Dienstag, 7. Juni 2022

Rezension: Ein unendlich kurzer Sommer von Kristina Pfister

 

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Ein unendlich kurzer Sommer
Autorin: Kristina Pfister
Broschiert: 368 Seiten
Erschienen am 25. Mai 2022
Verlag: FISCHER Taschenbuch

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Ohne jeglichen Plan trifft Lale auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit in einem kleinen Dorf irgendwo in Deutschland ein. Hier gibt es nur einen Campingplatz am See, auf nicht viel los ist. Geführt wird er von Gustav, der sich meist mürrisch gibt, Lale aber im Gegenzug für etwas Hilfe in einem Wohnwagen unterbringt. Allmählich arrangieren die beiden sich miteinander. Einige Zeit später trifft Chris ein, der ähnlich wie Lale zunächst nicht verraten will, was genau ihn hergeführt hat. Auch der siebzehnjährige Nachbarsjunge Flo immer mehr Zeit auf dem Campingplatz. Als dann noch Gustavs alter Freund James eintrifft, ist Gustav von mehr Trubel umgeben, als er es sich für seinen letzten Sommer am See vorgestellt hätte.

Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem zwei Liebende miteinander Zeit auf einem Floß im See verbringen. Um wen es sich handelt und wann die Szene spielt wird erst später aufgedeckt. Erst einmal lernte ich Christophe kennen, der auf  Réunion lebt und gerade die Asche seiner Mutter im Meer verstreut. Einige Zeit später findet er in ihren Sachen einen Brief, der ihn dazu bewegt, nach Deutschland zu reisen. Obwohl er Deutsch von seinem Vater gelernt hat, war er noch nie dort, und nun zieht es ihn ausgerechnet auf einen Campingplatz im Nirgendwo.

Lale hingegen ist auf dem Campingplatz gelandet, nachdem sie den erstbesten Zug genommen hat, um Abstand zwischen sich und ihr bisheriges Leben zu bringen. Sie hat sich unbezahlten Urlaub genommen und ihrem Mann ein Post-It dagelassen mit der Bitte, sie nicht zu suchen. Im Gegensatz zu Chris’ Motivation war mir als Leserin lange nicht bekannt, was Lale zu der Reise bewegt hat. Die beiden helfen Gustav bei Renovierungsarbeiten auf dem Campingplatz und verbringen zunehmend Zeit miteinander. Auch der Nachbarsjunge Flo, der seine Kaninchen auf dem Platz hält und Gustav helfen soll, nachdem er seinen Zaun umgefahren hat, schließt sich der Runde immer wieder an. Später trifft mit James noch ein spirituell geprägter alter Freund von Gustav ein, sodass ich fünf sehr unterschiedliche Charaktere durch den Sommer begleitete.

Mit der Ruhe auf dem Campingplatz ist es durch das Eintreffen der Charaktere sowie einem überraschenden Fund gleich neben dem Platz erst einmal vorbei. Es gibt eine trubelige Phase, in der allerhand passiert und ich neugierig war, wohin das führend wird. Bald spielen sich die Charaktere miteinander ein und es wird wieder ruhiger. Die Geschichte ist dialoglastig, wobei über die wirklich wichtigen Themen lange nicht gesprochen wird. Meist schwingt eine melancholische Stimmung mit. Für meinen Geschmack tritt die Handlung zu lange auf der Stelle, während der Alltag auf dem Campingplatz geschildert wird. Das emotionale Ende hat mir dann wieder deutlich besser gefallen. Ein atmosphärischer Roman über fünf sehr verschiedene Menschen, die für eine Weile zusammenfinden, bei dem man während des Lesens die Hitze des Sommers spüren kann.

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