Montag, 10. November 2014

[Rezension Hanna] Teufelsgrinsen - Annelie Wendeberg




Inhalt
Im Sommer 1889 arbeitet Anna Kronberg als Dr. Anton Kronberg, Bakteriologe und Epidemiologe, im Guy’s Hospital in London. Seit Jahren gibt sie sich in der Öffentlichkeit als Mann aus, um Medizin studieren und ausüben zu können. Als sie zum Fundort eines Choleratoten gerufen wird, der in den Hampton-Wasserwerken gefunden wurde, lernt sie Sherlock Holmes kennen, der als erster ihre Identität sofort durchschaut. Nichts weist auf einen Mord hin, doch wecken Fesselspuren an seinen Handgelenken und weitere Ungereimtheiten wecken Annas und Holmes‘ Neugier. Als die beiden Nachforschungen anstellen, stoßen sie bald auf Unglaubliches…

Meinung
Die Protagonistin Anna Kronberg offenbart dem Leser gleich zu Beginn ihr ungewöhnliches Geheimnis und konnte mich durch ihre Charakterstärke und Entschlossenheit beeindrucken. Im Jahr 1889 dürfen Frauen in ihrer Heimat Deutschland keinen akademischen Abschluss in Medizin erwerben, und die wenigen, denen dies in England gelungen ist, sind in die indische Kolonie gegangen. Die Gefahr, dass Annas Geheimnis entdeckt wird, ist stets präsent. Ich fand die Beschreibungen der damaligen Verhältnisse in der Medizin und der Stadt London informativ und interessant.

Schon nach wenigen Seiten lernt Anna Sherlock Holmes kennen, und diese Begegnung zeigt, wie leicht sie auffliegen kann. Auf eigene Faust beginnen die beiden mit Ermittlungen in einem Fall, in dem es gar kein Verbrechen zu geben scheint, doch bald decken sie grauenhafte Geheimnisse auf. Die beiden sind ein ungewöhnliches Ermittlerduo, trauen sie sich doch zunächst nicht über den Weg und begegnen dem anderen mit großer Skepsis. Bald lernen sie aber, sich gegenseitig zu respektieren, und die Kabbeleien zwischen den beiden lockern die Geschichte immer wieder auf. Holmes bleibt allerdings noch ein wenig blass, und ich hoffe, in den folgenden Bänden noch mehr über seine Person zu erfahren.

Die Autorin Annelie Wendeberg, eine Umweltmikrobiologin, lässt ihre Kenntnisse verständlich in die Geschichte einfließen und verknüpft sie mit dem Fall des Buches. Als Leser erfährt man zahlreiches über die Krankheit Cholera, wie sich die Menschen damals vor ihr schützten und wie man bei der Impfstoffentwicklung vorgegangen ist. All dies wurde sehr verständlich erklärt und geschickt mit den Ermittlungen verknüpft. Diese werden temporeich vorangetrieben, teils mit größeren Zeitsprüngen. Ab der Hälfte des Buches kommt auch Spannung auf, denn um die Verbrechen aufzudecken, müssen sich Anna und Holmes in Gefahr bringen.

Fazit
In „Teufelsgrinsen“ erwartet den Leser ein ungewöhnlicher Fall, der mit interessanten Informationen über die Bakteriologie und das Leben am Ende des 19. Jahrhunderts verknüpft ist. Für die kommenden Bände, auf die ich mich schon freue, würde ich mir allerdings noch mehr Einblicke in das Gefühlsleben von Anna und Holmes wünschen. Ich empfehle das Buch gerne an Krimileser weiter, die sich auch für Mikrobiologie interessieren.

*Werbung* Weitere Informationen zum Buch

Klappenbroschur: 240 Seiten
Erscheinungsdatum: 13. Februar 2014
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
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