Pages

Dienstag, 29. März 2016

[Rezension Hanna] Flugstunden - Matthew Quick


*Werbung* 
Flugstunden
Autor: Matthew Quick
Übersetzer: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Klappenbroschur: 496 Seiten
Erschienen am 11. März 2016
Verlag: Kindler

Inhalt
Als Portia Kane ihren Mann Ken, einen erfolgreichen Pornoproduzenten, in flagranti mit einer anderen erwischt, beschließt sie, in ihre Heimat zurückzukehren. Aus ihrer luxuriösen Villa zieht sie fürs erste zurück ins Haus ihrer Messie-Mutter. Kurz nach ihrer Ankunft erfährt sie von Danielle, einer alten Bekannten, dass sich ihr ehemaliger Lieblingslehrer Mr. Vernon nach einem folgenschweren Zwischenfall zurückgezogen hat und nicht mehr unterrichtet. Portia fasst einen Plan: Sie wird Mr. Vernon retten. Doch wird dieser das zulassen? Und wie wird es für Portia selbst weitergehen: Wird sie sich den Traum eines eigenen Romans erfüllen können? Welche Rolle wird der sympathische Exjunkie Chuck darin spielen, der davon träumt, einen Job als Grundschullehrer zu erhalten? Eins ist klar: Portia wird sich so schnell nicht unterkriegen lassen.

Meinung
Das Buch startet bizarr: Der Leser lernt Portia Kane in ihrem eigenen Schrank hockend kennen, wo sie mit einer Pistole in der Hand auf ihren Mann und seine Liebhaberin wartet. Die Pistole kommt zum Glück doch nicht zum Einsatz und Portia befindet sich nach wenigen Seiten auf dem Weg in ihre alte Heimat. Ich war neugierig, was sie dort erwarten wird. Dass sie dort ein nicht einfaches Leben zurückgelassen hat, wird schnell klar. Ihre Mutter ist eine höchst labile Person und das Leben in South Jersey wirkt im Vergleich zu ihrer Luxusvilla geradezu hinterwäldlerisch. Portias Gedanken schweifen zunehmend in die Vergangenheit, was mir dabei half zu verstehen, wie aus einem Mädchen mit dem großen Traum, Schriftstellerin zu werden, die Frau eines Pornoproduzenten wurde.

Bald lernt man auch die beiden weiteren Protagonisten des Buches kennen. Da ist zum einen Portias ehemaliger Lieblingslehrer Mr. Vernon. Aus dem ambitionierten Lehrer, der seine Schüler Papierflugzeuge basteln ließ und „Offizielles Mitglied der Menschheit“-Karten verteilte, ist nach einem Zwischenfall ein desillusionierter Einsiedler geworden, der seinen Hund Albert Camus nennt und einen Selbstmordpakt mit ihm schließt. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt Chuck Bass. Auch er war zu Schulzeiten begeistert von Mr. Vernon. Seine Worte haben ihm beim Überwinden seiner Herionsucht geholfen. Jetzt ist er seit Jahren clean und will nach einem nachgeholten Studium endlich als Grundschullehrer arbeiten.

Das Buch lebt von den drei höchst speziellen Protagonisten und ihrem ungewöhnlichen Werdegang. Der Autor beweist erneut, wie meisterhaft er besondere Charaktere zum Leben erwecken und dem Leser ihre Gedankenwelt begreiflich machen kann. Diese Geschichte ist keineswegs geradlinig, sondern sie dreht so manche Schleife und hält Stolpersteine für die Protagonisten bereit. Nacheinander wird aus der Perspektive von Portia, Mr. Vernon und Chuck erzählt. Dadurch muss man als Leser gelegentlich eine Weile auf die Antwort warten, wie es bestimmten Personen ergangen ist. Das ließ mich neugierig weiterlesen.

Trotz der Perspektivensprünge ging der rote Faden nicht verloren, und die Erlebnisse der Erzähler konnten mich begeistern. Das Buch zeigt, wie das Leben spielen kann und dass es immer wieder Höhen und Tiefen gibt. Die Protagonisten habe ich mit all ihren Ecken und Kanten schnell liebgewonnen und mit ihnen gehofft, dass sie ihre Träume verwirklichen können bzw. endlich wieder ins Leben zurückfinden. Die letzten Seiten haben mich dann noch einmal ganz besonders gerührt. Sie waren einfach perfekt und ließ alle Fäden zusammenlaufen.

Fazit
„Flugstunden“ erzählt die Geschichte dreier Menschen, die bislang kein einfaches Leben geführt haben. Zwei von ihnen haben die Hoffnung dennoch nicht aufgegeben; der Dritte schon. Ob er gerettet werden kann? Matthew Quick hat mit diesem Buch erneut sein außergewöhnliches Talent für besondere Charaktere unter Beweis gestellt. Ich konnte mich ganz auf seine Geschichte einlassen und ließ mich von der gelungenen Mischung als alltäglichen Höhen und Tiefen mit ausgefallenen Zwischenfällen begeistern. Dieses Buch ist für alle Träumer und Zweifler, für alle, die die Hoffnung nicht aufgeben. Schnallt euch an und macht euch bereit für eine Flugstunde der besonderen Art!