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Im Roman „Himmel ohne Ende“ von Julia Engelmann dreht sich
alles um Freunde und Freundschaften. Die Handlung spielt Mitte der 2000er
Jahre. Im Fokus steht die fünfzehnjährige Ich-Erzählerin Charlotte, die von allen
nur Charlie genannt wird. Sie ist das einzige Kind ihrer alleinerziehenden
Mutter, mit der sie zusammenlebt. Charlies Vater hat seine Familie vor einigen
Jahren verlassen und dadurch eine gravierende Lücke hinterlassen. Gerlade
erlebt Charlie einen weiteren schmerzlichen Einschnitt, denn ihre beste
Freundin hat sich von ihr abgewendet und sich mit einer Klassenkameradin angefreundet.
Charlie spürt selbst, dass sie sich verändert. Sie empfindet
sich als zu still und findet ihr Verhalten im Vergleich zu Gleichaltrigen oft seltsam.
In ihrem Umfeld fällt auf. Dass sie eigentlich nie lacht. Gedanken, die sie
selbst als unsinnig erkennt, kreisen unaufhörlich in ihrem Kopf und lassen sich
nicht verdrängen. Sie betrachtet ihr Leben häufig wie von außen und stellt sich
grundlegende Fragen: Warum bin ich so, wie ich bin? Wie kann ich zu der werden,
die ich sein möchte?
Dann geschehen kurz nacheinander Unerwartetes: Ihre Mutter lernt
einen neuen Lebenspartner kennen und zu Beginn des neuen Schuljahrs nach den
Sommerferien bekommt die Klasse den neuen Mitschüler Pommes, der eigentlich
Kornelius heißt. In Gesprächen mit ihm erkennt Charlie, dass er ihre Gefühle
erstaunlich gut nachempfinden kann. Mit ihm findet sie jemanden, mit dem sie
offen über ihre Wünsche, Ängste und Sorgen reden kann. Pommes birgt ein
Geheimnis, dass teilweise erklärt, warum er Charlie so gut versteht. Trotz des
schnell wachsenden Vertrauens zwischen ihnen ist ihre Freundschaft nicht frei
von Konflikten. Doch gerade durch diese Höhen und Tiefen beginnt Charlie sich
selbst besser zu verstehen und emotional zu wachsen.
Julia Engelmann hat das Alter ihrer Protagonistin bewusst
gewählt, denn sie begleitet Charlie einfühlsam auf dem Weg dahin, ihre Gefühle
in Worte zu fassen und sich mitzuteilen, was ein wichtiger Schritt zur
Selbstfindung ist. Im Titel spiegelt sich die Unendlichkeit der Gedankenwelt wider,
mit denen Jugendliche sich beschäftigen, wenn sie ihren Platz im Leben suchen. Vielfach
blitzt die schöne poetische Sprache auf, für die die Autorin bereits in ihren
Lyrikbänden und Poetry Slam Beiträgen bekannt geworden ist.
„Himmel ohne Ende“ von Julia Engelmann ist ein feinfühlig erzählter
Coming-of-Age-Roman, der sowohl Jugendliche als auch Erwachsene anspricht. Junge
Lesende finden darin Parallelen zu ihrem eigenen Leben, während sich Ältere
beim Lesen an ihre Jugend zurückerinnern werden. Gerne empfehle ich das Buch weiter.