Montag, 30. Juni 2014

[Rezension] James Bowen - Bob und wie er die Welt sieht

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Titel: Bob und wie er die Welt sieht - Neue Abenteuer mit dem Streuner
Autor: James Bowen
Übersetzerin: Ursula Mensah
Erscheinungsdatum: 13.03 2014
Verlag Bastei Lübbe Verlag 
rezensierte Ausgabe: signiertes Taschenbuch
Handlungsort: London/England
Handlungszeit: Gegenwart

Ingrids Rezension zu Bob, der Streuner: KLICK!

Auch das zweite Buch von James Bowen über seine Beziehung zu dem Kater Bob ist wieder eine Geschichte, die berührt und den Leser dazu anregt über ein Leben der weniger Privilegierten der Gesellschaft nachzudenken. In diesem Buch stellt er noch mehr als im ersten die Probleme dar, die ein Leben als Straßenverkäufer bzw. -musiker mit sich bringen. Bob und er sind sich inzwischen so nah, dass James Veränderungen im Verhalten von Bob immer besser interpretieren kann, doch immer noch ist er verblüfft über einige Reaktionen des Katers. Meist sind es positive Überraschungsmomente. 

Aber nicht nur die glücklichen Augenblicke teilt James mit dem Leser, sondern auch seine ständige Sorge um seinen Begleiter. Dazu gehört nicht nur der Kummer um mögliche Krankheiten. James steht auch immer wieder unter Kritik, den Kater nicht richtig zu versorgen und er fürchtet sich manchmal davor, dass jemand ihm Bob wegnehmen könnte. Gerne würde er eine andere Einkommensquelle haben, statt sein Geld auf der Straße verdienen zu müssen. Als ihm angeboten wird, ein Buch zu schreiben, kann er es lange nicht glauben, dass sich Leser für eine Geschichte über ihn und Bob interessieren könnten. Und offensichtlich gibt es noch vor Erscheinungstermin auch Neider unter seinen Kollegen. 

Während des Entstehungsprozesses steht der Leser in diesem Buch an der Seite von James und kann sich an dessen Unglauben und Stolz selbst erfreuen. Es hat mich berührt, als James schließlich auf eine unverhofft große Menge Menschen blicken konnten, die zu seiner ersten Signierstunde in eine Londoner Buchhandlung gekommen sind. Er hatte es geschafft! Das zweite Buch über Bob und James erhält von mir wieder eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Samstag, 28. Juni 2014

[Rezension] Nele Löwenberg - Sommer der Wahrheit



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Titel: Sommer der Wahrheit
Autorin: Nele Löwenberg
Erscheinungsdatum: 16.06.2014
Verlag: Ullstein Verlag
rezensierte Ausgabe: broschiert mit Klappen
Handlungsort: Nebraska/USA
Handlungszeit: 1994-1996



Ein abgelegenes Haus, wie auf dem Buchcover, ist der ideale Treffpunkt für die 14-jährige Sheridan Grant um sich dort mit ihrem ersten Liebhaber zu treffen. Doch dunkle Wolken ziehen am Himmel auf, symbolisch stehen sie für die auf die Affäre folgende Zeit , die Sheridan in diesem Roman von Nele Löwenberg, dem Pseudonym der Autorin Nele Neuhaus, erlebt. Die Sommer der Wahrheit verbringt das junge adoptierte Mädchen auf der Suche nach ihrer tatsächlichen Herkunft.


Sheridan wohnt in der Nähe eines kleinen Dorfs in Nebraska auf der Farm ihrer Adoptiveltern Vernon und Rachel Grant zusammen mit vier älteren Brüdern. Man hat ihr erzählt, dass ihre leiblichen Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind als sie drei Jahre alt war. Im Sommer 1994 Vernon bewirtschaftet eine große Farm. Die Familie ist sehr gläubig, vor allem Rachel ist aktiv in der Gemeinde. Sheridan trifft sich im Sommer 1994 mit Freunden in einer einsturzgefährdeten alten Getreidemühle. Doch von ihren Eltern ist sie gebeten worden, keinen weiteren Umgang mehr mit diesem als "Pack" angesehenen Jugendlichen zu haben. Eines Tages erscheint Polizei während eines Treffens an der Mühle und die Jugendlichen werden festgenommen. Von ihren Eltern hat Sheridan kein Verständnis zu erwarten, sondern wird mit einer Strafe. Dies ist der Beginn eines jugendlichen Aufbegehrens und der Suche nach Liebe außerhalb vom Elternhaus. 


Aus Büchern der Bibliothek ihres Vaters, die sie heimlich liest, erfährt sie mehr über die Beziehung zwischen Mann und Frau und wünscht sich sehnlich eigene Erfahrung. In den Farmarbeiter Danny ist sie zwar nicht verliebt, spürt aber eine Anziehungskraft zu ihm und so hat sie mit ihm ihre erste sexuelle Erfahrung. Doch dabei soll es nicht bleiben, denn in den folgenden zwei Jahren spielt sie ihr Spiel um die Liebe mit weiteren Männern ihres Umkreises. Während dieser Zeit findet sie durch Zufall und Neugier ihre Adoptionspapiere. Ungläubig liest sie, dass die bisherige Erklärung ihrer Abstammung Lüge ist. Ohne das Wissen ihrer Eltern beginnt sie mit der Suche nach dem Geheimnis ihrer Geburt.


Laut dem Text der inneren Klappe des Buches ist „Sommer der Wahrheit“ ein Unterhaltungsroman für Erwachsene. Dem wird das Buch durchaus gerecht – nicht mehr und nicht weniger. Unterhalten habe ich mich gefühlt, leider konnte mich der Roman jedoch nicht mitreißen. Das Erwachen der Sexualität von Sheridan ist im Prinzip so dargestellt, wie es bei einem jungen Mädchen sein könnte, aber sie verliebt sich einfach zu oft, was ich nicht nur unglaubwürdig, sondern vor allem langweilig fand. Keiner der Charaktere war mir sympathisch. Obwohl der Vater eher als Opfer der Schimpfattacken seiner Frau dargestellt wurde, schaute er meiner Meinung nach doch viel zu lange weg, denn Sheridan hatte sich ihm och anvertraut und so hätte doch seine Aufmerksamkeit geweckt sein müssen. Auch per Telefon war scheinbar kein ständiger Kontakt zwischen Vater und Tochter möglich, obwohl zu der Zeit sogar schon Handys in Gebrauch waren und wohl auch an abgelegenen Stellen auf der Farm benutzt werden konnten, wie sich später beim Gebrauch durch den Reverend zeigt. Hätte Sheridan selbst ein Handy gehabt, hätte sie sich besser schützen können. Überhaupt scheint es mir wenig logisch zu sein, dass die Farm einerseits maschinell hoch aufgerüstet ist, aber über kein Internet verfügt. 
 

Der Roman wurde in Ich-Form aus der Sicht von Sheridan geschrieben. Hier hat die Autorin Potential verschenkt, denn eine weitere innere Auseinandersetzung mit den einzelnen Geschehnissen, ein Für- und-Wider fand nur unzureichend statt. Dazu hatte ich mehr erwartet. Für das beschriebene Alter ist Sheridan meiner Meinung nach zu naiv und unvorsichtig in Sachen Liebe. Es ist doch unfassbar, dass Jugendliche mit 14 Jahren nicht umfassend in der Schule aufgeklärt wurden, so wie das in Deutschland schon Mitte der 1970er üblich war. Auch scheint Sheridan wirklich jeder Mann, dem sie große Augen macht, zu verfallen. Vor allem bei älteren Männern wirkt dies unrealistisch. Obwohl ihre Eltern ihr Leben stark reglementieren scheinen beide ausgerechnet nichts von ihren Affären mitzubekommen. Das fand ich seltsam. Die plötzlichen Wendungen zum Ende der Story haben meine Erwartungshaltung enttäuscht und wurden offensichtlich nur für eine eventuelle Fortsetzung eingefügt. 


Wie bereits erwähnt, fand ich den Roman unterhaltsam aufgrund der netten Geschichte im fernen Nebraska, aber nicht begeisternd. Eine Fortsetzung würde ich nicht mehr lesen. Dafür gibt es von mir knappe drei Sterne.



Dienstag, 24. Juni 2014

Kaminzimmerlesung mit Michael Römling im Coppenrath Verlag


Hallo liebe Leser,

am vergangenen Samstag habe ich mich auf den Weg quer durch NRW gemacht, um in Münster Michael Römling bei der Kaminzimmerlesung im Coppenrath Verlag zu sehen.

Wie kam es dazu? Nachdem Marie von Wortmalerei und ich Anfang des Monats schon gemeinsam den „Siebten Himmel“ in Köln unsicher gemacht hatten, fragte sie, ob ich nicht auch Lust hätte, mit ihr zur Kaminzimmerlesung von Michael Römling zu fahren. Hatte ich, denn „Schattenspieler“ von Michael Römling hat mich schon vor einer Weile begeistern können. Leider war ich aber gar nicht eingeladen. Das Problem war zum Glück schnell gelöst, denn Sabrina von den Bookwives hat mir netterweise ihren Platz überlassen und sogar die offizielle Einladung zugeschickt. Danke! Vom Coppenrath Verlag gab es dann noch „Seitenwechsel“, das neue Buch von Michael Römling, das sich über die Pfingsttage 5 Sterne verdiente.

Perfekt ausgerüstet konnte es also für mich losgehen!


Am Freitagabend ging es für mich von Aachen nach Mönchengladbach zu Marie. Der ursprüngliche Plan war wohl mal gewesen, dass ich dann samstags nicht ganz so früh aufstehen muss, denn bis Münster ist es doch ein gutes Stück und die Lesung startete um 14 Uhr. Nach einem lustigen Abend sind wir allerdings erst um 3 Uhr ins Bett gefallen, weshalb ich samstags dann zwar tatsächlich später aufstehen musste, wacher war ich allerdings nicht. ;-)

Am Samstag vormittag machten wir uns dann auf den Weg nach Münster zum Coppenrath Verlag. Dort war das Kaminzimmer gemütlich hergerichtet worden und Michael Römling hatte es sich in einem großen Sessel bequem gemacht. Er las uns einige Szenen aus „Seitenwechsel“ vor, die von gefährlichen Beobachtungen, Geheimdienst-Methoden, unangenehmen Stasi-Verhöre und schließlich dem Mauerbau handelten. Ich kannte das Buch ja schon und ließ mich von Michael Römlings angenehmer Vorlesestimme erneut ins Berlin des Jahres 1961 führen.

Das Foto ist von Simone - danke dafür!

Nach 45 Minuten beendete Michael Römling seine Lesung und es gab die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Auf meine Frage, was ihn so sehr am Berlin 1961 fasziniert habe, gab er zu, dass eigentlich ein Buch über den Mauerfall geplant war, denn dieses Jahr wurden 25 Jahre Mauerfall gefeiert. Schnell habe er jedoch gemerkt, dass es noch spannender wäre, eine Geschichte über den Mauerbau zu schreiben, und so kam ihm die Idee zu „Seitenwechsel“.

Im Anschluss wurden wir von Krystel Klinkert, einer Mitarbeiterin des Coppenrath Verlages, noch durch die Alte Feuerwache geführt, in der die Lesung stattfand. Das Erdgeschoss besteht hauptsächlich aus einer großen Halle, die als Showroom genutzt wird. Ein absoluter Hingucker war auf jeden Fall das lebensgroße Einhorn in der Prinzessin Lillifee-Ecke – da werden Kinderträume wahr. ;-)


Auch einige Büros sind in der Alten Feuerwache untergebracht, in denen wir weitere lebensgroße Plüschtiere entdeckten, zum Beispiel einen Felix in der Buchhaltung.


Neben Coppenrath-Artikeln ist die Alte Feuerwache durch die Gestaltung vom Verleger Wolfgang Hölker geprägt. Dieser stattet die Räumlichkeiten mit den wundersamsten Gegenständen aus, und es gab zahlreiche Kuriositäten und Kunstgegenstände zu entdecken.



















Bei Kaffee und Kuchen ließ ich mir meine Bücher vom Autor signieren und plauderte mit Marie und Simone von Leselurch, deren Lurch wohl Angst vor der Fahrt nach Münster hatte, denn er war lieber zu Hause geblieben. Zum Abschluss gab es dann noch ein Carepaket für jeden von uns – eine gelungene Überraschung, mit der wir drei uns dann gemeinsam auf den Weg nach Hause machten.



















Danke an Michael Römling für die interessante Lesung und an den Coppenrath Verlag für die Organisation!

Montag, 23. Juni 2014

[Rezension] Rebecca Michéle - Im Schatten der Vergeltung

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Titel: Im Schatten der Vergeltung
Autorin: Rebecca Michéle
Erscheinungsdatum (des Printbuchs): 15.07.2014
Verlag: edition oberkassel 
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Handlungsorte: Cornwall/England und Schottland
Handlungszeit: 1780-1786

  • Interview mit der Autorin Rebecca Michéle: KLICK!
„Im Schatten der Vergeltung“ von Rebecca Michéle ist ein historischer Roman, der in den Jahren 1780 bis 1782 in Cornwall und Schottland spielt und sich mit den Folgen der Niederschlagung des zweiten Jakobitenaufstands befasst. Im Vordergrund des Covers steht eine junge Frau mit aufmüpfigem Blick, die Arme verschränkt, bereit sich zu widersetzen. So agiert auch die 16-jährige Frederica, Nachkommin eines Landadligen in Cornwall, die nach ihrer Vorstellung unbedingt den Sohn vom nachbarschaftlichen Anwesen heiraten möchte. Doch nicht nur, dass dessen Mutter andere Pläne für ihren Sohn hat, sondern auch die Vergangenheit ihrer eigenen Mutter Maureen steht ihrem Schicksal im Weg.

Maureen ist 33 Jahre, schottischer Herkunft und aus einfachen Verhältnissen stammend. Als junges Mädchen hat sie sich in einen englischen Lord verliebt und ist diesem nach Cornwall gefolgt. Dadurch kam es zum Bruch mit ihrem Elternhaus. Eines Tages erreicht sie überraschend ein Brief ihrer Mutter aus Schottland, in der diese sie bittet, ihrem sterbenskranken Vater ein paar Zeilen zu widmen. Stattdessen macht Maureen sich auf ins ferne Schottland. Sie kommt zu spät, ihr Vater ist inzwischen verstorben. Maureen gelingt es, sich ihrer Mutter anzunähern. Schließlich erzählt Laura ihrer Tochter das Geheimnis ihrer Herkunft. Denn sie wurde in einem schändlichen Handel an drei Engländer für eine Nacht gegeben, von denen jeder der Vater von Maureen sein könnte. Maureen ist schockiert. Maureens Mann Philipp befürchtet aus diesem Skandal Konsequenzen für seine Karriere und die Heiratschancen seiner Tochter. Plötzlich steht Maureen ganz allein. In ihr wächst der Wunsch nach Vergeltung an den Vergewaltigern ihrer Mutter. Sie macht sich auf die Suche.

Spannend und unterhaltsam erzählt Rebecca Michéle mit leichter Feder diese historische Geschichte vor ernstem Hintergrund. Deutlich spürbar baut sie den damals schwelenden Konflikt zwischen Engländern und Schotten in ihre Erzählung ein. Maureen ist des Lesens und Schreibens mächtig, was für eine Frau aus einfachen Verhältnissen im 18. Jahrhundert nicht üblich war. Gerne liest sie Bücher und aktuelle Zeitschriften. Erst mit der Zeit wird ihr bewusst, wie wichtig es für die Schotten ist ihre ursprünglichen Bräuche wieder ausüben zu dürfen, die durch die Restriktionen der Engländern im kulturellen und politischen Bereich stark eingeschränkt wurden.

Der Roman ist von Beginn an spannend und kann die Spannungskurve auch durch unerwartete Wendungen bis zum Schluss halten. Einige Male kommt Maureen auch der Zufall zu Hilfe. Erst auf den letzten Seiten klärt sich für den Leser, ob Maureen auf ihrer Suche nach ihrem biologischen Vater fündig geworden ist.  Der historische Hintergrund wurde sehr gut recherchiert, die Figuren agieren zeitgemäß. Die Sprache der Personen miteinander ist höflich, aber nicht zu übertrieben und daher leicht zu lesen. Liebe, Hass, Rache, Ränkespiele, der Leser hofft und leidet mit Maureen, aber auch mit ihrer Tochter Frederica. Zwischendurch wechselt auch mal der Schauplatz des Geschehens zwischen England und Schottland. Die Settings sind so beschrieben, dass man sich die Szenen gut vorstellen kann. Das Buch zu lesen macht einfach Spaß und daher erhält es von mir auch eine Leseempfehlung an Freunde historischer Romane. 

Freitag, 20. Juni 2014

[Rezension Hanna] Brennende Schwerter: Falling Kingdoms 2 von Morgan Rhodes



Das Buch ist Teil der Reihe Falling Kingdoms:

Band 1: Flammendes Erwachen (Rezension)
Band 2: Brennende Schwerter

Inhalt
Nach seinem Feldzug ist der Blutkönig Gaius Damora nun Herrscher über Limeros, Paelsia und Auranos. Um das Volk von Auranos ruhig zu halten, verkündet er kurz nach seinem Sieg die Verlobung von Cleo und Magnus, die darüber beide nicht sonderlich begeistert sind. Magnus Schwester Lucia ist unterdessen weiterhin bewusstlos. Im Wildland sammelt der Jonas unterdessen Rebellen um sich. Doch welches Ziel werden die Rebellen verfolgen? Ein Attentat auf den König und seine Familie? Oder König Gaius‘ Bau der Reichsstraße stoppen, für den jeden Tag Sklaven ihr Leben lassen müssen?

Meinung
Das Buch beginnt mit der Einführung eines neuen Charakters. Lysandra muss miterleben, wie ihr Dorf für den Bau der Reichsstraße versklavt wird und kann nur knapp entkommen. Ist ihre Rolle zu Beginn noch unklar, bietet sie im weiteren Verlauf neben Jonas eine zweite Sicht auf die Vorgänge im Rebellenlager und kommt auch mehrmals selbst zu Wort. Ihre mutige und beharrliche Art sorgt dabei für manche Reibereien mit dem Rebellenanführer Jonas und schnell merkt man, dass die Rebellen sich noch selbst im unklaren sind, auf welche Weise sie aktiv werden möchten. Hier wird der Leser Zeuge von hitzigen Debatten und wird schließlich miterleben, welcher Plan umgesetzt wird.

Das erste Buch war hauptsächlich aus der Sicht von Cleo, Magnus, Lucia und Jonas geschrieben, und diese vier kommen in diesem zweiten Teil allesamt wieder abwechselnd zu Wort. Cleo und Magnus werden gleich zu Beginn verlobt, was dem Geschehen um die beiden eine neue Richtung gibt. Die beiden können sich natürlich überhaupt nicht leiden und es kommt zu vielen hitzigen Wortgefechten. Cleos Gedanken drehen sich die meiste Zeit um ihren geheimnisvollen Ring, Magnus und Siegesfantasien, wobei sie blass und passiv bleibt. Magnus hingegen ist ein sehr kontroverser Charakter, der zunehmend am Handeln seines Vaters zweifelt und dies auch zunehmend in seinen Taten zeigt. Ich konnte ihn insgesamt besser verstehen konnte als noch im ersten Teil. Von Lucia hätte ich gerne noch viel mehr gelesen, doch ihre Geschichte trat etwas auf der Stelle.

Die zwei Hauptschauplätze sind der Palast in Auranos und das Rebellenlager im Wildland, doch die Geschichte ist sehr dynamisch. Die Charaktere begeben sich immer wieder auf die Reise und fast alle Hauptcharaktere treffen aufeinander, was mal zu mehr, mal zu weniger erfreulichen Szenen führt. Einige Nebenhandlungen versorgen den Leser mit zusätzlichen Informationen über die Hintergründe der Magie und die Pläne und Geheimnisse der Charaktere.

Die Handlung hat ein hohes Tempo und Morgan Rhodes entledigt sich im Buchverlauf einer recht großen Anzahl an bekannten Nebencharakteren. Allen voran mordet König Daius, immerhin ist er als Blutkönig bekannt und er scheint möglichst viel Blut vergießen zu müssen, um seine dunklen Pläne zu verwirklichen. Durch das Übergewicht seiner Präsenz ist das ganze Buch düsterer als sein Vorgänger. Etwas schade fand ich es, dass selbst kleine Siege seiner Widersacher über ihn und seine Pläne die meiste Zeit völlig ausbleiben. Ich hoffe sehr, dass sich dieses Kräfteverhältnis schon vor dem großen Finale ein wenig zu Gunsten meiner Favoriten verschieben wird.

„Brennende Schwerter“ ist eine temporeiche Fortsetzung, die erneut dadurch überzeugen konnte, dass vier Hauptcharaktere und seltener einige Nebencharaktere zu Wort kommen. So erhält man als Leser einen vielfältigen Blick auf das Geschehen, was die Handlung für mich noch interessanter machte. Meine Lieblinge des Vorgängers, Cleo und Lucia, bleiben leider eher blass, während sich bei Magnus und Jonas bislang unbekannte Seiten zeigen. Wer High Fantasy mag, sollte sich diese Reihe nicht entgehen lassen und dazu mit dem ersten Teil, „Flammendes Erwachen“ beginnen!

*Werbung* Weitere Informationen zum Buch

Broschiert: 480 Seiten
Erscheinungsdatum: 17. Juni 2014
Verlag: Goldmann Verlag
Link zur Buchseite des Verlags

Donnerstag, 19. Juni 2014

[Rezension] James Bowen - Bob, der Streuner

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Titel: Bob, der Streuner
Übersetzerin: Ursula Mensah
Autor: James Bowen
Erscheinungsdatum: 17.05.2013
Verlag: Bastei Lübbe Verlag
rezensierte Ausgabe: Taschenbuch
Handlungsort: London/England
Handlungszeit: Frühjahr 2007 - Frühjahr 2009



Das Buch „Bob, der Streuner“ von James Bowen ist mir schon vor längerer Zeit aufgefallen, vor allem weil es seit Wochen auf diversen Bestsellerlisten steht. Zuerst habe ich gedacht, dass es sich um einen Roman handelt, bei dem eine Katze die Hauptrolle spielt. Später habe ich dann gesehen, dass es ein Sachbuch ist und so passt auch der Untertitel „Die Katze, die mein Leben veränderte“ zur biographischen Schilderung, die der in London lebende James Bowen über sich und den ihm zugelaufenen Kater Bob geschrieben hat. Doch was macht den Reiz einer solchen Geschichte aus, damit er wochenlang Toptitel ist? Das kann man eigentlich nur vollständig begreifen, wenn man das Buch gelesen hat. Als Nicht-Katzenbesitzerin stehe ich Katzen eigentlich neutral gegenüber, doch Bob, der Streuner konnte auch mein Herz erobern. 

James hat endlich eine Sozialwohnung erhalten und befindet sich in einem staatlichen Drogen-Entzugsprogramm als eines Abends eine abgemagerte Katze auf der Matte seiner Nachbarn sitzt. Er selbst hat sich noch nie um irgendein Lebewesen, sei es Mensch oder Tier, kümmern müssen. Doch als die Katze auch nach einiger Zeit noch am gleichen Ort sitzt und der Nachbar die Frage nach der Zuständigkeit ablehnt, nimmt James sie mit zu sich, nur um sie aufzupäppeln und dann wieder laufenzulassen – so sein Vorsatz. Doch Bob, wie er die Katze nennt, ist so anhänglich und möchte ihm schließlich überall hin folgen, dass er sich von ihr förmlich „überreden“ lässt, sie zu behalten. 

Den Reiz der Geschichte macht die simple Darstellung der Tatsachen aus. Es ist eine Erzählung wie jeder Leser wünscht, dass sie sich viel häufiger im täglichen Leben ereignen möge. Bob ist eine treue Seele und, so wie ich es sehe, stoischer Ruhe sitzt er stundenlang bei James, während der mit seinen Liedern zur Gitarre die Leute unterhält beziehungsweise später eine Straßenzeitung verkauft. Und seine Treue wird von James erwidert, der in die Fürsorge für dieses Tier hineinwächst. Zum ersten Mal im Leben trägt er für jemanden die Verantwortung. Bob gibt ihm soviel Halt und Stärke, dass er im Drogenentzug einen weiteren Schritt zu gehen wagt. Viele Straßenkünstler führen einen Hund bei sich, doch  James und Bob bilden ein eher ungewöhnliches Paar. James wird vielfach von Leuten auf Bob angesprochen und Bob erhält seine Streicheleinheiten und weitere Zuwendungen. So merkt James wie wichtig seine Rolle als „Katzenvater“ ist und erhält auf diese Weise weitere Unterstützung bei der Neuausrichtung seines Lebens. 

Bob, der Streuner ist eine feine Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die ich gerne weiterempfehle.

Dienstag, 17. Juni 2014

[Rezension] Helena Marten - Der Zitronengarten

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Titel: Der Zitronengarten
Autor(innen): Helena Marten
Erscheinungsdatum: 19.05.2014
Verlag: Diana Verlag
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
(Haupt)Handlungsort: Frankfurt am Main
Handlungszeit: 1764 




„Der Zitronengarten“ von Helena Marten, dem Pseudonym zweier Autorinnen, ist ein historischer Roman und nimmt den Leser zunächst mit nach Frankfurt am Main in das Jahr 1764. Zitronen sind nicht nur titelgebend, sondern kommen in dieser Erzählung, in der es um die Kaufmannsfamilie Montanari geht, die Handel zwischen Italien und Deutschland betreibt, immer wieder vor. Eine passende, schöne Einbandgestaltung für diesen Roman.

Der ursprünglich aus Italien stammende Kaufmann Domenico Montanari ist bei einem tragischen Unglücksfall ums Leben gekommen. Seine Frau Sophia und seine Tochter Luisa erfahren bei der Testamentseröffnung, dass der vor einigen Jahren von zu Hause weggelaufene Sohn der Haupterbe ist und dieser bis zu seiner Rückkehr vom Bruder des Erblassers vertreten werden soll. Hier erfährt Luisa zum ersten Mal von ihrer in Italien lebenden älteren Schwester Francesca, denn beide bedenkt der Vater aus dem Erbe je zur Hälfte mit einer alten Mühle unweit des Firmensitzes. 

Derweil befindet sich Francesca mit ihrer kleinen Tochter Graziella in einer brenzligen Situation auf Sardinien, aus der sie sich und Graziella mit knapper Not retten kann. Francescas Mann bleibt zurück, sie weiß nicht, ob er überlebt hat. So kommt sie mit ihrer Tochter im weiteren Verlauf bis nach Frankfurt zum Haus ihres Vaters, wo sie zum ersten Mal von dessen Tod erfährt. Von Sophia und Luisa wird sie sehr unfreundlich empfangen, aber mittlerweile hat der Neffe von Domenico im Auftrag seines Vaters nicht nur die Geschäfte des Unternehmens übernommen, sondern auch Luisa aus dem gemeinsamen Büro verdrängt. Dagegen begrüßt er Francesca sehr freundlich, so dass sie ihm gleich ihre Sympathie schenkt. Bis eines Tages Graziella entführt wird und Francesca alles daran setzt ihre Tochter zu finden.

Der Roman lässt sich flüssig lesen, interessanterweise sind an passenden Stellen immer wieder italienische Phrasen eingefügt. Ein wenig habe ich die gehobene Redeweise vermisst, wie sie vielen historischen Romanen eigen ist und mich dadurch in der Zeit rückversetzt. Die historischen Details wurden ordentlich recherchiert. Befremdlich fand ich, dass der Tod einer jungen Frau kein weiteres Interesse von offizieller Seite zukam. Erst mit und mit ergibt sich, wieso und warum letztendlich Graziella entführt wurde. Doch nach Auflösung der Familiengeheimnisse blieb für mich die große Frage im Raum stehen, was Domenico Montanari veranlasst haben könnte, ein für seine Töchter und seine Frau so unerfreuliches Testament zu verfassen. 

Was man den beiden Autorinnen zusagen muss, ist die Kunst am Fabulieren. Doch die Begründungen für die immer wieder unerwarteten Wendungen in der Geschichte waren so ausführlich, mit kleinen Geschichten am Rande gespickt, die in keinem Bezug zum Hergang standen, so dass die Erzählung letztlich nur aufgebläht und langweilig wurde. Keine der Charaktere konnte mich für sich gewinnen, zu flatterhaft war ihr Handeln. Letztlich entsprach keine der weiblichen Protagonistinnen meiner Vorstellung von der Rolle der Frau zu dieser Zeit, was aber durchaus unterhaltsam war. Insgesamt gesehen war der Roman angenehm zu lesen, konnte mich aber leider nicht ganz überzeugen.


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