Dienstag, 4. Mai 2021

Rezension: Freiflug von Christine Drews

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Freiflug
Autorin: Christine Drews
Erscheinungsdatum: 12.03.2021
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783832170820

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Der Prolog in Christine Drews Roman „Freiflug“ beschreibt den tödlichen Unfall der gerade erst 25 Jahre alten Rita Maiburg, der ersten Linienflugkapitänin der Welt. Dieser Anfang sorgte für einen furiosen Auftakt einer sehr bewegenden Erzählung, die auf wahren Begebenheiten in Bezug auf die Pilotin und ihren gegen die Lufthansa geführten Prozess beruht. Die Autorin flicht aber auch die interessante Geschichte der fiktiven Rechtsanwältin Katharina Berner ein. Beide zeigen ihre Stärke in dem unbeirrten Weg den sie dafür gehen, ihre Träume Wirklichkeit werden zu lassen.

Mit der finanziellen Unterstützung ihrer Eltern hat Rita Maiburg Ende der 1960er Jahre ihre Privatpilotenlizenz erworben und suchte danach, sich als Berufspilotin zu verwirklichen. Nach einer kurzen Anstellung bei einem Frachtunternehmen in München bewirbt sich Rita 1974, inzwischen einige Zeit arbeitslos, bei der Lufthansa als Flugzeugführerin. Doch ihre Bewerbung wird abgelehnt, weil man grundsätzlich keine Frauen in diesem Job einstellt. Rita strebt darauf hin einen Prozess an, weil sie findet, dass die Absage nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Sie wendet sich an Katharina, die sich gerade mit einer Rechtsanwaltskanzlei in Köln selbstständig gemacht hat. Auch sie hat sich gegen manche Konvention der Zeit gestellt und unterstützt Rita dabei, ihre Rechte einzuklagen.

Zwar hat Rita in der Realität die Klage tatsächlich eingereicht und diese bildet auf die Möglichkeit, dass die beiden Protagonistinnen einander begegnen, doch der Kampf der Frauen für verschiedene Rechte in den 1970er steht in der Geschichte im Mittelpunkt. Sowohl im Leben von Katharina wie auch im Privaten von Rita baut die Autorin beispielhaft einige für die Zeit typische Themen ein und bedient so ebenfalls das eine oder andere Klischee.

Die Familien der Hauptfiguren sind gegensätzlich: Ritas Eltern sind deutlich jünger als die von Katharina, die viel jünger ist als ihre Geschwister. Obwohl Herr und Frau Maiburg Architekten sind, übt Ritas Mutter ihren Beruf nicht mehr aus, sondern kümmert sich um Haushalt und Kinder, wie es damals üblich war und dem Ehe- und Familienrecht entsprach, das aber 1977 endlich reformiert wurde. Genauso ist es bei den Berners, aber anders als bei Katharinas betuchten Eltern haben Ritas stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme ihrer Tochter. Demgegenüber wird in Katharinas Familie Vieles verschwiegen, was aber einige Geheimnisse bietet, die im Laufe des Romans gelüftet werden und zur Unterhaltung beiträgt.

Christine Drews schreibt in ihrer Erzählung auch über den Umgang mit Drogen und Drogensüchtigen sowie über die Bedeutung des Ansehens von Unternehmen in der Öffentlichkeit und der Wahrnehmung von Ereignissen durch Medien in den 1970ern. Die Handlung spielt in Köln, der Stadt in der die Autorin heute lebt. Gekonnt fügt sie in ihren Roman einiges an Lokalkolorit und auch kulturelle Details der damaligen Zeit ein. Aufgrund von kleinen Cliffhangern am Ende der Abschnitte, die zwischen den Protagonistinnen ständig wechseln, entsteht eine durchgehend hintergründig vorhandene Spannung, die den Lesefluss antreibt.

In ihrem Roman „Freiflug“ schreibt Christine Drews über zwei starke Frauen in der Verbindung einer realen mit einer fiktiven Figur, die beide für die Gleichberechtigung in den 1970er Jahren kämpfen. Aufgrund einiger Nebenhandlungen mit manchem verborgenen Detail ist die Geschichte abwechslungsreich und kurzweilig. Ebenso stimmt die Erzählung nachdenklich über das bis heute erreichte in Sachen der Emanzipation und der Dinge, die nach anzugehen sind. Gerne empfehle ich das Buch daher uneingeschränkt weiter.


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