Donnerstag, 22. Juni 2017

[Rezension Hanna] Stell dir vor, dass ich dich liebe - Jennifer Niven

 

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Stell dir vor, dass ich dich liebe
Autorin: Jennifer Niven
Übersetzerin: Maren Illinger
Klappenbroschur: 464 Seiten
Erschienen am 22. Juni 2017
Verlag: FISCHER Sauerländer

Inhalt
Libby und Jack sind auf den ersten Blick ganz verschieden. Libby ist stark übergewichtig, war einst bekannt als „Amerikas fettester Teenager“ und ist nach Jahren des Heimunterrichts und Abnehmens endlich wieder bereit für die Welt. Jack hingegen gilt als cool, hat viele Freunde und führt eine On-Off-Beziehung mit der beliebten Caroline. Doch er hat ein Geheimnis: Er leidet unter Prosopagnosie, das heißt, er kann ihm bekannte Menschen nicht anhand ihrer Gesichter erkennen. Als er sich von seinen Freunden zu einer demütigenden Aktion gegen Libby anstiften lässt, verrät er ihr im Gegenzug sein Geheimnis. Er fühlt sich von ihr verstanden und beginnt, Zeit mit ihr zu verbringen – zum Missfallen von seinen Freunden und vor allem Caroline…

Meinung
Schon vor der Lektüre war mir die Krankheit Prosopagnosie bzw. Gesichtsbildheit bekannt, allerdings nur in Form von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Deshalb war meine Neugier gleich geweckt als ich hörte, dass der Protagonist des Romans darunter leidet. Schnell ist klar, dass zwischen den pinken Buchdeckeln zwar die Liebe eine Rolle spielt, aber auch mal ernstere Töne angeschlagen werden, durch welche die Geschichte alles andere als eine typisch kitschige Love Story ist.

Zu Beginn des Buches lernt der Leser Libby an ihrem ersten Schultag seit der fünften Klasse kennen. Sie ist in vielerlei Hinsicht aufgeregt. Zum einen freut sie sich auf viele neue, nette Bekanntschaften. Zum anderen ist sie sich ihres Übergewichts absolut bewusst und ahnt, dass sie auch abfällige Kommentare hören wird. Beides bewahrheitet sich – sie findet erste Freunde, wird aber auch Opfer verschiedener Gemeinheiten. War sie zu Beginn noch unsicher, so wird sie mit der Zeit immer selbstbewusster, worüber ich mich sehr für sie gefreut habe.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Libby und Jack erzählt. Jack ist seit Jahren darum bemüht, seine Prosopagnosie geheim zu halten, was schon häufiger zu peinlichen Situationen geführt hat. Zuletzt hat er aus Versehen die Cousine von Caroline geküsst, weil er die beiden verwechselt hat. Ich fand die Einblicke in seine Wahrnehmung und seine Strategien sehr authentisch und interessant. Durch seine Freunde wird Jack schließlich auf Libby aufmerksam. Er trifft eine folgenschwere Entscheidung, durch welche die Dinge ins Rollen kommen. Obwohl er seine Wahl ausführlich begründet konnte ich diese und auch die Art und Weise, wie er Libby sein Geheimnis verrät, nicht hundertprozentig nachvollziehen.

Ich bin schnell tief in die Geschichte eingetaucht. Sie ist temporeich erzählt und gibt gleichzeitig breite Einblicke in die Gedanken und Gefühle der beiden Protagonisten, die mich mit ihnen fühlen ließen. Die beiden müssen sich auf ihre Art und Weise so manchen Herausforderungen stellen. Dabei gibt es schöne, aber auch bedrückende Momente in einem gelungenen Verhältnis. Besonders gefallen haben mir die Dialoge zwischen Libby und Jack, die mit der Zeit vertrauter werden. Beide können sich nicht ganz von den Dingen frei machen, die sie belasten, und beginnen, sich gegenseitig zu unterstützen. Doch Jack steht unter sozialem Druck von seinen Freunden. Ich schwankte deshalb immer zwischen Hoffnung und Sorge, wie es weitergehen wird. Für mich hat die Autorin hier genau die richtigen Worte gefunden und konnte mich berühren. Das Ende hat mir gefallen, es fühlte sich nach den Herausforderungen auf dem Weg dorthin aber schon fast zu einfach an.

Fazit
„Stell dir vor, dass ich dich liebe“ erzählt die Geschichte von Libby und Jack, die auf ihre Art und Weise aus der Menge herausstechen: Libby ist stark übergewichtig und Jack versucht zu verbergen, dass er aufgrund einer Krankheit bekannte Gesichter nicht wiedererkennen kann. Schwungvoll und berührend zugleich erzählt die Autorin von den Hoffnungen und Ängsten der beiden und wie sie sich zunächst eher unfreiwillig besser kennenlernen. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter, das tiefgründiger ist, als das pinke Feelgood-Cover vermuten lässt.


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