommt zu berührenden Szenen, in denen er in Erinnerungen schwelgt und Entscheidungen trifft, in denen eine Depression aus ihm spricht. Der Entschluss, mehr über das Leben seiner beiden Kinder herauszufinden, gibt ihm schließlich eine neue Aufgabe.

Zu Erzählabschnitten aus Jos Sicht gesellen sich recht früh Abschnitte aus Pommes Perspektive und später auch aus derer seiner Kinder und einiger wichtiger Nebencharaktere. Pomme habe ich schnell ins Herz geschlossen. Sie hängt sehr an ihrem Großvater und wünscht sich eine bessere Beziehung zu ihrem Vater, dessen Besuche immer seltener werden. Sie ist lebensfroh und geht Dinge beherzt an. Darin unterscheidet sie sich von ihrer Halbschwester Charlotte, deren altkluge Sprache für mich nicht zu einer Neunjährigen passte und die aus dem Stehgreif eine psychologische Selbstanalyse zum Besten gibt. Auch Jos Kinder Sarah und Cyrian lernt man besser kennen. Beide sind in ihren Jobs äußerst erfolgreich. Doch erstere trifft keinen Mann mehr als zweimal, seit ihr Verlobter sie aufgrund ihrer Erkrankung verlassen hat und letzterer führt eine erkaltete Ehe mit der Mutter seiner zweiten Tochter, die er regelmäßig betrügt.

Mit dem Beginn von Jos Nachforschungen zum Leben seiner Kinder dringt man immer tiefer in das Beziehungsgeflecht der Familie vor. Man versteht zunehmend, was die einzelnen Charaktere antreibt und warum sie in bestimmten Verhaltensmustern gefangen sind. Der bedrückende Ton der Geschichte wird gelegentlich durch amüsante Szenen aufgelockert, zum Beispiel wenn Jo sich Google Alerts zur Beobachtung seiner Kinder einrichtet oder Freunde als Schauspieler instruiert, die Charakterstärke der Frauen in Cyrians Leben zu prüfen. Unauffällig und punktuell mischt sich Jo in Sarahs und Cyrians Leben ein, um sie in die richtige Richtung zu schubsen – mit unterschiedlichem Ergebnis. Schließlich kommt es zu einem dramatischen Ereignis, das alle stark ins Nachdenken bringt und schließlich zu einem versöhnlichen Ende, das ich sehr passend fand.

Fazit
„Ein geschenkter Anfang“ erzählt von der Familie der verstorbenen Lou, die von ihrem Mann verlangt, für das Glück der gemeinsamen Kinder zu sorgen. Der Fokus verschiebt sich langsam von ihm und seiner Trauer hin zur Frage, was im Leben seiner Kinder denn fehlt. Mit der Zeit fand ich immer besser in die Story hinein, begegnete Charakteren, in die ich mich hineinfühlen konnte und erlebte Momente, die mich berührten. Diese nachdenkliche und doch nach vorn schauende Familiengeschichte vor der Kulisse der traumhaften Île de Groix empfehle ich gern weiter.