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Montag, 27. April 2020

Rezension: Die Schwestern vom Ku'damm. Tage der Hoffnung von Brigitte Riebe


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Die Schwestern vom Ku'damm: Tage der Hoffnung
Autorin: Brigitte Riebe
Hardcover: 464 Seiten
Erschienen am 21. April 2020
Verlag: Wunderlich

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Im Jahr 1958 kehrt Florentine Thalheim nach West-Berlin zurück. Sechzehn Monate hat sie in Paris verbracht, doch dann hat ihr Freund Pascal sie verlassen. Auch in der Heimat hat sie nur eins im Sinn: Kunst! Deshalb kommt sie erst einmal bei ihrem Cousin Gregor und dessen Lebensgefährten unter, statt bei ihren Eltern einzuziehen und sich entsprechend der Pläne ihres Vaters im Modekaufhaus Thalheim am Ku’Damm einzubringen. Als sie an der Hochschule für bildende Künste abgelehnt wird, ist die Enttäuschung groß. Doch so schnell gibt Flori nicht auf.

Nachdem der Fokus erst auf Rike und dann auf Silvie Thalheim lag, ist in „Tage der Hoffnung“ Flori an der Reihe. Nach über einem Jahr in Paris kehrt sie in die Heimat zurück, doch den Plänen ihres Vaters will sie sich trotzdem nicht beugen. Stattdessen will sie ihre Zeit ganz der Kunst widmen. Floris experimentiert gerne mit Farben, doch auch das Fotografieren interessiert sie. Mit Begeisterung und Leidenschaft setzt sie ihre Projekte um. Über die Kunst findet sie neue Freunde, die ihr Halt geben. Ausgerechnet ihr Lehrer ist es, der ihr das Leben schwer macht und Zweifel in ihr sät.

Floris Werdegang steht im Mittelpunkt, doch man erfährt auch viel darüber, wie es für die Familie Thalheim grundsätzlich weitergeht. Schön fand ich, dass Flori viel Zeit mit ihrer Cousine Franzi verbringt, die inzwischen eine bekannte Schauspielerin ist. Deren Eltern leben im Ostteil der Stadt und wollen dort auch nicht weg, was zunehmend zum Problem wird. Luisa, die Mutter von Oskars Kind, bringt mit ihren Wünschen zusätzliche Unruhe in das Familienkonstrukt.

Flori ist deutlich jünger als ihre beiden Schwestern und fühlt sich von den beiden immer wieder ausgeschlossen. Sie hat das Gefühl, brisante Familiengeheimnisse immer als allerletzte zu erfahren. Von diesen gibt es wieder einige. Das Thema Wer-hat-mit-wem wurde für meinen Geschmack schon im zweiten Band zu sehr ausgereizt, und dieser Kritikpunkt zieht sich weiter durch dem dritten Band.

Lange wird das Buch von Familienangelegenheiten und Floris Kunst dominiert, während die historischen Entwicklungen eher am Rande thematisiert werden. Ich hätte mir eine etwas straffere Erzählung dieser Phase gewünscht. Mit dem Bau der Mauer kommt neuer Schwung in die Handlung. Ereignisse wie die Rede Willy Brandts gegen den Mauerbau und ein Besuch Marlene Dietrichs in Berlin werden thematisiert. Beim Thama Mauerbau hat sicher jeder bestimmte Bilder im Kopf, und Flori passt mit ihrer Kamera gut ins allgemeine Geschehen. Der Leser begleitet sie durch Höhen und Tiefen bis hin zu einem emotionalen und historischen Moment, der die Trilogie gelungen abschließt!