Montag, 31. Oktober 2016

[Rezension Ingrid] The Girls. Freundinnen. Unzertrennlich. Bis zu jener Nacht ... von Rebecca Thornton


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Titel: The Girls. Freundinnen. Unzertrennlich. Bis zu jener Nacht ...
Autorin: Rebecca Thornton
Übersetzer: Tobias Schumacher-Hernández
Erscheinungsdatum: 26.08.2016
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch

Josephine ist eins der „Girls“ im gleichnamigen Buch von Rebecca Thornton. Gemeinsam mit ihrer Freundin Freya besucht sie ein elitäres Mädcheninternat in London. In der Schule wird sie im letzten Jahr zur Schulsprecherin gewählt. Doch Rang und Namen, die von vielen beneidet werden, bedeuten für Josephine auch Verpflichtung. Ihre Mutter ist krank, ihr Vater die rechte Hand des Premierministers, darum möchte sie durch gute Noten und verantwortungsvollem Handeln der Mutter eine Freude bereiten und die Erwartungen ihres Vaters erfüllen. Gemeinsam mit Freya möchte sie noch eine Nacht durchfeiern, bevor der Schulstress beide vereinnahmt. Doch in dieser herbeigesehnten Nacht geschieht etwas Unerwartetes. Josephine möchte danach mit niemandem darüber reden, während Freya das Gespräch sucht und deswegen von ihrer Freundin unter Druck gesetzt wird. Ein Riss in der Freundschaft entsteht.

Während Josephine 18 Jahre später als Archäologin an einer Ausgrabungsstätte in Jordanien arbeitet erhält sie eine E-Mail von Freya mit der sie seit Schulzeiten keinen Kontakt mehr hatte. Freya möchte endlich über diese Nacht reden. Doch Josephine versucht dem Anliegen weiter mit Ignoranz zu begegnen.

„The Girls. Freundinnen. Unzertrennlich. Bis zu jener Nacht…“ so der vollständige Titel des Buchs ist das Debüt der Autorin. Mit sehr viel Einfühlungsvermögen versucht sie zu beschreiben, wie eine einzige Nacht das weitere Leben von zwei Freundinnen verändern kann, die sich vorher sehr nahe standen. Der Fokus liegt auf Josephine, die den Roman in der Ich-Form erzählt. So kann der Leser die Gedankenwelt von ihr nachvollziehen. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen und beginnt in Jordanien im Jahr 2014 damit, dass die Protagonistin die E-Mail ihrer Freundin erhält, ein Grund für sie, sich an die Geschehnisse von damals zu erinnern. Jedoch hat sie erfolgreich verdrängt, was in dieser alles verändernden Nacht geschah.

Im Laufe der Erinnerungen Josephines erfährt der Leser mehr und mehr über ihre Eltern und das Leben im Internat. Es wird deutlich, welche Ansprüche an sie als Tochter eines ranghohen Politikers gestellt werden und als Musterschülerin, die sich das Vertrauen der Schulleitung erkämpft hat. Außerdem steht sie unter einem enorm hohen Druck aufgrund der bevorstehenden Prüfungen zur Aufnahme an der Eliteuniversität Oxford. Weder Josephine noch ihre Freundinnen konnten mir sympathisch werden, zu sehr beanspruchten sie Anerkennung und Ansehen für sich. Doch andererseits habe ich sie auch bemitleidet, weil sie wie in einem goldenen Käfig lebten.

Rebecca Thornton beschreibt in einem flüssig zu lesenden Schreibstil die Geschehnisse sehr realistisch und nachvollziehbar. Der Mittelteil zieht sich jedoch ein wenig hin ohne dass Erhellendes ans Tageslicht kommt. Was letztlich in der einen Nacht geschah und erst ganz am Ende des Buches beschrieben wird, fand ich voraussehbar. Dennoch muss man sich der Bedeutung für die Freundschaft von Josephine und Freya bewusst sein. Eine Spannung, die nicht wirklich greifbar ist und über den Geheimnissen der Nacht liegt, ist ständig vorhanden.

„The Girls“ ist ein Roman über die Bedeutung, welche Verletzungen das Verhalten einer Freundin auslösen und welche dauerhaften Nachwirkungen diese Kränkung haben kann. Ein in der Darstellung überzeugendes Debüt, dem ich gerne meine Leseempfehlung gebe.


Sonntag, 30. Oktober 2016

[Rezension] Black Blade. Die helle Flamme der Magie - Jennifer Estep


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Black Blade. Die helle Flamme der Magie
Autorin: Jennifer Estep
Übersetzerin: Vanessa Lamatsch
Paperback: 336 Seiten
Erschienen am 4. Oktober 2016
Verlag: ivi

Die Reihe

Black Blade

Band 1: Das eisige Feuer der Magie (Rezension)
Band 2: Das dunkle Herz der Magie (Rezension)
Band 3: Die helle Flamme der Magie

Link zur Buchseite des Verlags

Inhalt
Lila Merriweather ist Mitglied des Hauses Sinclair, einer der mächtigen Familien, die den magieerfüllten Ort Cloudburst Falls kontrollieren. In den letzten Wochen hat sie getan, was sie am Besten kann: Stehlen. In diesem Fall Schwarze Klingen, mit denen Victor Draconi, Erzfeind der Sinclairs und Mörder ihrer Mutter, alle Familien zu vernichten plante. Damit hat sie ihn entscheidend geschwächt, kann einen Angriff aber nicht verhindern. Wird es Lila gelingen, die zu beschützen, die sie liebt?

Meinung
Endlich ist mit „Die helle Flamme der Magie“ der große Abschluss der Black Blade Trilogie erschienen! Ich habe mich riesig auf dieses Buch gefreut, das optisch bestens zu den beiden Vorgängern passt und dessen Beschreibung verheißungsvoll klang. Neugierig startete ich in die Geschichte und fand auf einer Diebestour von Lila wieder. Sie hat gemeinsam mit Davon und Felix in den letzten zwei Wochen Victors mächtigste Waffen gestohlen, um zu verhindern, dass er mühelos alle Mitglieder anderer Familien töten, die sich ihm nicht unterwerfen.

Rasch war ich wieder mittendrin in der Geschichte und fieberte mit Lila mit, wann Victor angreifen wird und ob die Familien stark genug sein werden, um sich zu wehren. Nach einigen ruhigen Momenten, in denen man in Lilas Überlegungen eingeweiht wird, geht es auch schon zur Sache. Für diesen letzten Teil zieht die Autorin alle Register und schreckt vor einem Blutvergießen nicht zurück. Bei ihren Ausführungen geht sie nicht zu sehr ins Detail, aber wenn man alle Leichen in diesem Buch stapeln würde, ergäbe das wohl einen ordentlichen Haufen. Lila ist zwar schockiert, bewahrt für die Situation aber einen außerordentlich kühlen Kopf. Sie interessiert sich vor allem für die Sicherheit der Menschen, die ihr wirklich etwas bedeuten, und Rache an Victor. Alles drum herum scheint eher Kollateralschaden zu sein.

Der interessanteste Charakter in diesem Buch war für mich Deah. Nach den Enthüllungen des letzten Bandes steht sie vor einem Dilemma und muss sich entscheiden, wen sie unterstützen will und was das für ihr Wohlergehen und das ihrer Mutter bedeutet. Mit ihren Entscheidungen kann sie großen Einfluss nehmen, weshalb ich immer wieder gespannt war, was sie tun wird. Aber auch Lila, Devon und Felix zu begleiten hat wieder großen Spaß gemacht. Trotz des Actionschwerpunkts gab es auch kurze romantische Momente, die mir gefallen haben. Neben Victor tritt vor allem sein Sohn Blake als Bösewicht in Erscheinung, er blieb für meinen Geschmack allerdings blass und eindimensional.

Wer Action und Kampf mag, der wird in diesem Finale auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Vor allem Lila kann noch einmal richtig zeigen, was in ihr steckt. Die Seiten verflogen im Nu, während ich mitfieberte. Immer wieder erfüllte das kalte Brennen der Magie Lilas Adern – diesen Ausdruck konnte ich ehrlich gesagt irgendwann nicht mehr hören – und sie stürzte sich in wagemutige Aktionen. Das große Finale schließt die Geschichte rund um Lila für mich gelungen und zufriedenstellend ab, sodass ich die Trilogie mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge beende.

Fazit
In „Black Blade. Die helle Flamme der Magie“ steht für Lila und die Sinclairs alles auf dem Spiel. Können sie die düsteren Pläne von Victor Draconi durchkreuzen, welcher der alleinige Beherrscher von Cloudburst Falls werden will? Trotz kleinerer Kritikpunkte kann ich sagen, dass ich genau das bekommen habe, was ich erwartete: Eine rasante, actionreiche Erzählung, nicht zu tiefgründig oder dramatisch, in welcher das magische Wundertalent Lila ihr Können unter Beweis stellt. Ein tolles Finale für diese magische Reihe, die ich sehr gerne an Fantasy-Fans weiterempfehle!


Samstag, 29. Oktober 2016

[#fmb16] Meet & Greet mit Cecelia Ahern

Dieser Post enthält *Werbung* für "Flawed - Wie perfekt willst du sein?" von Cecelia Ahern.

Hallo liebe Leser,

heute endet unser Frankfurter Buchmesse Spezial, in dem wir Euch die ganze Woche von unseren Treffen und Interviews mit Autoren und anderen Bloggern sowie Einblicken in die neuen Verlagsprogramme berichtet haben. Zum Abschluss möchten wir gemeinsam mit Euch auf unser persönliches Highlight zurückschauen: Das Meet & Greet mit Cecelia Ahern!

v.l.n.r. Hanna, Ingrid, Cecelia Ahern, Sabrina (Bookwives), Kate (Kates Leselounge), Vanessa (Vanessas Bücherecke), Arndt (AstroLibrium)

Im September ist mit "Flawed - Wie perfekt willst du sein?" Cecelia Aherns neues Buch erschienen (hier findet ihr die Rezension von Hanna und die Rezension von Ingrid). Aus diesem Grund ist sie zur Frankfurter Buchmesse gereist, um die Bücher hunderter Fans zu signieren. Wir durften sie gemeinsam mit vier weiteren Bloggern im Vorfeld der Signierstunde treffen und hatten die Gelegenheit, einige Fragen zu stellen. Die Autorin war gut gelaunt, beantwortete all unsere Fragen ausführlich, signierte unsere Bücher und nahm sich Zeit für Fotos.

Wir haben Cecelia Ahern insgesamt drei Fragen gestellt, die wir für euch übersetzt haben. Das ganze Interview auf Englisch könnt Ihr Euch hier anhören (KLICK!).

Bislang haben Sie vor allem Bücher für Erwachsene geschrieben. Wie war die Reaktion dieser Leser auf die Veröffentlichung von „Flawed“?

Cecelia Ahern: Das Tolle an diesem Buch ist, dass es für alle Altersgruppen gedacht ist. Ich finde es klasse, dass es als All-Age-Buch vermarktet wird und so jeden anspricht, es zu kaufen. Es ist definitiv kein Kinderbuch, denn es gibt einige ziemlich brutale Szenen und es hat mehr grausige, anschauliche Beschreibungen als die Bücher für Erwachsene, die ich bislang geschrieben habe. Es ist daher auch für ältere Leser geeignet. Eigentlich möchte ich, dass es jeder liest!
Ich denke der größte Unterschied zu meinen anderen Büchern liegt nicht im Alter der Zielgruppe, sondern dass es sich wie ein temporeicher Thriller liest. Ich habe den ersten Entwurf der Geschichte in sechs Wochen geschrieben, denn ich hatte etwas zu sagen und habe es mir von der Seele geschrieben. Und ich denke, dass die Geschwindigkeit meines Schreibens sich im Tempo des Buches widerspiegelt.

Sie und wo wurden Sie zu "Flawed" inspiriert? 
Cecelia Ahern: Ich wurde von der Tatsache inspiriert, dass wir meiner Meinung nach in einer sehr urteilenden Gesellschaft leben. Diese stellt Menschen öffentlich an den Pranger, weil sie Fehler gemacht haben. Sie zeigt mit dem Finger auf sie und gibt ihnen keine Chance, das Vorgefallene hinter sich zu lassen. Sie werden immer an die eine Sache erinnert werden, die sie falsch gemacht haben. Ich wurde davon inspiriert, täglich die Nachrichten zu lesen und zu erleben, wie diese Menschen aufgrund eines einzigen Fehlers öffentlich zerrissen werden. Und das hat mich richtig frustriert. Niemand ist perfekt, wir machen alle Fehler. Aber wir scheinen uns besser zu fühlen, wenn wir über andere reden und ihnen vorhalten können, was sie falsch gemacht haben. Vielleicht lenkt uns das von unserer eigenen Schuld ab? Man kann also sagen, dass mich die Gesellschaft als solche inspiriert hat.

Wir fanden die Rolle der Medien im Buch besonders interessant. Im Buch wie in der Realität gibt es bestimmte Gruppen, gegen die gehetzt wird. Denken Sie, dass die Medien eine Gefahr darstellen, weil sie die Hetze verstärken oder eher eine Chance, Solidarität zu zeigen?

Cecelia Ahern: Was für eine Frage für einen Samstagmorgen! Ich bin doch nur hier, um Schokolade zu essen! Aber Spaß beiseite, das ist eine gute Frage, denn die Rolle der Medien ist ein wichtiges Thema im Buch. Sie sind eng mit der Gilde verbunden, gehen Hand und Hand mit ihr. Ihr Hauptziel im Buch ist es, Angst zu schüren und zu manipulieren. Das ist eine Sache, die Medien tun können. Wenn man sich die Realität anschaut, aktuell zum Beispiel den Wahlkampf in Amerika, dann sieht man, dass viele große Medien sich gegen Trump stellen und ihre Stärke zeigen. Es gibt also beide Seiten. Ich habe Medien studiert und ein Thema, über das wir schreiben mussten, war, inwiefern Medien eine wahre Reflexion der öffentlichen Wahrnehmung sind. Das war ein spannendes und großes Thema, denn die Berichterstattung ist nicht immer fair. Unter anderem wollte ich beleuchten, wie Medien über Frauen reden, welche Sprache sie dazu benutzen. Die Medien im Buch nutzen fürchterliche Wörter, um Frauen zu beschreiben. Dinge wie diese wollte ich besonders herausstellen. Denn die Medien in diesem Buch sind manipulativ und halten die Bevölkerung in Schach.

Es war ein unvergessliches Erlebnis für uns, Cecilia Ahern zu treffen. Für möchten uns ganz herzlich für das Interview bei ihr bedanken und auch bei den Mitarbeiterinnen des S.Fischer Verlags, die uns das Interview ermöglicht haben. Vielen Dank auch an die Blogger, die beim Interviewtermin dabei (siehe oben :) Gemeinsam waren wir ein gutes Team!

Donnerstag, 27. Oktober 2016

[Rezension Ingrid] Mr. Gwyn von Alessandro Baricco


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Titel: Mr. Gwyn (beinhaltet "Dreimal im Morgengrauen")
Autor: Alessandro Baricco
Übersetzerin: Annette Kopetzki
Erscheinungsdatum: 27.02.2016
Verlag: Hoffmann und Campe (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag

Der englische Schriftsteller Jasper Gwyn war in den letzten zwölf Jahren überaus erfolgreich mit seinen Büchern. Doch eines Tages empfindet er sein bisheriges Leben als unpassend. In einer Liste, die er seinem Verleger zuschickt, hält er in 52 Punkten die Dinge fest, die er zukünftig nicht mehr zu tun gedenkt. Darunter befindet sich auch der Vorsatz, keine Bücher mehr zu schreiben und zu veröffentlichen. So beginnt der Roman „Mr. Gwyn“ von Alessandro Baricco.

In der folgenden Zeit gönnt Mr. Gwyn sich zunächst einen Urlaub. Nach weiteren Wochen und Monaten, in denen er London erkundet, wobei ihn häufiger ein Unwohlsein begleitet, kommt ihm beim Betrachten von Gemälden eine Idee. Er beschließt fortan Menschen zu porträtieren, allerdings nicht malend sondern schreibend. Sein Ziel dabei ist es, den zu Porträtierenden „nach Hause zu bringen“. Er möchte dabei die Natürlichkeit des Menschen einfangen. Derjenige, der vor ihm posieren wird, soll sich nicht für irgendwen oder irgendwas in Szene setzen, sondern sich so unbefangen wie Daheim geben.

Um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, mietet er ein Atelier, das er auf besondere Art ausleuchtet Die Sessions gedenkt er mit eigens dafür komponierter Musik untermalen zu lassen. Für ein erstes Porträt sucht er ein Modell, das dem Durchschnittsbürger entspricht und findet es in Rebecca, der Sekretärin seines Verlegers. Rebecca entwickelt sich zu seiner treuen Stütze und rechten Hand. Mr. Gwyn widmet sich seiner neuen Tätigkeit, bis eines Tages ein Modell sich nicht an die Vorgaben von ihm hält.

Jasper Gwyn ist ein Mensch, der gern alleine lebt und darum auch seine Marotten nach eigenem Willen ausleben kann. Bereits nach wenigen Seiten des Romans hatte ich als Leser den Eindruck, dass da unter der Oberfläche noch einiges mehr sein muss. Aber der Autor ließ mich nur hier und da mal durch das Schlüsselloch, wie es sinnbildlich auf dem Cover abgebildet ist, einen Blick auf die tatsächliche Persönlichkeit von Mr. Gwyn werfen. Stellt er als in der Öffentlichkeit stehender Schriftsteller das Verfassen von Büchern ein, schien es mir so, dass er an einem anderen Ort  problemlos eine Rolle annimmt, die nicht dem Schreibverbot unterliegt.  

Neben dieser sehr einzigartigen und geheimnisvollen Person zeichnet Alessandro Baricco auch mit Rebecca einen besonderen Charakter. Auffällig ist sie durch ihren korpulenten Körper, wie der Autor mehrmals betont. Dadurch hat sie Wiedererkennungswert gegenüber den anderen Figuren im Roman trotz ihres ansonsten durchschnittlichen Aussehens. Die Anweisungen ihrer Arbeitgeber führt sie kompetent aus und erwirbt sich damit das Vertrauen und die Hochachtung von Mr. Gwyn. Sie ist ein logisch denkender Mensch, dem es im Laufe der Zeit durch ihre Fähigkeiten gelingt einen Weg zu Jasper Gwyn zu finden.

Das Buch besteht aus zwei Teilen, dem eigentlichen Roman „Mr. Gwyn“ und der Kurzgeschichte „Dreimal im Morgengrauen“. Während ich im ersten Teil ständig darauf hoffte, einmal ein Porträt von Mr. Gwyn lesen zu dürfen, erfüllte mir der zweite Teil diesen Wunsch auf eine ganz eigene Weise. Dieses Buch bildete für mich eine perfekte Ergänzung zum ersten Teil und hob für mich ein wenig den Schleier um einen Blick auf die Vergangenheit von Mr. Gwyn zu werfen.

Wirkte die Idee, Porträts von Menschen zu schreiben und auch die Umsetzung zunächst kurios, so habe ich mich doch gespannt auf diesen Plan eingelassen. Kurze Kapitel und eine eindringliche Sprache zeigten mir schließlich, dass die Ausführung möglich ist. Atmosphärisch dicht mit ruhigen Beschreibungen und einem rätselhaften Charakter hat mir das Buch eine sehr schöne Geschichte  mit Tiefgang geboten. Daher empfehle ich es gerne weiter.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

[Rezension Hanna] Das Paket - Sebastian Fitzek


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Das Paket
Autor: Sebastian Fitzek
Hardcover: 368 Seiten
Erschienen am 26. Oktober 2016
Verlag: Droemer

Inhalt
Emma ist als Psychiaterin tätig und hält auf einer Konferenz einen aufsehenerregenden Vortrag. Erschöpft vom Tag nimmt sie das Angebot des Veranstalters an und schläft im Hotel in der eigenen Stadt. Doch die Nacht soll zum grauenhaften Albtraum werden: Emma wird Opfer des „Frisörs“ einem Serienmörder, der ihr die Haare schert, sie vergewaltigt und einen Abbruch ihrer Schwangerschaft auflöst. Doch die Polizei zweifelt an, dass Emma wirklich ein Opfer ist. Der „Frisör“ hat alle anderen Opfer getötet und ein Zimmer mit der Nummer 1904 und einem Porträt Ai Weiweis gibt es  im Hotel nicht. Doch Emma bleibt bei ihrer Version der Ereignisse. Traumatisiert von ihren Erfahrungen sichert sie ihr Haus umfassend ab und verlässt es monatelang nicht mehr. Bis ihr Postbote sie eines Tages bittet, ein Paket für den Nachbarn anzunehmen…

Meinung
Endlich wieder ein neuer Fitzek! Jedes Jahr aufs Neue fiebere ich auf den Moment hin, in dem ich ein neues Buch des Autors in den Händen halten darf. Zum Jubiläum „10 Jahre Fitzek“ kommt die Neuheit in besonders herausstechender Aufmachung daher: Sie ist tatsächlich als Paket verpackt, unter der Umverpackung hat das Buch selber noch einmal die gleichen Paket-Aufmachung. Das sieht richtig toll aus und erhöhte noch einmal meine Vorfreude auf die Lektüre.

Die Geschichte beginnt gleich mit einem echten Gänsehaut-Prolog. Man lernt die kleine Emma kennen, in deren Schrank ein Geist namens Arthur lebt. Bislang hat sie mit Arthur nur durch die geschlossene Tür gesprochen, doch in jener Nacht steigt er zum ersten Mal aus dem Schrank. 28 Jahre später hat Emma dank einiger Therapiestunden nur noch eine blasse Erinnerung an ihren imaginären Freund von damals. Doch dem Leser wird nur ein winziger Moment des Durchatmens gegönnt, bevor ich das nächste Grauen in Form des „Frisörs“ erwartet, der Emma einen grausigen Besuch abstattet.

Das Buch weist ein hohes Tempo auf und riss mich von der ersten Seite an mit, um mich bis zum Schluss nicht mehr loszulassen. Ich wollte unbedingt wissen, was hinter Emmas Geschichte steckt – ist sie wirklich ein Opfer des „Frisörs“, und warum lebt sie dann noch? Doch damit nicht genug, der Autor wirft fleißig weitere Fragen auf. Warum ist Emma Monate später selbst angeklagt? Immer tiefer taucht der Leser in Emmas Erinnerungen ein und durchlebt mit ihr einen anderen schlimmen Tag einige Wochen zuvor.

An diesem Buch gefällt mir richtig gut, dass es mit recht einfachen Mitteln auskommt: Ein simples Paket wird zum Auslöser schockierender Ereignisse und die meiste Zeit über spielt die Geschichte im Haus der Protagonistin. Zudem konnte ich mich dank der eindringlichen Beschreibungen gut in Emmas paranoide Gedankenwelt hineinversetzen. Ich habe ihre Emotionen und damit verbundenen Handlungen nachvollziehen können, während mein rationaler Blick auf das Geschehen deren Irrationalität aufdeckte. Als Psychiaterin ist Emma zum Teil sogar selber zu dieser Leistung imstande und trotzdem nicht in der Lage, sich anders zu verhalten. Ihre hohe Selbstreflexion fand ich besonders interessant, durch sie wird noch einmal deutlich, dass eins bei Emma zwingend zum anderen führen musste. Natürlich bewegt sich Fitzek wieder am Limit der Plausibilität und hat für meinen Geschmack hier und da mal einen größeren Schritt über deren Grenze gemacht. Insgesamt bot das Buch aber bis zum überraschenden und befriedenden Schluss beste spannende Unterhaltung.

Fazit
10 Jahre Fitzek! Zum Jubiläum beweist Sebastian Fitzek wieder einmal, dass er ein Meister auf dem Gebiet des Psychothrillers ist. „Das Paket“ bietet eine eindringliche, beklemmende Geschichte, die immer wieder die Richtung ändert und den Leser zu fesseln weiß. Das Buch ist vielschichtig, zugleich rasant erzählt und einfach verständlich, sodass ich mühelos in Emmas Gedankenwelt eintauchen konnte. Ein klares Muss für alle Fans des Psychothrillers!

[#fbm16] Piper Bloggertreffen mit Dan Wells

Dan Wells (Mitte) mit Hanna (re.) und mir

Beim diesjährigen Bloggertreffen des Piperverlags auf der Frankfurter Buchmesse 2016 war Dan Wells, Bestsellerautor von der Serienkiller-Reihe und der Partials-Trilogie, anwesend, um sein neuestes Werk „Bluescreen“ zu präsentieren und sich den Fragen der Blogger und des Verlags zu stellen. Der Verlag hatte dazu eigens einen Raum auf der Buchmesse angemietet, so dass ausreichend Platz für ungefähr 80 Blogger war. Es wurden Getränke und kleine Laugenbrezel angeboten, Christian Handel fungierte als Moderator.

Das neue Buch „Bluescreen“ ist der Auftakt einer Reihe, die eine düstere Zukunft malt mit starken Frauenfiguren. Das erste Kapitel führt den Leser mitten hinein in ein Virtual Reality Game. Der Autor hat damit beabsichtigt die Regeln zu brechen, d.h. er wollte bewusst einen anderen Anfang für seinen Sci-Fi-Thriller wählen als den, den der Leser erwartet und damit er nicht von Beginn an weiß, was im Anschluss kommt. Das zweite Buch der Trilogie ist bereits geschrieben, beim dritten ist er im 7. Kapitel. SuperComputer, Nachrichten von Robotern, selbststeuernde Autos – eigentlich leben wir bereits in einer futuristischen Welt, aber Dan Wells hat diese Welt in „Bluescreen“ weitergesponnen. Auf die Frage, ob er dort gerne wohnen würde, antwortete der Autor mit „Wenn ich genügend Geld dazu besäße“, denn in seiner Welt leben die Armen am Rand des Existenzminimums, zum Überleben schließen sie sich zu Gangs zusammen. Die Reichen hingegen können sich jede nur erdenkliche Spielerei leisten.

Um Namen für seine Bücher zu kreieren hat Dan Wells unter anderem zwei Listen mit den beliebtesten Namen in den USA benutzt, eine für Vor-, die andere für Nachnamen. Nachdem er für Bluescreen den Namen Bao Nakamoto per Zufallsgenerator ausgewürfelt hatte, dachte er sich, dass unsere Welt ja so divers ist und er diese Diversität auch in den Figuren seines Romans wiederspiegeln kann.

Dan Wells lebte zwei Jahre in Mexiko und spricht Spanisch, so dass er ohne Mühe kleine spanische Sätze in die Dialoge im Buch einbauen konnte. Außerdem hat er zwei Jahre in Stuttgart gewohnt und spricht Deutsch, aber nicht fließend.

Auf Hannas Frage, was bei seinen Büchern zuerst da ist, die Welt oder die Charaktere antwortete Dan wells, dass das ganz unterschiedlich sei. Bei John Cleaver (Serienkiller-Reihe) und Kira (Partials-Reihe) war zuerst der Charakter da, bei der Bluescreen-Reihe hingegen die Welt. Die Idee kam ihm, als er einen Artikel über Virtual Reality Spieler gelesen hat, die zum Teil ähnliche Förderungen und Vorteile erhalten wie Sportler. Das hat ihm klar gemacht, wie eng die reale und die virtuelle Welt inzwischen miteinander verschmolzen sind. Von diesem Punkt aus hat er seine Idee ausgebaut um selbstfahrende Autos, Drohnen für alle Zwecke und so weiter. Die Welt wurde immer größer, bis ihm der Gedanke kam, dass er nun auch mal Charaktere in die Welt setzen sollte.

Beim anschließenden Signieren seines Buchs konnte ich dem Autor noch eine weitere Frage stellen. Dan Wells hat bisher noch kein Virtual Reality Spiel gespielt. Aber er hat davon gehört, dass es in Salt Lake City in Utah auf diesem Gebiet etwas Neues gibt. Dort möchte er gerne hinfahren und an einem Game teilnehmen.

Neben Dan Wells waren beim Bloggertreffen als Überraschung des Verlags außerdem Nina MacKay anwesend, die gerne bereit war, ihr in den Goodie-Bags enthaltenes Buch „Plötzlich Banshee“ zu signieren. Und auch Nicole Gozdek, Autorin von „Die Magie der Namen“ und Gewinnerin des Wattpad-Schreibwettbewerbs, verfolge aufmerksam die Veranstaltung.

Ein großes Dankeschön an den Piper Verlag, der die Veranstaltung organisiert hat und uns die Teilnahme ermöglicht hat. Herzlichen Dank auch an Dan Wells für die geduldige Beantwortung all unserer Bloggerfragen.

[#fbm16] Interview mit Ursula Poznanski und Arno Strobel zu ihrem Thriller "anonym"

*Werbung* für das Buch "anonym" von Ursula Poznanski und Arno Strobel

Hallo liebe Leser,

Ingrid und ich hatten auf der Buchmesse die Gelegenheit, ein Interview mit Ursula Poznanski und Arno Strobel zu führen. Die beiden haben kürzlich mit "anonym" gerade ihren zweiten gemeinsamen Thriller veröffentlicht (Rezension Hanna, Rezension Ingrid). Im letzten Jahr haben die beiden bereits mit "Fremd" die Leser begeistert (Rezension Hanna, Rezension Ingrid).

Von Beginn an waren die beiden total offen und gut gelaunt, sodass es uns leicht fiel, einen Einstieg ins Interview zu finden. Trotzdem haben wir vor lauter Aufregung kein Foto gemacht. Darum gibt es ein Foto der beiden von der letzten Lesung der beiden, die Ingrid besucht hat, als visuelle Untermalung. ;-)


Wie kamen Sie auf die Idee, mit „anonym“, Ihrem zweiten gemeinsamen Buch, in Serie zu gehen?

Nach „Fremd“ wollten wir auch für unser zweites Buch die Grundidee der zwei abwechselnden Perspektiven eines Mannes und einer Frau beibehalten. Diesmal haben wir uns aber für zwei Ermittler entschieden. Und auch wenn das Potenzial da ist: Ob Nina und Daniel wirklich in Serie gehen werden, ist noch völlig offen.

Wie funktioniert das gemeinsame Schreiben? Hat jeder von Ihnen „seinen“ Charakter selbst entwickelt oder im gemeinsamen Gespräch?

Jeder hat erst mal „seinen“ Protagonisten selber entwickelt. Auf einer Seite hat jeder die wichtigsten Merkmale und Eigenschaften aufgeschrieben. Das haben wir uns gegenseitig gezeigt und abgeglichen, unter anderem damit sich nichts doppelt. Daniel sollte zum Beispiel Vorschriften nicht zu ernst nehmen, Nina ebenfalls. Hätten wir das so gelassen, dann hätte die Geschichte nicht funktioniert, also wurde Daniel zu einem Charakter, der die Regeln doch etwas ernster nimmt. Sein Mode- und Autofimmel hingegen waren von Anfang an da.

Wie stimmen Sie die Schreibphasen für gemeinsame Bücher aufeinander ab? Wie finden Sie den „richtigen“ Zeitpunkt für ein gemeinsames Schreibprojekt?

Das gemeinsame Schreiben läuft immer parallel zu unseren Soloprojekten. Bei einem gemeinsamen Buch müssen wir vor dem Schreiben noch stärker plotten als bei einem Soloprojekt. Dazu treffen wir uns mehrmals persönlich. Innerhalb dieses vorgegebenen Rahmens geht das eigentliche Schreiben dann relativ schnell. Hier findet die Kommunikation dann per Mail oder Telefon statt. Der Rahmen ist aber nicht völlig starr, auch nachträglich sind noch Modifikationen möglich. Dann reden wir gemeinsam über die neue Idee und überlegen, was sich dadurch in den Folgekapiteln ändert.

Sie schreiben beide in der Ich-Form. Wie viel Ursula und Arno stecken in Nina und Daniel?

Arno Strobel: Man kann nicht schreiben, ohne etwas von sich preiszugeben. Die Charaktere spiegeln uns aber nicht eins zu eins wieder. Ich mag zum Beispiel große Wagen, fahre aber keinen Oldtimer wie Daniel. Und Ursula kleidet sich nur freizeitmäßig etwas salopper wie Nina.

Warum haben Sie Hamburg als Schauplatz gewählt?

Wir finden beide, dass das eine tolle Stadt ist. Für das gemeinsame Plotten mussten wir uns wie gesagt ja sowieso persönlich treffen. Das haben wir dann eben in Hamburg getan und unsere Besuche mit dem gemeinsamen Besuch der Handlungsorte verknüpft.

Ursula Poznanski: Meine Bücher spielen oft in gar keiner konkreten Stadt. Ich habe gemerkt, dass es eigentlich ganz schön sein kann, mal auf Recherchereise zu gehen.

Wer hat sich den Titel ausgedacht?

Die Idee kam von uns beiden. Unser erster Titelvorschlag wurde aus diversen Gründen abgelehnt, aber „anonym“ war unter den weiteren Vorschlägen, die von uns kamen. Wir finden, dass der Titel die Geschichte absolut treffend beschreibt.

Im Buch spielt das Darknet eine große Rolle. Waren Sie schon mal im Darknet? Und wie kommt man überhaupt dahin?

Das Darknet erreicht man nur mit einem speziellen Browser und dann muss man genau wissen, wo man hin will. Im Prinzip gibt es dort alles Illegale, was man sich nur vorstellen kann. Für die Recherche hat Arno auch Kontakt zum Chaos Computer Club aufgenommen und wir haben uns in Hamburg mit Vertretern getroffen, die uns einiges dazu erklärt haben. Im Buch spielt die Gruppe unter anderem Namen übrigens auch mit.

Wer denkt sich die Mordarten aus?

Das machen wir in gemeinsamer Kooperation beim Plotten der Handlung. Die klare Motivation unseres Täters war es, seinen Zuschauern eine möglichst grausige Show zu bieten. Außerdem hat er den Anspruch an sich selbst, sich mit jeder Tat zu steigern. Wir mussten uns also Mordarten ausdenken, die genau dazu passen.

Gibt es eine Grenze für Sie bei der Beschreibung von Mordszenen?

Ja, die gibt es auf jeden Fall. Bei aller Brutalität in „anonym“ ist das Hauptziel zu keiner Zeit, ein möglichst blutiges Geschehen zu bieten. Auch Vergehen an Kindern würden wir nicht schildern wollen.

Träumen Sie von ihren eigenen Geschichten? Kommen Ihnen schon mal neue Ideen im Traum?

Ursula Poznanski: Andere Autoren berichten, dass sie manchmal mitten in der Nacht aufwachen und nach Stift und Zettel suchen, um zündende Ideen zu notieren. Das ist mir aber noch nie passiert.

Arno Strobel: Mir geht es ähnlich, ich träume weder von meinem eigenen Buch noch von denen anderer Autoren. Bei der eigenen Geschichte liegt es vermutlich daran, dass ich ja ganz genau weiß, dass ich mir das selber ausgedacht habe.

In welchem Genre würden Sie auch gerne mal schreiben?

Arno Strobel: Man soll ja nie nie sagen. Am ehesten könnte ich mir vorstellen, mal etwas humorvolles zu schreiben. Ein humorvoller Thriller wird allerdings schwierig, denn ich baue ja bewusst einen Spannungsbogen auf, der durch Lacher gebrochen werden würde.

Vielen Dank an Ursula Poznanski und Arno Strobel für das interessante Interview! Außerdem ein Dankeschön an den Rowohlt Verlag, der uns das Interview ermöglicht hat.

Dienstag, 25. Oktober 2016

[#fbm16] Bloggerfrühstück von Droemer Knaur

Bloggerfrühstück auf der Frankfurter Buchmesse 2016 von Droemer Knaur

Am Frankfurter Buchmessefreitag waren Hanna und ich zum Bloggerfrühstück vom Droemer Knaur Verlag eingeladen. Das Frühstück fand nicht am Messestand des Verlags sondern in Halle 5.1 statt. Eine sehr gute Wahl, denn dort war ausreichend Platz für Blogger, Verlagsmenschen, Autoren sowie Essen und Trinken. ;)

Von den Autoren, die für Droemer Knaur beziehungsweise feelings schreiben, waren Ally Taylor und Carrie Price (vielen auch als Anne Freytag und Addriana Popescu bekannt; „New York Diaries“), Susanna Ernst („So wie die Hoffnung lebt“), Lily Oliver („Die Tage, die ich dir verspreche“), Carin Müller („Tage zwischen Ebbe und Flut“), Kathrin Lichters (Carhill-Sisters Reihe) und Cornelia Zogg („Warriors of Love“) anwesend.

Von Beginn an wussten Hanna und ich, dass wir aufgrund eines anderen Termins leider nicht bis zum Ende bleiben konnten. So verloren wir keine Zeit und machten uns mit Carin Müller bekannt. In ihrem Buch „Tage wie Ebbe und Flut“ schenkt eine Journalistin ihrem Vater, der an Alzheimer erkrankt ist, eine Kreuzfahrt im Mittelmeer. Im Gespräch verriet uns die Autorin, dass sie unter anderem als Reisejournalistin tätig ist und daher schon einige Kreuzfahrten erlebt hat. Außerdem gelingt es ihr über die Krankheit Alzheimer so authentisch zu erzählen, weil ihr Vater daran erkrankt ist. Sie hat bereits weitere Buchprojekte in Planung, konnte uns aber noch nichts Konkretes nennen.

















Die nächste Autorin an deren Tisch wir uns gesellten, war Susanna Ernst. Die Autorin signierte fleißig und es war auffällig, dass sie mit der rechten Hand schrieb und mit der linken ein paar Zeichnungen ergänzte. Auf Nachfrage erzählte sie, dass sie eine umerzogene Linkshänderin ist, heißt ihr wurde das Schreiben mit rechts beigebracht, alles andere macht sie aber mit links.

Ihr zeichnerisches Talent setzt sie auch im Gestalten von Bühnenbildern ein. Bereits mit 16 Jahren hat sie eine Musicalgruppe gegründet und viele Jahre lang geleitet. Bedauerlicherweise hat sie neben dem Schreiben inzwischen keine Zeit mehr dazu. Sie verfasst neben dem Bücherschreiben auch Drehbücher, die ja meist dialoglastig sind. Jedoch hat sie keine Probleme zwischen den beiden Schreibweisen zu wechseln. Die Zeit im Plausch mit den beiden Autorinnen war so schnell vergangen, dass Hanna und ich schon zu unserem nächsten Termin mussten, weswegen leider keine Zeit blieb ein Foto mit Susanna Ernst zu machen.

Ganz herzlichen Dank an den Droemer Knaur Verlag, der das Bloggerfrühstück organisiert hat und die sehr sympathischen Autorinnen Carin Müller und Susanna Ernst fürs Beantworten unserer Fragen und Signieren. 

[Rezension Ingrid] Das Weihnachtsdorf von Petra Durst-Benning


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Titel: Das Weihnachtsdorf (Maierhofen-Reihe Teil 2)
Autorin: Petra Durst-Benning
Erscheinungsdatum: 26.09.2016
Verlag: Blanvalet Verlag (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen

Es ist Anfang Dezember und wenige Monate nach dem großen „Kräuter der Provinz“-Fest im Genießerdorf Maierhofen. Zwar ist es grundsätzlich ruhiger hier geworden, doch die Bewohner haben so viel Erfolg verzeichnet und Zuspruch erhalten, dass sie nun einen Weihnachtsmarkt im Ort planen.  Im Roman „Das Weihnachtsdorf“ nimmt Petra Durst-Benning ihre Leser erneut mit in das Allgäu. Bereits nach zwei Seiten war ich wieder mitten im Geschehen an der Seite der Bürgermeisterin Therese, die gerade ihre weihnachtliche Deko auspackt.

Bereits das Buchcover mit seinen ruhigen, aufeinander abgestimmten Farben und der Leuchte, die ein sanftes Licht abzustrahlen scheint, vermittelte mir eine voradventliche Stimmung. Das erste Buch mit dem Haupthandlungsort  „Kräuter der Provinz“ muss man nicht unbedingt kennen, denn die Autorin fasst die Ereignisse an ansprechenden Stellen kurz zusammen. Es wäre aber sehr schade, das Buch nicht gelesen zu haben, weil man dort all die liebenswerten Charaktere wie beispielsweise Christine, Rosi und Edy sowie Greta schon ins Herz schließen kann, denen man dann im vorliegenden Roman wieder begegnet.

Der Ort hat mit seinem Konzept, nur selbst hergestellte Produkte zu verkaufen zwar Erfolg, doch nun zeigen sich leider auch die Schattenseiten in Form von Stress und Neidern. Missverständnisse sorgen für unerwartete Geschehnisse und für einige Bewohner findet das Weihnachtsfest nicht so wie geplant statt. Auch diesmal hat Petra Durst-Benning mit locker beschwingten Schreibstil einen überzeugend realistischen Roman geschrieben. Im hinteren Teil finden sich viele Rezepte und Tipps passend zur Advents und Weihnachtszeit und Tipps.

Es war einfach schön, beim Lesen wieder in Maierhofen vor Ort sein zu dürfen. Der Roman ist ein Must-Read für alle Fans der Autorin und vom Buch „Kräuter der Provinz“. Mir hat es sehr gut gefallen und gerne werde ich die ein oder andere Rezeptempfehlung aufgreifen und ausprobieren. Ich würde mich freuen, wieder einmal in Maierhofen zu Gast sein zu dürfen.



Montag, 24. Oktober 2016

[#fbm16] Bloggertreffen Kiepenheuer & Witsch und Galiani Berlin

(Begrüßung durch Ulrike Meier, Mitte, von Kiepenheuer & Witsch)

Zum ersten Mal veranstaltete der Verlag Kiepenheuer & Witsch gemeinsam mit dem Verlag Galiani Berlin ein Bloggertreffen auf der Frankfurter Buchmesse. Neben reichlichst zu essen und zu trinken in Form von kleinem leckeren Gebildgebäck, Wasser, Apfelsaft und ja auch Prosecco standen natürlich die beiden geladenen Autorinnen Paula Fürstenberg und Nele Pollatschek im Mittelpunkt.

Ulrike Meier, bei Kiepenheuer & Witsch zuständig für Presse und Onlinekommunikation und Organisatorin des Treffens, eröffnete den Nachmittag mit einer allgemeinen Begrüßung. Die Autorinnen Paula Fürstenberg und Nele Pollatschek wurden von ihren Lektorinnen begleitet, die man gleichzeitig als ihre Entdeckerinnen bezeichnen könnte. So war Sandra Heinrici gleich vom Debüt „Die Familie der geflügelten Tiger“ von Paula Fürstenberg begeistert und Esther Kormann entdeckte sofort das Potential für ein erfolgreiches Buch im Debütroman von Nele Pollatschek von „Das Unglück anderer Leute“.

Zunächst stellte Sandra Heinrici Paula Fürstenberg und ihren Roman kurz vor. Dann las die Autorin ein Stück aus ihrem Roman. Sie las mit einer ruhigen und klaren Stimme, die die Zuhörer gedanklich mit nach Berlin nahm. Im Anschluss daran konnte man Paula Fürstenberg Fragen stellen. So erzählte sie, dass sie während ihres Studiums im Ausland ihre Heimat und ihre Muttersprache vermisst habe und daher ein Buch schreiben wollte, dass dort spielt. Allzu sehr wollte sie nicht auf den Inhalt eingehen, da man dann schon einige Wendungen vorweg genommen hätte.

(Sandra Heinrici li., Paula Fürstenberg re.)

Nachdem Esther Kormann Nele Pollatschek und ihren Roman vorgestellt hatte, las die Autorin eine Textstelle aus ihrem Buch. Nele Pollatschek konnte dabei nicht ruhig stehenbleiben, modellierte mit ihrer Stimme und gestikulierte und riss dabei die aufmerksamen Zuhörer mit. Im Anschluss an ihre Lesung erzählte sie uns von ihrem Verständnis zur Familie allgemein und ihrem Humor, der auch in ihrem Debüt zu finden ist. Auf meine Frage, warum sie für ihr Buch die Handlungsorte gewählt hat, an denen sie selber lebt, antwortete sie, dass sie während ihres Studiums wenig Zeit für die Recherche habe und daher Orte gewählt hätte, die sie sehr gut kennt und gut beschreiben kann. Nele Pollatschek plant und recherchiert derweil für ein weiteres Buch mit einer kenianischen Mathematikerin als Protagonistin. Sie gibt zu, dass die Recherche dafür doch etwas mehr Aufwand ist. Man darf gespannt sein!

(von links nach rechts: Paula Fürstenberg, Nele Pollatschek und Esther Kormann)
Die Zeit verging im Fluge und während Hanna und ich uns unsere Bücher von den Autorinnen signieren ließen haben wir noch ein paar persönliche Worte mit Paula Fürstenberg und Nele Pollatschek wechseln können.
Aufmerksame Zuhörer beim Bloggertreffen KiWi und Galiani (Hanna rechts im Bild)

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Verlagen KiWi und Galiani Berlin für den schönen Nachmittag und bei den Autorinnen und Lektorinnen, die uns so kurzweilig die Zeit vertrieben haben. Paula Fürstenberg und Nele Pollatschek wünschen wir weiterhin viel Erfolg!

Sonntag, 23. Oktober 2016

[#fbm16] Kurzinterview mit Luis Sellano beim Random House Bloggertreffen

#BlognTalk

Luis Sellano mit Hanna (re.) und Ingrid (li.) von Buchsichten

Hanna und ich hatten das große Glück, dass wir beim diesjährigen Random House Bloggertreffen auf der Frankfurter Buchmesse wieder dabei sein durften. Nachdem wir die freudige Nachricht per E-Mail erhalten hatten, blieb noch die große Frage, welchen Autor wir zugeteilt bekommen würden, um das vorgesehene Kurzinterview zu führen. Per Brief erfuhren wir dann, dass uns beiden (!) LUIS SELLANO zugelost wurde.

Der neugestaltete Random House Messestand

Am neugestalteten Messestand der Random House Verlage hielten wir Ausschau nach dem Krimisymbol. Dort war Luis Sellano, oder Oliver Kern wie der Autor eigentlich heißt, schnell gefunden. Luis Sellano ist der Autor einer Krimi-Reihe, die Lissabon spielt und dessen erster Teil „Portugiesisches Erbe“ im Juni 2016 im Heyne Verlag erschienen ist.

Zunächst stellten wir die von randomhouse vorgegebenen Fragen, die der Autor im Folgenden so beantwortete:

Ingrid

  • Was inspiriert Sie zu Ihren Geschichten?
    Das kann Luis Sellano nicht punktuell beantworten. Die Ideen kommen ihm spontan, ausgelöst durch ein Erlebnis, durch eine Emotion oder gerade aktuell auch durch einen Traum.
  • Wie lange schreiben Sie schon?
    Luis Sellano veröffentlicht schon seit 15 Jahren, Geschichten hat er aber schon sehr viel länger erfunden.

Hanna:
  •  Was würden Sie jemandem raten, der selbst Bücher schreibt und veröffentlichen will?
    Luis Sellano
    gibt vor allem den Ratschlag, nicht aufzugeben, wenn man wirklich sein Buch veröffentlichen möchte, auch wenn es Rückschlägen gibt. Um erfolgreich zu sein, benötigt man Geduld.
  • Wem widmen Sie Ihr Bücher?
    Der Autor
    widmet seine Bücher den Menschen, die ihm am Herzen liegen wie beispielsweise seinem Sohn. Mit weiteren Büchern kann man den Kreis noch erweitern, da stehen durchaus noch einige aus!
Nachdem wir unsere Fragen gestellt hatten, haben wir noch ein wenig weiter mit dem Autor geplaudert und dabei erfahren, dass er als Art Director in einem Marketingbüro tätig ist.

Auf die Idee ein Buch zu schreiben ist er gekommen, nachdem er seine Zeichnungen mit immer mehr Text versehen hat. Den Titel für sein Buch „Portugiesisches Erbe“ hat er gemeinsam mit dem Verlag gefunden. Daraus lässt sich sofort das Land ablesen in dem der Krimi spielt und in weiteren vorgesehenen Bänden soll das „Portugiesische“ auch beibehalten werden. Der Handlungsort ist Lissabon und hat sich daraus ergeben, dass Luis Sellano diese Stadt sehr mag.

Auf Hannas Frage, wann er neben seinem Vollzeitjob und seiner Familie die Zeit zum Schreiben findet, antwortete er, dass er vor allem abends und am Wochenende schreibt. Auch fährt er jeden Tag eine längere Strecke mit der Bahn und nutzt diese Zeit.

Hanna und ich möchten uns ganz herzlich beim Autor für das Interview bedanken und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg.

#BlognTalk

Montag, 17. Oktober 2016

[Rezension Hanna] Familie der geflügelten Tiger - Paula Fürstenberg


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Familie der geflügelten Tiger
Autorin: Paula Fürstenberg
Hardcover: 240 Seiten
Erschienen am 11. August 2016
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Link zur Buchseite des Verlags

Inhalt
Statt nach ihrem Abitur im mütterlichen Sinne ein Studium zu beginnen, ist Johanna von der Uckermark nach Berlin gezogen, um Straßenbahnfahrerin zu werden. Bei ihrem ersten Heimatbesuch nach ihrem Auszug findet sie auf dem Anrufbeantworter ihrer Mutter eine Nachricht von ihrem Vater Jens. Dieser hat nichts mehr von sich hören lassen, seit er im Oktober 1989 verschwunden ist und ein halbes Jahr später eine Postkarte geschickt hat. Als sie sich dazu durchringt, zurückzurufen, erfährt sie von ihrer Halbschwester die traurige Neuigkeit: Jens ist schwer krank. Johanna beschließt, ihn zu besuchen und endlich die Wahrheit über sein Verschwinden kurz vor dem Fall der Mauer herauszufinden. Wird sie zufriedenstellende Antworten finden?

Meinung
Von der ersten Seite an ist es mir leicht gefallen, in die Geschichte einzutauchen. Die Protagonistin Johanna lässt den Leser ganz offen an ihrem Leben und ihren Gedanken teilhaben. Erst vor wenigen Monaten hat sie sich über den Willen ihrer Mutter hinweg gesetzt und eine Ausbildung zur Straßenbahnfahrerin in Berlin begonnen. Raus aus der Provinz, rein in die Großstadt und einen Job, der eng mit ihrer Sammel-Leidenschaft für Landkarten verbunden ist. Von einer Karte in ihrer Sammlung leitet sich auch der Buchtitel ab: Sie betrachtet immer wieder gern einen Nachdruck der Ebstorfer Weltkarte, auf der ihr ein geflügelter Tiger besonders gut gefällt. 

Die Kartenzeichner von damals wandten bei dieser Karte wohl genauso viel Fantasie an, um Lücken zu schließen, wie es Johanna schon lange tut, wenn es um die Frage geht, warum ihr Vater damals verschwunden ist. Hat er sich in den Westen rübergemacht, wie ihre Mutter behauptet? Oder ist er von der Stasi als Musiker aufgrund seiner Texte verhaftet worden? Sehr gut konnte ich ihren Wunsch verstehen, endlich Gewissheit zu haben und gleichzeitig ihre Unsicherheit, wie sich ein Aufeinandertreffen mit Jens nach so einer langen Zeit wohl anfühlen wird.

Johannas Verhältnis zu ihrer Mutter Astrid ist gut, aber nicht sonderlich innig. Astrid kümmert sich am liebsten voller Liebe um verletzte Tiere, die sie findet. Warum sie aber einst Veterinärmedizin studiert und ein Tierheim geleitet hat, sich jetzt aber mit einem Job in einem Streichelzoo zufrieden gibt, sagt sie nicht. Überall trifft Johanna auf Verschwiegenheit, die sie endlich überwinden will. Doch wie weit kann man gehen, um etwas herauszufinden? Welchen Preis ist man bereit, dafür zu zahlen? Während der Lektüre dachte ich intensiv über diese Fragen nach, unterstützte Johannas Entscheidungen manchmal und fand meine persönliche Grenze, ab der ich ihr Verhalten kritisch sah.

Der Ton der Erzählung ist ruhig und die Konversationen werden ausschließlich in indirekter Sprache beschrieben. Das bestärkte die melancholische Atmosphäre des Romans. Auch wenn der Roman im Jahr 2007 spielt, hat Johanna sich intensiv mit der Zeit kurz vor der Wende auseinandergesetzt und kehrt gedanklich immer wieder zu möglichen Szenarien des Verschwindens ihres Vaters zurück. Diese Kontrastierung fand ich gelungen. Fantasie und Fakten sind nicht eindeutig trennbar, doch genau wie die Protagonistin lernte ich allmählich, genau das zu akzeptieren. Den Schluss erlebte ich deshalb als genau richtig für diesen Roman.

Fazit
In „Familie der geflügelten Tiger“ begleitet der Leser Johanna, die zum ersten Mal seit 18 Jahren etwas von ihrem Vater hört. Jetzt will sie endlich wissen, warum er damals wirklich verschwunden ist. Die Geschichte erzählt von der Suche nach Wahrheit, dem Umgang mit Schweigen, wo Antworten erwartet werden und dem Einsatz von Fantasie, wo Lücken bleiben. Für mich ein eindringliches Leseerlebnis, das mich ins Nachdenken gebracht hat. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter.


Interesse an einer zweiten Meinung?
Ingrids Rezension zum gleichen Buch findest Du hier: KLICK!

Sonntag, 16. Oktober 2016

[Rezension Hanna] Das Café der kleinen Wunder - Nicolas Barreau


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Das Café der kleinen Wunder
Autor: Nicolas Barreau
Hardcover mit Lesebändchen: 320 Seiten
Erschienen am 17. September 2016
Verlag: Tiele Verlag
Link zur Buchseite des Verlags

Inhalt
Nelly studiert Philosophie und ist seit ihrem ersten Arbeitstag als Assistentin ihres Professors vor einem Jahr in ihn verliebt. Er ist zwar ein gutes Stück älter als sie, doch Nelly hat so viele Gemeinsamkeiten entdeckt, dass sie in ihren Augen einfach zusammengehören. Dummerweise muss sie sein Angebot, ihn auf eine Dienstreise nach New York zu begleiten, aufgrund ihrer Flugangst absagen. Gerade das wäre endlich eine Chance gewesen, mehr Zeit miteinander zu verbringen! Als sie kurze Zeit später endlich den Schritt wagen und ihre Gefühle gestehen will, macht sie eine Entdeckung, die sie völlig aus der Bahn wirft. Da hilft nur noch eins: Raus aus Paris! Auf den Spuren ihrer Großmutter reist Nelly für vier Wochen nach Venedig. Was sie dort wohl erwartet?

Meinung
Ein Buch, das sowohl in Paris als auch in Venedig spielt? Das klang für mich gleich verlockend, sodass ich neugierig zu „Das Café der kleinen Wunder“ gegriffen habe. Gleich auf der ersten Seite lernt der Leser Nelly als Frau kennen, die in ihren Professor verliebt ist. Seit der ersten Begegnung ist sie überzeugt davon, dass sie wie geschaffen füreinander sind. Doch zu einem Geständnis ihrer Gefühle kann sie sich nicht durchringen, sie will es langsam angehen lassen und auf den richtigen Moment warten. Dumm nur, dass die größte Chance an ihrer Flugangst scheitert!

Schnell war ich mitten drin in der Geschichte und hatte einen guten ersten Eindruck von Nelly und ihrem Gefühlsleben gewonnen. Der Roman nimmt sich zu Beginn viel Zeit, den Leser an ihren Gedanken teilhaben zu lassen und ließ mich ihre Einstellung nachvollziehen. Gleichzeitig stimmte ich den Ratschlägen ihrer Umgebung zu, nun endlich einen Versuch zu wagen, um Gewissheit zu haben. Diese Ratschläge kommen zum einen von ihrer Schwester und zum anderen von einem lebenslustigen Musiker, den sie zufällig auf der Straße trifft. Eine wirklich unterhaltsame Begegnung und mein erstes kleines Highlight der Geschichte.

Bereits ein gutes Drittel des Buches ist gelesen, da geht es endlich nach Venedig. Darauf hatte ich mich von Beginn an gefreut. Mit den Beschreibungen dieser besonderen Stadt wurde bei mir schon bald das Fernweh geweckt. Nelly ist von der Atmosphäre des winterlichen Venedigs ebenfalls angetan. Nicht ganz so begeistert ist sie von den Avancen eines schönen Italieners, den sie als Gigolo einschätzt. Doch der zeigt Hartnäckigkeit und ungeahnte Facetten. Bald hoffte ich, dass sie doch noch zueinander finden. Mit hat es hat Spaß gemacht, das Hin und Her zwischen den beiden zu verfolgen.

Mein Lesefluss wäre noch besser gewesen, wenn der Autor die Geschichte etwas straffer und stringenter erzählt hätte. Immer wieder gab es für mich unnötige wortgleiche Wiederholungen von Fakten oder Feststellungen, die ich bereits kannte. Zudem macht das Buch Zeitsprünge und greift mit einer Ankündigung kurz vor, um dann sehr weit auszuholen, bis man wieder am Ausgangspunkt landet. Das hat mich mehr verwirrt als meine Neugier gesteigert.

Zum Ende hin steigert sich die Geschichte noch einmal deutlich. Die Situation spitzt sich zunehmend zu, sodass ich mithoffte und -bangte. Ein brisantes Zusammentreffen und verschiedene Entdeckungen verliehen dem Buch zusätzlichen Schwung. Auch in Bezug auf die Verbindung, die Nellys Großmutter zu Venedig hat und die ursprünglich der Anlass für Nellys Reise war, gibt es endlich berührende Enthüllungen. Alles in allem waren es ganz starke letzte Kapitel bis hin zu einem Luft-Anhalten-Moment zum Schluss, welche die Geschichte toll abgeschlossen haben.

Fazit
„Das Café der kleinen Wunder“ erzählt die Geschichte von Nelly, die für vier Wochen von Paris nach Venedig reist, um den Kopf freizubekommen und mehr über die Vergangenheit ihrer Großmutter zu erfahren. Venedig nimmt Nelly ihre Melancholie; die Stadt zieht sie in ihren Bann und schafft die richtigen Voraussetzungen für einen emotionalen Neuanfang. Diese bezaubernde Liebesgeschichte weckt definitiv Fernweh!

Freitag, 14. Oktober 2016

[Rezension Hanna] Totenfang - Simon Beckett

Totenfang
Autor: Simon Beckett
Übersetzer: Sabine Längsfeld & Karen Witthuhn
Hardcover mit Lesebändchen: 560 Seiten
Erschienen am 14. Oktober 2016
Verlag: Wunderlich
Link zur Buchseite des Verlags

Die Reihe

David Hunter

Band 1: Die Chemie des Todes
Band 2: Kalte Asche
Band 3: Leichenblässe
Band 4: Verwesung
Band 5: Totenfang

Inhalt
Seit der forensische Anthropologe David Hunter im vergangenen Herbst bei Ermittlungen im Dartmoor unabsichtlich einen Skandal auslöste, bleiben für ihn die Aufträge aus. Erst Monate später meldet sich die Polizei aus Essex bei ihm. Eine Wasserleiche wurde in einer Flussmündung nördlich von Mersea Island gesichtet, die am nächsten Morgen bei Ebbe geborgen werden soll. Die Polizei steht unter Druck, denn sechs Wochen zuvor ist der Sohn einer wohlhabenden, einflussreichen Familie verschwunden. Dieser wird wiederum verdächtigt, mit dem Verschwinden einer Frau mehrere Monate zuvor in Verbindung zu stehen. David bringt sich nicht nur mit seinem Wissen, sondern bald auch mit weiteren Entdeckungen in die Ermittlungen ein. Denn die tückischen Backwaters haben so manches Geheimnis lang genug bewahrt.

Meinung
Endlich ein neuer Thriller rund um David Hunter! Fünf Jahre lang haben Fans wie ich sehnsüchtig auf einen neuen Fall gewartet, und ich habe mich riesig über die Nachricht gefreut, dass es nun so weit ist. Neugierig stürzte ich mich sofort in die Geschichte. Im Roman sind seit dem letzten Fall nur einige Monate vergangen, die für David allerdings höchst ernüchternd waren. Denn seit den Ereignissen im Dartmoor ist er als Unruhestifter in Verruf geraten. Auch die Universität scheint nicht sonderlich erpicht, jemanden mit seinem Ruf noch länger zu beschäftigen. Als auch noch bei ihm eingebrochen wird und ihm eine Party inklusive Verkupplungsabsicht bevorsteht, ist seine Frustration vollkommen. Doch da kommt die erlösende Nachricht, dass er für eine Leichenbergung angefordert wurde.

Im Nu war ich als Leserin wieder mitten drin in einer neuen Ermittlung. Nach wenigen Seiten macht sich David auf den Weg in die Backwaters und unterstützt bei der Bergung einer Wasserleiche. Dabei erhält man umfassende Einblicke in die Frage, was mit Leichen geschieht, wenn sie eine Weile im feuchten Nass gelegen haben. Bei den detailreichen Schilderungen wird jedem Hunter-Liebhaber das Herz aufgehen. Schnell fühlt es sich so an, als wäre unser liebster forensischer Anthropologe nie weg gewesen.

Zwar erhält David auch die Gelegenheit, sein Wissen im Labor auf die gereinigten Knochen anzuwenden. Das spielt in diesem Buch allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen ist er viel vor Ort unterwegs, macht wichtige Beobachtungen und Funde und erfährt in Gesprächen mehr darüber, was die Anwohner über die kürzlichen Ereignisse denken. Ständig erhält man eine neue Sicht auf die Dinge, was die Geschichte in Schwung hielt. Doch mit Zufall konnte die Masse an neuen Erkenntnissen bald nicht mehr zufriedenstellend erklärt werden, hier verlor die Geschichte für mich etwas an Glaubwürdigkeit.

Neben David Hunter fand ich auch Rachel Darby sehr sympathisch. Die Schwester der Vermissten behält trotz der angespannten Situation meist einen kühlen Kopf und versteht es sehr gut, die Lage zu analysieren. Andere Charaktere bleiben hingegen undurchschaubar und waren gerade deshalb interessant. Was geht im Kopf von Edgar vor sich, der sich um verletzte Tiere kümmert und auf andere Menschen kaum reagiert? Oder in dem von Sir Stephen, der von einer Hausdurchsuchung nichts wissen will?

Den Spannungsbogen fand ich überaus gelungen, da die Geschichte immer wieder in eine neue Richtung gelenkt wird oder Dinge in anderem Licht erscheinen lässt. Ich wage zu behaupten, dass es nahezu unmöglich ist, vorzeitig alle Zusammenhänge zu erraten, und doch fallen mit den entscheidenden Enthüllungen zum Ende des Buches hin alle Puzzlestücke an ihren Platz. Trotz ruhigerer Phasen konnte mich die Geschichte deshalb bis zum Schluss begeistern.

Fazit
Mit „Totenfang“ erscheint endlich ein neuer Fall für David Hunter, der zu überzeugen weiß. Ein kluger Handlungsaufbau mit vielen unvorhersehbaren Wendungen macht die Geschichte interessant, und auch wer auf neue Einblicke in die Welt der forensischen Anthropologie gewartet hat, kommt auf seine Kosten. Trotz eines Zuviel an Zufällen konnte mich das Buch durchweg fesseln. Ich spreche eine klare Leseempfehlung an alle Hunter-Fans aus!

Interesse an einer 2. Meinung? Zu Ingrids Rezension bitte hier entlang: KLICK!
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