Dienstag, 29. April 2014

[Rezension] Isa Grimm - Klammroth


Bevor ich das nachfolgende Buch erhielt, bekam ich Briefpost von der Protagonistin Anais Schwarz. Natürlich habe ich ihr über unseren Blog zurückgeschrieben! Hier findet ihr den Post dazu: KLICK!



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Titel: Klammroth
Autorin: Isa Grimm
Erscheinungsdatum: 13.05.2014
Verlag: Lübbe Verlag
Rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur
Handlungsort: Klammroth (fiktiv)
Handlungszeit: Gegenwart




Auf dem Cover des Romans „Klammroth“ von Isa Grimm ist im oberen Drittel als Silhouette eine Frau zu erkennen, die aus einem Tunnel heraustritt, aus dem eine weißglühende Feuerwolke dem Leser entgegenkommt. In den beiden unteren Dritteln der Vorderseite sieht man Asphalt auf dem Reste von Blut in der Körnung hängengeblieben sind. Der Buchumschlag gibt bildlich den Prolog des Romans wieder. Denn ein furchtbares Unglück ist vor einigen Jahren im Tunnel von Klammroth passiert. Klammroth ist ein kleiner fiktiver Ort mit Weinbergen, an einem Fluss gelegen und früher bei Touristen beliebt. Doch seither scheint der Ort um“klamm“ert zu sein, erstarrt in der Erinnerung an dieses Ereignis.

Anais Schwarz ist 34 Jahre und eine erfolgreiche Thrillerautorin. In ihre Bücher nimmt sie Anspielungen auf die Geschehnisse in Klammroth auf. Sie ist eine der Überlebenden des Unglücks vor siebzehn Jahren im Tunnel. Nach dem Unfall und dem Verheilen ihrer äußeren Verletzungen wird sie von ihrem Vater auf ein Internat geschickt. Sie beginnt sich zu ritzen, wird zur Borderlinerin. Nächtliche Anrufe ihres im Altenheim von Klammroths lebenden debilen Vaters geben ihr aktuell zu denken. Als das väterliche Haus niederbrennt und ihre Stiefmutter Theodora dabei ums Leben kommt, macht sie sich mit ihrer 14jährigen Tochter Lily, die ansonsten bei ihrem Exmann in London lebt, zum Ort ihrer Kindheit auf. Vor der Reise hat sie begonnen, die Einnahme ihrer ärztlich verordneten Medikamente zu reduzieren, damit sie mit Lily einen Umgang pflegen kann, der nicht von deren Nebenwirkungen beeinflusst wird. Theodora hat als Ärztin vor Ort erfolgreich eine Klinik zur Behandlung von Schmerzen, vor allem denen der Unfallopfer, aufgebaut. Die wirren Anrufe ihres Vater, der Brand des Hauses mit dem Tod von Theodora – Anais fühlt unterschwellig, dass sich etwas bisher Unerklärliches ereignet hat in Klammroth. Doch sie weiß nicht, wem von den Menschen vor Ort sie vertrauen kann. Ihr Wahrnehmungsvermögen scheint ihr zudem einen Streich zu spielen. Und dann stellt sie fest, dass der Unfall vor siebzehn Jahren nicht der erste größeren Ausmaßes im Tunnel war …

Bei dem Unglück im Tunnel vor 17 Jahren sind mehrere Busse ineinander gefahren, in denen Kinder saßen, die sich auf einen Ausflug freuten. Die Busse gingen in Flammen auf. Viele sind gestorben, die übrigen tragen Brandnarben so wie Anais. Als sie zurück in den Ort kommt, begegnen ihr entstellte Gesichter, die sie vorwurfsvoll ansehen. Letztlich ist sie sehr froh, dass ihre Tochter sie begleitet. Der Beginn des Romans, begleitet von einem Rückblick auf die Performance, die Anais in Amsterdam zu ihrem neu erschienen Buch veranstaltet, ist noch eher nüchtern und beschreibend. Nur kurz blitzen einige Szenen auf, die für ein kurzes Gruseln beim Leser sorgen. Gleichzeitig lernt der Leser Anais als Person kennen, die durch Aufmerksamkeit zu provozieren weiß.

Mit der Ankunft von Anais in Klammroth beginnt ein latentes Gefühl des Ungesagten, Unbekannten, dass auch die Protagonistin für sich verzeichnet und nicht zuordnen kann. Es ruft ein Unbehagen bei ihr und beim Leser hervor. Gespräche mit zweier ihrer früheren Klassenkameraden vertiefen dieses Gefühl. Sie geht ihren Vermutungen nach und gerät immer mehr in eine Spirale des Schmerzes. Es sind Schmerzen, die nicht nur durch ihre physischen Wunden verursacht werden. 

Fast ununterbrochen regnet es in Klammroth, der Fluss schwillt an und droht die Zufahrtsstraße zum Ort zu überfluten. Die Vorstellung der ständigen Nässe im ganzen Ort verstärkte bei mir die dunklen Ahnungen und die eher düstere Stimmung. „Klammroth“ wartet zwar auch mit horrenden Szenen auf, was den Leser aber noch mehr verstört ist die Person der Anais. Sie fühlt die ihr zugewiesene Schuld der Überlebenden des Unglücks körperlich, weiß sie jedoch nicht einzuordnen. Erst mit und mit offenbart sich dem Leser die ganze Tragödie und bis zum Ende bleibt die Schuldfrage offen. Die Spannungskurve bleibt aber auch deshalb hoch, weil sehr lange offenbleibt, wer das Haus vom Vater von Anais angezündet hat und warum Theodora sterben musste. Zur Fallaufklärung werden fantastische Elemente eingebunden.

Aus dem ruhigen Anfang wird ein blutiges unerwartetes Ende mit Schrecken. Mich hat Klammroth sehr gut unterhalten und mir manchen Schauer über den Rücken gejagt.




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