Montag, 27. Februar 2023

Rezension: Das dritte Land von Karina Sainz Borgo


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Das dritte Land
Autorin: Karina Sainz Borgo
Übersetzerin: Angelica Ammar
Hardcover: 320 Seiten
Erschienen am 22. Februar 2023
Verlag: S. FISCHER

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Angustias Romero flieht gemeinsam mit ihrem Mann und ihren sieben Monate alten Zwillingen vor einer mysteriösen Seuche, die Körper und Geist befällt. Die Reise aus den östlichen in Richtung der westlichen Berge ist beschwerlich und weit, die hygenischen Verhältnisse katastrophal. Die Zwillinge sterben auf der Reise. Schließlich gelangen Angustias und ihr Mann wie viele andere in die Grenzregion. Ihre Vorräte sind aufgebraucht, ihr letztes Geld und die Papiere wurden gestohlen. Im Dorf Mezquite hören sie erstmals von Visitación Salazar, die in der Nähe ein Stück Land besetzt hat, den Friedhof "Das dritte Land", wo sie Tote in Würde bestattet. Angustina findet dort ein Grab für ihre Zwillinge und beschließt, zu bleiben. Doch der Friedhof ist Alcides Abundio, dem reichsten und mächtigsten Mann der Grenzregion, ein Dorn im Auge. Und seine Mittel, um seinen Willen durchzusetzen, sind tödlich...

Die Geschichte beginnt mit der Ankunft von Angustias und ihrem Mann auf dem Friedhof "Das dritte Land". Es folgt ein Rückblick, in welchem ich erfuhr, warum sie geflohen sind und wie sie bis dort gelangt sind. Von Beginn ist es eine schwere Lektüre, in der ein Leben nicht viel wert und der Tod allgegenwärtig ist. Im fiktiven Grenzland zwischen den östlichen und den westlichen Bergen regiert die Gewalt. Hier stranden Menschen, die vor der Pest geflohen sind, nur um festzustellen, dass sie nun der Willkür der bewaffneten Guerilla, den Irregulären, ausgesetzt sind.

Neben der Geschichte von Angustias erfuhr ich mehr über Aurelio Ortiz, den Bürgermeister von Mezquite. Er wird von dem einflussreichen Alcides Abundio kontrolliert, der von ihm verlagt, Visitación Salazar von dem besetzten Land zu vertreiben, das ihm gehört. Abundio arbeitet auch mit den Irregulären zusammen, denen er unter falschen Versprechungen neue Männer schickt, die nach Arbeit suchen. Gespannt verfolgte ich, ob Visitación und Angustias sich den Versuchen, den Friedhof zu schließen, wiedersetzen können. So unterschiedlich die leidenschaftliche Visitación und die eher zurückhaltende Angustias charakterlich sind, sie haben gemein, dass sie unabhängige Frauen sind, die bereit sind, für das zu kämpfen, was ihnen wichtig ist.

Diese Lektüre über Entwurzelung, Schmerz, Gewalt und Tod ist keine einfache, doch dem wird Widerstand, Zusammenhalt, Mitgefühl und Freundschaft entgegengesetzt. Das Buch vermittelt damit eine wichtige Botschaft, die zu lesen sich lohnt.

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