Rezension von Ingrid Eßer
Titel: Junge Frau mit Katze
Autorin: Daniela Dröscher
Erscheinungsdatum: 14.08.2025
Verlag: KiWi (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783462007619
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Daniela Dröscher erzählt in ihrem Roman „Junge Frau mit
Katze“ über ein folgenschweres Kapitel im Leben einer jungen Frau. Die
Protagonistin und Ich-Erzählerin heißt Ela, wie auch die Autorin ihren Vornamen
abkürzt. Die Handlung spielt in den 1990er Jahren, als Ela kurz vor der
Verteidigung ihrer Doktorarbeit in steht.
Seit ihrer Kindheit hat Ela ein gespaltenes Verhältnis zu
ihrem Körper, nicht zuletzt, weil sie einen anderen Körperbau als ihre Mutter
hat. Im Roman „Lügen über meine Mutter“ erzählt die Autorin aus dieser Zeit. Zwar
habe dieses Buch nicht gelesen, konnte jedoch der vorliegenden Geschichte
mühelos folgen.
Ela hat in jungen Jahren bereits zahlreiche Erfahrungen mit
Ärzten gesammelt, vor allem Anfang Zwanzig, als sie sich einer schweren
Operation unterziehen musste. Nun plagen sie seit Tagen Halsschmerzen. Was sich
zunächst wie eine schnell zu überwindende Krankheit anhört, wird für Ela zu
einer Tour de Force in Sachen ärztliche Untersuchungen, Diagnosen, Symptomen
und Wechselwirkungen.
Es gibt keinen Zweifel: Ela steht unter Druck, denn ihr
Doktorvater hat ihr eine lukrative Stelle in Aussicht gestellt, doch dazu muss
sie ihre Prüfung mit Bestnote bestehen. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist
distanziert, der Bruder lebt im Ausland. Sie ist alleinstehend, findet jedoch
in einer befreundeten Mutter mit ihrer kleinen Tochter, die in der Nähe wohnt, Rückhalt,
auch wenn sie zu Heilverfahren andere Ansichten vertritt. Schon früher hat sie
sich immer mal wieder für einige Zeit zurückgezogen, daher fällt es kaum auf, dass
sie sich zunehmend isoliert. Die wenigen Stunden, die sie nebenbei arbeitet,
kann sie auch im Homeoffice erledigen. Das alles führt dazu, dass sie sich mit
sich und ihrem Körper allein auseinandersetzen muss.
Daniela Dröscher beschreibt einfühlsam die Anzeichen der
Erkrankungen ihrer Protagonistin, ihre Erfahrungen bei Arztbesuchen und ihren
Kampf um Heilung. Die Schilderungen wirken so authentisch, dass spürbar wird,
wie viel persönliche Erfahrung darin steckt. Wer sich selbst mit einer
langwierigen Krankheit auseinanderzusetzen hat, wird sicherlich einige
Situationen gut nachvollziehen können. Die Autorin zeigt eindrücklich, wie Unwissenheit
und Hilflosigkeit Ärztinnen und Ärzten manchmal eine fragwürdige Autorität
verleihen. Dennoch empfand ich Elas Gespräche mit den Medizinern erhellend und
interessant.
In der ersten Hälfte des Romans ist die Geschichte aufgrund
der zahlreich geschilderten Leiden bedrückend. Dann jedoch beginnt Ela die
Befunde zu hinterfragen und gleichzeitig auch ihr eigenes Verhalten. Sie setzt
sich mit dem Verhältnis zu ihrer Mutter und zu dem ihres Bruders auseinander, wägt
ihre Freundschaften ab und trifft schließlich einen weitreichende Entscheidung
in Bezug auf ihre weitere Laufbahn.
Der Schreibstil der Autorin ist faszinierend. Obwohl die beschriebenen Symptome eine melancholische Grundstimmung erzeugen, gelingt es ihr durch heitere Erzählmomente immer wieder die Schwere des Themas zu mildern. Die Sprache ist klar und funkelnd, so dass ich trotz der oft bedrückenden Atmosphäre den Roman gerne gelesen habe. Ich empfehle das Buch allen, die lebensnahe Geschichten zu schätzen wissen, in denen schwierige Themen feinfühlig erzählt werden.