Mittwoch, 21. Oktober 2015

[Rezension Hanna] Die lange Reise - Annelie Wendeberg


Inhalt
Mai 1891: Nach dem Tod von James Moriarty befinden sich Anna Kronberg und Sherlock Holmes auf der Flucht. Verfolgt werden sie von Moran, der es im Auftrag der Familie Moriarty auf Anna und ihr ungeborenes Kind abgesehen hat. Um Moriartys Netzwerk zu sprengen und gleichzeitig Moran von ihrer Spur abzubringen, denken sich Anna und Sherlock ein gewagtes Täuschungsmanöver aus. Wird ihr Plan aufgehen?

Meinung
„Die lange Reise“ ist der dritte Teil der Anna Kronberg-Reihe. Nachdem im ersten Band noch schwerpunktmäßig entwickelt wurde, erzählte das zweite Buch von einem psychologischen Duell zwischen Anna und James Moriarty. Nun war ich gespannt, was sich die Autorin für den dritten Band überlegt hat. Ob jetzt wieder ermittelt wird?

Der Titel des Buches ist Programm, denn auf den ersten Seiten des Buches begleitet der Leser Anna und Sherlock auf einem schier endlosen Fußmarsch durch unwegsames Gelände. Annas Schwangerschaft lässt sie grübeln und zweifeln, und auch Sherlocks Laune ist nicht die beste. Dieser Einstieg zog sich für mich in die Länge und ich fragte mich, welchen Weg die Geschichte denn einschlagen will.

Erst allmählich wird klar, welchen komplexen Plan Anna und Sherlock verfolgen. Dessen Ausführung besteht aus mehreren Schritten und nimmt entsprechend viel Zeit in Anspruch. Der Leser wird dabei lange im Dunkeln gelassen und erfährt erst spät, was di beiden überhaupt vorhaben. Ich war neugierig, ob alles wirklich funktioniert wie geplant, doch wirklich fesseln konnten mich die Ereignisse leider nicht, dafür entwickelten sich die Dinge zu langsam.

Immer wieder drehen sich Annas Gedanken rund um ihre Schwangerschaft. Sie ist überzeugt davon, dass sie das Kind von James Moriarty nicht wird lieben können. Was soll sie nach der Geburt mit dem Kind machen? Welche Auswirkungen hat das Ganze auf ihr berufliches Wirken? Wer sich für diese psychologische Komponente interessiert wird eine interessante Entwicklung beobachten können.

Anna und Sherlock verbringen in diesem Buch mehr Zeit miteinander als zuvor. Im Schmieden von Plänen und deren Umsetzung ergänzen sie sich wirklich gut und die Raffinesse ihrer Pläne war beeindruckend. Die Dialoge der beiden hätten gerne aber mit noch mehr Schlagfertigkeit und Sarkasmus und weniger Melancholie angereichert sein können. Bis zum Schluss hatte ich nicht das Gefühl, den Sherlock Holmes der Autorin wirklich durchschaut zu haben.

Einen klassischen Kriminalfall sucht man in diesem Buch wie schon im Vorgänger vergeblich. Vielmehr geht es darum, James Moriartys kriminelles Netzwerk auszuhebeln. Ein Katz-und-Maus Spiel zieht sich durch das ganze Buch und konnte mich an einigen Stellen überraschen. Insgesamt war mir die lange Reise dann aber einfach zu lang. Zum Ende hin setzen Anna und Sherlock einen besonders gewagten Plan um, was meine Neugierde noch einmal erhöhte. Doch die letzten Seiten haben mich nicht zufrieden stellen können – das soll es nun gewesen sein? Ist vielleicht doch noch eine Fortsetzung der Reihe geplant? Im Januar erscheint mit „Der irische Löwe“ erst einmal das Prequel zu den drei Büchern.

Fazit
Bei „Die lange Reise“ ist der Name Programm. Den Leser erwartet ein Katz-und-Maus Spiel, bei dem Anna und Sherlock eng zusammenarbeiten müssen, um ihren Verfolger zu überlisten. Die beiden Vorgänger „Teufelsgrinsen“ und „Tiefer Fall“ sollte man unbedingt gelesen haben, um die Handlung nachvollziehen zu können. Für mich kommt das Buch leider nicht an seine Vorgänger heran. Annas macht eine interessante Entwicklung durch, doch die Handlung schritt mir zu langsam voran und hat mich nicht so recht packen können. Ich vergebe drei Sterne an das ungleiche Duo Anna und Holmes!

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Titel: Die lange Reise
Autorin: Annelie Wendeberg
Übersetzer: Kathrin Bielfeldt & Jürgen Bürger
Taschenbuch: 304 Seiten
Erscheinungsdatum: 8.Oktober 2015
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
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