Donnerstag, 26. Januar 2023

Rezension: Die Frauen vom Lindenhof: Ein Neuanfang für uns von Katharina Oswald

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Die Frauen vom Lindenhof: 
Ein Neuanfang für uns (Band 1 von 3)
Autorin: Katharina Oswald
Erscheinungsdatum: 25.01.2023
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch mit Klappen
ISBN: 9783596706525

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Thema der Trilogie „Die Frauen vom Lindenhof“ ist das Streben nach Selbstbestimmung der jeweiligen Protagonistin in den 1950er, 1980er und 2000er Jahren. Sie leben auf einem Hof, der etwas außerhalb eines Dorfs im Hohenloher Land in Baden-Württemberg liegt. Andrea Bottlinger und Claudia Hornung schreiben die Reihe gemeinsam unter dem offenen Pseudonym Katharina Oswald. Im ersten Band mit dem Untertitel „Ein Neuanfang für uns“ kämpft Marianne Wagner 1953 und den folgenden Jahren darum, eigenständig die Schreinerei ihres verstorbenen Vaters mit einer frischen Geschäftsidee weiterführen zu können.

Mariannes Mutter Barbara verdient mit Näharbeiten das Geld für den Haushalt der Familie zu der sie selbst, ihre drei Kindern und ihr Schwiegervater gehören. Nach dem Verlassen der Volksschule hat Marianne sie im Haushalt auf dem Lindenhof unterstützt und Botengänge erledigt. Doch sie möchte gerne mit einer Arbeit, an der sie Freude hat, Einkommen erzielen. Die Schnitzarbeiten ihres Opas wecken ihr Interesse und andernorts sieht sie schöne Dinge aus Holz, die sie zu der Überlegung bringen, die Werkstatt wieder aufzubauen. Mit Ausnahme ihres engsten Umfelds glaubt niemand an die Verwirklichung ihrer Vorstellungen und sie muss viele Steine beiseite räumen, die ihr in den Weg gelegt werden.

In einem angenehmen Schreibstil schildern die beiden Autorinnen die Mühen der Protagonistin um ein selbstbestimmtes Leben. Mit dem Freund der jüngeren Schwester bringen sie einen Antagonisten ins Spiel, der Marianne das Leben schwer macht. Aber nicht alle seine Einwände sind von der Hand zu weisen, wenn man sie in den zeitlichen Kontext einordnet. Er verhält sich zuvorkommend gegenüber seiner Freundin. Die Autorinnen verstehen es, seine wahren Absichten lange verbergen.

Glücklicherweise findet die Hauptfigur Unterstützung bei Personen, auf die sie sich verlassen kann, denn ohne sie ist die Erfüllung ihres Traums kaum möglich. Mehr als einmal überlegt Marianne aufzugeben. Einer, der ihr Mut macht und seine Arbeitskraft eifrig einsetzt ist Alexandre, dessen familiäre Herkunft lange geheim bleibt. Von Beginn an, weiß die Protagonistin, dass der Lindenhof nur eine Zwischenstation für ihn ist, weil er seine eigenen Träume verwirklichen möchte. Es entsteht eine hintergründige Spannung dadurch, ob Marianne sich ohne ihn zurechtfinden wird, sowohl in beruflicher Sicht als auch in Sachen Liebe. Gerne hätte ich mehr über ihre Kindheit und Jugend erfahren sowie ihr Alter.

Auch acht Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Erinnerung daran immer noch lebendig und hat seelische Wunden hinterlassen. Obwohl Frauen sich zur Kriegszeit nicht nur im Haushalt , sondern oft im Beruf engagieren mussten, um das Überleben der Familie und beziehungsweise oder den Bestand des Unternehmens zu sichern, werden sie in den 1950er wieder in die früheren Rollenverhältnisse zurückgedrängt. In Katharina Oswalds Geschichte ist der Esprit der Zeit deutlich zu spüren. Neben dem Charme der ländlichen Gegend vermittelten die Autorinnen mir auch einen Eindruck vom Stadtleben in Schwäbisch Hall.

Mit dem Roman „Ein Neuanfang für uns“ ist Katharina Oswald der Auftakt der Serie über die Frauen vom Lindenhof gelungen. Auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben muss sich die Protagonistin Marianne gegen die in den 1950er Jahren allgemein geltende Überlegenheit der Männer in Sachen Entscheidungen durchsetzen. Sie kämpft mit unvorhersehbaren Schicksalsschlägen und verliebt sich in einen Mann, der mit seinem Talent beruflich in Paris erfolgreich werden möchte. Von Beginn an hofft man, dass die sympathische Hauptfigur ihre Ziele erreichen wird. Mancher Rückschlag sorgt dabei für ein ergreifendes Lesevergnügen bis zum Schluss. Gerne empfehle ich das Buch weiter und freue mich auf den zweiten Band, der in den 1980er Jahren spielen wird.


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