Dienstag, 7. November 2017

[Rezension Hanna] Der Meisterkoch - Saygın Ersin

 

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Autor: Saygın Ersin
Übersetzer: Johannes Neuner
Hardcover: 368 Seiten
Erschienen am 5. Oktober 2017
Verlag: Atlantik

Inhalt
Im Haus des Kaufmanns Zumrützade hat sich für den Abend hoher Besuch angekündigt: Der Waffenmeister des Sultans, bekannt für seine hohen und unberechenbaren Ansprüche beim Essen. Nach den ersten köstlichen Gängen kommt es zum Eklat: Es wird Lauch serviert, den der Waffenmeister, wie alle wissen, verabscheut. Umso erstaunlicher ist es, dass er probiert, bevor er davonstürmt, und den Koch am nächsten Tag in den Sultanspalast beordert. Dort soll er ihm fortan zwei Mahlzeiten täglich zubereiten. Für den Meisterkoch bedeutet es, das alles nach Plan verlaufen ist: Der junge Mann, der angeblich über den absoluten Geschmack verfügt, ist jetzt dort, wo er sein will. Doch er strebt noch etwas viel Größeres an – nicht aus Machtstreben, sondern aus Liebe.

Meinung
Das orientalische, golden schimmernde Cover des Buches ist ein echter Hingucker, der dafür sorgte, dass ich mehr über die zwischen den Buchdeckeln wartende Geschichte erfahren wollte. Diese spielt in Istanbul um 1600 und die goldenen Motive des Covers zeigen schon, dass es vor allem um das Kochen geht. Schon auf den ersten Seiten werden die servierten Speisen, die beim Besuch des Waffenmeisters im Haus des Kaufmanns serviert werden, so köstlich beschrieben, dass man am liebsten selbst davon gekostet hätte.

Doch die erste dramatische Wendung lässt nicht lange auf sich warten. Der Waffenmeister probiert den ihm verhassten Lauch, der ihm zu schmecken scheint, und poltert dann hinaus; der Schatzmeister, der ihn begleitet hat, erleidet nach einigen Löffeln eine merkwürdige Lähmung, und im Nu findet sich der Meisterkoch im Sultanspalast wieder. Ich war erstaunt, dass er scheinbar genau das bezwecken wollte und war gespannt, mehr über seine Pläne und seine Begabung zu erfahren.

An der Seite des Meisterkochs in das Leben in der Küche des Sultanspalasts einzutauchen war eine wundersame Erfahrung. Sie war zu jener Zeit als die größte Küche der Welt bekannt, und in ihr geht es zu wie in einem Bienenstock. Ich fand es interessant, mehr über die dort herrschende Hierarchie zu erfahren und wie sie organisiert ist. Jedes Mal, wenn der Meisterkoch zu seinen Messern greift, wird in einer anschaulichen Sprache absolut schmackhaft beschrieben, wie er die Speisen zubereitet und dafür sorgt, dass sie ganz besondere Wirkungen entfalten. Doch was will er damit bezwecken?

Diese Frage wird bald mittels Rückblenden beantwortet, welche abwechselnd zur Handlung im Sultanspalast erzählt werden. Man erfährt, woher er stammt, von wem seine Begabung entdeckt wurde, wo er diese zu nutzen gelernt hat und wie er sich schließlich verliebt hat. Wehmütig blickt er immer wieder auf die Jahre zurück, die ihn zu einem tragischen Charakter gemacht und ihm schließlich ein klares Ziel gegeben haben, dem er sich vollends verschrieben hat.

Die Rückblicke erklären auch, woher er über bestimmte sehr hilfreiche Kontakte verfügt, die ihm seine Hilfe anbieten. Was genau er bereit ist zu tun, wird meist erst verraten, wenn das gewünschte Ergebnis eingetreten ist oder eben nicht, sodass man gespannt bleibt, was die nächsten Schritte sein werden. Einige Auswirkungen sind durchaus drastisch, doch der Meisterkoch konnte mich mit seinem ungebrochenen Willen beeindrucken. Der Hauch Magie, welcher der Gabe des Meisterkochs innewohnt, führt zu manch überraschender Entwicklung, die mich staunen ließ.

Fazit
In „Der Meisterkoch“ kommt der gleichnamige Protagonist als Koch des Waffenmeisters in die Küche des Sultanspalasts, wo er einen größeren Plan nicht aus Machtstreben, sondern aus Liebe verfolgt. Die schmackhafte Beschreibung seiner Arbeit mit ein wenig Magie, seine tragische Geschichte und sein starker Wille ließen mich tief in die Geschichte eintauchen. Auch ohne kosten zu können wurde ich von den Künsten des Meisterkochs bezaubert. Dieses orientalisch-kulinarische Märchen war für mich ein echtes Lese-Highlight!

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