Freitag, 20. August 2021

Rezension: Die Zeit der Kirschen von Nicolas Barreau

 

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Die Zeit der Kirschen
Autor: Nicolas Barreau
Hardcover: 416 Seiten
Erschienen am 17. August 2021
Verlag: Kindler

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Für den Autor und Lektor André ist ein Traum in Erfüllung gegangen: Seit einem Jahr sind er und die Köchin Aurélie ein Paar. Nun möchte er den nächsten Schritt gehen und ihr einen Heiratsantrag machen. Seinen Plan hat er wiederholt verschoben, doch am Valentinstag soll es endlich so weit sein. Nach der Buchpremiere seines zweiten Romans, bei der er erstmalig als Autor in Erscheinung tritt, möchte er Aurélie fragen. In ihrem Restaurant überschlagen sich die Ereignisse dann jedoch aus einem ganz anderen Grund: Es ist völlig überraschend mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet worden! Auf die Euphorie folgt schon am nächsten Tag die Ernüchterung, denn es liegt eine Verwechslung vor. Während André nach einer neuen Gelegenheit sucht, wittert er plötzlich einen Nebenbuhler...

Schon vor einigen Jahren habe ich die wunderschöne Liebesgeschichte „Das Lächeln der Frauen“ von Nicolas Barreau gelesen. Doch wie ist es für André und Aurélie nach dem Happy End weitergegangen? Dieser Frage widmet sich der Autor in diesem Roman. Zu Beginn ergreift ein am Boden zerstörter André das Wort, der am Vortag von Aurélie vor die Tür gesetzt wurde. Er fasst kurz die Ereignisse des ersten Romans zusammen. Danach wird von beiden Protagonisten abwechselnd erzählt, wie es zur Eingangsszene gekommen ist.

Die Handlung springt einige Wochen in die Vergangenheit zum Valentinstag, an dem André die Buchpremiere seines zweiten Romans feiert: „Das Lächeln der Frauen“, also genau den Roman, den ich selbst vor einigen Jahren las und in dem er die Kennenlerngeschichte von sich und Aurélie festgehalten hat. Erstmals tritt er nun selbst als Autor in Erscheinung, was für ihn eine aufregende Erfahrung ist. Das gerät jedoch schnell in den Hintergrund, als Aurélie vom Michelin-Stern für ihr Restaurant „Les Temps de Cerises“ erfährt.

Schnell war ich mittendrin in der Geschichte und war genauso neugierig wie Aurélie, mehr über die versehentliche Verleihung des Sterns zu erfahren. Der Koch Jean-Marie Marronnier führt ein exklusives Restaurant in Vétheuil, das den gleichen Namen trägt wie Aurélies. Für einen Presseartikel lernen die beiden sich kennen, und die frostige Stimmung weicht bald der geteilten Begeisterung fürs Kochen. André ist derweil beruflich stark eingebunden und wird eifersüchtig, als er bemerkt, wie gut sich Aurélie und der Sternekoch verstehen.

Die Kapitel aus Aurélies Sicht haben mir gefallen. Nachdem die erste Enttäuschung über die Verwechslung verflogen ist, freut sie sich, in Marronnier einen Gleichgesinnten gefunden zu haben, mit dem sie sich über Gerichte austauschen und von dem sie noch etwas lernen kann. Andrés Kapitel fand ich jedoch zunehmend anstrengend. Seine Eifersucht auf den Koch wird zum dominierenden Thema. Ich hätte mir noch mehr schöne Momente mit ihm und Aurélie gewünscht, aber in den gemeinsamen Szenen streiten die beiden meist. Statt verschiedene Probleme des Alltags zu thematisieren wird der Roman zum Eifersuchtsdrama. André führt sich völlig inakzeptabel auf. Und als Aurélie entdeckt, wie gutaussehend die Buchhändlerin ist, in deren Laden André seine Buchpremiere gefeiert hat, häufen sich auch bei ihr die negativen Gefühle.

Der Roman kann mit seinen stimmungsvollen Beschreibungen von Paris und der Leidenschaft fürs Kochen sowie einer sympathischen Protagonistin punkten. Andrés Verhalten, das vermutlich amüsant und charmant sein sollte, wirkte auf mich jedoch vor allem nervig und unmöglich, was meiner Lektüre leider einen Dämpfer versetzte.

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