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Sonntag, 18. August 2019

Rezension: Es wird Zeit von Ildikó von Kürthy



Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Es wird Zeit
Autorin: Ildikó von Kürthy
Erscheinungsdatum: 20.08.2019
Verlag: Wunderlich (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783805200431
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In ihrem Roman „Es wird Zeit“ schreibt Ildikó von Kürthy darüber, dass es immer wieder Herausforderungen gibt, die das Leben mit sich bringt. Das bedeutet oft, dass man Bekanntes, vielleicht sogar Gewünschtes oder aber bequem Eingespieltes hinter sich gelassen werden will und die Entscheidung für einen Neuanfänge zu treffen ist. Die Rosen auf dem Buchumschlag stehen mit ihrer stolzen Pracht für glückliche Zeiten, zeigen aber auch durch ihre Dornen die Schattenseiten und Gefahren.

Für Judith Rogge, die Protagonistin des Romans, hat das Leben sich schon in vielen Höhen und Tiefen gezeigt. Sie ist fast fünfzig Jahre alt, wohnt seit fast zwanzig Jahren in Wedel bei Hamburg, wo sie seit genauso langer Zeit mit einem Zahnarzt verheiratet ist und mit ihm drei Kinder hat. Als ihre Mutter unerwartet stirbt, fährt sie zur Abklärung der Formalitäten und der anschließenden Beerdigung in ihre Heimat nach Jülich. Wider Erwarten trifft sie dort auf ihre frühere beste Freundin Anne. Erinnerungen an die alten Zeiten werden wach, aber das Erschrecken ist groß, als Anne von ihrer lebensbedrohlichen Krankheit erzählt. Dabei war sie es doch, die im Gegensatz zu Judith den perfekten Beruf und den besten Ehemann gefunden hatte. Judith stellen sich im Vergleich zu ihr viele Fragen, die dazu führen, dass sie überlegt, ob ein Neubeginn für sie nützlich und möglich ist, so wie sie ihn damals schon mal für angebracht gehalten hat ...

Bereits auf den ersten Seiten konfrontiert Ildikó von Kürthy mich mit dem Glück und Leid ihrer Hauptfigur, die ihre Geschichte in der Ich-Form erzählt. Der Umstand, dass ihre Ehe keine Liebesheirat war und ihre Freundschaft zu Anne zerbrochen ist, machte mich neugierig darauf, was vor vielen Jahren geschehen sein mag, bevor Judith ihr Leben in Wedel begonnen hat. Doch erst nach und nach setzte sich das Bild zusammen.

Judith ist ein Mensch, der sich immer geliebt fühlte und auch gerne geliebt hat. Doch jetzt sind ihre Kinder flügge geworden und mit dem Tod ihrer Mutter ist sie Vollwaise und verliert dadurch ihren Halt für seelische Tiefpunkte. Nicht nur Judith erlebt auf den Seiten des Romans ein Wechselbad an Gefühlen, sondern auch ich als Leser. Die Autorin lässt Judith häufiger innehalten, um die Gedanken schweifen zu lassen und eine innere Diskussion über alltägliche Dinge des Lebens zu führen, die ich sehr gut nachvollziehen konnte.

Ildikó von Kürthy schreibt mit einem Augenzwinkern über manche Ereignisse. Hier und da überspitzt sie Situationen, die auf diese Weise die darin enthaltene Aussage nur noch mehr vor Augen führen. Gleichzeitig schafft die Autorin es, mir die tiefe Traurigkeit von Judith über den Tod der Mutter und die Krankheit ihrer Freundin zu vermitteln. Die Autorin ist etwa im gleichen Alter wie ihre Hauptfigur und weiß genau worüber sie schreibt, denn vieles hat sie so oder ähnlich selbst. Die Widmung auf den ersten Seiten des Buchs richtet sie an einen lieben Menschen in ihrem Leben, die Zuneigung zu ihr glaubte ich in den Zwischenzeilen der Erzählung zu spüren.

„Es wird Zeit“ ist ein Roman über Freundschaft, Heimat, Wohlbefinden, Glück, Lebensträume, aber auch Traurigkeit über verpasste Chancen und Verlust geliebter Menschen. Jeder Leser wird sich in der ein oder anderen Situation wiederfinden, so wie ich. Dadurch stimmt die Erzählung stellenweise nachdenklich, obwohl der Grundton heiter ist. Der Prolog setzte von Anfang an eine gewisse Spannung, ob der zu klärenden offenen Fragen in der Vergangenheit der Hauptfigur. Zur Klärung flogen die Seiten dahin und unterhielten mich aufs Beste. Gerne empfehle ich den Roman weiter.