Freitag, 8. März 2013

[Rezension Hanna] Julie Peters - Am Fuß des träumenden Berges



~ Inhalt ~


Im Jahr 1910 wandert die junge Audrey ins britische Protektorat Ostafrika aus. Ein folgenschwerer Fehler hat ihren Ruf ruiniert – ihre Verlobung wurde gelöst, und im heimischen England sind die Aussichten, einen neuen Mann für sie zu finden, verschwindend gering. In Afrika möchte sie mit dem Teeplantagenbesitzer Matthew am Fuß des Mount Kenya ein neues Leben beginnen. Entstanden ist dieser Kontakt über Briefe, und Matthew ahnt nichts von ihrer Vergangenheit. Gemeinsam gründen die beiden eine Familie. Doch dann droht die Familienidylle zu zerbrechen: Audreys trifft ihren ehemaligen Verlobter in Nairobi an, und Matthew verlässt die Plantage, um für sein Vaterland zu kämpfen…

~ Meinung ~


Das Cover ist schlicht, aber stimmungsvoll. Von einer Holzplattform aus schaut der Betrachter über bewaldete Hügel in die Ferne, und der Himmel ist durch den Sonnenuntergang orange gefärbt. Ich verbinde dieses Bild nicht zwangsläufig mit Afrika, kann mir jedoch gut vorstellen, dass Audreys Ausblick von ihrer Veranda ein ähnlicher wäre.

Über das Ereignis, das zu Audreys Rufschädigung und in der Folge zu ihrer Auswanderung nach Afrika geführt hat, wird der Leser lange Zeit im Dunkeln gelassen. Ganz unvoreingenommen lernt er daher die Protagonistin kennen und kommt nicht umhin, sie aufgrund ihrer misslichen Situation zu bemitleiden. Die mögliche Auswanderung nach Afrika kommt Audrey da gerade Recht: Es ist für sie die große Chance, ein gänzlich neues Leben zu beginnen. Die Entstehung des Briefkontakts, Audreys Überfahrt und ihre ersten Tage in Afrika sind spannend beschrieben. Gut konnte ich nachvollziehen, wie Audrey sich fühlt und welche Faszination das neue Land und auch Matthew auf sie ausübt.

Die Beschreibung der Stadt Nairobi, Matthews Teeplantage und des Dorfs der Kikuyus ist ausführlich, ohne jedoch zu viel Raum in der Geschichte einzunehmen. Das Buch liefert authentische Einblicke, wie es zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Kenia aussah und wie das alltägliche Leben der Menschen dort ablief. Auch wird verständlich gemacht, warum die Beziehung zwischen weißen Einwanderern und Einheimischen immer wieder von Problemen und großer Skepsis auf beiden Seiten geprägt war.

Audreys Geheimnis lastet im Laufe der Geschichte immer schwerer auf ihr. Allmählich erfährt der Leser etwas mehr über Audreys Leben vor der Lösung ihrer Verlobung, merkt jedoch auch, wie schwer es Audrey fällt, an ihre Vergangenheit zu denken oder gar über sie zu sprechen. Der Beginn des ersten Weltkrieges ist ein weiterer schwerer Einschnitt in Audreys Leben, der alles verändert und nichts so lässt, wie es war. Interessant war hier die Sicht der Kolonien auf den Weltkrieg, denn dieser wurde nicht nur auf dem europäischen Festland, sondern auch an den Kolonialgrenzen ausgetragen. Die Geschichte um Audreys Leben konnte mich sehr berühren. Ich konnte ihre Gefühle nicht nur nachvollziehen, sondern mich auch in ihre Lage versetzen und mit ihr mitfühlen.

Was mir an der Geschichte ebenfalls sehr gefallen hat, waren die kurzen Kapitel aus Matthews und Kinyuas Sicht, einem Kikuyu. Die Passagen aus Matthews Sicht ergänzen die Handlung, indem sie seine Erlebnisse an der Front beschreiben und weitere Einblicke in Momente geben, in denen er nicht in Audreys Nähe ist. Durch Kinyuas Passagen wurde der Blick der Einheimischen auf die Einwanderer verständlicher und es wurde dem Leser die Kultur der Kikuyus näher gebracht.

„Am Fuß des träumenden Berges“ ist eine gefühlvolle Geschichte vor der großartigen Kulisse Afrikas. Die Autorin hat starke und facettenreiche Charaktere geschaffen, die mich beeindrucken konnten. Dies ist eine beeindruckende Geschichte, die unter die Haut geht! Das Buch erhält von mir eine klare Leseempfehlung.

Die Rezension von Girdie zum gleichen Buch findet ihr hier: "Am Fuß des träumenden Berges" aus Girdies Sicht

Weitere Informationen zum Buch


Broschiert: 464 Seiten
Erscheinungsdatum: 8. März 2013
Verlag: Wunderlich
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