Dienstag, 17. Juni 2014

[Rezension] Helena Marten - Der Zitronengarten

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Titel: Der Zitronengarten
Autor(innen): Helena Marten
Erscheinungsdatum: 19.05.2014
Verlag: Diana Verlag
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
(Haupt)Handlungsort: Frankfurt am Main
Handlungszeit: 1764 




„Der Zitronengarten“ von Helena Marten, dem Pseudonym zweier Autorinnen, ist ein historischer Roman und nimmt den Leser zunächst mit nach Frankfurt am Main in das Jahr 1764. Zitronen sind nicht nur titelgebend, sondern kommen in dieser Erzählung, in der es um die Kaufmannsfamilie Montanari geht, die Handel zwischen Italien und Deutschland betreibt, immer wieder vor. Eine passende, schöne Einbandgestaltung für diesen Roman.

Der ursprünglich aus Italien stammende Kaufmann Domenico Montanari ist bei einem tragischen Unglücksfall ums Leben gekommen. Seine Frau Sophia und seine Tochter Luisa erfahren bei der Testamentseröffnung, dass der vor einigen Jahren von zu Hause weggelaufene Sohn der Haupterbe ist und dieser bis zu seiner Rückkehr vom Bruder des Erblassers vertreten werden soll. Hier erfährt Luisa zum ersten Mal von ihrer in Italien lebenden älteren Schwester Francesca, denn beide bedenkt der Vater aus dem Erbe je zur Hälfte mit einer alten Mühle unweit des Firmensitzes. 

Derweil befindet sich Francesca mit ihrer kleinen Tochter Graziella in einer brenzligen Situation auf Sardinien, aus der sie sich und Graziella mit knapper Not retten kann. Francescas Mann bleibt zurück, sie weiß nicht, ob er überlebt hat. So kommt sie mit ihrer Tochter im weiteren Verlauf bis nach Frankfurt zum Haus ihres Vaters, wo sie zum ersten Mal von dessen Tod erfährt. Von Sophia und Luisa wird sie sehr unfreundlich empfangen, aber mittlerweile hat der Neffe von Domenico im Auftrag seines Vaters nicht nur die Geschäfte des Unternehmens übernommen, sondern auch Luisa aus dem gemeinsamen Büro verdrängt. Dagegen begrüßt er Francesca sehr freundlich, so dass sie ihm gleich ihre Sympathie schenkt. Bis eines Tages Graziella entführt wird und Francesca alles daran setzt ihre Tochter zu finden.

Der Roman lässt sich flüssig lesen, interessanterweise sind an passenden Stellen immer wieder italienische Phrasen eingefügt. Ein wenig habe ich die gehobene Redeweise vermisst, wie sie vielen historischen Romanen eigen ist und mich dadurch in der Zeit rückversetzt. Die historischen Details wurden ordentlich recherchiert. Befremdlich fand ich, dass der Tod einer jungen Frau kein weiteres Interesse von offizieller Seite zukam. Erst mit und mit ergibt sich, wieso und warum letztendlich Graziella entführt wurde. Doch nach Auflösung der Familiengeheimnisse blieb für mich die große Frage im Raum stehen, was Domenico Montanari veranlasst haben könnte, ein für seine Töchter und seine Frau so unerfreuliches Testament zu verfassen. 

Was man den beiden Autorinnen zusagen muss, ist die Kunst am Fabulieren. Doch die Begründungen für die immer wieder unerwarteten Wendungen in der Geschichte waren so ausführlich, mit kleinen Geschichten am Rande gespickt, die in keinem Bezug zum Hergang standen, so dass die Erzählung letztlich nur aufgebläht und langweilig wurde. Keine der Charaktere konnte mich für sich gewinnen, zu flatterhaft war ihr Handeln. Letztlich entsprach keine der weiblichen Protagonistinnen meiner Vorstellung von der Rolle der Frau zu dieser Zeit, was aber durchaus unterhaltsam war. Insgesamt gesehen war der Roman angenehm zu lesen, konnte mich aber leider nicht ganz überzeugen.


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