Sonntag, 2. Mai 2021

Rezension: Kleine Wunder um Mitternacht - Keigo Higashino

 

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Kleine Wunder um Mitternacht
Autor: Keigo Higashino
Übersetzerin: Astrid Finke
Hardcover: 416 Seiten
Erschienen am 13. April 2021
Verlag: Limes

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Atsuya, Kohei und Shota sind drei Kleinkriminelle, die nach einem Einbruch einen Unterschlupf für die Nacht suchen. Sie verschaffen sich Zugang zu einem verlassen aussehenden Holzbau, in dem laut Schild einmal ein Gemischtwarenladen untergebracht war. Dann geschieht jedoch etwas seltsames: Es wird ein Brief eingeworfen, dessen Verfasserin unter dem Pseudonym „Mondhase“ verzweifelt nach Rat sucht. In einer Zeitschrift im Laden finden die drei einen Artikel darüber, dass der ehemalige Inhaber Namiya Jahrzehnte zuvor auf alle Briefe mit einer Antwort reagiert hat, die er im Milchkasten hinter dem Haus deponiert hat. Auch Kohei formuliert nun eine Antwort und legt sie in den Milchkasten. Kurz darauf ist sie verschwunden und ein neuer Brief von Mondhaste trifft ein, obwohl sie niemanden gehört haben. Hier scheint ein Wunder am Werk zu sein...

Die Idee der Geschichte, dass mithilfe eines Briefkastens und eines Milchkastens Zeilen durch die Zeit geschickt werden können, fand ich faszinierend. Schon nach wenigen Seiten entsteht eine Korrespondenz zwischen den drei Einbrechern und Mondhase. Letztere steht vor der schwierigen Entscheidung, an der Seite ihres todkranken Freundes zu bleiben oder weiter für die Teilnahme an Olympia zu trainieren, worum ihr Freund sie bittet. Die von Kohei formulierte Antwort ist nicht sonderlich eloquent und durchdacht. Doch als die drei merken, dass sie sich hier tatsächlich mit einer Person aus der Vergangenheit unterhalten, wächst ihr Interesse an der Sache.

Im weiteren Verlauf des Buches geht es nicht nur um die drei Kleinkriminellen und Mondhase. Die nächsten Kapitel erzählen die Geschichten anderer Menschen, die zu irgendeiner Zeit einen Brief bei Namiyas Gemischtwarenladen eingeworfen haben. Sie alle steckten in verzwickten Situationen, die thematisch jedoch ganz unterschiedlich sind und über die ich nichts verraten möchte. Auch die Geschcihte von Namiya selbst und wie er zum Ratgeber wurde wird erzählt. Eine besondere Rolle spielt auch das Kinderheim Marukoen, zu dem die Charaktere alle irgendeine Verbindung haben.

Ich fand die Geschichte sehr berührend und emotional, gleichzeitig aber wunderschön. Der Tod spielt immer wieder eine Rolle, doch es gibt auch viele Entwicklungen, die Hoffnung schenken. Auf den ersten Blick wirkt das Buch wie eine Ansammlung von Kurzgeschichten, doch je weiter man liest, desto stärker merkt man, dass alle Geschichten eng miteinander verbunden sind und gemeinsam ein rundes Bild erzeugen. Das magische Element der Briefe, die durch die Zeit geschickt werden, fügt sich gelungen in die Handlung ein. Ich lade Euch herzlich ein, Euch von dieser Geschichte verzaubern zu lassen - mich hat sie mitten ins Herz getroffen!

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