Samstag, 18. November 2017

[Rezension Hanna] Flugangst 7A - Sebastian Fitzek



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Flugangst 7A
Autor: Sebastian Fitzek
Hardcover: 400 Seiten
Erschienen am 25. Oktober 2017
Verlag: Droemer HC

Inhalt
Die hochschwangere Nele steht kurz vor ihrem geplanten Kaiserschnitt. Ihrem Vater Mats, mit dem sie seit Jahren nur sporadisch Kontakt hat, hat sie erlaubt, sie nach der Geburt zu besuchen. Deshalb steigt Mats, der als Psychiater tätig ist und selbst von schlimmster Flugangst geplagt wird, in den für ihn ersten Flug seit Jahren von Buenos Aires nach Berlin. Kurz nach dem für ihn nervenaufreibenden Start erhält er einen Anruf, der alle anderen Ängste in den Schatten stellt: Seine Tochter wurde entführt. Wenn er will, das sie überlebt, soll er sein Flugzeug zum Absturz bringen – mithilfe eines psychisch labilen Passagiers…

Meinung
Von Sebastian Fitzeks letzten Büchern hat mir „Passagier 23“ am besten gefallen, weshalb mich die Buchbeschreibung neugierig machte: Erneut wird dem Leser ein Szenario auf begrenztem Raum geboten – diesmal nicht auf einem Schiff, sondern über den Wolken. Zu Beginn des Buches begegnet der Leser Dr. Martin Roth, den man schon aus anderen Büchern des Autors kennt. Er will einen Patienten mit Locked-in-Syndrom befragen, der nur noch blinzeln kann. Was hat es damit auf sich?

Die Frage bleibt erst einmal unbeantwortet. Stattdessen lernt man Nele und ihren Vater Mats kennen, zwischen denen gerade tausende Kilometer liegen. Nele wird in Berlin in Kürze ihr Kind zur Welt bringen. Sie hat sich vor Jahren durch eine Tattoo-Nadel mit HIV infiziert, weshalb für sie ein Kaiserschnitt angesetzt ist. Sie ist auf sich allein gestellt, denn ihren Ex hat sie vor die Tür gesetzt, als er bei ihrem Geständnis, schwanger zu sein, handgreiflich geworden ist. Ihren Vater, der ihre Mutter im Stich gelassen hat, will sie erst am Tag nach der Geburt sehen. Nele ist ein starker und selbstbewusster Charakter, gleichzeitig fragte ich mich aber, ob sie sich nicht zu viel zumutet.

Als Neles Fruchtblase einige Stunden vor dem geplanten Kaiserschnitt platzt, steigt ihr Vater gerade ins Flugzeug. Aufgrund seiner Phobie kennt er alle Statistiken rund um Flugzeugabstürze wie die gefährlichsten Phasen beim Flug und die besten Plätze, von denen er gleich mehrere gebucht hat. Er hat interessante Fakten rund ums Fliegen auf Lager. Mit seinem phobischen Verhalten sorgt er allerdings für Unruhe und wird vom Flugpersonal argwöhnisch beobachtet. Doch schon nach wenigen Seiten rückt all das durch die schreckliche Nachricht von Neles Entführung in den Hintergrund.

Die Geschichte nimmt schnell an Tempo auf und schafft im Nu eine schockierende Situation. Die Kapitel sind kurz, oft mit Cliffhangern versehen und die Perspektive wechselt ständig, sodass der Lesern gleichzeitig an verschiedenen Orten ist und mitfiebert. Die meisten Kapitel sind aus der Sicht von Mats, Nele und Feli. Letztere macht sich auf Mats Bitte auf eigene Faust auf die Suche nach seiner Tochter.

In Neles Kapiteln wird beschrieben, wie es ihr in der Hand ihres Entführers ergeht. Hier zielt alles darauf ab, durch Gewalt zu schockieren. Mats muss währenddessen abwägen, was er tun soll. Dabei hat mich gestört, dass moralische Überlegungen zu kurz kommen – für Mats ist zu schnell klar, dass er versuchen will, den Absturz herbeizuführen, damit seine Tochter leben kann. Seine Versuche, die psychisch labile Person an Bord zu manipulieren, sorgten aber für die gelungene psychologische Spannung, die ich bis dahin vermisst habe. Schnell wird klar, das hinter diesem „Fall“ noch mehr steckt, als es zunächst den Anschein macht. Es geht bei weitem um mehr als ein Jahre zurückliegendes Trauma. Felis Suche in Berlin lässt unterdessen hoffen, dass sie einen entscheidenden Hinweis findet.

Unerwartete Wendungen in allen Handlungssträngen zeigen, dass alles komplexer ist als gedacht. Die Lage spitzt sich immer weiter zu, lässt den Leser aber lange nicht die Zusammenhänge erkennen. Als diese schließlich klarer wurden konnten sie mich nicht voll überzeugen, denn hier kommt für mich zu viel Ungeheuerliches zufällig zusammen. Eine Überraschung hat der Autor sich bis ganz zum Schluss aufgehoben, deren Idee ich gelungen fand.

Fazit
In „Flugangst 7A“ soll der Psychiater Mats durch Manipulation eines labilen Passagiers ein Flugzeug zum Absturz bringen, um seine hochschwangere Tochter Nele zu retten. Neles Kapitel schockieren den Leser mit roher Gewalt, während Mats Aktivitäten zwar nicht hinterfragt werden, aber die von mir erwartete psychologische Spannung bieten. Der Autor schafft ein beklemmendes Szenario, dessen komplexe Zusammenhänge ich nicht so glaubwürdig fand, bei dem ich aber mitfiebern konnte. Ich vergebe knappe vier Sterne für diesen Schrecken über den Wolken.
 


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