Rezension von Ingrid Eßer
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Ihren Kriminalroman „Freunderlwirtschaft“ siedelt Petra
Hartlieb im politischen Umfeld Österreichs an. Max Langwieser, der Minister für
Landwirtschaft und Tourismus, ist im Wohnzimmer seiner Penthouse-Wohnung gestürzt und hat sich dabei tödlich verletzt. Seine Verlobte und
Mitbewohnerin Jessica ist geflohen und unauffindbar. Die Wiener
Hauptkommissarin Alma Oberkofler, die erst vor einigen Tagen ihre Stelle
angetreten hat, findet Anhaltspunkte dafür, dass der Tote nicht durch
einen Unfall starb. Die Hinweise reichen bis in die inneren Kreise der
Regierung.
Bereits der Titel des Buchs deutet den Hintergrund für den
Ermittlungsfall an: Freunderlwirtschaft steht für eine Bevorzugung von
Verwandten, Freunden und Bekannten unter anderem bei der Vergabe von Aufträgen
wie im vorliegenden Fall. Auf der anderen Seite gilt auch das Sprichwort „eine
Hand wäscht die andere“ und sich aus einem einmal
eingegangenen Deal zurückzuziehen ist schwierig. Die Farbe des Covers nimmt Anspielung auf
eine österreichische Partei. Aus den Kapitelüberschriften ergibt sich jeweils
ein kleiner Hinweis auf den Inhalt des folgenden Kapitels.
Petra Hartlieb versteht es gut, ihren Figuren einen
ansprechenden Hintergrund zu geben. Von Alma erfährt der Lesende, warum sie zur
Kriminalpolizei gegangen ist. Sie erzählt davon, dass das Opfer und seine
Verlobte sich von Kindheit an kannten und beschreibt, wie die beiden
zueinandergefunden haben. Anders als Alma erfahren die Leserin und der Leser
den Aufenthaltsort von Jessica zu einem frühen Zeitpunkt. Ihre Gründe für eine Flucht werden Stück für
Stück aufgedeckt, sodass der Fall ein weiteres Spannungselement erhält. Die Autorin
hat Verwicklungen konstruiert, die an tatsächlichen Begebenheiten aus den
1970er-Jahren anlehnen.
„Freunderlwirtschaft“ von Petra Hartlieb ist ein
unterhaltender und gut durchdachter Kriminalroman, der politische Themen
aufgreift und stellenweise Kritik an der Gesellschaft übt. Die Autorin kreiert
mit viel Empathie interessante Charaktere, die in einer vielschichtigen Handlung
realistisch agieren. Gerne empfehle ich das Buch an Lesende weiter, die Krimis
mit politischem Hintergrund mögen.