Dienstag, 12. November 2019

Rezension: Opfer 2117 von Jussi Adler Olsen


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Opfer 2117 - Der achte Fall für Carl Morck, Sonderdezernat Q
Autor: Jussi Adler Olsen
Übersetzer: Hannes Thiess
Erscheinungsdatum: 20.10.2019
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783423282109

Weitere rezensierte Bände der Reihe:
Selfies - Der siebte Fall für Carl Morck, Sonderdezernat Q (Link)
Verheissung - Der sechste Fall für Carl Morck, Sonderdezernat Q (Link)
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Der Däne Jussi Adler-Olsen hat mit dem Thriller „Opfer 2117“ den achten Fall für das Sonderdezernat Q in Kopenhagen, das unter der Leitung von Carl Morck steht, geschrieben. Das Sonderdezernat ist vor einigen Jahren gegründet worden, um bereits abgeschlossene Fälle erneut zu bearbeiten. Diesmal jedoch drängt die Zeit zur Aufklärung einer neuen Tat, die per Telefon angekündigt wurde und schließlich auch die Bedrohung einer nationalen Sicherheit.

Im Mittelpunkt steht diesmal Hafez el-Assad, von allen kurz Assad genannt. Er gehört seit Gründung des Dezernats im Jahr 2002 zum Team. Sein familiärer Hintergrund und seine Herkunft wurden in den Büchern bisher bewusst von Unwahrheiten begleitet. Im vorliegenden Fall wurden alle meine diesbezüglichen Fragen zum Charakter jedoch beantwortet.

Die Handlung des achten Bands der Serie spielt im Jahr 2018, zwei Jahre nach den letzten beschriebenen Ereignissen. Sie führte mich zu Beginn des Buchs nach Barcelona zu dem wenig erfolgreichen Journalisten Joan. Auf Zypern sind Flüchtlinge aus Syrien gelandet, doch nicht alle haben die Überfahrt überlebt. Joan sieht in einer Reportage über dieses Unglück seine berufliche Chance.

Während er vor Ort in Zypern ist, wird die Leiche einer Frau an den Strand gespült, die aus guten Verhältnissen zu sein scheint. Später stellt sich heraus, dass sie nicht ertrunken, sondern erstochen wurde. Sie wird als Opfer 2117 registriert und ist titelgebend. In Kopenhagen sieht sich wenig später ein junger Gamer durch den Zeitungsbericht über diese Frau veranlasst, einen bestimmten Spielstand dazu zu nutzen, seine Eltern mit einem Samuraischwert, wie auf dem Cover abgebildet, zu bedrohen. Sein Vorhaben meldet er etwa zwei Wochen vor Erreichen des selbst gesetzten Spielziels dem Kopenhagener Kommissariat.

Die oben genannten Handlungsstränge des Thrillers sind durch den Mord von Opfer 2117 verbunden. Die Themen im Buch waren innerhalb der Serie noch nie so aktuell. Es geht um die Flüchtlingskrise, um Radikalisierung, um die Wahrheit hinter Reportagen und um die Gefahr von Computerspielen. Es ist ein sehr intensives Lesen und auch ein teilweise verstörendes. Um Wechsel in der Szenerie zu verdeutlichen, sind die Kapitel mit den Protagonisten der jeweiligen Handlung überschrieben. In unregelmäßigen Abständen findet sich dort die Angabe einer verbleibenden Tagesanzahl bis zum voraussichtlichen Erreichen der angekündigten Gewalttaten, die zusätzlich für Spannung sorgte, denn ich spürte dadurch noch deutlicher, wie schnell die verbleibende Zeit verrinnt.

Jussi Adler-Olsen ließ mich in Rückblicken tief in die Vergangenheit von Assad eintauchen. Damit verbunden sind Terror, Folter und Grausamkeiten, die aber auch in der Beschreibung der gegenwärtigen Ereignisse im Buch zahlreich zu finden sind. Der Thriller ist daher nicht für zarte Gemüter geeignet. Ich konnte mir die Geschehnisse durchaus in der Realität vorstellen, aber die kurzfristige Einsatzbereitschaft von Rose, so wie sie im Buch beschrieben wird, fand ich unglaubwürdig. Dennoch habe ich mich als Morck-Fan gefreut, wieder die Entwicklung der bekannten Charaktere der bisherigen sieben Bücher weiter verfolgen zu können. Während die Geschichte rund um Assad und auch Assads Gefühlslage durchgehend düster sind, bringt Roses Resolutheit erneut ein wenig Aufheiterung in das Geschehen. Zum Ende hin gibt der Autor einen kurzen Einwurf, den ich schon als Thema des nächsten Bands vermute.

Jussi Adler-Olsen gelingt mit „Opfer 2117“ eine lose Verflechtung dreier ungewöhnlicher Handlungen zu überaus aktuellen Themen. Das Buch ist ein Must-Read für alle Freunde des Sonderdezernats Q, weil sie hier alles über familiäre und berufliche Vergangenheit von Assad erfahren und natürlich, weil die vorliegenden Fälle auch wieder spannend sind.

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