Donnerstag, 16. Oktober 2025

Rezension: Junge Frau mit Katze von Daniela Dröscher

 

Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Junge Frau mit Katze
Autorin: Daniela Dröscher
Erscheinungsdatum: 14.08.2025
Verlag: KiWi (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783462007619

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Daniela Dröscher erzählt in ihrem Roman „Junge Frau mit Katze“ über ein folgenschweres Kapitel im Leben einer jungen Frau. Die Protagonistin und Ich-Erzählerin heißt Ela, wie auch die Autorin ihren Vornamen abkürzt. Die Handlung spielt in den 1990er Jahren, als Ela kurz vor der Verteidigung ihrer Doktorarbeit in steht.

Seit ihrer Kindheit hat Ela ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Körper, nicht zuletzt, weil sie einen anderen Körperbau als ihre Mutter hat. Im Roman „Lügen über meine Mutter“ erzählt die Autorin aus dieser Zeit. Zwar habe dieses Buch nicht gelesen, konnte jedoch der vorliegenden Geschichte mühelos folgen.

Ela hat in jungen Jahren bereits zahlreiche Erfahrungen mit Ärzten gesammelt, vor allem Anfang Zwanzig, als sie sich einer schweren Operation unterziehen musste. Nun plagen sie seit Tagen Halsschmerzen. Was sich zunächst wie eine schnell zu überwindende Krankheit anhört, wird für Ela zu einer Tour de Force in Sachen ärztliche Untersuchungen, Diagnosen, Symptomen und Wechselwirkungen.

Es gibt keinen Zweifel: Ela steht unter Druck, denn ihr Doktorvater hat ihr eine lukrative Stelle in Aussicht gestellt, doch dazu muss sie ihre Prüfung mit Bestnote bestehen. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist distanziert, der Bruder lebt im Ausland. Sie ist alleinstehend, findet jedoch in einer befreundeten Mutter mit ihrer kleinen Tochter, die in der Nähe wohnt, Rückhalt, auch wenn sie zu Heilverfahren andere Ansichten vertritt. Schon früher hat sie sich immer mal wieder für einige Zeit zurückgezogen, daher fällt es kaum auf, dass sie sich zunehmend isoliert. Die wenigen Stunden, die sie nebenbei arbeitet, kann sie auch im Homeoffice erledigen. Das alles führt dazu, dass sie sich mit sich und ihrem Körper allein auseinandersetzen muss.

Daniela Dröscher beschreibt einfühlsam die Anzeichen der Erkrankungen ihrer Protagonistin, ihre Erfahrungen bei Arztbesuchen und ihren Kampf um Heilung. Die Schilderungen wirken so authentisch, dass spürbar wird, wie viel persönliche Erfahrung darin steckt. Wer sich selbst mit einer langwierigen Krankheit auseinanderzusetzen hat, wird sicherlich einige Situationen gut nachvollziehen können. Die Autorin zeigt eindrücklich, wie Unwissenheit und Hilflosigkeit Ärztinnen und Ärzten manchmal eine fragwürdige Autorität verleihen. Dennoch empfand ich Elas Gespräche mit den Medizinern erhellend und interessant.

In der ersten Hälfte des Romans ist die Geschichte aufgrund der zahlreich geschilderten Leiden bedrückend. Dann jedoch beginnt Ela die Befunde zu hinterfragen und gleichzeitig auch ihr eigenes Verhalten. Sie setzt sich mit dem Verhältnis zu ihrer Mutter und zu dem ihres Bruders auseinander, wägt ihre Freundschaften ab und trifft schließlich einen weitreichende Entscheidung in Bezug auf ihre weitere Laufbahn.

Der Schreibstil der Autorin ist faszinierend. Obwohl die beschriebenen Symptome eine melancholische Grundstimmung erzeugen, gelingt es ihr durch heitere Erzählmomente immer wieder die Schwere des Themas zu mildern. Die Sprache ist klar und funkelnd, so dass ich trotz der oft bedrückenden Atmosphäre den Roman gerne gelesen habe. Ich empfehle das Buch allen, die lebensnahe Geschichten zu schätzen wissen, in denen schwierige Themen feinfühlig erzählt werden.

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