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Mittwoch, 24. Januar 2024

Rezension: Wo Milch und Honig fließen von C Pam Zhang

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Wo Milch und Honig fließen
Autorin: C Pam Zhang
Übersetzerin aus dem amerikanischen Englisch: Eva Ragul
Erscheinungsdatum: 24.01.2024
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag 
ISBN: 9783103975437
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Der Roman „Wo Milch und Honig fließen“ von C Pam Zhang spielt in einer unweiten Zukunft, in der die Welt von Smog überzogen ist und dadurch Tiere und Pflanzen aussterben. Ein Mungoproteinmehl hält die Menschheit am Leben. Die 29-jährige, unbenannte Protagonistin ist Köchin, wurde in Kalifornien geboren und hat in Europa versucht, ihre Kochkünste zu verfeinern. Weil die USA inzwischen ihre Grenzen geschlossen hat kann sie nicht zurück in ihre Heimat. Als ihr Beruf nicht mehr benötigt wird, bewirbt sie sich um eine Stellung bei einer Forschungsgemeinschaft, deren Laboratorien sich in einem hohen Berg in Italien befinden, wo gelegentlich noch die Sonne scheint.

Sie erhält den Job, doch zunächst bleibt ihr Arbeitgeber ihr fern, um sie zu prüfen. Bevor sie ihn persönlich kennenlernt, begegnet sie seiner 22-jährigen Tochter Aida. Während die Köchin chinesische Wurzeln hat, ist die Mutter von Aida aus Korea. Die von ihr zu kochenden Gerichte werden immer eigenwilliger, die Zutaten dafür erhält sie aus den Laboratorien. Hatte sie zunächst für die Gäste unsichtbar zu bleiben, verlangt ihr Arbeitgeber schließlich ein besonderes Rollenspiel von ihr. Sie spielt mit, weil sie dafür reichlich entlohnt wird und sich erhofft, auf diese Weise die Krise bestmöglich zu überleben.

Die Autorin schrieb den Roman während der Pandemie. Ich denke, dass sie sich dadurch besonders gut in ihre Hauptfigur hineinversetzen konnte, der zunächst durch die Klimakrise alltägliche Dinge entzogen wurden und sie nach Antritt ihrer Stellung eine ungeahnte Fülle an Nahrungsmitteln zur Verfügung hatte. Die Köchin begegnet auf dem Berg einer ausgewählten Gesellschaft, die von ihrem Arbeitgeber mit Köstlichkeiten versorgt wird, damit die Einzelnen in das Unternehmen investieren.

C Pam Zhang scheinen die wohlschmeckendsten Gerichte, die sie aufführt, nicht auszugehen. Aber ebenso, wie ich beim Lesen Appetit bekam, verschwand dieser wieder in Anbetracht der Menge und der Eigenwilligkeit. Es ist mehr als genug, aber das Bild steht für die ungerechte Verteilung von Nahrung in der Welt. Weiter und weiter dreht sich die Spirale der Befriedigung der Gelüste und macht auch nicht vor der Köchin halt. Der Arbeitgeber nutzt seine Macht dazu aus, seine Angestellte seinem Willen unterzuordnen. Die Autorin spielt mit Klischees über Asiatinnen und verweist dabei auf Ansichten, wie sie oft unreflektiert verwendet werden.

Die Freundschaft der Köchin mit Aida wird zu einem gegenseitigen Entdecken weiterer Gelüste. Die Autorin zeigt die Unendlichkeit von Begierde und wieweit manche für eine Befriedigung bereit sind, zu gehen. Der Roman endete meiner Meinung nach etwas abrupt und mit einem unerklärten Geschehen. Aus dem Prolog ergab sich bereits, dass die Köchin die Geschichte aus der Retrospektive erzählt, dadurch war mir von Beginn an bewusst, dass sie die Krise überleben würde. Der Schluss erzählt im Überflug das, was sie bis zu ihrer Gegenwart als Dozentin erlebt hat, ohne weitere Schwelgereien.

C Pam Zhang hat mit „Wo Milch und Honig fließen“ einen Roman geschrieben, bei dem in mehrerlei Hinsicht das Verlangen und der Genuss im Vordergrund stehen. In einer nahen zukünftigen Welt, bei der alles Leben gefährdet erscheint, gibt es einige Gutbetuchte, die sich ihren Lebensstandard sichern möchten. Doch die habgierige Gesellschaft ist anfällig. Eine unbenannte Köchin, die sich selbst als mittelmäßig ansieht, zeigt ein Gerechtigkeitsempfinden, das sich für ihr Umfeld störend auswirkt. Gerne empfehle ich das Buch an diejenigen, die sich lesend der Lust am Essen und anderem widmen möchten.