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Montag, 15. Februar 2021

Rezension: Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau von Björn Stephan

 

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Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau
Autor: Björn Stephan
Hardcover: 352 Seiten
Erschienen am 11. Februar 2021
Verlag: Galiani Berlin

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 Im Jahr 2019 kehrt Juri nach Klein Krebslow zurück, um die Wohnung ihrer verstorbenen Mutter aufzulösen. Dort findet die einen an sie adressierten Stapel Papier, der sie ins Jahr 1994 mitnimmt. In diesem Jahr ist sie mit ihrer Mutter neu hergezogen, sehr zur Verwunderung ihrer Mitschüler der 7b, denn zuletzt haben immer mehr Famlien die zu DDR-Zeiten errichtete Plattenbausiedlung verlassen. Sascha hat die Geschichte aus seiner Perspektive niedergeschrieben und erzählt, wie es dazu kam, dass er sich in Juri verliebt hat. Doch vom Tag ihres Kennenlernens bis zur Monsterkatastrophe sind es nur 102 Tage...

Zu Beginn des Buches findet Juri einen dicken Stapel Papier von Sascha. Der beiliegende Brief erklärt, dass er sie im Jahr 1996, zwei Jahre nach Juris Verschwinden, aufgeschrieben hat. Einige Fotos vermitteln die Atmosphäre von Klein Krebslow, das von den Anwohnern meist nur „die Siedlung“ genannt wird und das stellvertretend für verschiedene tatsächlich existierende Plattenbausiedlungen auf dem ehemaligen Gebiet der DDR steht, deren Verfall nach der Wende begann. Dann folgt in 20 Kapiteln Saschas Geschichte. Das Wissen um Juris Verschwinden und die anstehende Monsterkatastrophe machte mich neugierig, zu erfahren, was die beiden im Sommer 1994 erlebt haben.

Zunächst lernte ich Sascha besser kennen, der mit seinen Eltern und seiner Schwester einige Jahre zuvor in die neuerrichtete Siedlung gezogen ist. Nach der Wende hat sein Vater wie viele andere Anwohner jedoch seinen Job verloren. Wie der schweigsame Mann nun Nahrungsergänzungsmittel verkauft ist Sascha schleierhaft, Gespräche mit ihm versucht er zu vermeiden. Die Siedlung wurde nach der Wende nicht wie ursprünglich geplant erweitert und immer mehr Anwohner ziehen weg. Laut Saschas Mutter, die als Lehrerin arbeitet, wohnen dort sonst nur noch Assis. Angst hat Sascha vor den Pawelke-Brüdern, die angeblich Faschos sind und die er eines Tages dabei beobachtet, wie sie einen alten Mann verprügeln.

Dieser Vorfall ist es, der Juri und Sascha näher zusammenbringt. Ihre furchtlose, blitzgescheite Art und ihr Interesse für Kosmonauten, Raketen und das Weltall fasziniert ihn. Während sein bester Freund Sonny sich in den Sommerferien zu Hause vergräbt und an seiner Musikkarriere arbeitet, verbringen die beiden immer mehr Zeit miteinander. Durch Juri sieht er Dinge aus einer anderen Perspektive und macht neue Erfahrungen. Bei ihrem Vorhaben, den Pawelkes nachzuspionieren, hat er allerdings ein ungutes Gefühl.

Die Geschichte ist sehr atmosphärisch und authentisch erzählt. Sascha als Erzähler ließ die Siedlung vor meinem inneren Auge lebendig werden und ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen. Trotz einiger Andeutungen, was in dem Sommer alles passiert ist, erlebte ich zum Schluss noch einige Überraschungen. Neben den beiden Protagonisten ist mir besonders Herr Reza ans Herz gewachsen, den Sascha zunächst in die Schublade „alter Irrer“ einsortiert. Er erweist sich als vielschichtiger Charakter, der in seinem Leben viel mitgemacht hat und den beiden Jugendlichen mit seiner besonnenen Art und Ratschlägen zur Seite steht.

Das Debüt „Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau“ kann nicht nur mit Titel und Cover überzeugen. Zwischen den Buchdeckeln steckt auch eine überzeugende und authentische Coming of Age Geschichte im ostdeutschen Plattenbau, die ich gerne weiterempfehle!