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Sonntag, 29. Januar 2017

[Rezension Hanna] Liebe ist wie Drachensteigen - Ashley Herring Blake

 

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Liebe ist wie Drachensteigen
Autorin: Ashley Herring Blake
Übersetzerin: Birgit Salzmann
Hardcover: 336 Seiten
Erschienen am 18. Januar 2017
Verlag: Magellan

Inhalt
Hadleys Leben ist aus den Fugen geraten, seit sie vor einigen Monaten nach Hause kam und die Haustür mit Klebezetteln überdeckt vorfand, die ihren Vater einer Affäre beschuldigten. Seither gleich jedes Miteinander als Familie einer erzwungenen Veranstaltung, daran hat auch ein Umzug von Nashville ins ländlichere Woodmont nichts geändert. Hadley macht mit wechselnden Typen herum, ohne dass Gefühle im Spiel wären und schottet sich ab, sodass selbst ihre beste Freundin Kat sie nicht wiedererkennt.
Doch dann kommt Sam neu an ihre Schule und wird in English Hadleys Projektpartner. Er ist aufmerksam und verständnisvoll, und die beiden lernen sich schnell besser kennen. Doch Sam kennt ein Geheimnis, dessen Enthüllung alles verändern könnte…

Meinung
Dass dieses Buch alles andere als eine rosarote Liebesgeschichte enthält, zeigt bereits das völlig zerknickte Herz auf dem Cover. Sowohl Hadley als auch Sam befinden sich in einer schwierigen Familiensituation, die sie in den letzten Monaten geprägt und verändert hat. Die Kapitel sind mal aus der Ich-Perspektive von Hadley, mal aus der von Sam geschrieben, sodass der Leser gänzlich in ihre Welt eintauchen kann.

Schnell lernte ich die beiden besser kennen. Seit Hadley weiß, dass ihr Vater eine Affäre hatte, beschränkt sie die Kommunikation mit ihren Eltern auf das nötigste, ist ihrer besten Freundin gegenüber nicht mehr offen und knutscht mit wechselnden Typen. Auch wenn ich nachvollziehen konnte, dass sie tief verletzt wurde, konnte ich ihrer Art nicht viel abgewinnen. Sam hingegen bemüht sich, die Reste seiner Familie zusammenzuhalten. Sein Vater ist ausgezogen und meldet sich nur selten, seine Mutter straft ihn und seine Schwester Livy mit emotionaler Kälte und Abwesenheit. Er gibt sich wirklich Mühe, für Livy da zu sein, weshalb ich ihn schnell mochte. Doch schon bald kennt man sein Geheimnis, das schwer auf ihm lastet. In der Folge ist er mal nett zu Hadley, dann stößt er sie wieder von sich. Meine Sympathien für die beiden durchlebten ein ständiges Auf und Ab, während die beiden sich trotz aller Widrigkeiten langsam näher kommen.

Die Atmosphäre dieses Buches ist insgesamt eher bedrückend. Bei beiden ist die familiäre Situation festgefahren und eine Besserung der angespannten Lage nicht in Sicht. Doch die aufkeimenden Gefühle von Hadley und Sam zueinander geben beiden Hoffnung und Stärke. Ich fand es toll, mitzuerleben, wie die beiden sich trotz aller Rückschläge näher kommen. Wenn da nur nicht Sams Geheimnis wäre, von dem er weiß, dass er es irgendwann mit Hadley teilen muss. Die Story wird durch schöne Momente und Scherze immer wieder etwas aufgelockert. Dabei spielen Hadleys Freundin Kat und Sams Freund Ajay eine wichtige Rolle, denn die beiden sind lebensfrohe Persönlichkeiten und vor allem Ajay ist immer wieder für einen Spruch gut.

Die Handlung schlägt ein eher ruhiges Tempo an, was ich als passend empfand, denn das machte die emotionale Wandlung der Protagonisten authentisch. Über viele Hochs und Tiefs lernen die beiden, sich einander zu öffnen und zu vertrauen. Irgendwann kommt es auch zum erwarteten Knall, hier hat mir die Umsetzung sehr gut gefallen. Zum Ende hin findet das Buch genau den richtigen Ton, um die Geschichte gelungen abzurunden.

Fazit
„Liebe ist wie Drachensteigen“ erzählt die Geschichte von Hadley und Sam, deren Familien eine schwere Zeit durchmachen. Das hat starken Einfluss auf die beiden, die sich allmählich näher kommen und Gefühle füreinander entwickeln. Auch wenn ich mich gerade zu Beginn schwer damit getan habe, die Protagonisten und vor allem Hadley zu mögen, hat mir diese bedrückende und zugleich hoffnungsvolle Liebes- und Familiengeschichte sehr gefallen. Ich vergebe vier Sterne.

Samstag, 28. Januar 2017

[Rezension Ingrid] Perfect - Willst du die perfekte Welt? von Cecilia Ahern


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Titel: Perfect - Willst du die perfekte Welt?
Autorin: Cecelia Ahern
Übersetzerin: Christine Strüh
Erscheinungsdatum: 17.11.2016
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag

„Perfect – Willst du die perfekte Welt“ von Cecelia Ahern ist der abschließende Band einer dystopischen Dilogie die in Dublin spielt. Perfekt ist die nun 18-jährige Protagonistin Celestine jedoch nicht mehr seit sie einem älteren fehlerhaften Mann im Bus geholfen und selbst als Fehlerhafte gebrandmarkt wurde. Durch ein unvorhergesehenes Brandmal an geheimer Stelle wurde sie zu einer Art Waffe im Kampf gegen die Gilde, die über das moralische Verhalten der irischen Bürger urteilt.

Wie mächtig ein politisches System sein kann wenn es darum geht, Staatsangehörige in Bezug auf unerwünschte Meinungen zum Stillschweigen zu bringen, konnte man im ersten Teil der Dilogie lesen. Doch allen Anfeindungen zum Trotz hat Celestine auch Helfer an ihrer Seite. Einer davon ist ihr Großvater bei dem sie Unterschlupf sucht nachdem sie geflohen ist. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass sie bei ihm nicht sicher ist. Bei ihrer weiteren Flucht fällt es Celestine schwer zu erkennen, wer ihr helfen möchte und wer gegen sie arbeitet. Von liebgewonnenen Personen fühlt sie sich verraten und ist enttäuscht.  Anderen bringt sie kein Vertrauen entgegen und wird von ihnen positiv überrascht. Wird sie eine Möglichkeit finden Richter Crevan, der sie verurteilt hat und mit ihm vielleicht die ganze Gilde zu Fall zu bringen?

Die Autorin beschreibt am Anfang noch einmal in geraffter Form die Ereignisse des ersten Buchs „Flawed“ und ergänzt im weiteren Verlauf an entsprechenden Stellen immer wieder ihre Ausführungen, so dass man den abschließenden Band auch ohne Vorkenntnisse lesen kann. Allerdings hat gerade „Flawed“ mir einige unvergessene Gänsehautmomente beschert auf die man dann verzichten würde.

Nach einem furiosen ersten Band hatte ich bedenken, ob die Geschichte so spannend weitergehen könnte. Doch bereits nach den ersten Seiten war ich fasziniert und wieder voll im Geschehen. Von Beginn an kämpft Celestine darum, wieder ihre vollen Bürgerrechte zu erhalten. Durch etliche geschickte Drehs und Wendungen nahm die Erzählung immer wieder einen anderen Verlauf.

Cecilia Ahern liefert für Charaktere, die mir zutiefst unsympathisch waren, Hintergründe und Erklärungen, warum sie entsprechend handeln. Dadurch wirken ihre Figuren realistisch. Aber auch Personen, die Celestine unterstützen, erhalten Motive für ihr Vorgehen. Sehr schön war es zu sehen, dass auch Celestine an ihren Aufgaben wächst, die durch die Hoffnung der Fehlerhaften die auf ihr ruhen genährt werden. Gerade für ihr jugendliches Alter kommt sie damit an ihr Limit. Der Roman ist für Jugendliche ab etwa 15 Jahren geeignet und gibt nicht nur dieser Altersgruppe ein Beispiel für einen gewaltfreien Kampf gegen eine Staatsmacht gerade in einer Zeit in der man sich fragt, wie in einigen Ländern Machthaber an die Spitze ihres Landes gefunden haben.

Von Beginn an steht bei diesem Buch die Vernichtung der Gilde im Vordergrund und hieran verankert die Autorin ihre Spannungsmomente. Doch ganz nebenher muss Celestine sich auch mit ihren Liebesgefühlen auseinandersetzen, die an das Vertrauen in die Person gekoppelt sind und natürlich in den Krisenzeiten in denen sie momentan lebt, nicht ganz einfach einzuordnen sind.

Das Buch bildet einen grundsoliden Abschluss der Dilogie, die mich vom Thema her fasziniert hat. Gerne gebe ich dem Buch meine Leseempfehlung. 

Donnerstag, 26. Januar 2017

[Rezension Hanna] Im Kopf des Mörders. Tiefe Narbe - Arno Strobel


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Im Kopf des Mörders. Tiefe Narbe
Autor: Arno Strobel
Taschenbuch: 368 Seiten
Erschienen am 26. Januar 2017
Verlag: FISCHER Taschenbuch

Inhalt
Max Bischoff arbeitet seit kurzem für das KK11 in Düsseldorf. Eines Morgens taumelt Harry Passeck, ein bekannter investigativer Journalist, ins Präsidium. Barfuß und blutüberströmt erzählt er eine erstaunliche Geschichte: Er sei in eine Wohnung gelockt und niedergeschlagen worden. Als er aufwachte, sei er im jetzigen Zustand gewesen. Die Überprüfung der Wohnung ergibt, dass sich die Mieterin in Hamburg bester Gesundheit erfreut. Doch das Blut stammt von ihrer besten Freundin Miriam, die zwei Jahre zuvor verschwunden ist. Max und sein Partner Horst Böhmer beginnen mit Nachforschungen, wie all das zusammenpassen könnte. Kurz darauf wird eine grausam zugerichtete Leiche gefunden. Aber es ist nicht Miriam. Drohen weitere Taten?

Meinung
Die Ankündigung, dass „Tiefe Narbe“ der Auftakt einer Thriller-Trilogie sein soll, konnte meine Neugier wecken. Schon lange verpasse ich keinen neuen Strobel mehr. Ich war gespannt, ob die Tatsache, dass es drei Bücher rund um den Oberkommissar Max Bischoff geben wird, Einfluss auf die Art und Weise hat, wie die Geschichte erzählt wird.

Der Einstieg ist alles andere als ruhig, schon auf den ersten Seiten gibt es einige schockierende Momente. Im Prolog berichtet ein Mörder in der Ich-Perspektive von der Ermordung einer Frau, bevor gleich im ersten Kapitel Harry Passeck seinen blutüberströmten Auftritt hat. Die Ermittler Max Bischoff und Horst Böhmer lernt man kennen, während sie schon mitten in den Ermittlungen stecken. Sofort stehen viele Fragen im Raum und ich wollte mehr über die Zusammenhänge erfahren.

Max und Horst führen zunächst die naheliegenden Schritte aus. Sie durchleuchten Harry Passeck, der sich als Opfer positioniert. Denn das könnte auch ein kluger Schachzug sein, wenn er selbst kein Täter ist. Was man über ihn erfährt, wirft wirklich kein gutes Licht auf ihn. Aber ist hier ein Motiv verborgen? Außerdem bringen die Ermittler mehr über die Mieterin des Tatorts und die Verschwundene, deren Blut gefunden wurde, in Erfahrung. Das führt sie mitten hinein in die Kulturszene. Weitere Taten in diesem Umfeld erhalten die Spannung und setzen Max und Horst zunehmend unter Druck. Durch kurze, gänsehautverursachende Einschübe aus der Perspektive des Täters war man den beiden als Leser meist einen Schritt voraus und wusste, dass bald wieder etwas passiert.

Der Großteil der Kapitel ist aus der Sicht von Max geschrieben, den der Leser ja noch zwei weitere Bände begleiten soll und über den man entsprechend viel erfährt. In kurzen Verschnaufpausen erfährt man, dass er sich erst mal auf seine Karriere konzentrieren möchte und es deshalb außer seiner Schwester keine wichtige Person in seinem Leben gibt. Doch das kann sich oft schneller ändern, als man denkt. Über Horst Böhmer erfährt man hingegen das wenige, das er im Dialog mit Max von sich preisgibt. Max war mir dadurch sehr viel näher und ich fieberte mit ihm mit, ob bald ein entscheidender Durchbruch in den Ermittlungen erzielt werden kann.

Obwohl das Tempo der Geschichte hoch ist, ließ meine Begeisterung ab der Buchhälfte nach. Die Ermittler schießen sich geradezu auf Harry Passeck als Quelle der Information und möglichen Täter ein und sprechen immer wieder mit ihm und seiner Frau, was zunehmend an Reiz verlor. Links und rechts davon gehen sie weitaus weniger gründlich vor. Zudem war die Geschichte für mich zu vorhersehbar, 150 Seiten vor Ende habe ich komplett richtig vorausgeahnt, was geschehen wird. Auf diesen Seiten wird es noch einmal besonders emotional, weshalb mich die Story trotzdem nicht losgelassen hat. Der Fall an sich wird abgeschlossen, doch er hat Max verändert und ich bin nun neugierig, wie sich das auf den zweiten Band mit ihm auswirken wird.

Fazit
„Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe“ ist der erste von drei Büchern rund um den Oberkommissar Max Bischoff. Arno Strobel hat einen interessanten Ermittler geschaffen, von dem ich gerne mehr lesen will! Dank vieler Einblicke in sein Denken und Handeln fühlte ich mich ihm nahe und hoffte mit ihm auf einen Durchbruch in den Ermittlungen. Das Buch schlägt ein gutes Tempo an und hält die Spannung durch immer neue Funde. Für mich hätte der Verlauf der Handlung aber noch unvorhersehbarer sein müssen. Ich vergebe vier Sterne und freue mich schon auf das zweite Buch mit Max Bischoff.

[Rezension Hanna] Die Krone der Sterne - Kai Meyer


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Die Krone der Sterne
Autor: Kai Meyer
Klappenbroschur: 464 Seiten
Erschienen am 26. Januar 2017
Verlag: FISCHER Tor

Inhalt
Iniza ist als Baroness und Tochter des Herrschers auf dem Planeten Koryantum im galaktischen Reich Tiamande aufgewachsen. Dieses wird seit Jahrhunderten von einem Hexenorden beherrscht. Alle fünf Standardjahre werden junge Frauen aus den Baronien Tests unterzogen, um Bräute für die Gottkaiserin, dem Oberhaupt der Hexen, auszuwählen. Dieses Mal hat nur Iniza die Tests bestanden, weshalb sie zum Hof der Gottkaiserin gebracht werden soll. Auf der Reise wird sie wie eine Gefangene behandelt, und niemand weiß, was aus den vorherigen Bräuten wurde. Das sind nur zwei der zahlreichen Gründe, die Iniza die tollkühne Flucht wagen lassen. Zusammen mit ihrem Geliebten, dem Hauptmann Glanis, sowie dem Waffenmeister und Kopfgeldjäger Kranit und der Alleshändlerin Shara bildet sie einen höchst ungleichen Trupp, der den Hexen entkommen will und dabei ganz unterschiedliche Hintergedanken hat.

Meinung
Neue Bücher von Kai Meyer sind für mich inzwischen Pflichtlektüre, denn immer wieder kann der Autor mich mit seinen fantastischen Welten und Geschichten begeistern. Als ich hörte, dass sein neues Buch eine Space-Fantasy wird, war meine Neugier vollends geweckt. Schon das Cover sowie die Zeichnungen auf den Innenklappen und den ersten Seiten versprechen eine galaktische Welt der besonderen Art. Dank ihnen erhielt ich schnell einen ersten Eindruck vom Aufbau der Welt, einigen Charakteren und Raumschiffen, die alles andere als gewöhnlich aussehen.

Auf den ersten Seiten des Buches lernt man die Protagonistin Iniza kennen. Sie befindet sich gerade auf einer Raumbarke und soll als Braut an den Hof der Gottkaiserin gebraucht werden – ein Schicksal, das sie auf keinen Fall annehmen will. Im Nu wagt sie einen sorgfältig vorbereiteten und dennoch waghalsigen Fluchtversuch. Bevor es schon zur Sache geht, nimmt sich die Geschichte kurz Zeit und erklärt, wie Iniza überhaupt in diese Situation gekommen ist. Ich erhielt die wichtigsten Informationen rund um das Reich Tiamande und einen kurzen Abriss der Geschichte des Reiches. Besonders interessant fand ich, dass der an der Macht befindliche Hexenorden den technischen Fortschritt unterdrückt und sämtliche Schiffe, Schleusen und ähnliches deshalb inzwischen über tausend Jahre alt sind. Dieses Vertrauen in Technik, die ihr Ablaufdatum eigentlich längst überschritten hat, verlieh dem Buch einen ganz besonderen Charme.

Auf der Flucht vor dem Hexenorden findet sich eine Truppe aus ganz unterschiedlichen Charakteren zusammen. Sie alle treiben völlig unterschiedliche Dinge an, ihre Ziele wiedersprechen sich, und doch sind sie aufeinander angewiesen. Immer wieder kommt es zu amüsanten Wortgefechte, aber auch spannenden Kämpfen mit Körpereinsatz darum, wer entscheiden darf. Kranit und Shara sind willensstarke Charaktere mit außergewöhnlichen Biographien und nie um einen sarkastischen Spruch verlegen. Iniza als von verschiedenen Parteien begehrtes Zielobjekt zeigt gelungen, dass sie auch mal selbst anpacken und sich wehren kann. Lediglich Glanis bleibt als beschützender Hauptmann und Geliebter etwas blass neben diesen faszinierenden Persönlichkeiten. Auch weitere Charaktere, die man auf dem Weg durchs All kennenlernen darf, sind skurril und niemals so, wie der erste Eindruck es mich glauben ließ.

Der Roman bietet rasante, actionreiche Space-Szenen. Zum Beispiel wird Iniza an Bord der mondsichelförmigen „Nachtwärts“ von einer riesigen Raumkathedrale verfolgt. Immer wieder kommt es zu abenteuerlichen Gefechten und Fluchtaktionen vor gewaltigen Kulissen, die vor meinem inneren Auge lebendig wurden. Ich lernte dabei nicht nur die Charaktere zunehmend besser kennen, sondern erhielt auch immer tiefere Einblicke in die Hintergründe der Welt und ihre Geheimnisse. Immer wieder gab es Spannungsspitzen und Überraschungen, die mich begeistern konnten. Zum Ende hin vermisste ich allerdings eine epische, spektakuläre Szene, die das Buch abrundet. Stattdessen wirkte es auf mich wie ein Luftholen, bei dem viele Mutmaßungen angestellt und Andeutungen gemacht werden, die ganz neue Fragen aufwerfen. Das ruft eigentlich nach einer Fortsetzung, über die ich mich sehr freuen würde.

Fazit
In „Die Krone der Sterne“ flieht Iniza in Gesellschaft höchst unterschiedlicher Persönlichkeiten vor dem mächtigen Hexenorden. Dem Leser wird aufregende Space-Action geboten sowie ein Ringen um die Entscheidungsmacht an Bord und so manche Überraschung. Mich konnte die beeindruckende Welt sowie die facettenreichen Charaktere und die Mischung aus Spannung und Augenzwinkern, mit der die Geschichte erzählt wird, begeistern. Ein Buch für alle Fantasy-Fans, die Lust darauf haben, an Bord eines ungewöhnlichen Schiffes mit ganz speziellen Persönlichkeiten durchs All zu jagen!

Dienstag, 24. Januar 2017

[Rezension Ingrid] Daniel is different von Wesley King


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Titel: Daniel is different
Autor: Wesley King
Übersetzer: Claudia Max
Erscheinungsdatum: 18.01.2017
Verlag: Magellan (Link zur Verlagsseite des Buchs
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar im Hardcover
Vielen Dank an den Magellanverlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars

Daniel ist 13 Jahre alt als sich etwas Seltsames in seinem Schulalltag ereignet und er in Folge dessen bestätigt sieht, dass er verrückt ist. So beginnt das Buch „Daniel is different“ des US-Amerikaners Wesley King. Das erste Kapitel machte mich also schon gespannt darauf, was Daniel dazu gebracht hat so zu denken.

Das Cover des Buchs ist wunderschön mit seinen vielen Zahlen, fast jede davon anders, was wiederum die Bedeutung des Buchtitels unterstreicht. Die verschiedenen Ausführungen der Ziffern wurden auch zur Bezifferung der einzelnen Kapitel verwendet. Der Schriftzug „Daniel is different“, der Autoren- und der Verlagsname glänzen und heben sich nicht nur durch die blaue Farbe vom schwarz-weißen Hintergrund ab, sie sind auch fühlbar.

Bereits aufgrund des Titels war ich neugierig darauf zu erfahren, was an Daniel anders ist: sein Aussehen, sein Verhalten oder noch etwas ganz anderes? In der Schule und im Familienkreis versucht Daniel sich unauffällig zu verhalten. Er ist intelligent, aber keine besondere Sportskanone, obwohl er zum Footballteam gehört. Seit Jahren hat er einen besten Freund. Max und er haben zwar häufig verschiedene Ansichten, aber sie ergänzen sich auch in vielen Dingen. Auf jeden Fall halten sie immer fest zueinander und helfen sich wenn es nötig ist. Manchmal allerdings versteht Max nicht, warum Daniel beim Lösen bestimmter Aufgaben in der Schule falsche Antworten ins Heft schreibt oder warum er erst gar nicht zu einer Lösung kommt. Das hängt damit zusammen, dass Daniel wieder einmal darüber nachdenkt, ob sein Ergebnis nun gut ist oder irgendwelche Konsequenzen für ihn hat. Nicht nur Zahlen haben für ihn ganz bestimmte durch ihn festgelegte Eigenschaften. Einige Lösungen sind besser als andere und ein schlechtes Resultat kann durch Wiederholung verbessert werden. Abends kann er erst nach einem festen Ritual mit besten Ergebnissen einschlafen, aber das sieht zum Glück grundsätzlich niemand.

Die Geschichte wirkt sehr realistisch und im Nachwort bestätigte sich meine Vermutung, dass Wesley King so wie sein Protagonist Daniel selbst unter Zwangsstörungen leidet. Ganz nebenbei flechtet er einiges an Wissen über dieses Thema in die Romanhandlung ein. Daniel erzählt in der Ich-Form. Dadurch brachte er mir seine Erkrankung besonders nahe, weil ich auf diese Weise seine Gedanken beim Entstehen des Zwangs und während der Ausführung nachvollziehen konnte. Daniel wurde mir schnell sympathisch und ich bewunderte, dass er sich durch seine Krankheit nicht unterkriegen lässt, sondern unbeirrt davon am Schulleben und am Sport teilnimmt. Ihren Anteil tragen dazu vor allem Menschen bei, denen er vertrauen kann. Der Autor weist auch auf die Bedeutsamkeit von professioneller Hilfe hin.

Geschickt gelingt es Wesley King spannende Handlungen einzubauen. Da ist zum einen der Einsatz von Daniel als aktiver Spieler beim Football und das Erwarten des jeweiligen Spielverlaufs. Vor allem entwickelt sich aber die Beziehung zu einer Mitschülerin zu einer mitreißenden Kriminalhandlung, so dass ich über die Seiten nur so dahinflog. Außerdem durfte ich der sanften Auseinandersetzung Daniels mit seinen Gefühlen zu zweien seiner Mitschülerinnen folgen. All das beschreibt der Autor in einem leichten und lockeren Schreibstil. Seine Schilderung ist angefüllt mit Situationen die mich trotz der enthaltenen Ernsthaftigkeit amüsierten. Zusätzlich findet sich im Buch eine kleine Geschichte, die von Daniel aufgeschrieben wird, also eine Erzählung in der Erzählung.

Nicht nur äußerlich sondern vor allem vom Inhalt her ist „Daniel is different“ ein ganz tolles Buch. Es bietet dem Leser die Möglichkeit mehr über Zwangsstörungen, zu denen Zwangsgedanken und –handlungen gehören, zu erfahren. Hoffentlich kann es auch Betroffene dazu veranlassen, sich Hilfe zu suchen. Auf jeden Fall wird ihnen das Buch das Gefühl vermitteln, mit ihrer Krankheit nicht allein zu sein. Das Buch bietet genügend Stoff für eine Diskussion. Ich möchte dieses Buch gerne jedem ab 11 Jahren ans Herz legen. 

Samstag, 21. Januar 2017

[Rezension Hanna] Das Ende aller Geheimnisse - Stefan Keller


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Das Ende aller Geheimnisse
Autor: Stefan Keller
Taschenbuch: 336 Seiten
Erschienen am 20. Januar 2017
Verlag: rororo

Inhalt
Heidi Kamemba ist die erste schwarze Kriminalkommissarin Deutschlands. Da hilft es nicht viel, dass sie bei ihren alten Kollegen aufgrund ihrer kommandierenden Art als „die Deutsche“ bekannt war. Sie fällt im Präsidium auf wie ein bunter Hund, worüber ihr neuer Chef nicht sonderlich begeistert ist. Gleich an ihrem ersten Tag im KK12 wird eine Leiche in der Nähe eines Parkplatzes an der Landstraße vor Mettmann gefunden. Sein Mörder hat den Mann erschossen, verbrannt und seine Fingerkuppen abgeschnitten, um die Identität zu verheimlichen. Was ist das Motiv für eine solch professionale Tat ohne Spuren? Heidi und ihre Kollegen nehmen die Ermittlungen auf.

Meinung
Auf Heidi Kamembas ersten Fall aus der Feder von Stefan Keller bin ich aufgrund des Handlungsortes aufmerksam geworden. Ich arbeite in Düsseldorf und war neugierig darauf, einen fiktiven Charakter der ansässigen Polizei bei den Ermittlungen zu begleiten. Nach einem kurzen Prolog, in dem man die letzten Momente des Mordopfers miterlebt, lernt man die Protagonistin Heidi an ihrem ersten Arbeitstag beim KK12 kennen. Aufgrund ihrer Hautfarbe bekommt sie sofort mehr Aufmerksamkeit, als ihr lieb ist. Ihre neue Kollegen und vor allem ihr Chef sind davon ebenfalls nicht sonderlich begeistert. Aus ihnen wurde ich genauso wie Heidi erst einmal nicht schlau, sie geben sich zurückhaltend und der Empfang ist nicht sonderlich herzlich.

Heidi ist froh, dass sie die merkwürdige Atmosphäre im Präsidium schnell hinter sich lassen und zum Fundort einer Leiche fahren kann. Die Identität des Opfers wurde mit allen Mitteln verschleiert, der Mörder scheint genau gewusst zu haben, was er da tat. Doch schnell findet Heidi einen allerersten Ansatzpunkt für die Ermittlungen und stürzt sich motiviert in die Arbeit. Ihre Kollegen können diesem Aktionismus nicht viel entgegensetzen und erzielen selbst keine besonderen Durchbrüche. So findet sich Heidi schnell in der Rolle der genialen, von der Spurensicherung geachteten Ermittlerin wieder. Diese Rolle steht ihr gut und ich gönnte ihr den Erfolg. Etwas schade fand ich, dass sämtliche Kollegen im Vergleich dazu wirkten, als hätten sie nichts auf dem Kasten.

Heidi ist mir mit ihrer engagierten und aufrichtigen Art schnell sympathisch geworden. Sie möchte in ihrer neuen Rolle unbedingt etwas bewegen, und ihre Hautfarbe sollte dabei keine Rolle spielen. Man erhält auch kurze Einblicke in ihr Privatleben. Ihr besorgter Vater ist amüsant, während das Verhalten ihres Freundes bei ihr Zweifel auslöst. Indem einige Kapitel aus der Sicht ihrer Kollegen geschrieben sind, lernt man auch diese etwas besser kennen und erhält Einblicke in die Gründe für ihr Verhalten.

Heidi merkt schnell, dass jegliche Erwähnung ihres Vorgängers auf Unmut stößt und beginnt parallel zu den laufenden Ermittlungen mit Nachforschungen zu dessen Tod. Schnell findet sie heraus, dass Selbstmord als Todesursache festgehalten wurde. Doch warum beschäftigt das ihre Kollegen so sehr? Unbeirrt bohrt sie tiefer und bringt Überraschendes ans Licht. Dieser zweite Handlungsstrang bot gelungene Abwechslung und offenbart noch mal eine neue Seite an Heidi und einigen anderen Charakteren.

Bei den Mordermittlungen hangeln sich die Kriminalkommissare von einem Hinweis zum nächsten und ermitteln in verschiedene Richtungen. Der Fall wird zunehmend brisant, in der Folge wächst die Unruhe im Team. Schließlich wird ein Beweisstück gefunden, dass mit dem Motiv zusammenhängen könnte. Die Erklärungen hierzu waren für mich nicht ganz plausibel. Es hätte noch mehr Erklärungen bedurft, um mich voll zu überzeugen. Wusste der Kriminalroman lang durch ruhige, angespannte Ermittlungen zu fesseln, wurde es auf den letzten Seiten temporeich und gefährlich. Ich fand diesen Abschluss gelungen und würde mich über einen weiteren Fall für Heidi Kamemba freuen.

Fazit
In „Das Ende aller Geheimnisse“ begleitet der Leser Heidi Kamemba bei ihren Ermittlungen im Fall eines ermordeten Mannes, dessen Identität vom Mörder bewusst verschleiert wurde. Heidi stürzt sich voller Motivation in die Ermittlungen und wurde mir schnell sympathisch. Ihre Kollegen hingegen geben Heidi und dem Leser Rätsel auf. Der brisante Fall und ein zweiter Handlungsstrang rund um den Tod ihres Vorgängers konnten mich fesseln. Gerne empfehle ich diesen deutschen Kriminalroman weiter und vergebe sehr gute vier Sterne.

Donnerstag, 19. Januar 2017

[Rezension Ingrid] Geheimzutat Liebe - Taste of Love von Poppy J. Anderson


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Titel: Geheimzutat Liebe Band 1: Taste of Love
Autorin: Poppy J. Anderson
Erscheinungstermin: 13.01.2017
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
Mein Dank gilt dem Lübbe Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

„Geheimzutat Liebe –Taste of Love“ ist der erste Band einer dreiteiligen Serie von Poppy J. Anderson. Bereits das Cover lässt hoffen, dass die feinen Zutaten ein schmackhaftes Gericht oder im übertragenen Sinne einen Roman voller Gefühle ergeben. Das Wort Liebe ist in glänzenden erhabenen Buchstaben zu sehen und die Liebe ist es auch, die in dieser Geschichte das Salz zur Suppe gibt.

Andrew Knight, Mitte 30, besitzt seit geraumer Zeit ein angesehenes Restaurant in Boston. Neben verwaltenden Tätigkeiten steht er auch täglich in der Küche und bereitet Mahlzeiten zu. Doch seine Nerven sind im Moment aufs Äußerste angespannt, so dass er sich spontan für einen Kurztrip nach Maine ans Meer entscheidet. Auf dem Weg dorthin verursacht er einen Autounfall und lernt dabei Brooke Day kennen. Brooke ist gelernte Journalistin, leitet aber wegen der Erkrankung ihrer Mutter derzeit das familieneigene kleine Restaurant. Andrews Wagen muss repariert werden und so folgt er Brooke zur Übernachtung zum Gasthaus. Es ist Ruhetag und so hilft er Brooke in der Küche bei der Zubereitung des Abendessens. Brooke ahnt nicht, wer da neben ihr werkelt, denn Andrew hat seine wahre Identität verschleiert. Beide schwelgen in Geschmack und duftenden Gerichten und seit langer Zeit hat Andrew wieder Freude am Kochen. Liebe geht bekanntlich durch den Magen und so keimen aus einer zunächst eher ruppigen Bekanntschaft ganz allmählich zarte Gefühle. Doch wie wird Brooke reagieren, wenn sie die Wahrheit über Andrew erfährt und wird Liebe über so viele Meilen hinweg Bestand haben können?

Andrew hat sich trotz seines Erfolgs seine Natürlichkeit bewahrt. Die Erwartungen seiner Familie, die ihn gerne als Anwalt gesehen hätte, hat er nicht erfüllt und ist daher besonders stolz über das Erreichte. Doch in Folge seiner Karriere als Koch und Restaurantbesitzer wird auch die Öffentlichkeit zunehmend auf ihn aufmerksam und weiterführende Angebote bleiben nicht aus. Das bestätigt zwar Andrew in seiner Leistung, aber der Erfolgsdruck lastet auf ihm.

Brooke dagegen hat ihre eigenen Berufswünsche hintenangestellt um ihre Eltern zu unterstützen. Ihr Vater umsorgt momentan zwar seine kranke Frau, lässt sich die Leitung des Familienrestaurants jedoch nicht aus den Händen nehmen, Auseinandersetzungen mit Brooke sind dadurch vorprogrammiert. Aber sie lässt sich kein X für ein U vormachen, erkennt den Wert einer Renovierung des Restaurants und setzt sich unbeirrt für ihre Meinung ein. Von Beginn an habe ich darauf gehofft, dass die beiden ein Paar werden. Der ständige Schlagabtausch der Protagonisten, die beide nicht auf den Mund gefallen sind, ist köstlich zu lesen und entbehrt nicht Witz und Ironie.

Ein wenig fragwürdig fand ich das Verhalten Andrews, seinem Restaurant spontan mehrere Tage den Rücken zukehren. Die Auseinandersetzung mit der Krankheit der Mutter und die Folgen daraus, zeigen auf, dass eigene Lebenspläne durch die Sorge um andere geliebte Menschen durcheinandergebracht werden können. Allerdings halte ich es für ein wenig unrealistisch, dass Brooke dafür ihren Journalistenjob vollständig aufgibt. Die wechselnden Gefühle zwischen Brooke und Andrew sind realistisch und nachvollziehbar dargestellt.

Poppy J. Anderson erfüllt die Erwartungen der Leserinnen an einen Liebesroman dadurch, dass sie zwei ausreichend attraktive Charaktere, die mir schnell sympathisch wurden, aufeinandertreffen lässt. Doch hinzu kommt noch eine gehörige Portion Küchenerfahrung, die sie mir in Form verschiedenster Gerichtskompositionen beschrieben hat. Bei der Vorstellung des Geschmacks der Zutaten, die sich da vereinten, muss ich zugeben, dass ich sehr gerne mal probiert hätte. Zwei der Rezepte finden sich zum Nachkochen auf der Innenseite der Buchklappen.

Insgesamt hat mir der Roman ein paar schöne Lesestunden beschert. Die Leidenschaft der Autorin fürs Kochen ist in der Geschichte spürbar. Man kann sich davon gut bei Kälte oder Regenwetter warm eingekuschelt unterhalten lassen, das Buch aber auch genauso gut in der Sonne genießen. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Mittwoch, 18. Januar 2017

[Rezension Hanna] Elefant - Martin Suter

 

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Elefant
Autor: Martin Suter
Hardcover Leinen: 352 Seiten (rezensierte Ausgabe: TB-Leseexemplar)
Erschienen am 18. Januar 2017
Verlag: Diogenes

Inhalt
Eines Tages entdeckt der obdachlose Alkoholiker Schoch in seiner Schlafhöhle am Fluss einen kleinen rosaroten Elefanten, der im Dunkeln leuchtet. Ob er besser mit dem Trinken aufhören sollte? Doch am nächsten Tag ist der Elefant immer noch da. Er ist keine Halluzination, sondern das Projekt von Dr. Roux, der mit seiner außergewöhnlichen Forschungen zur Genmanipulation auf wissenschaftlichen und kommerziellen Erfolg hofft. Doch nicht alle Mitwisser teilen seine Vorstellung. Sollte dieses besondere Lebewesen nicht verehrt und versteckt werden, statt als Forschungsobjekt im Labor zu landen? Der kleine Elefant wirbelt das Leben der freiwillig und unfreiwillig Involvierten gehörig durcheinander und lässt sie große Entscheidungen treffen.

Meinung
Der rosa Elefant auf dem Buchcover weckte schnell meine Neugier. Was passiert wohl, wenn Menschen unverhofft auf so einen außergewöhnlichen, ganz und gar lebendigen Elefanten treffen? Gleich zu Beginn lernt der Leser den Obdachlosen Schoch kennen. Er hält seine Sichtung des Elefanten für eine Sinnestäuschung und folgt erst einmal seiner täglichen Routine, bevor er merkt, dass es sich um ein echtes Lebewesen handelt.

Der Autor gibt authentische Einblicke in das Leben des alkoholabhängigen Obdachlosen. Eindringlich beschreibt er die tägliche, immer gleiche Gedankenspirale, woher man etwas zu essen bekommt, wo und mit wem man sich zum Trinken trifft bis hin zu einem Tagesabschluss, der im Rausch zu einer verschwommenen, kaum greifbaren Erinnerung wird. Doch der kleine Elefant gibt Schoch eine neue Aufgabe. Sein Versuch, ihm zu helfen, gibt ihm Verantwortung und zwingt zum Umdenken. Ob er dem kleinen Lebewesen zugunsten mit seiner Routine brechen kann? Dank ausführlicher Einblicke in seine Gedankenwelt konnte ich sein Handeln nachvollziehen und erwartete mit Spannung seine nächsten Schritte.

Parallel zum Fund des Elefanten durch Schoch wird erzählt, wie es überhaupt zu dessen Existenz kam. Hier hat der Autor ausführlich recherchiert und gibt umfassende Einblicke in die zahlreichen Schritte der Genmanipulation. Sogenannte Glowing Animals sind heute schon Realität und Gegenstand kontroverser Diskussionen. Dr. Roux geht insofern „nur“ einen Schritt weiter, als dass er mit dem Elefanten ein Tier wählt, das aufgrund seiner langen Fortpflanzungszyklen bisher eine untergeordnete Rolle in der Genmanipulation spielt und verschiedene angestrebte Eigenschaften kombiniert. Wer bislang nichts über die Befruchtung, das Austragen, die Geburt und die Aufzucht eines genmanipulierten Elefanten wusste, dem sei versprochen, dass sich das durch die Lektüre ändern wird.

Das Buch hat eine klare, präzise Sprache und trotz einiger Zeitsprünge konnte ich der Handlung mühelos folgen. Die Fortpflanzung in der Elefantenwelt braucht seine Zeit, und so streckt sich das Buch über einen längeren Zeitraum und hält bis auf wenige hektische Momente sein ruhiges Tempo vom Anfang bis zum Ende. Die Szenen, in denen der kleine Elefant umsorgt wird und seine Schritte in der großen Welt macht, haben einen echten Niedlichkeitsfaktor. Dieser stimmt umso nachdenklicher in Bezug auf die Frage, ob es so etwas wirklich geben sollte. Dr. Roux entwickelt sich zunehmend zum tragisch-komischen Charakter, sodass die Meinung des Autors zu dieser Frage nicht verborgen bleibt.

Auch wenn die nützlichen Aspekte der Genmanipulation zwischendurch kurz angerissen werden, ist das Geschehen im Buch so speziell, dass ein eher einseitiger Blick auf das Thema geboten wird. Ich hätte mir zudem noch ein mehr Konfrontation gewünscht. Die konträren Parteien sind leider die meiste Zeit darauf bedacht, nicht miteinander zu sprechen. Gerne hätte ich zum Beispiel erlebt, wie Dr. Roux seine Haltung gegenüber jemandem vertritt, der das Tier als heilig verehrt. Das Ende konnte mich schließlich mit seiner Originalität in Bezug auf das Schicksal der menschlichen Beteiligten und dem von mir schon früh erwarteten Schicksal des Elefanten zufriedenstellen.

Fazit
Ein Elefant ist ein Elefant, auch wenn er aufgrund einer Wachstumsstörung winzig ist, außerdem rosa und im Dunkeln leuchtend. Ein Tier also, das sich bedächtig und mit Anmut bewegt und dem man mit einer gewissen Ehrfurcht begegnet. So las sich auch das Buch, welches in ruhigem Tempo das höchst aktuelle Thema der Genmanipulation aufgreift und ganz unterschiedliche Menschen und ihre Einstellungen auf das Elefäntchen treffen lässt. Umfassende und authentische Einblicke in die Welt der Elefanten und der Obdachlosigkeit runden das Buch gelungen ab. Ein Buch für alle, die sich fragen, was in der Welt der Gene möglich ist und ob es auch umgesetzt werden sollte.

Montag, 16. Januar 2017

[Rezension Hanna] Young Elites. Die Gemeinschaft der Dolche - Marie Lu


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Young Elites. Die Gemeinschaft der Dolche
Autorin: Marie Lu
Übersetzerin: Sandra Knuffinke und Jessica Komina
Hardcover: 416 Seiten
Erschienen am 16. Januar 2017
Verlag: Loewe

Inhalt
Adelina war vier Jahre alt, als in ihrer Heimat Kenettra das Blutfieber wütete. Alle erkrankten Erwachsenen starben, während die Kinder gezeichnet zurückblieben. Während Adelinas Mutter der Krankheit erlag, hat sie selbst ein Auge verloren und ihr schwarzes Haar ist silbern geworden. Ein Makel, wegen dem sie zehn Jahre später als beschädigte Ware gilt, die ihr Vater loswerden will. Als die Situation eskaliert, brechen merkwürdige Kräfte aus Adelina hervor. Gehört sie etwa zur Elite, den wenigen Gezeichneten, die durch die Krankheit eine besondere Gabe erworben haben? Bald wird sie von anderen kontaktiert, die sind wie sie. Und sie verfolgen kein geringeres Ziel, als den König zu stürzen…

Meinung
Nachdem mich die Legend-Trilogie von Marie Lu begeistern konnte, habe ich mich riesig über die Nachricht gefreut, dass der Auftakt ihrer zweiten Trilogie ins Deutsche übersetzt wird. Das Cover zeigt ein Mädchen mit silbernen Haaren wie denen Adelinas und ihre Augen sind verdeckt, in Anlehnung an ihr linkes fehlendes Auge. Die Verbindung zur Protagonistin ist also gelungen, dennoch passt das Cover für mich nicht zu recht zur actionreichen, düsteren Story. Für mich war der Autorenname aber das Leseargument schlechthin, sodass ich neugierig in die fremde Welt eintauchte.

Das Buch ist von der ersten Seite an spannend, denn Adelina offenbart dem Leser gleich zu Beginn, dass sie auf ihre Hinrichtung wartet. Wie es so weit kommen konnte, erfährt man in einer Rückblende. In dieser wird das Blutfieber und seine Folgen erklärt, sodass ich schnell ein Grundverständnis der Welt erwarb. Außerdem erfährt man mehr über Adelinas Beziehung zu ihrem Vater und ihrer Schwester und wie es zur Eskalation der Situation und dem Hervorbrechen ihrer Illusionskräfte kommen konnte. Nach einem kurzen Luftholen wird es dann actionreich mit dem ersten Auftreten der Dolche, die allesamt besondere Fähigkeiten haben, zum Beispiel Feuer oder Wind zu kontrollieren.

Mir hat die Grundidee der Welt sehr gefallen. Wenige Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten auszustatten ist sicherlich nicht sonderlich innovativ, doch ich fand die Kombination mit dem Blutfieber, den grundsätzlich in Ungnade gefallenen Gezeichneten und den Geheimnissen rund ums Königshaus gelungen. Marie Lu legt zudem besonderen Wert darauf, zu zeigen, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern vieles dazwischen. Keiner der Charaktere ist nur gut oder böse. Der Anführer der Gemeinschaft der Dolche zum Beispiel will die Situation der Gezeichneten durch den Sturz des Königs grundsätzlich verbessern, greift aber nicht ein, wenn Gezeichnete ohne Fähigkeiten verfolgt oder sogar umgebracht werden. Und er ist auch bereit, seinesgleichen zu töten, sollten sie eine Gefahr darstellen. Der in dieser Hinsicht zwiespältigste Charakter ist aber Adelina selbst. Sie möchte sich unbedingt nützlich machen, doch in ihr lauert eine Dunkelheit, die sie außer Kontrolle geraten könnte. Immer wieder trifft sie Entscheidungen, die ich nicht gutheißen konnte, während die Gründe für mich nachvollziehbar waren.

Das Buch konnte mich so fesseln, dass ich es in kürzester Zeit gelesen habe. Immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen, die bewältigt werden müssen. Ich erlebte die Entstehung neuer Freundschaften und Bündnisse genauso wie Intrigen und Verrat. Die Handlung bleibt überschaubar und fokussiert sich ganz auf Adelina und ihre wachsenden Kräfte sowie den Plan der Gemeinschaft der Dolche. Immer wieder kommt es zu spannenden Highlights, welche die Handlung in eine neue Richtung lenken. Das Finale des Buches übertrifft diese schließlich noch mal um ein Stück und eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band. Ganz besonders neugierig hat mich ein neuer Charakter gemacht, der auf den letzten Seiten eingeführt wird. Auf welche Weise wird er wohl ins Geschehen eingreifen?

Fazit
„Young Elites. Die Gemeinschaft der Dolche“ ist der actionreiche, düstere Trilogieauftakt rund um Adelina, die entdeckt, dass sie über die Fähigkeit der Illusion verfügt. Das ist ihre Eintrittskarte in eine völlig neue Welt, in der die Gemeinschaft der Dolche den König stürzen will. Besonders gut gefallen hat mir, dass jeder Charakter seine hellen und dunklen Seiten hat. Die Geschichte konnte mich durch regelmäßige Spannungshighlights fesseln und durch unerwartete Wendungen überraschen. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung!

Samstag, 14. Januar 2017

[Rezension Hanna] Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Das Originaldrehbuch - J.K. Rowling

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Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Das Originaldrehbuch
Autorin: J.K. Rowling
Übersetzerin: Anja Hansen-Schmidt 
Hardcover: 304 Seiten
Erschienen am 14. Januar 2017
Verlag: Carlen
Inhalt
Der Zauberer Newt Scamander reist in New York ein. Im Gepäck hat er einen magischen Koffer voller Tierwesen, um die er sich kümmert. Dieser wird ihm schon bei seinem ersten Gang durch die Stadt zum Verhängnis: Ein Niffler, der mit Vorliebe alles Glänzende in seine Bauchtausche stopft, bricht aus dem Koffer aus und geht ausgerechnet in einer Bank auf die Jagd. Beim Einfangen verwechselt Newt seinen Koffer mit dem eines No-Majs, und dann wird auch noch eine Mitarbeiterin des magischen Kongresses auf seine Verstöße gegen Zaubereiartikel aufmerksam. Unterdessen hinterlässt ein unbekanntes Wesen eine Spur der Verwüstung in der Stadt…

Meinung
Den Film „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ habe ich im Dezember im Kino gesehen. Über die Ankündigung, dass das Originaldrehbuch veröffentlicht wird, habe ich mich deshalb sehr gefreut. Ich finde es zwar schade, dass J.K. Rowling keinen Roman daraus gemacht hat. Dennoch hatte ich große Lust darauf, mit dem Buch noch einmal in die magische Welt einzutauchen. Die Aufmachung des Buches finde ich total gelungen. Es ist einfach ein echter Hingucker, und zwar sowohl außen als auch innen. Das Designstudio MinaLima hat hier ganze Arbeit geleistet und konnte mich bei der Lektüre mit seinen schönen, schwarz-weißen Illustrationen der Tierwesen begeistern.

Im Buch sind alle Dialoge des Films plus Regieanweisungen abgedruckt. So war ich schnell wieder mitten in der Geschichte und erlebte erneut Newts unterhaltsame Ankunft in New York. Ich fand es hilfreich, zuerst den Film gesehen zu haben. Zum Beispiel hatte ich die Miene des Zollbeamten, der einen Blick in Newts auf „muggelgerecht“ eingestellten Koffer wirft, noch gut in Erinnerung. Dadurch war die Szene beim Lesen noch viel unterhaltsamer. Aus den kurzen Regieanweisungen wird erst durch Mimik und Gestik der Schauspieler, den Kulissen und Animationen eine lebendige, fesselnde Geschichte. Hat man diese noch im Kopf, dann ist das Drehbuch eine tolle Erinnerungshilfe.

Besonders gut fand ich, dass mir durch die Regieanweisungen noch mal Kleinigkeiten aufgefallen sind, die ich im Film gar nicht bemerkt habe oder schon wieder vergessen hatte. Außerdem enthalten die Anweisungen immer wieder Charakterisierungen bestimmter Figuren, zum Beispiel „ein wichtigtuerischer Paragrafenreiter“, die mich zum Schmunzeln brachten. Fans entdecken so noch einmal neue Seiten am Film, die das zweite Anschauen noch interessanter machen.

Auch zur Handlung selbst möchte ich noch ein paar Worte verlieren: Ich fand New York als Schauplatz klasse, denn so erfährt man endlich mal etwas über die Welt der Zauberer auf der anderen Seite des großen Teichs. Das magische Amerika ist deutlich konservativer als England, und die anderen Regeln und Begrifflichkeiten fand ich interessant. Newts Geschichte wird durch die ausgebüxten Tierwesen schnell rasant und amüsant. Mit dem No-Maj Jacob und den Hexen Tina und Queenie hat die Autorin sympathische Nebencharaktere mit amüsanten Ecken und Kanten geschaffen.

Am meisten gefallen haben mir alle Szenen, die sich rund um die Tierwesen drehten. Hier kann der Film mit spektakulären Animationen punkten. Schade fand ich hingegen, dass den Liebesgeschichten nicht so viel Platz eingeräumt wird. Außerdem wurde die unterhaltsame, lockere Geschichte an einen bestimmten Punkt plötzlich sehr ernst und es werden Entscheidungen getroffen, die mich schockierten. Der krasse Wechsel kam für mich zu schnell. Nachdem ich mich darauf eingestellt hatte, konnte mich das erhöhtes Tempo und eine große Überraschung noch mal so richtig fesseln. Das Ende war bittersüß und lässt einiges offen, vermutlich bereits mit Blick auf die geplanten Fortsetzungen.

Fazit
Das Originaldrehbuch von „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ ist bestens dazu geeignet, nach dem Anschauen des Films noch einmal in dessen magische Welt abzutauchen. Mit den Bildern im Kopf konnte ich die Szenen nochmals durchleben und in den Regieanweisungen schmökern, die immer wieder interessante Details oder Interpretationen boten. Leser sollten allerdings ihre Erwartungen richtig stecken: Das ist kein neuer Roman, sondern ein Drehbuch mit Illustrationen. Ein Drehbuch, das bei allen Potterheads nicht im Regal fehlen sollte!

Donnerstag, 12. Januar 2017

[Rezension Ingrid] Das Haus in der Nebelgasse von Susanne Goga


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Titel: Das Haus in der Nebelgasse
Autorin: Susanne Goga
Erscheinungstermin: 09.01.2017
Verlag: Diana 
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar 
Vielen Dank an den Diana Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars

Das Cover deutet bereits an, dass den Leser der Roman „Das Haus in der Nebelgasse“ von Susanne Goga in die Hauptstadt Englands nach London führt. Dort gelangt die Protagonistin Matilda Gray im Jahr 1900 auf der Suche nach einem ganz bestimmten Haus unweit der Themse in eine schmale neblige Gasse mit hohen Häusern in der sie fündig wird.

Matilda unterrichtet an einer Mädchenschule mit angeschlossenem Internat. Hier wird zwar Allgemeinwissen vermittelt, doch hintergründig werden den Konventionen der Zeit entsprechend die Schülerinnen darauf vorbereitet ihren späteren gutbetuchten Ehemännern den Haushalt zu führen und auf dem gesellschaftlichen Parkett zu glänzen. Laura Wesley ist 17 Jahre alt, Waise und eine der Schülerinnen. Eines Tages zieht sie Matilda in einer bestimmten Angelegenheit ins Vertrauen. Nach den Schulferien erscheint sie jedoch nicht mehr zum Unterricht, sondern reist gemeinsam mit ihrem Vormund ins Ausland. Ihre Begleitung hat der Schule erklärt, dass sie eine Krankheit dort auskurieren soll. Laura, die immer betont hat, durch Schulabschluss und Studium einmal unabhängig leben zu wollen, schickt Matilda aus Italien eine verschlüsselte Postkarte. Die Lehrerin folgt verschiedenen Hinweisen auf der Suche nach einer Möglichkeit, Laura zu helfen. Dabei begegnet sie dem Historiker Stephen Fleming, der ein Kenner der Geschichte Londons ist. Die Aufdeckung des Geheimnisses führt sie in das alte London von dem Teile immer noch unter dem heute Sichtbaren verborgen liegen.

Ein kurzer Prolog, der im Jahr 1665 spielt, ließ mich ahnen, dass damals in einer Familie sich etwas Schlimmes ereignet hatte und ungeduldig habe ich darauf gewartet bis sich zeigte, was diese kurze Episode mit den Geschehnissen im Jahr 1900 zu tun hatte. Die Autorin hat sehr gut zur Geschichte Londons recherchiert. Für uns heute nicht mehr sichtbar, weist Susanne Goga auf ein London hin, dessen historische Gemäuer sich noch immer unter den Gebäuden der Stadt befinden. Ihre Protagonistin scheut sich nicht, den Dingen persönlich auf den Grund zu gehen. Matilda ist selbstbewusst, engagiert und unabhängig. Obwohl auch ihre Eltern früh verstorben sind, hat sie sich ihren Studienwunsch erfüllt, so wird sie für manche Schülerin sicher zum Vorbild. Allerdings werden ihr von ihrer Schule deutliche Grenzen des Erlaubten gesetzt, auch in Bezug auf ihre Ermittlungen im Fall Lauras. Sie scheut die Konsequenzen bei Bekanntwerden ihrer unerlaubten Handlungen. Grundsätzlich ist Matilda jedoch mutig wenn sie sich beispielsweise bei Dunkelheit allein in verrufene Gegenden begibt. Matilda blieb mir allerdings etwas zu distanziert, in Herzensangelegenheiten hätte ich ihr mehr Courage zugetraut. In Sachen Liebe gibt es im weiteren Verlauf noch eine Wendung, die unvorbereitet kam.

Susanne Goga schreibt flüssig und leicht lesbar. Das Familiengeheimnis, nach dem Matilda sucht, hat sie sehr geschickt in ihrer gut konstruierten Geschichte verborgen. Das Spannungselement des aufzudeckenden Geheimnisses zieht sich durch den ganzen Roman, auch wenn die kleinteilige Suche nach der Lösung sich im Mittelteil ein wenig hinzieht. Das Hintergrundthema des unterirdischen Londons ist interessant und unverbraucht. Die Autorin flechtet geschickt in ihren Roman zeitlich Passendes, damals Aktuelles aus der Kulturszene ein. Insgesamt konnte ich mir London und seine Bewohner zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Beschreibungen gut vorstellen. Ich fühlte mich bestens unterhalten und ich empfehle ihn gerne weiter.

Mittwoch, 11. Januar 2017

[Rezension Ingrid] Kuckucksland von Marco Mahler


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Titel: Kuckucksland
Autor: Marco Mahler
Erscheinungstermin: 08.11.2017
Verlag: amazonpublishing
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Vielen Dank an amazonpublishing für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars

Zwischen 1979 und 1990 wurden Kinder aus Flüchtlingslagern in Namibia zu ihrer Sicherheit in die frühere DDR gebracht, um dort eine gute Erziehung zu genießen und um nach ihrer vorgesehenen Rückkehr zur Führungselite zu gehören. Bezug hat die historische Episode zum Erziehungsverhalten des Kuckucks, der seine Jungen ebenfalls fremd aufziehen lässt und der daher zum Teil des Buchtitels „Kuckucksland“ wurde. In diesem Debütroman von Marco Mahler bilden die damaligen Ereignisse den Hintergrund für die Geschichte eines der namibischen Kinder das in Deutschland bis zu seinem 12. Lebensjahr aufgewachsen ist, dann aber aufgrund der Beendigung des Projekts in seine Heimat zurückgeschickt wurde. Kombiniert hat der Autor das Ganze mit dem Traum des kauzigen hessischen Rentners Karl.

Nach dem Tod seiner Frau lebt der 71-jährige Karl zwar seinen Alltag weiter, aber Ziele hat er eigentlich keine. Seine Frau wäre gerne einmal nach Afrika gereist. Resultierend daraus keimt in ihm der Wunsch einen Löwen in freier Wildbahn zu sehen. Nach einer Auseinandersetzung mit dem Ortsvorsteher des Dorfs in dem er wohnt, beschließt er spontan den Traum Realität werden zu lassen. Ohne weiteren Plan fliegt er nach Namibia und begegnet dort Timmy, der zur Gruppe der Kinder gehört, die in der DDR aufwuchsen und inzwischen Mitte Dreißig ist. Timmy lebt von Gelegenheitsjobs und kleinen Gaunereien. Bald schon erkennt Karl, dass er mit Timmys Hilfe seinen Traum Wirklichkeit werden lassen kann. Das ungleiche Paar begibt sich auf eine Suche nach wilden Tieren, nach einem Vater und nach einem Sohn.

Marco Mahler hat in seinem Debütroman zwei sehr unterschiedliche Charaktere zueinander geführt. Als Leser durfte ich zunächst Karl kennen lernen, der früher als Journalist bei der örtlichen Zeitung gearbeitet hat, jedoch von Klatsch und Tratsch gar nichts hält. Doch in seinem Heimatdorf wird gerne mal nach dem Äußeren geurteilt und danach was jemand bereits einmal gemacht hat. Änderungen sind dabei grundsätzlich nicht vorgesehen und so ist es auffällig wenn man sich anders als bisher verhält oder sein Hab und Gut nicht pflegt. Genau dann setzt das Gerede ein. Für Karl ist der Flug nach Afrika ein Aufbrechen der Regeln. Doch wie sich natürlich zeigt, kann man seinen Besitz nicht einfach so zurücklassen und eine Rückkehr ist absehbar, auch bei Karl. Aber die Erfahrungen und Erinnerungen kann ihm keiner nehmen.

Timmy ist zwar nach seiner Rückkehr nach Namibia im Jahr 1990 wieder von seiner Familie aufgenommen worden, konnte jedoch die Ansprüche seines Vaters an seine Person nicht erfüllen. Er sucht die Unabhängigkeit von seiner Familie, hat aber dazu keine genauen Vorstellungen, da ihm die monetäre Unterstützung fehlt. Nach einer kurzen heftigen Affäre hat er sein Herz kein weiteres Mal verschenkt, und geht nur auf gelegentliche Verabredungen ein. Den Job als Fahrer von Karl dient ihm in erster Linie zum Geldverdienen, wird aber für ihn zu einer Reise auf der er sich mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzen muss. Gleichzeitig hat er dabei aber auch die Weichen für seine Zukunft zu stellen.

Die beiden Charaktere scheuen sich nicht, sich mit ihrem eigenen Verhalten kritisch auseinanderzusetzen und es zu ändern. Neben amüsanten Situationen enthält das Buch auch Szenen mit Tiefgang. Allerdings finden sich hier und da abrupte Stimmungswechsel. In wenigen Dialogszenen klingt der Rückblick auf vergangene Ereignisse recht förmlich. Lange Zeit trägt Timmy ein Geheimnis mit sich, dass er dem Leser erst am Ende des ersten Teils offenbart und das im zweiten Teil noch einmal eine gewisse unterschwellige Spannung erzeugt.

Der Roman liest sich locker und leicht. Den Landschaftsbeschreibungen Namibias merkt man an, dass der Autor das Land selbst bereist hat. Ich konnte mir die Gegend, in der die Geschichte spielt, gut vorstellen. Auch das Beziehungsgeflecht in einem kleinen Dorf ist authentisch wiedergegeben.

Zwar sind im bisherigen Leben von Karl und Timmy nicht alle Wünsche in Erfüllung gegangen, doch durch beide lernen voneinander, dass man die Hoffnung nicht aufgeben sollte. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und bin gerne mit den beiden gedanklich nach Afrika gereist. Mich hat das Buch gut unterhalten und ich empfehle es gerne weiter.

Samstag, 7. Januar 2017

[Rezension Ingrid] Statt etwas oder Der letzte Rank von Martin Walser



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Titel: Statt etwas oder Der letzte Rank
Autor: Martin Walser
Erscheinungstermin: 05.01.2017
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Der Erzähler des Buchs „Statt etwas oder Der letzte Rank“ von Martin Walser bleibt unbenannt, obwohl er sich letztlich manche Namen aneignet. Vor ihm steht eine leere imaginäre Wand ohne Muster. Ein Rahmen wie auf dem Cover des Romans wäre noch einengender und zum Glück gibt es ihn nicht. Doch die Mauer bietet dem Betrachter schon Einhalt, aufhalten kann sie seine Gedanken jedoch nicht. Er hat gelernt mit der Wand zu leben. Und die Ideen von Martin Walser finden sich ohne Begrenzung in den Worten der Kapitel wieder.

Das Buch ist als Roman bezeichnet und folgt man der allgemeinen Wikipedia-Erklärung, dass es sich hierbei um eine „Langform der schriftlichen Erzählung“ handelt ist das korrekt, aber dennoch ist der Inhalt mit keinem anderen Roman vergleichbar. Der Ich-Erzähler, der gerne auch zum gestehenden „Er“ wird, blickt Vielfach auf Erlebtes zurück bei dem er seine Gefühle in den erinnerten Situationen nicht verbergen kann. Er verfällt in Behauptungen bei Unsicherheit und offenbart dadurch seine Sensibilität. Überhaupt hat er selber immer nach der Wahrheit gesucht und sich selbst dahin gemaßregelt, dass Träumen ausreichend ist. Für ihn scheint es ein lebenslanges Dilemma zu sein, durch seine Meinung im Fokus zu stehen und doch gleichzeitig dabei nicht auffallen zu wollen. Sein Leben ist geprägt durch manche Auseinandersetzung, die nicht alle ohne negative Folgen für ihn geblieben sind.

Ich muss zugeben, dass das Buch erst das zweite ist, das ich von Martin Walser gelesen habe. Nach einer kurzen Recherche zu seinem bisherigen Leben im Internet sehe ich so manche Anspielung auf eigene Erlebnisse des Autors, zumal mich der Erzähler des Romans durch einen entsprechenden Textpassus darauf hinweist, dass er seine Geschichten gerne in die Schilderungen Bekannter verpackt. Auch wenn ich leider nicht alle deuten kann, stelle ich fest, dass seine Aussagen deutlich, bestimmt und ansprechend sind. Sarkasmus blitzt durch, der bei weiterer Bekanntheit des Autors und seiner Werke sicher noch amüsanter wäre.

Das im Buchtitel enthaltene und mir antiquiert erscheinende Wort „Rank“, welches nach einer Erklärung aus dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm als Synonym dem Wort Wendung entspricht gilt hier in zweierlei Sicht. Einerseits nimmt jedes Kapitel im formlosen Verlauf ungeahnte Drehungen von der Erzählung zur Lyrik, zur Aufzählung, zum Aphorismus hin zum Prosagedicht. Andererseits ist es der Schilderer selbst der sich da von Kapitel zu Kapitel von einem zum anderen dreht und dadurch erreicht, seine Gedanken von der erdachten Wand zu befreien. Der Erzähler erscheint gefestigt durch seine Erfahrungen und setzt man ihm den Autor gleich, habe ich als Leser gerne wahrgenommen, dass das Werken Martin Walsers weitergeht.

Ich habe solch einen Roman noch nicht gelesen und finde ihn eine Bereicherung der Möglichkeiten schriftstellerischen Ausdrucks, der allgemein wohl nur von einem bekannteren Autor ernst genommen wird. Ob man das Buch nun als genial oder verwirrend wahrnimmt mag jedem offen gestellt sein. Ich persönlich bevorzuge zwar eine gleichförmigere Erzählung, kann mich aber dem Reiz des vorliegenden Buch nicht gänzlich entziehen.


Donnerstag, 5. Januar 2017

[Rezension Hanna] Magisterium. Der Schlüssel aus Bronze - Holly Black & Cassandra Clare

 
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Magisterium. Der Schlüssel aus Bronze
Autorinnen: Holly Black & Cassandra Clare
Übersetzerin: Anne Brauner
Hardcover: 288 Seiten
Erschienen am 14. Oktober 2016
Verlag: one (Bastei Lübbe)

Inhalt
Kurz vor dem Beginn des dritten Schuljahres werden Callum und seine Freunde ins Präsidium eingeladen. Dort findet eine Feier ihnen zu Ehren statt, weil jeder denkt, dass sie den Feind des Todes endgültig besiegt hätten. Doch auf der Feier geht alles schief: Erst wird ein Mordanschlag auf Callum verübt, dann wird eine Schülerin ermordet aufgefunden. In den eigenen Reihen muss es einen Spion geben, der vermutlich auch schon für die Freilassung von Automotones im letzten Schuljahr verantwortlich war. Kann er enttarnt werden?

Meinung
Das dritte Buch der fünfteiligen Reihe startet unbeschwert. Aaron und Callum haben den Sommer gemeinsam bei Alastair verbracht und konnten sich entspannen. Call zählt endlich keine Kriegstreiber-Punkte mehr, auch wenn er sich mit dem Gedanken, Constantine Maddens Seele zu tragen, weiterhin nicht so recht arrangieren kann. Nach dem kurzen ruhigen Auftakt geht es zur Feier ins Präsidium, wo es schnell spannend wird.

Mit dem Mordanschlag auf Call und der Ermordung einer älteren Schülerin wird die Frage aufgeworfen, wer in den eigenen Reihen ein Verräter und Mörder ist. Das Präsidium verspricht, den Spion zu suchen. Call, Aaron und Tamara wollen aber auch auf eigene Faust Nachforschungen anstellen. Das Dreiergespannt plus Jasper als nervig-amüsante Nummer Vier hat mir wieder sehr gut gefallen. Die Drei können sich aufeinander verlassen, sowohl im Unterricht als auch in brenzligen Situationen. Und Jaspers Sprüche eignen sich immer wieder bestens dazu, die Atmosphäre aufzulockern.

Irgendwie scheint niemand so recht zu wissen, wie der Spion denn nun enttarnt werden soll. Von den Bemühungen des Präsidiums bekommt man als Leser quasi gar nichts mit. Call und seine Freunde wagen halbherzige Versuche, die aber nicht sonderlich durchdacht sind. Weitere Aktionen des Spions zeigen, dass die Gefahr akut ist. Unterdessen geht der Unterricht am Magisterium normal weiter und man erhält wieder einige Einblicke in den Magieunterricht. Besonders interessant fand ich die Lektionen in Chaosmagie, die Call und Aaron erhalten. Tamara ist hier etwas außen vor, doch sie macht eine Entdeckung, die sie sehr ins Grübeln bringt und noch mal ein neues Licht auf die Welt der Magie wirft.

Wie bei seinen Vorgängern verflogen die Seiten des nicht allzu dicken Buches im Nu und die Spannung nahm kontinuierlich zu. Call, Aaron und Tamara wagen größere Vorstöße in Sachen Spion, bei denen sie sich für Vierzehnjährige aber sehr naiv und leichtgläubig verhalten und offensichtliche Hinweise übersehen. Auf den letzten Seiten wird das Buch schließlich sehr dunkel und plötzlich ging alles viel zu schnell. Geschockt verfolgte ich die Ereignisse und bevor ich so recht wusste, wie mir geschah, war die letzte Seite auch schon gelesen. Jetzt brenne ich darauf, im vierten Band mehr zu erfahren.

Fazit
In „Magisterium. Der Schlüssel aus Bronze“ hat es ein Spion auf Callum abgesehen. Kann das Präsidium ihn enttarnen, oder gelingt das Call und seinen Freunden auf eigene Faust? Es gab zahlreiche spannende und unterhaltsame Momente. Doch gleichzeitig kommt die Suche nach dem Spion nicht so recht voran, Call und seine Freunde verhalten sich sehr naiv und das Buch endet nach düsteren letzten Seiten abrupt. Ich fand diesen Band etwas schwächer als seine Vorgänger und vergebe gute drei Sterne.