Montag, 19. April 2021

Rezension: Lady Churchill von Marie Benedict

 


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Lady Churchill
Autorin: Marie Benedict
Übersetzerin: Marieke Heimburger
Hardcover: 448 Seiten
Erschienen am 15. April 2021
Verlag: Kiepenheuer & Witsch

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Im September 1908 heiratet Clementine Hozier den aufstrebenden Politiker Winston Churchill. Wie ihr Mann ist sie adelig, doch während dieser aus der Hocharistokratie entstammt und in großem Wohlstand aufgewachsen ist, hat sie die letzten Jahre als Französischlehrerin gearbeitet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Politikergattinen interessiert sie sich sehr für politische Themen und setzt sich zum Beispiel für das Frauenwahlrecht ein. Sie bekommt fünf Kinder, die sie jedoch meist in der Obhut wechselnder Nannys lässt, um mit ihrem Mann seine nächsten Reden vorzubereiten oder ihn auf Reisen zu begleiten und im Hintergrund wichtige Verbindungen zu knüpfen. Gemeinsam stehen die beiden zwei Weltkriege, politische Rückschläge und familiäre Dramen durch.

Während die Geschichte von Winston Churchill den meisten wohlbekannt ist, weiß kaum jemand, welche Rolle seine Frau Clementine Churchill gespielt hat. „Lady Churchill“ ist nach „Frau Einstein“, in welchem Marie Benedict das Leben von Mileva Marić schildert, der zweite Roman über eine Frau an der Seite eines weltbekannten Mannes, der bislang zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Erneut hat die Autorin auf Basis der gesicherten Fakten einen fiktives Werk verfasst, das die Erlebnisse der Protagonistin auf lebhafte und spannende Weise schildert.

Der Roman umfasst eine Zeitspanne von 37 Jahren, er beginnt mit der Hochzeit der Churchills und endet mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Entsprechend gibt es viele Zeitsprünge und der Fokus liegt auf einzelnen Phasen und Szenen, in welchen insbesondere Clementine Churchills Selbstverständnis, ihr Charakter und die Rolle zu ihrem Mann beleuchtet werden. Ich erlebte eine entschlossene, kluge und willensstarke Frau, die politische Entwicklungen maßgeblich mit beeinflusst hat, immer wieder jedoch auch von starken Zweifeln und Erschöpfung heimgesucht wird.

Nach der Hochzeit der beiden, den Flitterwochen und der Geburt der ersten Kinder brechen mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach gut hundert Seiten bald düstere Zeiten an. Diese machen den Großteil des Buches aus, denn die 1920er Jahre werden fast gänzlich übersprungen und die Geschichte endet vor Churchills zweiter Amtszeit als Premierminister. Aufgrund des hohen Tempos verharrt man jedoch nie lang bei einzelnen Momenten, so tragisch sie auch sein mögen. Besonders gefallen haben mir die Szenen, in denen Clementine Churchill durch ihr Handeln entscheidende Akzente setzen konnte, zum Beispiel bei ihren Aufeinandertreffen mit Eleanor Roosevelt.

„Lady Churchill“ erzählt die Geschichte von Clementine Churchill, die an der Seite ihres Mannes Winston jahrzehntelang politisch aktiv war. Als Ratgeberin ihres Mannes in allen politischen Belangen und Fürsprecherin für bestimmte Themen wie das Frauenwahlrecht und die hygienischen Zustände in Luftschutzanlagen hat sie maßgeblich Einfluss genommen. Dieses fiktive Werk gibt einen guten Überblick über ihr Leben für alle, die sich auf kurzweilige Weise mit diesem beschäftigen möchten.

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