Donnerstag, 25. April 2019

Rezension: Die Frauen von Salaga von Ayesha Harruna Attah


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Die Frauen von Salaga
Autorin: Ayesha Harruna Attah
Übersetzerin: Christiane Burkhardt
Erscheinungsdatum: 11.03.2019
Verlag: Diana (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783453292192
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Der Roman „Die Frauen von Salaga“ ist der Debütroman der in Ghana geborenen Ayesha Harruna Attah, die heute im Sengal lebt. Ihre Schilderungen basieren auf den wahren Erlebnissen ihrer Ururgroßmutter, die den Hintergrund für die Geschehnisse rund um Aminah, eine der Protagonistinnen, bilden. Das Cover des Buchs schwelgt in intensiven Farben die auch bei der Gestaltung afrikanischer Waxprints Anwendung finden. Der Titel führte mich direkt nach Afrika in eine Region, in der noch keine Erzählung der von mir gelesenen Bücher spielte. Ich freute mich daher nicht nur auf gute Unterhaltung sondern auch auf eine kulturelle Reise. Die Geschichte spielt um das Jahr 1890 in der britischen Kronkolonie Goldküste, dem heutigen Ghana.

Aminah ist 15 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Oasendorf. Am liebsten möchte sie Schumacher werden wie ihr Vater, der immer wieder zum Verkauf seiner Ware mit Karawanen auf Reisen geht. Doch während einer seiner Abwesenheiten wird das Dorf überfallen und verbrannt, Menschen und Vieh werden verschleppt. Nach einer Zeit als Sklavin auf einem Gehöft wird sie auf dem Markt von Salaga erneut zum Kauf angeboten. Hier begegnet sie der kaum älteren Wurche, der Tochter eines Stammesführers, die wie Aminah davon träumt, eines Tages in die Fußstapfen ihres Vaters treten zu können. Taktik ist ein wichtiges Instrument zur Stärkung der Führungsmacht. Daher wird für Wurche gegen ihren Willen eine Ehe arrangiert. Bei gelegentlichen Ausflügen nach Salaga verliebt sie sich in Moro, einen jungen Sklavenhändler, mit dem sie sich fortan heimlich im Hinterzimmer eines Landlords trifft. Bei einem ihrer Ausflüge trifft sie hier auf Aminah und beschließt spontan, sie zu kaufen.

Ayesha Haruna Attah hat mir mit ihrer Geschichte eine mir unbekannte Kultur näher gebracht. Zunächst benötigte ich einige Zeit, ehe mir die fremden Bezeichnungen und Eigennamen geläufig wurden. Die Beschreibung von Kleidung, Mahlzeiten, Geräuschen, Gerüchen und auch verschiedene Ansichten der Stammesmitglieder brachten mir das Leben an der Goldküste kurz vor dem 20. Jahrhundert näher. Der Roman ist in einer für die Gegend wechselhaften Epoche angesiedelt, während der die Stämme, die führende Ethnie der Aschanti, die Briten, Deutsche und Franzosen um die Vormacht kämpften. Daraus ergibt sich ein buntes Sprachengemisch.

Obwohl die Autorin Handlungen schildert, die für uns verwerflich sind, versucht sie nicht zu werten und ihre eigenen Emotionen nicht einfließen zu lassen. Doch vor allem ihren beiden Protagonistinnen gesteht sie tiefgreifende Gefühle zu. So konnte ich an manchem inneren Konflikt von Aminah und Wurche teilhaben wie beispielsweise bei der Klärung der Frage, ob man einen Sklavenhändler trotz seiner anstößigen Tätigkeit lieben kann und darf. Sowohl Aminah wie auch Wurche haben keine Chance sich gegen ihr Los aufzulehnen. Es wird deutlich, dass vielfach das Leben des Einzelnen fremdgelenkt und -geleitet wird und in der Bevölkerung eine gewisse Schicksalsergebenheit vorherrscht. Gezeigt wird auch, dass der wachsende Einfluss der Europäer die Einheimischen zu neuen Lebensweisen zwingt.

„Die Frauen von Salaga“ beschreibt eine bewegten Zeit in der Kronkolonie der Goldküste. Gekonnt verknüpft Ayesha Harruna Attah das Leben zweier junger Frauen mit unterschiedlichem Rang. Beide besitzen Träume, die durch das vorherrschende Patriarchat bedroht werden. Einige unvorhersehbare Wendungen gestalten den Roman abwechslungsreich und lesenswert. Gerne empfehle ich das Buch weiter. 



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