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Samstag, 31. Dezember 2022

Rezension: Zimt - Auf den ersten Sprung verliebt (1. Buch der 2. Staffel) von Dagmar Bach

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Zimt - Auf den ersten Sprung verliebt (1.Buch/Staffel 2)
Autorin: Dagmar Bach
Erscheinungsdatum: 25.05.2022
Verlag: Fischer KJB (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Farbschnitt
ISBN: 9783737342759

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Das erste Buch der zweiten Staffel war für mich der perfekte Einstieg in die „Zimt“-Reihe von Dagmar Bach. Das besondere an den Geschichten der Serie ist die Fähigkeit der Protagonistin Vicky, zwischen Parallelwelten zu springen. Leider hat sie selbst keine Kontrolle darüber, denn wenn ein Zimtduft sie umweht, findet sie sich in der folgenden Minute in einer anderen Welt wieder. Das Buch ist in der ersten Auflage mit einem traumhaften Farbschnitt versehen, auf dem ebenso wie im ganzen Roman Illustrationen von Inka Vigh zu sehen sind.

Inzwischen ist Vicky 15 Jahre alt und auch ihr ein Jahr älterer Freund Konstantin ist seit einiger Zeit ein Springer. Nur die beste Freundin und Konstantins bester Freund sowie Vickys Tante wissen von dem Weltenwandeln. Umso wichtiger ist es, dass die Sache auch weiterhin geheim bleibt, aber in „Auf den ersten Sprung verliebt“ begegnet das junge Paar in einer der anderen Welten einem Widersacher. Die beiden fragen sich, woher er von ihren Sprüngen weiß.

Danach steigt die Spannung kontinuierlich an, denn sie müssen sich gegen sein Vorhaben wehren, was zwischen den Welten nicht so einfach ist. Außerdem fällt das Benehmen von Vickys und Konstantins jeweils anderem Ich, die bei den Sprüngen deren Plätze in unserer Zeit einnehmen, aus dem Rahmen. Die beiden haben nach jeder Rückkunft einiges zu tun, das auffällige Verhalten bei den Eltern, Verwandten und Bekannten zu erklären.

Die Geschichte spart nicht an aufregenden Wendungen und amüsanten Entwicklungen. Die Figuren sind liebevoll, ein wenig kauzig und besonders gestaltet. Dagmar Bach erzählt von den Höhen und Tiefen im Alltag der Teenager. Dazu gehört die kritische Auseinandersetzung mit den Ansichten von Freunden, die Ansprüche der Lehrer und Eltern, aber auch die Freude am Beisammensein mit dem Partner oder der Partnerin. Zunehmend begreift das junge Paar, dass es nicht immer einfach ist, Wahrheit und Betrug zu erkennen.

Der Roman ist nicht nur für Jugendliche geeignet, sondern auch für Erwachsene. Der Handlung konnte ich auch ohne Kenntnis der Bände der ersten Buchstaffel problemlos folgen. Der Reiz der Geschichte liegt in dem Mix von Spannung, Witz, dem Fantasyelement und einer Spur Romantik. Der Cliffhanger am Ende weckt den Wunsch auf den zweiten Teil der zweiten Staffel. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter.


Freitag, 23. Dezember 2022

Rezension: Café Leben von Jo Leevers

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Café Leben
Autorin: Jo Leevers
Übersetzerin aus dem Englischen: Maria Hochsieder
Erscheinungsdatum: 02.11.2022
Verlag: Droemer Knaur (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783426282809
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Zwei unterschiedliche Frauen mit bewegter Vergangenheit sind die Protagonistinnen im Roman „Café Leben“ der englischen Autorin Jo Leevers. Jeder Mensch blickt auf verschiedene Begebenheiten in seinem bisherigen Leben zurück. Das (fiktive) „Projekt Lebensbuch“ in London möchte diese Geschichten erfassen. Vor allem bei schwerkranken Menschen eilt manches Mal die Zeit, um die Momente auf Papier oder im aufgenommenen Wort festzuhalten.

Eine dramatische Erinnerung aus ihrer Kindheit begleitet die 32-jährige Henrietta, die sich beim Projekt dafür bewirbt, die Erzählungen der Kunden niederzuschreiben und entsprechend dem Konzept daraus ein Buch zu erstellen. Die Krebspatientin Annie, Mitte 60, ist die erste, die ihr aus ihrem Leben erzählt. Deren ein Jahr jüngere Schwester verschwand als Jugendliche in einer regnerischen Nacht unauffindbar. Für Henrietta ist es unverständlich, dass Annie und ihre Eltern sich damit abgefunden haben. Doch Annie weicht ihren diesbezüglichen Nachfragen aus, so dass sie selbst zu den damaligen Geschehnissen zu recherchieren beginnt.

Jo Leevers hat mit Henrietta und Annie zwei interessante Figuren geschaffen, bei denen von Beginn an zu spüren ist, dass sie mit den erlittenen Schicksalsschlägen zwar verschieden umgehen, aber beide die Gedanken an das Vergangene auf ihre je eigene Weise verdrängt haben. Als Leserin war ich gespannt darauf, was beide zu verbergen wollen, was für eine gewisse Hintergrundspannung und einen Lesesog sorgte. Während Henrietta ihre eigenen Prinzipien hat und diese penibel verfolgt, auch wenn sie von höherer Stelle nicht erwünscht sind, fühlt Annie sich seit dem Tod ihres Ehemanns frei und ungebunden. Bereits durch ihre Kleidung ist sie auffällig, während Henrietta versucht, unscheinbar zu wirken. Für das, was sie liebt, setzt sie sich dennoch tatkräftig ein.

Die Kapitel wechseln zwischen den beiden Protagonistinnen. Obwohl es zunächst danach aussieht, als ob Henrietta und Annie nicht harmonieren, lernen sie, bestimmte Eigenschaften der jeweils anderen zu schätzen. Sie begegnen sich mit Respekt, der dafür sorgt, dass sie immer vertrauter werden und sich füreinander öffnen. Durch die Akzeptanz der weniger geschätzten Eigenschaften der jeweils anderen, gelingt es ihnen, sich auf dieselbe Gesprächsebene zu begeben und dabei Besorgnis auszudrücken und Verständnis und Wärme zu vermitteln.

Die Autorin schreibt einfühlsam über das Sterben, weil es zum Leben dazugehört, aber ohne es in den Vordergrund zu stellen und dem Roman dadurch die Leichtigkeit der Unterhaltung zu nehmen. Sie zeigt, dass bedrückende Ereignisse in jedem Lebensalter emotional verarbeitet werden sollten, denn man kann sie nicht ungeschehen machen.

Figuren, die sich in ihrem Leben weiterentwickeln oder weiterentwickelt haben, verborgene Geschichten in der Vergangenheit, die aufgedeckt werden wollen und ein berührendes gegenwärtiges Setting sind die Zutaten des feinsinnig geschriebenen, herzbewegenden Romans „Café Leben“ von Jo Leevers, den ich sehr gerne weiterempfehle.

Montag, 19. Dezember 2022

Rezension: Ein ganzes Herz voll Weihnachten - Geschichten und Rezepte für die schönste Zeit im Jahr (Hrsg. Lea Daume)

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Ein ganzes Herz voll Weihnachten 
Herausgeberin: Lea Daume
Übersetzerinnen: Vanessa Lamatasch und Christiane Steen
Erscheinungsdatum: 13.09.2022
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
ISBN: 9783499010835
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Vierzehn Autorinnen, darunter zwölf deutsche, tragen mit ihren Geschichten im Buch „Ein ganzes Herz voll Weihnachten“ dazu bei, ihre Leser und Leserinnen in eine festliche Stimmung zu bringen. Ausgewählt und zusammengestellt wurden die Erzählungen von Lea Daume. Für mich ging es in der ersten davon mit Julie Caplin nach London, um dann in der nächsten zweihundert Jahre in die Vergangenheit nach Hamburg zu reisen. Weitere Stationen sind beispielsweise Nebraska, Schottland, Island, Österreich und die Nordseeküste.

Einige Geschichte spielen im Umfeld der Welt, die die jeweilige Autorin für ihre Figuren geschaffen und bereits ein Buch oder mehrere Bücher darin veröffentlicht hat. Dadurch lernte ich nicht nur die verschiedenen Schreibstile kennen, sondern konnte auch in verschiedene Buchuniversen hineinschnuppern wie zum Beispiel in Thielemanns Backhus mit Rebekka Eder, in den Reichstag mit Micaela A. Gabriel und ins Inselkrankenhaus auf Sylt mit Liv Holland. Mit Katharina Herzog freute ich mich, wieder nach Swinton-On-Sea zurückzukehren und den schon bekannten fiktiven Personen zu begegnen. Für das Verständnis der Erzählungen muss man die bereits erschienenen Romane der Autorinnen nicht kennen.

Zum Ende jeder Erzählung gibt es ein Rezept mit einem leckeren Gericht, Gebäck oder Getränk, das zur Advents- und Weihnachtszeit passt. Entsprechend des Fests der Liebe beherbergt jede Geschichte zwar eine gewisse Dramatik, endet aber wohlwollend. Mir haben die Auswahl und die Zusammenstellung der Erzählstücke sehr gut gefallen. Ich habe das Buch in der Adventszeit gelesen und mir haben sie die Freude aufs Weihnachtsfest vermittelt. Gerne empfehle ich es weiter. 

Sonntag, 18. Dezember 2022

Rezension: Happy New Year von Malin Stehn


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Happy New Year
Autorin: Malin Stehn
Übersetzerin: Maria Poets
Broschiert: 464 Seiten
Erschienen am 16. November 2022
Verlag: FISCHER Scherz

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Nina und Fredrik sind bei ihren Freunden Lollo und Max zur Silvesterparty in ihr Haus eingeladen. Währenddessen feiern die Teenager-Töchter der beiden Paare, Smilla und Jennifer, im anderen Haus ihre eigene Party. Der nächste Morgen scheint zunächst ganz normal zu sein. Doch dann fällt auf: Jennifer, die bei Smilla übernachten sollte, hat die Party nachts verlassen und ist unauffindbar. Ist sie untergetaucht oder ist ihr etwas zugestoßen? Während die Suche anläuft, geht es Fredrik zunehmend schlechter. Denn er scheint der einzige zu sein, der in der Silvesternacht noch Kontakt zu Jennifer hatte. Eine Tatsache, die er lieber verschweigen will...

Das Buch beginnt am Silvesterabend des Jahres 2018. Nina und Fredrik feiern den Abend bei ihren Freunden Lollo und Max. Die beiden Paare verbindet eine lange Freundschaft, doch inzwischen sehen sie sich nur noch zweimal im Jahr. Die Stimmung angespannt, denn Fredrik hat vergessen, ein Taxi für den Heimweg zu bestellen. Auch sonst hält sich die Freude in Grenzen, da Nina Lollo beneidet und Max mit rassistischen Sprüchen auffällt.

Die Dinge geraden in Bewegung, als Fredrik eine SMS erhält, die ihn von der Party weglockt. Als Leserin begleitete ich ihn und beobachtete sein Handeln, was viele Fragen aufwirft. Dann gibt es plötzlich einen Cut, die Handlung geht am nächsten Morgen weiter und Jennifer ist verschwunden. Schnell stellte ich erste Theorien auf, was geschehen ist, während die Charaktere noch gar nicht so recht wissen, wie ihnen geschieht. 

Jennifers Schicksal bleibt sehr lange unklar, wodurch die Geschichte seine Spannung vor allem aus der psychologischen Komponente zieht. Ich beobachtete interessiert, wie die verschiedenen Charaktere mit der Situation umgehen. Dabei war niemand so wirklich sympathisch. Die meisten machen sich in erster Linie Gedanken um ihren Ruf und was für Auswirkungen die Situation auf sie selbst hat. Dass Fredrik irgendetwas verheimlicht wird mehr als deutlich gemacht, doch ich war mir sicher, dass noch mehr Geheimnisse darauf warten, gelüftet zu werden. Einige sind jedoch so gut versteckt, dass ich nicht die geringsten Hinweise darauf wahrgenommen habe, bis sie zum Ende hin plötzlich aus der Kiste springen und vieles in eine neue Richtung lenken.

Insgesamt ließ sich das Buch zügig lesen und ich war neugierig, endlich mehr über Jennifers Verschwinden zu erfahren. Für meinen Geschmack war das Buch aber zu lange auf einen Aspekt fixiert und neue Themen wurden zu spät eingebracht. Ein Roman für alle, die psychologische Spannung und ein eiskaltes Setting mögen!

Samstag, 17. Dezember 2022

Rezension: Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd - Eine bewegte Geschichte von Charlie Mackesy

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und
das Pferd - Eine bewegte Geschichte
Autor: Charlie Mackesy
Übersetzerin aus dem Englischen: Susanne Goga-Klinkenberg
Erscheinungsdatum: 24.11.2022
rezensierte Buchausgabe: Hardcover
ISBN: 9783471360644
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Eine Antwort auf die Frage „Zuhause ist nicht immer ein Ort, oder?“ ist der Antrieb des kleinen Jungen im Buch „Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd“ sich auf die Suche danach zu begeben, was ein Zuhause wirklich ausmacht. Die Geschichte wurde von dem Briten Charlie Mackesy erdacht und illustriert. Weil das Buch bei den Lesenden und Betrachtenden so gut ankam, hat der Autor und ein Produktionsteam dazu einen Film erstellt. Das nun vorliegende Buch trägt den Untertitel „Eine bewegte Geschichte“ wodurch es Bezug auf den Film nimmt. Die Formen in den Zeichnungen sind gegenüber der ersten Fassung noch weicher, runder und detaillierter, was ich als noch bewegender empfunden habe.

Es ist kalt und es schneit. Ein Junge hat sich verlaufen und findet den Weg nach Hause nicht mehr. Er trifft auf einen Maulwurf, der sich ein Loch an die Oberfläche gegraben hat. Jetzt ist der Junge nicht mehr einsam, denn gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, sein Zuhause zu finden. Doch zuerst befreien sie einen Fuchs und begegnen einem Pferd. Durch gemeinsame Erlebnisse kommen sie sich näher und entwickeln Verständnis füreinander.

Die zwischen den Freunden gesprochenen Sätze sind einfühlsam, manchmal poetisch und zum Nachdenken auffordernd. Dunklere Bilder und Gedanken wechseln zu hellen Illustrationen, die Hoffnung widerspiegeln. Die Farbgestaltung ist überwiegend in Blau- und Beigetönen sowie Weiß. Es macht Freude, die Zeichnungen zu betrachten. Beispielsweise gibt es beeindruckende Schneelandschaften, einen Sonnenuntergang oder den nächtlichen Himmel, die man auf sich wirken lassen sollte.

Die Freunde machen einander Mut und geben sich gegenseitig Kraft. Sie erleben Angst und teilen Freude miteinander. Dabei verschwinden alle Unterschiede zwischen ihnen und es kommt nur darauf an, dass sie füreinander Zuneigung empfinden. Das Verlangen des Maulwurfs nach Kuchen bringt Humor in die Erzählung. Die Suche führt den Jungen zu der Erkenntnis, dass ein Zuhause nicht an einen Ort gebunden sein muss, sondern auch durch Gefühle gebildet werden kann.

Am Beginn und am Ende des Buchs finden sich Noten einer „Hymn to the Robin“, die von Charlie Mackesy und Isobel Waller-Bridge komponiert wurde. Sie drückt die Stimmungslage des Jungen in den verschiedenen Situationen musikalisch aus.

Diese ergreifende und herzerhellende Geschichte der vier Freunde empfehle ich gerne weiter sowohl an ältere Leser und Leserinnen wie auch an jüngere, die das Buch gemeinsam mit Erwachsenen erkunden sollten.


Mittwoch, 14. Dezember 2022

Rezension: Totenwinter von Sabine Hofmann

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Totenwinter
Autorin: Sabine Hofmann
Erscheinungsdatum: 11.10.2022
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch mit Klappen
ISBN: 9783746639635
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Zwischen November 1946 und März 1947 erlebte Deutschland einen der kältesten Winter des letzten Jahrhunderts. Mitten in dieser Zeit spielt die Handlung des Romans „Totenwinter“ von Sabine Hofmann. Wie im ersten Band der Reihe „Edith – Eine Frau geht ihren Weg“ ist die aus Ostpreussen stammende, jetzt in Bochum lebende Edith Marheinecke die Protagonistin der Geschichte. Das Buch kann jedoch ohne Vorkenntnisse des Vorgängers gelesen werden.

Nach einem trockenen Sommer sind die Ernteerträge gering und die früh beginnende Kälte, scheint nicht mehr aufzuhören. Ein wirtschaftlicher Aufschwung ist kaum zu bemerken. Edith ist beim Tausch auf dem Schwarzmarkt von Rechtsanwalt Pollmann angesprochen worden, dem ihre Englischkenntnisse aufgefallen sind. Er hat ihr ein Arbeitsangebot gemacht, das sie angenommen hat. Als die Leiche eines Arbeitsführers der Stahlwerke in Bochum in einem Eisenbahnwaggon erschossen aufgefunden wird, sieht Edith einen Zusammenhang mit den Aktivitäten des Chauffeurs von Pollmann. Doch die Kripo hat ganz andere Verdächtige für den Mord. Sie vermuten Missgunst unter den Kollegen und prüfen, ob die Vorgesetzten des Ermordeten die Tat veranlasst haben. Außerdem bekommen sie einen Tipp, dass das Opfer in Schwarzmarktgeschäfte verwickelt war.

Die Kriminalpolizei kämpft auch eineinhalb Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in der Britischen Zone immer noch mit der politischen Gesinnung und der Loyalität einiger Mitarbeiter. Hunger und Kälte lassen manchen von ihnen danach streben, sich Vorteile zu verschaffen. Hella, die Tochter von Ediths Quartiergeberin, begibt sich erneut in Gefahr, um Heizmaterial zu stehlen, sehr zum Missmut ihrer Mutter. Zu Recht macht sie sich große Sorgen. Obwohl die Entlohnung auf ihrer neuen Stelle gut ist, missfällt Edith manches Mal das Vorgehen ihres Chefs, um neue Mandate zu erhalten. In der Kanzlei lernt sie jemanden kennen, dem sie sich bald zugeneigt fühlt. Für sie wird die Frage immer wichtiger, wem sie überhaupt noch Vertrauen schenken kann.

Sabine Hofmann beschreibt verständlich die politischen Zusammenhänge zwischen der Befehlsgewalt der britischen Besatzung, den Fabrikherren und den Arbeitern der damaligen Zeit. Sie stellt die Kälte, den Hunger und die Ängste der Bochumer einfühlsam dar. Die Spannung stieg mit der steigenden Anzahl der Verdächtigten allmählich an. Die Autorin begründet die Handlungen ihrer Figuren vorstellbar und lässt sie in einem wirklichkeitsnahen Umfeld agieren. Zum Schluss hin zieht sie das Tempo nochmals an und bringt Edith in eine schwierige Situation.

Im zweiten Band der Reihe „Edith – Eine Frau geht ihren Weg“ mit dem Titel „Totenwinter“ von Sabine Hofmann, der in Bochum des bitterkalten Jahres 1946/47 spielt, führt ein Mord mit einer zunehmenden Zahl Tatverdächtiger, eine Protagonistin, die an der Integrität ihres Chefs zweifelt sowie dem lebensnah geschilderten täglichen Kampf um Lebensmittel und Brennstoff zu einer lesenswerten Geschichte, die nicht nur bewegend sondern auch spannungsvoll ist. Gerne empfehle ich das Buch an Lesende von historischen Romanen weiter.

Freitag, 9. Dezember 2022

Rezension: Das Tor zur Welt - Hoffnung von Miriam Georg

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Das Tor zur Welt - Hoffnung (Band 2 von 2)
Autorin: Miriam Georg
Erscheinungsdatum: 18.10.2022
Verlag: Rowohlt Taschenbuch (Link zur Buchseite des Verlags
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN:  9783499008580

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Im zweiten Band der Dilogie „Das Tor zur Welt“ von Miriam Georg kehrt Claire, die bei ihrer Flucht nach Amerika erkrankt ist, wieder nach Hamburg zurück. Sie ist eine der beiden Protagonistinnen des Romans. Im ersten Teil der Serie hat sie ihrer besten Freundin Ava die Chance auf ein besseres Leben in der Neuen Welt genommen. Mit ihrer Rückkehr und besten Vorsätzen für die Zukunft will sie ihr die Hoffnung zurückgeben, kämpft gleichzeitig mit ihrer Schuld und wünscht sich, dass auch sie selbst einen geeigneten Platz im Leben finden wird.

Ava, die zweite Protagonistin der Geschichte, hat während der abenteuerlichen Reise von Claire, eine neue Bleibe in der Nähe ihres Arbeitsplatzes in den Auswanderungshallen, der sogenannten BallinStadt, gefunden. Sie hat sich inzwischen Claires Mutter angenähert, die sich verzweifelt wünscht, ihre Tochter wiederzufinden. Für Ava geht der Alltag weiter. Obwohl ihr Traum in weite Ferne gerückt ist, gibt sie nicht auf. Sie ist freundlich und hilfsbereit und in ihrer Liebe zu einem verheirateten Mann gefangen.

Für den weiteren Verlauf der Erzählung ist die Kenntnis des ersten Bands sinnvoll. Die offengebliebenen Hintergründe zu mehreren Figuren aus dem ersten Teil deckt die Autorin im vorliegenden Roman schrittweise auf. Immer wieder ist ein Kapitel eingeschoben, dass mehrere Jahre vorher spielt. Darin sind die Figuren nicht immer benannt. Zum Ende hin lassen sich die Einzelschicksale jedoch in den Kontext einfügen.

Das große Können von Miriam Georg liegt in ihrem mitreißenden Schreibstil. Sie schreibt auch diesmal wieder vorstellbar und mit Liebe zum Detail. Einfühlsam stellt sie das harte kärgliche Dasein in einigen Gegenden Europas dar ebenso wie den Kampf der Frauen um mehr Rechte. Dadurch, dass Claire ihre gehobene Stellung als Tochter betuchter Eltern verloren hat, hebt die Autorin diesen Aspekt der Geschichte besonders hervor. Für einen raschen Lesefluss sorgt nicht nur die Frage, ob Claire Einfluss auf die Beziehung ihrer Mutter zu deren Arzt nehmen kann, sondern auch die spannende Schilderung von Möglichkeiten die Auswanderungswilligen zu betrügen. Außerdem lernt Claire, dass es verschiedene Auffassungen zum Thema Liebe gibt.

Die Ereignisse aus dem Jahr 1912 werden umrahmt von Begebenheiten aus dem Jahr 1963, bei denen ich von einer der Protagonistinnen lesen konnte, die das Alte Land aufsucht. Insgesamt hat mir der erste Teil noch etwas besser gefallen, weil ich die Handlung etwas agiler fand.

Mit „Das Tor zur Welt – Hoffnung“ findet die Dilogie von Miriam Georg eine lesenswerte Fortsetzung, die dem ersten Band kaum nachsteht. Wieder kommt es zu überraschenden Wendungen bis zu einem unerwarteten Ende. Der Freundschaft der beiden Protagonistinnen kann der Weg über viele Höhen und Tiefen nichts anhaben, auch wenn sie einige Strecken davon allein gehen müssen. Das Buch empfehle ich gerne weiter, für die Lesenden des ersten Teils ist es ein Muss.

Dienstag, 6. Dezember 2022

Rezension: The Atlas Six - Wissen ist tödlich von Olivie Blake

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: The Atlas Six - Wissen ist tödlich (Band 1 von 3)
Autorin: Olivie Blake
Übersetzerinnen aus dem amerikanischen Englisch: 
Heide Franck und Alexandra Jordan
Verlag: Fischer Tor (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783596707638

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In der Dark-Academia-Trilogie „The Atlas Six – Wissen ist tödlich“ der US-Amerikanerin Olivie Blake, einem Pseudonym der Autorin Alexene Farol Follmuth kämpfen sechs besonders fähige junge MagierInnen darum, in einen Geheimbund aufgenommen zu werden, der ihnen weiterhin das Studium des Archivs der Alexandrinischen Bibliothek erlaubt. Ein Jahr lang erhalten sie die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten an einem verborgenen Ort in der Gemeinschaft zu verbessern. Nur fünf von ihnen werden zu den Medäern, der Bildungelite der magischen Bevölkerung, die Zugang zum Archiv hat, initiiert werden. Ausgesucht wurden sie von Atlas Blakely, dem Kurator der Bücherei und titelgebenden Figur.

Als Leserin fand ich die Vielfalt der Fähigkeiten, die die Medäer besitzen können, interessant. Zu den sechs Hauptfiguren gehören zwei Physiomagier, eine Telepathin, ein Empath, ein Illusionist und eine Naturmagierin. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern der Welt und mehr oder weniger spielt ihr familiärer Hintergrund mit in die Geschichte ein. Die Künstlerin Little Chmura hat den Figuren eine Gestalt gegeben. Ihre Zeichnungen finden sich zwischen den Kapiteln.

Ein Teil der Erzählung besteht aus der Beschreibung der wissenschaftlichen Studien, die die Auserwählten betreiben. Man sollte sie nicht hinterfragen, aber ein gewisses Interesse dafür ist nützlich. Wichtig für die angehenden Medäer ist es nicht nur, dass sie ihre je eigenen Kenntnisse weiterentwickeln, sondern dass sie lernen, sich gegenseitig zu ergänzen und zu unterstützen. Sie verfügen weniger über physische Waffen. Die Mittel zur Abwehr und zum Angriff, die sie anwenden, entstehen durch ihre psychischen Begabungen. Weil sie Konkurrenten um die Studienplätze des zweiten Jahres sind, fällt ihnen die Zusammenarbeit nicht leicht. Daher beobachten sie sich argwöhnig und verbünden sich in unterschiedlichen Konstellationen.

Immer weiter lüftet Olivie Blake den Schleier, der über manchem Geheimnis liegt, dass die Kandidaten mit sich führen. Sie verbergen beispielsweise ihren wahren Charakter oder ihre Fürsorge für Freunde. Die Geschichte konzentriert sich stark auf die Figuren und deren Wandlungsfähigkeit. Niemand von ihnen wurde mir sympathisch, denn alle scheinen letztlich nur auf ihren Vorteil bedacht zu sein. Das Tempo der Handlung ist gemächlich, die Spannung basiert hauptsächlich auf der Frage, wer von den Sechsen nicht initiiert werden wird.

„The Atlas Six – Wissen ist tödlich“ ist der erste Band einer Dark Fantasy Trilogie von Olivie Blake. Es macht ihn besonders, weil er den Fokus auf die Beschreibung der Interaktionen der sechs Auserwählten legt, die sich eine große Karriere in der führenden Gesellschaftsschicht der magischen Bevölkerung erhoffen. Doch nur fünf von ihnen werden in die Gemeinschaft aufgenommen. Bis kurz vor dem Ende bleibt offen, wer die Gruppe verlassen muss und vor allem, auf welche Weise. Gerne empfehle ich das Buch an Fantasyleser weiter.


Samstag, 3. Dezember 2022

Rezension: Dark Ivy - Wenn ich falle von Nikola Hotel


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Dark Ivy - Wenn ich falle
Autorin: Nikola Hotel
Broschiert: 416 Seiten
Erschienen am 15. November 2022
Verlag: Kyss

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Eden hat es geschafft: Dank eines Stipendiums kann sie ein Studium an der Woodford Academy beginnen. Sie ist fest entschlossen, diese Chance für einen Neuanfang zu nutzen, denn nach dem Tod eines ihr nahe stehenden Menschen hat sie schwere Monate hinter sich. Schon bei ihrer Ankunft lernt sie die sympathische Kendra kennen, die sie sich zur Freundin wünscht. Diese stellt Eden ihrem Bruder Devin und seinem Kumpel William vor, welche bei ihr jedoch keinen guten ersten Eindruck hinterlassen. Dennoch übt William eine Faszination auf Eden aus. Verbirgt sich hinter der Fassade des verschlossenen Millionenerben vielleicht doch mehr?

Das Buch beginnt mit einem kurzen Prolog, den ich nicht recht einordnen konnte und in welchem sich die Ich-Erzählerin wünscht, zu Tode zu erfrieren. Ich fragte mich, was es damit wohl auf sich hat. Danach begleitete ich Edens Ankunft an der Woodford Academy, die auf einer Insel liegt. Die meisten Studenten werden von ihren Eltern bis zur Anlegestelle der Fähre gebracht, William Grantham III. wird gar von seinem Chauffeur in einer Limousine vorgefahren. Eden hingegen kommt mit dem Bus, weil sie sich das Studium nur dank eines Stipendiums leisten kann und ihr Vater, der sie allein groß gezogen hat, arbeiten muss.

Die sozialen Unterschiede zwischen Eden und den anderen Studenten sind ein Thema, das im Laufe der Geschichte immer wieder aufgegriffen wird. Eden kann es sich nicht leisten, ständig essen zu gehen oder sich ein neues Handy zu kaufen. William hingegen wünscht sich, dass die Leute in ihm etwas anderes sehen als den Erben eines riesigen Vermögens. Nach einer eher unglücklichen ersten Begegnung nähern sich die beiden vorsichtig einander an und ich war gespannt, was daraus entstehen wird. Die beiden senden sich Botschaften als Blackout Poetry, welche im Buch abgedruckt ist und die dem Buch eine besondere Note gibt.

Edens Gedanken- und Gefühlswelt wird von dem Verlust dominiert, den sie elf Moante zuvor erlitten hat. Sowohl Kendra als auch William reagieren verständnisvoll und helfen ihr, nach vorne zu Blicken. In dem Zusammenhang gibt es einige bittersüße, emotionale Szenen, die mir sehr gefallen haben. Etwas gewundert habe ich mich, dass es am Anfang des Buches kurz um den Fund von Pillen ging, die dann die ganze Zeit gar kein Thema mehr sind. Stattdessen erlebt Eden typische erste Uniwochen - erste Freundschaften, Vorlesungen, Partys - und beginnt, sich zu verlieben. Es gibt viele schöne Entwicklungen, bis mir als Leserin auf den letzten Seiten des Buches komplett der Boden unter den Füßen weggezogen wird und die Geschichte mit einem fiesen Cliffhanger endet. Insofern bin ich jetzt schon mehr als gespannt auf den zweiten Teil dieser Dilogie, der im April erscheinen wird!