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Dienstag, 2. Juli 2019

Rezension: Das Labyrinth des Fauns von Cornelia Funke und Guillermo del Toro


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Das Labyrinth des Fauns
Autoren: Cornelia Funke und Guillermo del Toro
Übersetzer: Tobias Schnettler
Erscheinungsdatum: 02.07.2019
Verlag: Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag (Leseexemplar)
ISBN: 9783737356664
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„Das Labyrinth des Fauns“, geschrieben von Cornelia Funke, ist die Adaption des Films „Pans Labyrinth“ von Guillermo del Toro aus dem Jahr 2006, ergänzt durch zehn kurze Geschichten der Autorin, die einige Hintergründe zu bestimmten Handlungen liefern. Der Roman ist eine Mischung aus fiktiver historischer Handlung und Phantastik, er spielt in Nordspanien im Jahr 1944.

Der auf den Seiten der Faschisten stehende Capitán Vidal hat sich mit den ihm unterstellten Soldaten in einer alten Mühle in waldreichem Gebiet niedergelassen um gegen eine Gruppe Widerstandskämpfer vorzugehen. Er soll der neue Steifvater der zwölfjährigen Ofelia werden, deren Mutter ein Kind von ihm erwartet. Erst vor einem Jahr ist der Vater von Ofelia im Krieg verstorben und die Zukunft steht ungewiss vor ihr. Das herrschsüchtige Verhalten von Vidal macht ihr Angst und sie sucht Zuflucht in ihren Büchern, denn mit Geschichten kann sie sich in andere Welten träumen.

Eines Tages begegnet Ofelia einer Fee, doch niemand glaubt ihr das. Doch die Fee kehrt wieder und führt sie in ein Labyrinth aus Stein, das sich in der Nähe der Mühle befindet. Dort wartet ein Faun auf sie, der ihr erzählt, dass sie die mögliche Reinkarnation der lang gesuchten Tochter Moanna des Königs des Unterirdischen Reiches sei. Um zu beweisen, dass sie tatsächlich die Prinzessin ist, muss sie drei Aufgaben lösen und bestehen.

Die fantastische Welt, in die Ofelia sich begibt, spiegelt alles das wider, was sie auch in der Realität erlebt. Es ist nicht immer einfach in beiden Welten, sofort zu erkennen, wer es gut oder böse mit ihr meint. Sie begreift nicht die Beweggründe ihrer Mutter, die dazu geführt haben, dass sie sich auf Vidal eingelassen hat und nun seinen Anweisungen folgt. Von Beginn an wird der Capitán als pedantisch und fordernd beschrieben. Durch sein Vorgehen schützt er jedoch auch die ihm Unterstellten und Anvertrauten, sofern sie sich an die Vorschriften halten. Jeder Verstoß wird von ihm auf grausamste Weise geahndet. Cornelia Funke fängt die brutale Seite des Kriegs und seiner Verfechter ein, aus ihren Worten entstehen Bilder im Kopf von barbarischer Gestalt.

Auch durch ihre Flucht in die Fantasy entkommt Ofelia der Gewalt nicht. Hier wie dort zeigt sich, dass die Herrschaft über Grundessenzen des Lebens dazu führt, die davon Abhängigen langsam, doch unwiderruflich dem Tod auszuliefern. Die auf solche Weise Darbenden greifen viel zu schnell nach angebotener Hilfe, die nicht ohne weiteren Schrecken zu erhalten ist. Strafe folgt auf regelwidriges Verhalten in der Realität wie auch in der gedanklichen Vorstellung von Ofelia. Sie lernt dadurch, dass sie die Konsequenzen aus ihren Entscheidungen tragen muss, die meistens unumkehrbar sind.

Cornelia Funke bleibt mit der geschriebenen Handlung eng am Film, Abweichungen in den Dialogen scheinen hauptsächlich der Übersetzung aus dem Englischen geschuldet zu sein. Gekonnt fängt sie die düstere Handlung in ihren Worten ein und umgarnt den Leser mit ihrem sprachlichen Können. Sie fokussiert auf Gesten und Blicke, aus denen sie die Gefühle der Personen in dieser unterkühlten Situation sprechen lässt, andererseits gibt sie ihre eigenen Empfindungen für das Tun der Figuren an den Leser weiter. Sie schafft es, das Zwischenmenschliche in ihrem Text zu transportieren. Im Wechsel der Kapitel führt sie einerseits die Geschichten rund um die Ereignisse an der Mühle und andererseits in der Fantasywelt weiter Jede der zehn kurzen mystischen Geschichten von Cornelia Funke, die den Roman bereichern, wird begleitet von einer Illustration, die von Allan William erstellt wurden.

Ich habe den Roman „Das Labyrinth des Fauns“ gelesen und erst danach den Film geschaut. Berührt war ich war von der Beherztheit Ofelias, aber auch überrascht von der Stärke Mercedes, einer jungen Frau die in einer wichtigen Nebenhandlung auf Seiten der Partisanen steht. Die Geschichte um den Mut, sich dem Bösen entgegenzustellen, empfehle ich. Gleichzeitig war ich erschreckt von der unverhüllten Grausamkeit in verschiedenen Szenen, so dass ich das Buch nur für Erwachsene und ältere Jugendliche (der Film hat eine FSK ab 16 Jahren) geeignet halte.

Gesamtfazit: Zwar kommt die Idee des Buchs nicht von Cornelia Funke selbst, dafür hat sie diese aber begeisternd umgesetzt und ergänzt.