Rezension von Ingrid Eßer
Titel: Richtig anders - anders richtig: Selbstbewusst neurodivergent
Autorinnen: Kathrin Köller und Irmela Schautz,
illustriert von Irmela Schautz und gestaltet von Svenja von Döhlen (Formdusche)
Erscheinungsdatum: 15.04.2025
Verlag: Hanser (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783446279780
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In ihrem Buch „Richtig anders – anders richtig“ beschreiben die Autorinnen Kathrin Köller und Irmela Schautz den Kosmos der
Neurodiversität, die die Vielfalt unserer Gehirne widerspiegelt. Jeder Mensch
ist einzigartig und darum kann er nicht neurodivers sein, sondern ist ein
Neurotyp, der im Vergleich mit anderen die Verschiedenartigkeit zeigt. Unsere Gesellschaft
misst den Personen grundsätzlich an einer Mehrheit. Wessen Gehirn anders funktioniert,
ist neurodivergent. Die Autorinnen widmen sich in drei Kapiteln den großen Abweichlern,
die sogar in den beiden Krankheitskatalogen aufgeführt sind: ADHS, Legasthenie
sowie Dyskalkulie und Autismus. Weitere Formen, am Rande des neurodivergenten
Spektrum sind Synästhesie, Dyspraxie, Bipolarität und Hochsensibilität. Sie werden
kurz erklärt, aber nicht weiter ausgeführt.
Kathrin Köller und Irmela Schautz möchten betroffene
Menschen mit ihren Ausführungen stärken und ihnen zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen,
unter anderem, damit sie offen mit ihrer Neurodivergenz umgehen. Zugleich
richten sich ihre Beiträge an all jene, die bisher wenig oder gar nichts über
neurologische Störungen gehört haben. In der Gesellschaft kursieren viele
Vorurteile, die durch das hier vermittelte fundierte Wissen abgebaut werden
können. Eine Diagnose kann erleichternd sein, führt jedoch leider noch immer
viel zu oft zur Stigmatisierung.
Niemand sollte sich zurückziehen, betonen die Autorinnen, wenn er denkt, dass er anders als der Durchschnitt ist. Sie heben
hervor, dass es wichtig ist, sich professionelle Hilfe zu suchen, um die
Unterstützung zu erfahren, die möglich ist. Verschweigen kann zu einer
Abwärtsspirale führen. Es ist eine Gratwanderung zwischen den Konnotationen „einfach
nur anders“ und „behindert“, was benötigte Therapie und Nachhilfe bereitstellt.
Die jeweiligen Störungen sind komplex und für jede und jeden muss eine
individuelle Hilfe gefunden werden.
In den Texten, die mit dem Button „Hero“, „Voices“, „Interviews“
oder „Porträt“ gekennzeichnet sind, werden Betroffene mal kürzer, mal länger
vorgestellt oder kommen selbst zu Wort. Zahlreiche farbige Illustrationen verdeutlichen das im Text Beschriebene und sprechen
bereits eine jüngere Leserschaft an. Das Buch ist ab elf Jahren konzipiert. Ich
empfehle es auch Erwachsenen, sich mit den Begrifflichkeiten
auseinanderzusetzen und dabei mehr über Neurodivergenzen zu erfahren.