Mittwoch, 23. Juli 2025

Rezension: Himmel ohne Ende von Julia Engelmann

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Himmel ohne Ende
Autorin: Julia Engelmann
Erscheinungsdatum: 23.07.2025
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar
ISBN: 9783257073232

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Im Roman „Himmel ohne Ende“ von Julia Engelmann dreht sich alles um Freunde und Freundschaften. Die Handlung spielt Mitte der 2000er Jahre. Im Fokus steht die fünfzehnjährige Ich-Erzählerin Charlotte, die von allen nur Charlie genannt wird. Sie ist das einzige Kind ihrer alleinerziehenden Mutter, mit der sie zusammenlebt. Charlies Vater hat seine Familie vor einigen Jahren verlassen und dadurch eine gravierende Lücke hinterlassen. Gerlade erlebt Charlie einen weiteren schmerzlichen Einschnitt, denn ihre beste Freundin hat sich von ihr abgewendet und sich mit einer Klassenkameradin angefreundet.

Charlie spürt selbst, dass sie sich verändert. Sie empfindet sich als zu still und findet ihr Verhalten im Vergleich zu Gleichaltrigen oft seltsam. In ihrem Umfeld fällt auf. Dass sie eigentlich nie lacht. Gedanken, die sie selbst als unsinnig erkennt, kreisen unaufhörlich in ihrem Kopf und lassen sich nicht verdrängen. Sie betrachtet ihr Leben häufig wie von außen und stellt sich grundlegende Fragen: Warum bin ich so, wie ich bin? Wie kann ich zu der werden, die ich sein möchte?

Dann geschehen kurz nacheinander Unerwartetes: Ihre Mutter lernt einen neuen Lebenspartner kennen und zu Beginn des neuen Schuljahrs nach den Sommerferien bekommt die Klasse den neuen Mitschüler Pommes, der eigentlich Kornelius heißt. In Gesprächen mit ihm erkennt Charlie, dass er ihre Gefühle erstaunlich gut nachempfinden kann. Mit ihm findet sie jemanden, mit dem sie offen über ihre Wünsche, Ängste und Sorgen reden kann. Pommes birgt ein Geheimnis, dass teilweise erklärt, warum er Charlie so gut versteht. Trotz des schnell wachsenden Vertrauens zwischen ihnen ist ihre Freundschaft nicht frei von Konflikten. Doch gerade durch diese Höhen und Tiefen beginnt Charlie sich selbst besser zu verstehen und emotional zu wachsen.

Julia Engelmann hat das Alter ihrer Protagonistin bewusst gewählt, denn sie begleitet Charlie einfühlsam auf dem Weg dahin, ihre Gefühle in Worte zu fassen und sich mitzuteilen, was ein wichtiger Schritt zur Selbstfindung ist. Im Titel spiegelt sich die Unendlichkeit der Gedankenwelt wider, mit denen Jugendliche sich beschäftigen, wenn sie ihren Platz im Leben suchen. Vielfach blitzt die schöne poetische Sprache auf, für die die Autorin bereits in ihren Lyrikbänden und Poetry Slam Beiträgen bekannt geworden ist.

„Himmel ohne Ende“ von Julia Engelmann ist ein feinfühlig erzählter Coming-of-Age-Roman, der sowohl Jugendliche als auch Erwachsene anspricht. Junge Lesende finden darin Parallelen zu ihrem eigenen Leben, während sich Ältere beim Lesen an ihre Jugend zurückerinnern werden. Gerne empfehle ich das Buch weiter.


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