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Montag, 1. Februar 2021

Rezension: Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Die Mitternachtsbibliothek
Autor: Matt Haig
Übersetzerin: Sabine Hübner
Erscheinungsdatum: 01.02.2021
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783426282564

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Büchereien sind für Leseratten ein anziehender Ort. Aber in der „Mitternachtsbibliothek“, wie der Brite Matt Haig sie in seinem gleichnamigen Roman beschreibt, ist sicher noch niemand von ihnen gewesen. Die 35-jährige Protagonistin Nora Seed ist kein Bücherwurm, doch das Schicksal führt sie in der Geschichte in die magische Welt, die der Autor in seinem Roman in Form der Mitternachtsbibliothek beschreibt. Vor Ort findet sie volle Regale vor, gefüllt mit Büchern, deren Einbände in allen erdenklichen grünen Farben erstrahlen. Alle Ausgaben sind gefüllt mit Biografien ihres Lebens, die sich in Details unterscheiden. Wie der Name schon sagt, kann die Bücherei nur um Mitternacht betreten werden, während Raum und Zeit stillstehen und man sich zwischen Leben und Tod befindet.

Während eines Schachspiels in der Bibliothek ihres Heimatorts Bedfords erfährt die sechszehnjährige Nora durch einen Telefonanruf vom plötzlichen Tod ihres Vaters. Das könnte der schlechteste Tag in ihrem Leben gewesen sein, doch neunzehn Jahre später, als sie ihren Job verloren hat, ihre Katze verstorben ist, sie Streit mit Verwandten und Freunden hat, fühlt sie sich einsam und empfindet ihr Leben nicht mehr lebenswert. Sie beschließt zu sterben und findet sich während des Übergangsprozesses in der Mitternachtsbibliothek gemeinsam mit ihrer früheren Schulbibliothekarin wieder. Sie erhält die Chance verschiedene Varianten ihres Lebens auszuprobieren. Wird sie eines finden, dass ihren Vorstellungen vom Glücklichsein entspricht?

Matt Haig greift in seinem Roman die interessante Idee auf, mit der sich bestimmt schon viele beschäftigt haben, was geschehen wäre, wenn man sich an einem oder mehreren Punkten im Leben anders entschieden hätte. Auf eine ruhige Art und Weise lässt er seine Protagonistin erfahren, dass es nicht einfach ist, sein Leben in allen Einzelheiten zufriedenstellend zu empfinden. Er gibt zu bedenken, dass eine Entscheidung mehr als eine weitreichende Änderung nach sich zieht.

Nora hat sich vielen Chancen bewusst entzogen, denn sie hätte vielleicht bei Olympia teilnehmen, mit einer Band erfolgreich sein oder als Gletscherforscherin oder Philosophin berühmt werden können. Diese Auflistung gibt nur einen Ausschnitt von Noras Möglichkeiten wieder und allein daraus lässt sich erkennen, dass es nicht einfach ist, das Leben zu finden, dass glücklich macht. Nora war als Kind schüchtern und durch Erfolge bekam sie im Vergleich zu anderen mehr Aufmerksamkeit, was ihr nicht behagte. Aber das war nur eines ihrer Sorgen, die sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Die Mitternachtsbibliothek gibt ihr die Chance, Dinge zu ändern, die sie bereut. Der Weg dazu, sich selbst zu finden, ist mit vielen Erfahrungen verbunden, die teils wütend stimmen, traurig machen oder auch fröhlich, bedrückend sind oder heiter. Nora steht an einem Scheideweg vor der endgültigen Entscheidung über ihre Zukunft.

Matt Haig zeigt in seinem Roman „Die Mitternachtsbibliothek“, dass das Leben jedem von uns zahlreiche Entscheidungen abverlangt, die jeweils weitere Konsequenzen mit sich bringen. Seine Protagonistin Nora lernt, darüber nachzudenken, ob eine andere Entscheidung tatsächlich die besseren Auswirkungen gezeigt hätte. Noras Geschichte ist nachvollziehbar. Auf sanfte Art vermittelt der Autor ein Stück Philosophie, die nachdenklich stimmt und berührt. Gerne vergebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.