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Sonntag, 20. Juni 2021

Rezension: Fräulein Gold - Der Himmel über der Stadt von Anne Stern

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Fräulein Gold - Der Himmel über der Stadt
Autorin: Anne Stern
Erscheinungsdatum: 21.04.2021
Verlag: Rowohlt Polaris (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783499004315
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Der Roman „Fräulein Gold – Der Himmel über der Stadt“ von Anne Stern ist bereits der dritte Teil einer Serie rund um die in Berlin-Schöneberg lebende Hebamme Hulda Gold. Er spielt im historischen Berlin. Diesmal ereignen sich die Geschehnisse im Juli und August des Jahres 1924, also fast ein ganzes Jahr nach der Handlung Band Zwei. Die vordere Klappe des Buchs bietet in ihrer Gestaltung den Ausschnitt einer Karte von Berlin zur besseren Verortung der Lokalitäten. Ein Ausschnitt der Karte mit der Frauenklinik Mitte ist nochmals vergrößert dargestellt, hier beginnt Hulda ihre Tätigkeit als angestellte Hebamme, nachdem sie ihre Selbständigkeit aufgegeben hat. Ihre Aufgaben bestehen in der Voruntersuchung und Begleitung der Frauen und der Vorbereitung auf die Geburt. Sie darf selbst keine Geburten durchführen, was sie sehr bedauert, aber dafür erhält sie ein festes Gehalt.

Anne Stern gestaltet den Prolog auch diesmal wieder so, dass er ein Rätsel aufwirft, dessen Aufklärung sich Hulda im Laufe der Ereignisse widmet. Allerdings tritt die eingebundene kriminelle Handlung diesmal deutlich hinter die übrigen Begebenheiten zurück. Die Autorin schildert ausführlich den Alltag von Hulda in der Geburtshilfe der Klinik, die sehr fortschrittlich ausgestattet ist. Die Frauenklinik Mitte ist ein Lehrkrankenhaus. Hulda versteht natürlich, dass Ärzte und Hebammen gut ausgebildet werden sollten, aber sie kann auch den Unmut mancher Patientinnen verstehen, dass bei der Geburt mindestens zehn in Ausbildung befindliche Personen zuschauen und sie sich von einigen auch reihenweise untersuchen lassen müssen.

Hulda arbeitet in Schichten und engagiert sich ebenso wie ihre Kolleginnen. Sie ist stolz darüber, in ihrem Beruf wichtige Arbeit zu verrichten und Leben retten zu können. Ihre Liebe zu dem Kommissar Karl North ist deutlich abgekühlt, was nicht nur daran liegt, dass sie aufgrund ihres Schichtdienstes weniger gemeinsame Zeit füreinander finden. Die Stimmung in der Klinik ist angespannt, was auch durch den Konkurrenzkampf der beiden Oberärzte um eine Professur an der Universität verstärkt wird. Hulda fallen einige Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit der Behandlung einiger Patientinnen auf bei denen es zu Todesfällen kam. Sie schweigt nicht und hinterfragt, so dass sie plötzlich den Ambitionen von jemandem im Weg steht.

Auch einige andere Figuren, die aus den ersten beiden Bänden bekannt sind, entwickeln sich weiter. Karl wird beispielsweise klar, dass seine Ausbildung anders als bei anderen Waisen besonders gefordert wird und er beschließt, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Der Kioskbesitzer Bert hat sich verliebt und Huldas Zimmerwirtin erhält Besuch. Anne Stern führt Hulda im privaten Bereich in neue Kreise ein und vergisst auch nicht eine Portion Zeitgeschehen in die Handlung einfließen zu lassen.  Obwohl Hulda nicht religiös ist, wird sie dennoch zunehmend damit konfrontiert, dass der Antisemitismus im Deutschland der damaligen Zeit beginnt, sich zu entwickeln. Im Anhang befindet sich eine Leseprobe vom vierten Band der Serie, der im November 2021 erscheinen wird.

Der dritte Band der Romanreihe um die Hebamme Fräulein Gold von Anne Stern ist von der Atmosphäre her etwas heller gestaltet als die ersten beiden Bände und auch Hulda wirkt trotz des anstrengenden Klinikalltags hoffnungsvoller. Die Autorin schafft wie immer ein vorstellbares Zeitgeschehen mit Figuren, die realistisch handeln. Auch diesen Serienteil empfehle ich gerne weiter und freue mich auf den nächsten Band.