Samstag, 2. August 2025

Rezension: Durch das Raue zu den Sternen von Christopher Kloeble


Durch das Raue zu den Sternen
Autor: Christopher Kloeble
Hardcover: 240 Seiten
Erschienen am 12. Juli 2025
Verlag: Klett-Cotta
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Vor acht Monaten ist die Mutter von Arkadia Fink, genannt Moll, kurz weggegangen. Moll wartet seither auf ihre Rückkehr und kann es gar nicht ertragen, wenn andere Leute Sätze mit „Deine Mutter ist“ beginnen. Da kann es sogar vorkommen, dass sie ihrem Deutschlehrer auf die Nase haut. Daraufhin in einem leeren Klassenzimmer abgesetzt hört sie zufällig ein Vorsingen für den Knabenchor mit an und beschließt, selbst Mitglied zu werden. Wenn ihr Auftritt dann im TV übertragen wird kommt ihre Mutter bestimmt zurück. Von der Rückmeldung, dass sie als Mädchen in einem Knabenchor nichts verloren hat, will sie nichts wissen. Sie ist wild entschlossen, aufgenommen zu werden.

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive geschrieben und nimmt seine Leser:innen mit in das Leben von Arkadia, die zu Beginn des Romans dreizehn Jahre alt ist. Sie berichtet davon, dass sie auf die Rückkehr ihrer Mutter wartet und ihr Vater seit ihrem Weggang oft traurig ist. Sie bleibt gerne für sich, hört klassische Musik und telefoniert jeden Abend mit ihrer besten Freundin Bernhardina im Seniorendomizil. Selbst als sie ihren Lehrer schlägt, reagiert man darauf mit Nachsicht. Als Leserin hatte ich schnell eine Vermutung bezüglich ihrer Mutter, doch Arkadia verbietet sich jeden Gedanken in diese Richtung. Mit der Aufnahme in den Knabenchor hat sie schon bald ein Ziel, dass sie mit großer Hartnäckigkeit verfolgt.

Die grundsätzliche Frage, ob ein Mädchen in einem Knabenchor singen darf, klingt zunächst skurril. Doch wer online sucht wird stellt schnell feststellen, dass es dazu vor nicht allzu langer Zeit eine Debatte gab. Ich habe Arkadias Anstrengungen, aufgenommen zu werden, mit einer Mischung aus Bewunderung im Hinblick auf ihre Anstrengungen und Skepsis, ob dies wirklich der richtige Weg für sie ist, gelesen. Der Autor hat selbst in einem Knabenchor gesungen und lässt seine Erfahrungen einfließen, welche die Licht- und Schattenseiten zeigen. 

Mich hat die Art und Weise, wie in dieser Geschichte das Thema Trauerbewältigung verarbeitet wird, berührt. Die Grundstimmung ist melancholisch, aber dennoch hoffnungsvoll. Es gibt Szenen, die mich betroffen machten und andere, die mich zum schmunzeln brachten. Etwas irritiert hat mich, dass Arkadias Gewaltausbrüche kaum Konsequenzen haben. Es wird auch nicht weiter darauf eingegangen, dass sie in ihren Augen nichts Verwerfliches sind, weil sie ähnliches vorgelebt bekommen hat. Insgesamt kann ich „Durch das Raue zu den Sternen“ an alle Literaturbegeisterten weiterempfehlen, die Lust auf einen ergreifenden Roman haben, in dem die Musik das tragende Thema ist.

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