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Sonntag, 9. Oktober 2022

Rezension: Stille blutet von Ursula Poznanski


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Stille blutet
Autorin: Ursula Poznanski
Broschiert: 400 Seiten
Erschienen am 1. September 2022
Verlag: Knaur

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Nadine Just arbeitet in Wien als Nachrichtensprecherin bei Quick-TV. Mit ihrer provozierenden Art hat sie schon so manchen gegen sich aufgebracht, insbesondere in den Sozialen Medien, wo sie mit Hohn und Spott nicht spart. Eines Abends geschieht das Unglaubliche: Vor laufender Kamera liest sie die Ankündigung ihres eigenen Todes vom Teleprompter ab. Kurz darauf findet ihr Ex-Freund Tibor sie gemeinsam mit einer Redakteurin ermordet in ihrer Gaderobe vor.

Fina Plank ist neu bei der Wiener Mordkommission und die einzige Frau im Team. Gemeinsam mit Oliver, der sich mit ihr als neuer Partnerin noch schwer tut, werden sie zum Tatort gerufen. Wer könnte den Text auf den Telepromter geschmuggelt und anschließend den Mord begangen haben? Eigentlich kommt dafür nur ein Insider in Frage. Doch dann wird ein Journalist tot aufgefunden, dessen Ermordung auf seinem Blog angekündigt wurde. Vor der Wohnung des Toten treffen sie ausgerechnet Tibor Glaser an. Hat er mehr mit den Morden zu tun als zunächst vermutet?

Nach dem Abschluss der Vanitas-Trilogie war ich gespannt, welches Setting Ursula Poznanski für ihre neue Reihe entwickeln wird. "Stille bluet" spielt wieder in Wien und ist zum einen aus der Sicht der jungen Ermittlerin Fina erzählt, die sich in der Mordkommission inmitten ihrer ausschließlich männlichen Kollegen behaupten muss, und zum anderen aus der Sicht von Tibor, dem Ex-Freund des ersten Opfers, dessen Rolle bei den Morden viele Fragen aufwirft. Der Titel ist einem Gedicht von Georg Trakl entnommen, das hinten im Buch abgedruckt ist. 

Die Geschichte beginnt mit hohem Tempo. Im Prolog kündigt Nadine Just ihren Tod an und schon wenige Seiten später wird sie ermordet aufgefunden und die Polizei trifft am Tatort ein. Fina als Ermittlerin hat mir sehr gut gefallen. Sie ist aufmerksam und hat gute Ideen, muss sich ihr Ansehen in der Mordgruppe aber erst erarbeiten. Tibor hingegen war ein Charakter, bei dem ich immer auf der Hut geblieben bin, denn ich fragte mich, ob in den Kapiteln aus seiner Sicht wichtige Informationen zu seiner wahren Rolle bei den Morden verschwiegen werden oder nicht.

Nach dem Fund der zwei Toten entwickelt das Buch einige Längen. Die Ermittlungen der Polizei drehen sich ausschließlich um Tibors Rolle, während Tibor damit beschäftigt ist, seinen Namen rein zu waschen. Auch wenn die Ermittlungen auf mich einen authentischen Eindruck machten, war das für meinen Geschmack zu einseitig. Erst zum Ende hin kommt wieder Schwung ins Geschehen und in kürzester Zeit werden alle Erklärungen geliefert und ein Motiv enthüllt, das für mich nicht zu der hinter den Morden steckenden Logistik passte.

Wer die Erzählstimme ist, die in kurzen Abschnitten zu Wort kommt und ebenfalls ein Verbrechen begeht, wird nicht geklärt und vermutlich in der Fortsetzung aufgegriffen. Ich fand dieses Buch etwas schwächer als die vorherigen Bücher der Autorin. Dennoch freue ich mich auf die Fortsetzung, da ich den Charakter der Fina Plank für vielversprechend halte und auf ihren nächsten Fall gespannt bin.